Das Interesse der Bauern in Deutschland an einer Betriebsumstellung auf eine ökologische Wirtschaftsweise hat nach dem Hoch im Jahr 2021 nun wieder spürbar nachgelassen. Das geht aus der jährlichen Sonderfrage zum Öko-Umstellungsinteresse im Rahmen des Konjunkturbarometers hervor, das der Deutsche Bauernverband (DBV) im Dezember 2022 durchgeführt und dessen Ergebnisse er am 13. April veröffentlicht hat. Demnach zeigten sich zum Zeitpunkt der Erhebung nur mehr elf Prozent der befragten Landwirte offen für eine Ökoumstellung. Insgesamt 9,9 Prozent der Teilnehmer hätten sich dabei an einer solchen interessiert gezeigt, und 1,2 Prozent hätten sich als zur Umstellung entschlossen bezeichnet. Im Dezember 2021 waren laut DBV-Angaben dagegen noch 20 Prozent der Landwirte an einer Umstellung interessiert oder sicher dazu bereit gewesen. Dem Bauernverband zufolge spiegelt der aktuelle Wert das niedrigste Umstellungsinteresse seit Dezember 2014 wider. Damals war der Anteil mit 10,1 Prozent noch kleiner gewesen. Davor habe das Umstellungsinteresse der Landwirte im Mittel lange Jahre bei elf Prozent gelegen. Die reale Öko-Umstellungsrate habe sich 2022 indes nur noch auf 3,7 % belaufen, während es 2018 noch 9,1 Prozent gewesen seien. Als Gründe für das nachlassende Interesse nennt der DBV vor allem den niedrigen Preisabstand für die Ökorohwaren zu den konventionellen und die als zu gering wahrgenommene Absatzsicherheit. So hätten im Rahmen der Erhebung 53 Prozent der Landwirte höhere Preise und 42 Prozent gesicherte Abnahmeverträge als erforderlich für eine Umstellung genannt. Die Relevanz der Ökoflächenprämie sei hingegen im Jahresvergleich um zehn Prozentpunkte auf 23 Prozent der Nennungen gesunken. Maßgeblich für die geänderte Einstellung ist nach DBV-Einschätzung sicherlich auch, dass die konventionellen Erzeugerpreise im Ackerbau, in der Milchviehhaltung und beim Rindfleisch 2022 auf Rekordniveau lagen, während der Ökosektor das erste Mal nach Jahrzehnten des Wachstums unter einem Umsatzrückgang gelitten hat. Insgesamt hat sich der deutsche Umsatz mit Biolebensmitteln angesichts der hohen Inflationsraten und Reallohneinbußen mit weniger als minus vier Prozent aus Sicht des DBV aber als „erstaunlich stabil“ gezeigt. Damit sei der Großteil des Nachfragebooms der Coronajahre von rund 25 Prozent Zuwachs gesichert worden. (AgE)