Lebensmittelverband warnt vor paternalistischer Ernährungspolitik

Der Lebensmittelverband Deutschland hat die vom Wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) geforderte stärkere Ausrichtung von Lebensmittelerzeugung und -konsum anerkannt, warnt aber vor zu starken Eingriffen in das Konsumverhalten. Mit Blick auf das am 21. August vom WBAE vorgelegte Gutachten „Politik für eine nachhaltigere Ernährung“ betont der Verband, dass sich die deutsche Lebensmittelwirtschaft ausdrücklich zu ihrer Verantwortung bekenne, einen aktiven Beitrag für eine noch nachhaltigere Erzeugung, Veredlung, Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln zu leisten. Kritisch sieht der Lebensmittelverband Deutschland allerdings die bei der Präsentation des Gutachtens zum Ausdruck gekommenen Ansätze einer staatlichen Lenkung des Konsumverhaltens. „Die Aussagen, dass die ‚individuelle Handlungskontrolle‘ des Verbrauchers überschätzt würde und der Staat stärker gestalten müsse, zeigen eine paternalistische Lenkungsvorstellung, die den Geist des Obrigkeitsstaates atmet“, monierte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Christoph Minhoff. Er warnte, dass der Verbraucher hier von einem souveränen Bürger zum Objekt politischer Verhaltenssteuerung gemacht werden solle. Aus Sicht des Lebensmittelverbands darf das wichtige Thema einer nachhaltigeren Ernährung nicht missbraucht werden. Freiheit und Souveränität von Verbrauchern und Wirtschaft dürften nicht unter dem Deckmantel einer gut gemeinten „Fürsorge“ ausgehebelt werden. Vielmehr müsse an den richtigen Stellen angesetzt werden, um den Verbrauchern durch Bildung das notwendige Werkzeug für eine nachhaltige Kaufentscheidung an die Hand zu geben. Insbesondere die Legitimation staatlicher Ernährungssteuerung müsse kritisch geprüft werden, mahnte der Lebensmittelverband. Unzulässige Eingriffe in die individuelle Entscheidungsautonomie seien nicht zielführend und würden auch beim Verbraucher auf Akzeptanzprobleme stoßen. (AgE)

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