Milchanlieferungen erreichen Jahrestief

Die Milchanlieferungen an die Molkereien in Deutschland haben laut Analysten ihren Jahrestiefpunkt erreicht. Anfang November konnte von den hiesigen Molkereien im Vergleich zur Vorjahreswoche laut der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) gut 2 % mehr Rohstoff verarbeitet werden, was auch an den recht milden Temperaturen lag. Im gesamten Jahresverlauf war das Rohmilchaufkommen bisher aber laut vorläufigen Daten um 0,7 % rückläufig. So knapp wie noch im Sommer ist das Warenangebot am Markt für Milchprodukte derzeit nicht mehr; erneut kam es in der vergangenen Woche auch zu Preisabschlägen. Das betraf beispielsweise Schnittkäse, denn die Notierung für Edamer und Gouda als Brotware wurde am 16. November in Hannover um 10 Cent auf 5,30 Euro/kg bis 5,70 Euro/kg nach unten korrigiert. Bei der Blockware wurde der obere Spannenwert um 5 Cent auf 5,40 Euro/kg gesenkt. Die Preise tendierten uneinheitlich; bei den einzelnen Absatzkanälen gebe es unterschiedliche Mengenabrufe, erläuterte die Süddeutsche Butter- und Käsebörse in Kempten. Während der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) die Ware zügig ordere, würden die Kontrakte bei der Industrie normal abgerufen. Schwächer laufe der Käseverkauf an die Gastronomie, und im Export stünden die Preise durch den intensiveren Wettbewerb mit anderen Anbietern eher unter Druck. Einziges Milchprodukt mit einer leicht positiven Preistendenz war in der vergangenen Woche die Blockbutter. Die betreffende amtliche Notierung in Kempten wurde im Mittel um 7,5 Cent auf 6,10 Euro/kg bis 6,30 Euro/kg angehoben; in den fünf Wochen zuvor war sie allerdings insgesamt um 90 Cent/kg gefallen. Grund dafür war, dass sich die Käufer in der Industrie aufgrund des aus ihrer Sicht zu hohen Preisniveaus abwartend verhielten. Laut der Kemptener Börse hat sich das auch aktuell noch nicht entscheidend geändert. Gut gefragt blieb dagegen die abgepackte Butter; der LEH füllt derzeit seine Läger für das Weihnachtsgeschäft. Absatz finden bei den Kunden in Inflationszeiten vor allem die günstigeren Eigenmarken; die Markenware landet in größerer Stückzahl nur bei Preisaktionen im Einkaufskorb der Verbraucher.
Bei den Milchtrockenerzeugnissen kam es in der vergangenen Woche bei Vollmilchpulver zu einer deutlichen Preiskorrektur nach unten. Laut Angaben der Kemptener Börse ließ sich die Sprühware mit einem Fettanteil von 26 % nur mit einem durchschnittlichen Abschlag von 23,5 Cent verkaufen, womit das Kilogramm zwischen 4,45 Euro und 4,67 Euro erlöste. Analysten zufolge haben bei vergleichsweise ruhigem Geschäft vor allem die in den Nachbarländern bereits gesunkenen Preise zu einem Anpassungsbedarf geführt. Bei Magermilchpulver sind laut ZMB zuletzt wieder mehr Abschlüsse zustande gekommen. Innerhalb Europas sei noch Bedarf bis Jahresende gedeckt worden, und am Weltmarkt habe sich die Wettbewerbsfähigkeit von EU-Ware etwas verbessert. Allerdings mussten die Hersteller beim Verkauf Zugeständnisse machen. Laut Kemptener Börse gaben die Abgabepreise für die lebensmitteltaugliche Ware gegenüber der Vorwoche um 15 Cent auf 2,90 Euro/kg bis 3,10 Euro/kg nach. Bei den Futtermittelqualitäten ging es um 5 Cent auf 2,80 Euro/kg bis 2,87 Euro/kg nach unten. Die Vorjahrespreise werden bei Magermilchpulver nun wieder unterschritten. Auch bei Molkenpulver in Lebensmittelqualität kam es zu einem Abschlag, der sich im Schnitt auf 2,5 Cent belief, womit die Ware zwischen 1,14 Euro/kg und 1,21 Euro/kg den Besitzer wechselte.
Eine ganz andere Richtung als in Deutschland schlugen zuletzt die Milchpulverpreise am Weltmarkt ein, denn sie konnten sich befestigen. Bei der Auktion an der internationalen Handelsbörse Global Dairy Trade (GDT) ließ sich Vollmilchpulver am Dienstag vergangener Woche (15.11.) im Mittel aller Kontrakte für 3 397 $/t (3 292 Euro) verkaufen; das waren 3,1 % mehr als bei der vorherigen Versteigerung Anfang November. Für Magermilchpulver stieg der Durchschnittspreis ebenfalls um 3,1 %, und zwar auf 3 057 $/t (2 963 Euro). Aufgrund des großen Anteils des Pulvers an den Gesamtverkäufen an der GDT zog der Preisindex aller gehandelten Produkte auf der Plattform um 2,4 % an. Rückgänge bei den Verkaufspreisen von 0,8 % bei Butter und 1,3 % bei Cheddarkäse wurden bei der jüngsten Handelsrunde durch das teurere Pulver überkompensiert. Möglicherweise kommt es nun zu einer Trendwende bei den zuvor meist rückläufigen Preisen an der GDT. Auf der Südhalbkugel haben die Milchanlieferungen ihren saisonalen Höhepunkt überschritten, und in Neuseeland und Australien haben zuletzt widrige Witterungsbedingungen die Milchproduktion gedämpft. Ein stärkerer Anstieg der Preise an der GDT wird aber auch von einer Nachfrageerholung beim Großkunden China abhängen, die sich aufgrund fortgesetzter Corona-Lockdowns und einer konjunkturellen Abschwächung noch nicht eingestellt hat. (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9691 Euro) (AgE)

 

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