Milchbauern fordern vom Bundeskartellamt genaue Marktüberwachung

Eine „unverändert schlechte Wettbewerbsstellung“ der Milchviehbetriebe hat der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) beklagt. Der BDM-Vorsitzende Stefan Mann forderte bei einer öffentlichen Aktion am 27. Mai vor dem Bundeskartellamt die Wettbewerbshüter auf, den Milchmarkt und insbesondere das Verhalten der Molkereien „genau zu beobachten und der Politik erneut Hinweise zu geben, dass der Milchmarkt dringend grundlegend reformiert werden muss“. Aktuell zeige sich erneut, dass „wir Milchviehhalter weiterhin auf Gedeih und Verderb davon abhängig sind, dass die Molkereien sich unser quasi ‚erbarmen‘ und höhere Preise, die die aktuelle Marktsituation eigentlich ermöglichen würde, auch tatsächlich realisieren“, sagte Mann. Trotz einer sich für die Milchbetriebe „massiv zuspitzenden wirtschaftlichen Situation“ geschehe nichts, und alle Vorschläge, die von den Milchviehhaltern kämen, würden „abgebügelt“. Der BDM-Vorsitzende verwies zudem auf die erhebliche Steigerung der Milchproduktionskosten. Allein die Aufwendungen für Futter- und Düngemittel lägen um 25 % bis 50 % höher als noch vor ein paar Monaten. Gleichzeitig verharre der Milchpreis auf einem niedrigen Niveau von 32 Cent bis 33 Cent je Kilogramm. Es sei ein „unhaltbarer Zustand“, dass die höheren Kosten nicht weitergegeben werden könnten, so wie es jeder andere Wirtschaftsteilnehmer mache. „Trotz wiederholter Feststellungen des Bundeskartellamtes, dass es kaum Wettbewerb um Rohmilch gibt und ein Marktmachtgefälle zu Ungunsten der Milchviehhalter besteht, hat sich außer der Verkürzung der Kündigungsfristen nichts zum Positiven verändert“, stellte der BDM-Vorsitzende fest. Die Wettbewerbsstellung der Milchviehbetriebe habe sich aufgrund fehlender Abnahmealternativen sogar eher verschlechtert. Noch immer unterliege fast die komplette Rohmilchmenge Ausschließlichkeitsverbindungen und noch immer würden die Erzeugerpreise ganz überwiegend erst nach der Lieferung festgelegt. Die Preisbildung erfolge von oben nach unten. Deshalb und aufgrund des Vertrauens der Politik auf Branchenlösungen komme den Molkereien eine hohe Verantwortung gegenüber den Erzeugern zu. Dieser Verantwortung würden sie jedoch „in keiner Weise gerecht“. Sie signalisierten nicht nur dem Lebensmitteleinzelhandel offensiv, dass sie kein Interesse an höheren Preisen hätten, sondern lehnten alle Veränderungsvorschläge der Milchviehhalter kategorisch ab, monierte Mann. (AgE)

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