Im Vereinigten Königreich ist die vom Migrations-Beratungskomitee (MAC) vorgelegte Liste der Berufe, für die ein Mangel an heimischen Arbeitskräften und mithin ein Bedarf an Immigranten besteht, bei der Königlichen Vereinigung der britischen Milcherzeuger (RABDF) auf scharfe Kritik gestoßen. Sie forderte die Regierung am vorletzten Freitag (21.2.) dazu auf, in die Liste auch Mitarbeiter von Milchviehbetrieben aufzunehmen. Gemäß den in Großbritannien zum 1. Januar 2021 in Kraft tretenden neuen Einwanderungsregeln müssen sich Immigranten einem Punktesystem stellen, wobei sie je nach ihren spezifischen Fähigkeiten beziehungsweise Qualifikationen und Gehältern bewertet werden. Visa sollen dann bevorzugt Menschen mit den „größten Fähigkeiten und besten Talenten“ erhalten. Die RABDF befürchtet nun, dass die Milchviehbetriebe in Zukunft unter einem erheblichen Arbeitskräftemangel leiden werden, weil ihre Mitarbeiter nicht als „hochqualifiziert“ gelten. Bei einer Umfrage im Jahr 2016 hatte laut RABDF mehr als die Hälfte der befragten Milcherzeuger angegeben, in den vergangenen fünf Jahren Mitarbeiter von außerhalb des Vereinigten Königreichs beschäftigt zu haben; dies sei gegenüber 2014 ein Anstieg von 24% gewesen. Fast zwei Drittel der Befragten hätten als Grund dafür die unzureichende Verfügbarkeit an britischen Arbeitskräften genannt. In derselben Umfrage sei zudem mehr als die Hälfte der ausländischen Arbeitnehmer in den Milchviehbetrieben als hochqualifiziert oder hauptsächlich hochqualifiziert eingestuft worden, was die Regierung nicht anerkenne. RABDF-Direktor Tim Brigstocke warf der Londoner Regierung vor, bei diesem Thema zu blockieren. Die Beschäftigten auf einem Milchviehbetrieb müssten über eine Vielzahl an Fähigkeiten verfügen; das reiche vom Bedienen eines Computers bis hin zur Sicherung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Milchkühe. Die Mitarbeiter verfügten über die für einen solchen Betrieb erforderlichen Fähigkeiten; es sei jedoch eine andere Frage, ob sie dies mit „entsprechenden Qualifikationen“ nachweisen könnten, erklärte Brigstocke. Der frühere RABDF-Vorsitzende Mike King gab zu bedenken, dass schon jetzt ein Arbeitskräftemangel in der Branche herrsche. In den vergangenen sechs Monaten habe die Zahl der Bewerber, die sich um eine Stelle bewerben würden, stetig abgenommen, und die Zahl der offenen Stellen sei gleichzeitig immer höher geworden. (AgE)