Hohe Erwartungen haben die Vertreter der Landwirtschaft an die Gespräche in der Arbeitsgruppe Milch der Zentralen Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL). „Es müssen sichtbare und spürbare Ergebnisse erzielt werden“, sagt der Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Günther Felßner, im Interview mit AGRA-EUROPE. Idealerweise werde die ZKHL dann eine dauerhafte Einrichtung als Dialogplattform von Bauern, Verarbeitungsstufe und Lebensmitteleinzelhandel (LEH), und zwar zum Nutzen aller. Wenn dies jedoch in überschaubarer Zeit nicht gelinge, müsse man auch den Mut zur Auflösung zu haben. „Dann stünden wir aber wahrscheinlich wieder dort, wo wir vor mehr als einem Jahr waren, nämlich vor den Läden und Lägern des LEH“, warnt Felßner. Für das Vorstandsmitglied im Netzwerk Agrar, Lars Kaper, muss die ZKHL beweisen, dass sie die gesteckten Ziele auch erreichen kann. Als Beispiel nennt Kaper eine Selbstverpflichtung des Handels zur Kennzeichnung der deutschen Herkunft von Rohmilch in Milchprodukten. Zu einem unverzichtbaren Fair-Play gehöre außerdem, dass die Chancengleichheit für Landwirtschaft unabhängig von Betriebsgröße und Region erhalten bleibe. Daneben müssten Leistungen der Landwirtschaft angemessen bezahlt werden und sich geänderte Rahmenbedingungen in einem veränderten Verhalten der Beteiligten im Markt niederschlagen. Kaper: „Dass nicht der Preis allein ausschlaggebend für die Auswahl des Produkts beim LEH ist, muss auch bei den Abteilungen ankommen, die dort für den Einkauf verantwortlich sind.“
Zurückhaltend äußern sich beide Landwirte zum Auftakt der Gespräche mit dem LEH. Leider habe sich zunächst bestätigt, dass der Handel die Zentrale Koordination lediglich als „Diskussionsveranstaltung zur Bauernberuhigung“ habe nutzen wollen, so Felßner. Es sei jetzt an der Zeit, schnellstens in einen Modus zu kommen, „an dessen Ende konkrete Ergebnisse erzielt werden.“ Kaper wertet es positiv, dass „man nicht über Detailfragen redet, sondern über grundsätzliche Dinge“. Inzwischen seien die Gespräche von gegenseitigem Respekt geprägt. Reibungslos läuft offenbar die Zusammenarbeit auf Seiten der Landwirtschaft: „Es passt sowohl menschlich als auch inhaltlich sehr gut“, betont Felßner. (AgE)