Niedersachsen: Milchbauern erwarten Vertragstreue von Abnehmern

Schwer kalkulierbar bleiben dabei die Produktionskosten für die Milcherzeuger. Im Handel belebt sich die Nachfrage, die Molkereien wollen aber aus den Verträgen. Die Einflussfaktoren sind vielfältig: Es gibt mehr Milch auf Erzeugerseite, die Kaufkraft in privaten Haushalten erodiert und die Wirtschaft in China als wichtiger Exportpartner schwächelt aufgrund hoher Covid-Infektionsraten sowie einer handfesten Immobilienkrise. Weniger die Preisschwankungen, aber viel mehr das Gebaren des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) bereitet dem Landvolk-Vizepräsidenten Manfred Tannen derzeit größere Sorgen: „Der LEH versucht massiv, bestehende Verträge mit unseren Verarbeitern auszuhebeln, um die Preise noch weiter drücken zu können. Das ist ein Unding. Wir erwarten Vertragstreue, so wie wir die Kontrakte ebenfalls einhalten.“ Der Vorsitzende des Milchausschusses im Landesbauernverband erwartet aber auch für die ersten Monate im Jahr 2023 beim Milcherzeugerpreis ein hohes Niveau – verglichen mit früheren Jahren. Schwer kalkulierbar bleiben dabei die Produktionskosten für die Erzeuger, die bereits im vergangenen Jahr einen großen Teil des Erlöses wieder aufgehoben haben. Im Dezember 2022 lag der Erzeugerpreis für Standardmilch im Bereich von 60 Cent/kg; nun sinken die Preise so stark ab, wie noch nie. Angesichts des Durchschnittspreises von 2021 mit circa 36 Cent/kg sind Verbraucher- und Erzeugerpreise aber weiterhin vergleichsweise hoch.
In Deutschland und Niedersachsen liegen die Milchanlieferungen im Jahr 2023 bislang knapp 4 % über dem Vorjahresniveau bei weiterem Anlieferungsanstieg. Die Nachfrage nach Milchprodukten aus dem LEH hat sich zuletzt generell belebt. Die Entwicklung betrifft auch das Sortiment der Frischprodukte, für die aktuell über einen guten Absatz berichtet wird. Die Nachfrage nach abgepackter Butter hat in Deutschland Anfang Februar massiv angezogen. „Offensichtlich greifen die Verbraucher nach Preissenkungen im Lebensmitteleinzelhandel wieder stärker zur Butter. Die Bestellungen sind so umfangreich, dass es schwierig ist, sie überhaupt vollständig zu bedienen“, berichtet Tannen. „Möglicherweise handelt es sich um vermehrte Bevorratung in den Haushalten, was aber im Ergebnis noch abzuwarten bleibt.“ Der Außer-Haus-Verzehr von Lebensmitteln hat wieder zugenommen und im Gegenzug ist der Bedarf für das Kochen und Backen im Haushalt zurückgegangen. Auch die deutlich höhere Inflation im vergangenen Jahr dürfte zu sparsameren Einkäufen geführt haben. (Topagrar.com)

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