Arla Foods: Starkes Umsatzplus trotz schwächerem Markengeschäft

Der europäische Molkereikonzern Arla Foods hat im vergangenen Jahr durch höhere Verkaufspreise einen deutlichen Umsatzanstieg erzielt. Das wichtige Markengeschäft verzeichnete in Inflationszeiten und bei einem veränderten Verbraucherverhalten jedoch einen Absatzrückgang. Wie das Unternehmen am 9. Februar bei einer Pressekonferenz zur Jahresbilanz mitteilte, lag der Erlös 2022 mit 13,8 Mrd. € um rund 2,6 Mrd. € oder 23,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Zuwachs war dabei fast ausschließlich auf höhere Preise zurückzuführen. Der Nettogewinn legte um 50 Mio. oder 15 Prozent auf 382 Mio. € zu, was einem Anteil von 2,8 Prozent am Umsatz entsprach. „Der drastische Anstieg der Lebenshaltungskosten hat sich weltweit auf unser Geschäft und insbesondere unsere Marken ausgewirkt“, erläuterte Arla-Vorstandschef Peder Tuborgh. Diese seien weiter ein wichtiger „Werttreiber unseres Geschäfts“; mengenmäßig sei der Absatz 2022 jedoch um 3,2 Prozent zurückgegangen. Positiv habe sich hingegen die Nachhaltigkeit im Unternehmen entwickelt. So sei es mit verschiedenen Maßnahmen gelungen, die CO2-Emissionen der Kategorien Scope 1 und 2 im vergangenen Jahr in der Produktion sowie bei Logistik und Energie um vier Prozent zu senken, was gegenüber 2015 ein Minus von 29 Prozent bedeute. Auf den Milchviehbetrieben ging die Scope 3-Emission gegenüber 2021 um zwei Prozent zurück, im Vergleich zum Basisjahr 2015 um neun Prozent. „Es war ein gutes Jahr für die CO2-Reduktion“, so Tuborgh.
Arlas Finanzvorstand Torben Dahl Nyholm berichtete, dass die Milcherfassung der europäischen Molkerei gegenüber 2021 um rund 100 Mio. kg auf 13,5 Mrd. kg abgenommen habe. Der durchschnittlich gezahlte Jahresmilchpreis sei um 15 Cent oder 40,5 Prozent auf ein Rekordniveau von 52,0 Cent/kg gestiegen, zu dem noch eine Nachzahlung von 2,2 Cent hinzukomme. Das höhere Milchgeld habe dazu beigetragen, den Kostendruck bei den Landwirten aufgrund der deutlich gestiegenen Betriebsmittelpreise zu lindern, so Nyholm. Er hob hervor, das Arla 2022 damit begonnen habe, Teile des Milchpreises an Nachhaltigkeitsleistungen der Erzeuger zu koppeln. Durch das Anreizmodell würden jährlich bis zu 500 Mio. € umverteilt, um an „der Spitze einer fortschrittlichen Milchwirtschaft“ zu stehen. Ab August ließen sich maximal drei Cent/kg Milch bei Einhaltung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen erzielen. Ziel von Arla sei es, bis 2030 die Scope 3-Emission von CO2 bei Milch und Molke um 30 % zu reduzieren.
Aufgrund des hohen Inflationsniveaus schwächte sich 2022 auch bei deutschen Verbrauchern die Nachfrage für Milchprodukte ab. Zudem wurde vermehrt zu Handelsmarken und seltener zu Markenprodukten gegriffen. Laut Arlas Deutschland-Chefin Lillie Li Valeur konnten sich nur die Marken LactoFREE für Milchdrinks und die Lizenzmarke Starbucks für milchbasierte Kaffeegetränke dem Negativtrend entziehen; sie wuchsen beim Absatz im zweistelligen Prozentbereich. Als neues Produkt wird die Frischmilch „Arla Æ.K.T – Aktiv für Klima und Tierwohl“ laut Valeur nun in die Regale erster Supermärkte kommen. Das sei ein innovatives Produkt, das die Ziele und Maßnahmen in den Bereichen Klima und Tierwohl deutlich mache. Insgesamt erwartet Valeur für 2023 in Deutschland „erneut ein volatiles Jahr mit hohem Kostendruck“.
Der Gesamtkonzern Arla geht ebenfalls davon aus, dass die hohe Inflation und die Volatilität das Geschäft auch im Jahr 2023 beeinflussen werden. „Es wird zweifellos ein weiteres schwieriges Jahr werden, da das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld auf der ganzen Welt und die anhaltenden Auswirkungen des Krieges in der Ukraine den Energiemarkt und die Lieferketten weiterhin beeinflussen“, so Tuborgh. Aufgrund der geringeren Kaufkraft der Verbraucher und der Angst vor einer Rezession sei ein weiterer Rückgang des Absatzes bei Markenprodukten zwischen 1,5 bis 3,5 Prozent zu erwarten. Eine Umkehr dürfte erst 2024 erfolgen. Den voraussichtlichen Umsatz für das laufende Jahr veranschlagte der Vorstandsvorsitzende auf 13,6 Mrd. € bis 14,2 Mrd. €. Der Gewinnanteil am Erlös soll zwischen 2,8 und 3,2 Prozent liegen. (AgE)

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