Die heimische Milchwirtschaft sieht sich für einen verbesserten Klimaschutz gut gerüstet und will mit Effizienzsteigerungen in den Betrieben und hohem Einsatz für die Tiergesundheit eine weitere Verringerung klimarelevanter Gase erreichen. Dies machten das Landvolk Niedersachen, die Landwirtschaftskammer und die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN) am 3. Mai während eines Dialogforums mit Branchen- und Medienvertretern auf dem Milchviehbetrieb Seetzen in Varel deutlich. „In Deutschland und insbesondere in Niedersachsen sind wir, was die Milch angeht, ganz klar Klimaweltmeister“, stellte Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies fest. Klimatische und züchterische Bedingungen sorgten für einen Gunststandort mit einem Fußabdruck von 1,1 kg CO2-Äquivalenten je Liter Rohmilch und dies mit sinkender Tendenz. „Weltweit ist der CO2-Fußabdruck mehr als doppelt so hoch“, verdeutlichte Hennies. Laut LWK-Vizepräsident Hermann Hermeling werden in Niedersachsen in mehr als 8 100 Betrieben knapp 800.000 Milchkühe gehalten, die jährlich mit 6,2 Mio t ein Fünftel der Gesamtmenge an Milch in Deutschland produzieren. „Weil durch die Rinderhaltung Gase wie CO2 und Methan entstehen, glauben viele Verbraucherinnen und Verbraucher, dass die Bereiche Klimaschutz und Milchwirtschaft nicht gut zueinander passen – das stellt sich bei näherer Betrachtung jedoch ganz anders dar“, betonte Hermeling. Würden Rinderbestände hierzulande abgebaut, hätte das mit echtem Klimaschutz ziemlich wenig zu tun. Denn die Produkte, die dennoch konsumiert würden, müssten aus dem Ausland mit schlechterer Klimabilanz importiert werden – die globalen Treibhausgasemissionen würden dadurch eher noch steigen. Der LWK-Fachreferent für Rinder, Dirk Albers, wies darauf hin, dass sich durch eine Abdeckung der Güllesilos sowie eine bodennahe Ausbringung der Gülle mit moderner Landtechnik Treibhausgasemissionen ebenso reduzieren ließen, wie durch eine klimaschonende Nutzung der Moore.
Die Klimaschutzexpertin der Kammer, Friederike Gerken, berichtete, dass bei der Beratung der Betriebe die Klimaeffizienz der Milchviehhaltung genau betrachtet und betriebsindividuell berechnet werde. Anschließend würden Verbesserungsmaßnahmen geplant. Großes Einsparpotential liegt laut Gerken in gesunden und langlebigen Milchkühen, die eine möglichst hohe Milchleistung erbringen. „Damit verteilen sich die entstehenden Treibhausgasemissionen auf eine große Milchmenge“, so die Expertin. Möglichkeiten für einen noch besseren Klimaschutz gebe es auch bei der Dungverwertung in einer Biogasanlage oder in der Grundfuttererzeugung. Wichtig hierbei seien ein effizienter Düngemitteleinsatz, eine positive Humusbilanz, hohe Flächenerträge sowie geringe Futterverluste. Der Gastgeber des Dialogforums, Milchviehhalter Hartmut Seetzen, berichtete, dass die Klimaanalyse der Kammer auf seinem Betrieb gezeigt habe, an welchen Stellschrauben gearbeitet werden könne, um noch klimaschonender zu produzieren. Jetzt liege der Hof beim Ausstoß unter dem Bundesmittel. „Das freut uns sehr und ist eine Bestätigung für unsere Strategie“, so Seetzen. LVN-Vorsitzender Jan Heusmann kündigte an, dass Niedersachsens Milcherzeuger in Zukunft in der Lage sein werden, die Klimabilanz ihres Betriebes unkompliziert und mit einem einheitlichen digitalen Tool zu erfassen. „Die Daten schaffen einerseits eine verlässliche Grundlage für die stetige Weiterentwicklung der Betriebe. Andererseits bieten sie unseren Molkereien eine vergleichbare und aussagekräftige Grundlage für die Errechnung des CO2-Fußabdruckes ihrer Milch und Milchprodukte“, erläuterte Heusmann. Es sei gut, dass Niedersachsen diesen gemeinsamen Branchenweg gehe und transparente Klimadaten für Handel und Verbraucher auf den Weg bringe. (AgE)