Österreich: Gmundner Molkerei tritt aus Verband der Milchwirtschaft aus

Die Gmundner Molkerei wird rund 10 Mio. € in den Standort Gmunden investieren. Doch es gibt auch noch andere weitreichende Pläne: das oberösterreichische Traditionsunternehmen will aus der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) austreten und in Bezug auf das österreichische Gütesiegelprogramm der AMA einen eigenen Weg gehen. Während der Großteil der Gmundner-Milchlieferanten weiterhin nach dem Standard AMA-Gütesiegel zertifiziert bleiben, soll nur ein gewisser Anteil am Modul „Tierhaltung Plus“ teilnehmen, so der Plan.
Die OÖ Nachrichten haben berichtet, dass sich das Unternehmen jedoch über den österreichischen Milchindustrieverband nicht mehr ausreichend repräsentiert fühle. Von Seiten des VÖM-Präsidenten Helmut Petschar werde noch das Gespräch mit dem Eigentümer Jäger gesucht. Im Falle des Gmundner Exits werde die VÖM auch nach dem Austritt 80 bis 90 Prozent der österreichischen Milch vertreten, so der Präsident. VÖM-Geschäftsführer Johann Költringer betonte, dass seine Vereinigung ein freiwilliger Interessenverband sei und den Schritt bedauere. Die VÖM habe Gespräche angeboten und er hoffe, dass es eine Einigung geben werde, so der Geschäftsführer, aber jeder müsse selber wissen, was er geschäftspolitisch mache, das sei auch nicht die Aufgabe eines freiwilligen Interessenverbands. Den Austrittswunsch hat die VÖM in schriftlicher Form erhalten. Ein Verlassen des Verbands ist laut Statut mit einer zweimonatigen Frist in jedem Quartal möglich. Beim Thema Tierwohl sei man noch bei der Ausrollung der Programme. Einige Punkte, wie das Antibiotika-Monitoring, stehen dabei in der Kritik. Johann Költringer erklärte, dass darüber hinaus nicht die sogenannte Stufe drei das große Thema sei. Ziel der VÖM sei, dass die Kombihaltung in Stufe zwei erhalten bleibe, also im Modul Tierhaltung plus. Abschließend stellte sich beim Gmundner Sonderweg für Költringer die zentrale Frage, ob man sich als Teil einer österreichischen Milchwirtschaft sehe oder nicht.
Die Gmundner Molkerei Genossenschaft, der knapp 1800 Mitglieder angehören, steht seit Ende 2022 im Konzernverbund mit dem bayerischen Milchwerk Jäger GmbH. Das gemeinsam erwirtschaftete Ergebnis wurde in der Generalversammlung im Vorjahr zum ersten Mal präsentiert. Gemeinsam wurden 861 Mio. kg Milch von insgesamt 750 Mitarbeitern verarbeitet. Daraus wurde ein Gesamtumsatz von 644 Mio. € erwirtschaftet. Damit hebt sich die erste gemeinsame Bilanz deutlich von den zuvor in Eigenregie erwirtschafteten Unternehmenskennzahlen ab. (wochenblattdlv.de)

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