Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hält konkrete Reduktionsziele für Zucker, Fette und Salz für notwendig. Das bekräftigte der Grünen-Politiker anlässlich des am 25. April veröffentlichten zweiten Zwischenberichts der „Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten“ (NRI) in Berlin. Seit dem ersten Bericht im Jahr 2020 habe es zwar eine Reduktion dieser Nährstoffe in einigen Lebensmittelgruppen gegeben, aber die Gehalte seien in vielen Produkten weiterhin zu hoch. Teilweise hätten sich die Energie- oder Nährstoffgehalte sogar erhöht. Die Erkenntnisse basieren auf dem vom Max Rubner-Institut (MRI) zwischen 2016 und 2022 durchgeführten Produktmonitoring. Die Ergebnisse aus 2023 stehen laut Bericht noch aus.
Das MRI war 2023 damit beauftragt worden, wissenschaftlich unterlegte Reduktionsziele in einem breiten Stakeholder-Prozess zu entwickeln. Diese sollen nach Angaben des Berliner Agrarressorts bis Ende dieses Jahres vorliegen. Der Bericht mache deutlich, „dass die bisherigen Reformulierungen nicht ausreichen“, begründete Özdemir diesen Schritt. Ähnlich äußerte sich Parteikollegin Renate Künast. Die agrarpolitische Sprecherin der Grünen forderte die Lebensmittelwirtschaft auf, die Rezepturen weiter anzupassen.
Die Kritik kann der Lebensmittelverband Deutschland nicht nachvollziehen. „Die Branche hält sich an ihre Vereinbarungen, die im Übrigen noch bis 2025 laufen“, erklärte Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff. Das unterschiedliche Tempo der Änderungen sei zum Beispiel in technologischen und sensorischen Grenzen begründet. Rezepturänderungen müssten weiterhin freiwillig bleiben, fordert der Branchenverband. Für den Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ), Günter Tissen, zieht der Agrarminister die falschen Schlüsse, wenn er sich mit Reduktionszielen auf einzelne Nährstoffe konzentriere. Vielmehr müsse an der Kalorienreduktion gearbeitet werden, um dem Übergewicht den Kampf anzusagen.
Die Lebensmittelwirtschaft hat sich im Rahmen der 2018 verabschiedeten NRI freiwillig dazu verpflichtet, bis 2025 den Gehalt an Zucker, Fett, Salz und Kalorien in Fertigprodukten zu reduzieren. Bisher haben elf Branchenverbände eine Selbstverpflichtung vorgelegt. Der Abschlussbericht zur NRI ist für das Jahr 2026 angekündigt. Die Reduktionsstrategie ist Teil der Ernährungsstrategie der Bundesregierung. Damit sollen eine gesunde Lebensweise gefördert und die Häufigkeit ernährungsmitbedingter Erkrankungen gesenkt werden. (AgE)