Vor allem die kräftigen Preisaufschläge für Energieträger haben den insgesamt 1 693 Genossenschaften und genossenschaftlich orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft im Jahr 2022 ein kräftiges Umsatzplus beschert. Laut Angaben des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) erhöhte sich der Gesamterlös der Unternehmen gegenüber 2021 um 19,6 Mrd Euro oder fast 29 % auf 87,6 Mrd Euro. Der Umsatzzuwachs dürfe aber darüber hinwegtäuschen, dass „die Perspektiven für unsere Unternehmen durch politische Entwicklungen immer unsicherer werden“, stellte DRV-Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers bei der Pressekonferenz am 23. März in Berlin fest. Laut DRV verzeichneten die Unternehmen der genossenschaftlichen Warenwirtschaft ein Umsatzwachstum von 37 % auf 56,0 Mrd Euro. Bei Düngemitteln verdoppelte sich der Jahresdurchschnittspreis, und für Energie stieg er um gut 50 %. Futtermittel, Agrarprodukte und Baustoffe wurden dem Verband zufolge im Mittel um etwa 30 % teurer. Zeitgleich hätten aber auch die Kosten für Logistik und Warenbeschaffung kräftig zugelegt, da Frachtraum auf Binnenschiffen und auf der Schiene durch Kohletransporte zu den Kraftwerken besetzt gewesen sei. Profitiert hat die aufnehmende Hand davon, dass die deutsche Getreideernte 2022 mit rund 43 Mio t deutlich besser ausfiel als aufgrund der Trockenheit erwartet worden war. Infolge des Exportstopps aus der Ukraine sind die Notierungen für Weizen nach Angaben des DRV zwischenzeitlich binnen weniger Tage von rund 270 Euro/t auf mehr als 400 Euro/t gestiegen.
Der Umsatz der genossenschaftlichen Molkereiunternehmen erhöhte sich 2022 laut DRV um rund 25 % auf 17,6 Mrd Euro. Die Erzeugerpreise erreichten dabei nie zuvor gesehene Höhen und lagen im Bundes- und Jahresmittel bei 53,18 Cent/kg. Die Unternehmen der Vieh- und Fleischwirtschaft setzten insgesamt rund 7,1 Mrd Euro um, was ein Plus von 16 % bedeutete. Der Zuwachs erkläre sich durch höhere Fleisch-, Schlacht-, und Nutztierpreise, berichtete der Raiffeisenverband. Die Grundlage dafür habe jedoch die ruinöse Preisbasis aus 2021 gebildet. Die Zahl der in Deutschland gehaltenen Schweine sank gegenüber dem Vorjahr dem DRV zufolge um 10 % auf 21 Millionen Tiere, und die Schweineschlachtungen gingen um 9 % auf 47 Millionen zurück. Die Anzahl geschlachteter Rinder reduzierte sich um 8 % auf 3 Millionen, das produzierte Rindfleisch um 8 % auf 1 Mio t. (AgE)