Der agrarpolitische Sprecher der CSU-Fraktion im Bundestag, Artur Auernhammer, hat seine Kritik an dem von der Bundesregierung geplanten Ausstieg aus der Anbindehaltung bekräftigt. Anlässlich des Internationalen Tags der Milch äußerte Auernhammer vergangene Woche erneut schwere Bedenken gegen das von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir anvisierte Ziel, die Anbindehaltung mit einer Frist von fünf Jahren weitgehend zu verbieten. Der Tag der Milch sei angesichts der Pläne Özdemirs „kein guter Tag für die bayerische Milchviehhaltung“, sagte Auernhammer. „Völlig realitätsferne, kurze Übergangszeiten mit einem fixem Ausstiegsdatum gefährden den Fortbestand der kleinbäuerlichen Milchwirtschaft sowie die Existenz zahlreicher Bauernfamilien“, kritisierte der CSU-Politiker. Dabei ist ihm zufolge die im Freistaat weitverbreitete Anbindehaltung von grundlegender Bedeutung für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Özdemir gefährde dagegen mit seiner Politik „ohne Rücksicht auf Verluste kleinbäuerliche Strukturen“, so Auernhammer. Auch der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Karsten Schmal, übte scharfe Kritik an dem Vorhaben. Für ihn sei völlig unverständlich, dass die im Koalitionsvertrag vereinbarte Frist von zehn Jahren auf fünf Jahre verkürzt werden solle, sagte Schmal bei einer DBV-Veranstaltung zum Tag der Milch vor dem Brandenburger Tor am 1. Juni gegenüber AGRA-EUROPE.
Der DBV-Milchpräsident gab erneut zu bedenken, dass der gewollte Umbau der Tierhaltung nur mit den Betrieben möglich, nicht gegen sie. Starre, ordnungspolitische Vorgaben seien dabei der falsche Weg, betonte Schmal. Kritik gab es für den Bundeslandwirtschaftsminister auch von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten, aber mit gegensätzlichem Vorzeichen. Sie wirft Özdemir einen „Bruch mit dem Koalitionsvertrag“ vor. Darin sei noch ein Totalverbot der Anbindehaltung vereinbart worden, statt der nun geplanten Abschaffung der ganzjährigen Anbindehaltung. Als enttäuschend wertete es der Verband, dass die Kombihaltung auch zukünftig erlaubt werde.
Die Tierschützer erklärten, dass eine kleinbäuerliche Landwirtschaft auch mit einer tiergerechten Haltung möglich sei. Gefragt sei dabei die Politik. „Höfe, die ihre Rinder auch außerhalb der Weidesaison tiergerecht halten sowie durch Beweidung Landschaftspflege betreiben und einen Beitrag zum Erhalt von Biodiversität leisten, sollten angemessen entlohnt werden“, so das Mitglied der Geschäftsführung von Vier Pfoten, Rüdiger Jürgensen. Übergangsfristen dürfe es zudem nur für Betriebe geben, die sich zu einem tiergerechten Umbau der Haltung sowie einem mehrmonatigen sommerlichen Weidegang verpflichten. (AgE)