Nicht nur in Europa und Neuseeland ist der Milchmarkt knapp mit Rohstoff versorgt, sondern auch in den USA. Laut Daten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) lag die Milcherzeugung im Januar um 1,6 Prozent unter dem Vorjahresmonat; das war der stärkste Rückgang gegenüber einem Vorjahreswert seit März 2004. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen die Washingtoner Analysten in ihrer jüngsten Prognose allerdings nur mit einem geringen Produktionsrückgang um rund 136.000 t auf 102,5 Mio. t Rohmilch; dies wäre jedoch die erste Abnahme überhaupt seit 2009. Grund hierfür ist, dass die US-Farmer angesichts gestiegener Kosten für Futter, Arbeit und Energie bereits im vergangenen Jahr damit begonnen haben, ihre Milchviehherden zu verkleinern. Im Jahresmittel 2022 dürfte der Bestand mit knapp 9,36 Mio. Kühen das Vorjahresniveau um 93.000 Tiere oder 1,0 Prozent unterschreiten. Dem soll allerdings eine steigende Milchleistung der Kühe gegenüberstehen, und zwar laut USDA um 0,9 Prozent auf durchschnittlich 10.960 kg pro Tier. Der Ukraine-Krieg hat den Ministeriumsexperten zufolge die Unsicherheit am globalen Milchmarkt verstärkt. Die US-Milchwirtschaft sei eher indirekt durch die zu erwartenden Preissteigerungen betroffen. Wenn diese von der Erzeugung auf die Kunden überwälzt werde, könne dies die nationale und internationale Nachfrage bremsen. Für den heimischen Verbrauch von Milchprodukten erwartet das Washingtoner Agrarressort gegenüber 2021 ein moderates Plus von 0,5 Prozent, bei der Exportmenge dagegen ein Minus von rund drei Prozent auf etwa 27,5 Mio. t Milchäquivalent. Das insgesamt knapp verfügbare Rohstoffangebot und die allseits zunehmenden Kosten könnten laut USDA in diesem Jahr zu einem Rekordmilchpreisniveau führen. Prognostiziert wird im Jahresmittel ein durchschnittlicher Erlös von 25 Cent/lb oder umgerechnet 0,50 € pro Kilogramm Milch; das wären 12,7 Eurocent oder 34 Prozent mehr als im Vorjahr. (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,906 €) (AgE)