Weniger Werbung für „Kalorienbomben“ im Kinderfernsehen

Die bereits im Jahr 2007 initiierte Selbstverpflichtung einiger Lebensmittel- und Getränkekonzerne auf EU-Ebene, an Kinder gerichtete Werbung für stark fett-, zucker- und salzhaltige Lebensmittel einzuschränken, zeigt offenbar Wirkung. Das belegt eine jetzt veröffentlichte Studie von Wissenschaftlerinnen des Lehrstuhls für Marktforschung der Agrar- und Ernährungswirtschaft am Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik (ILR) der Universität Bonn. Daraus geht hervor, dass nach Abschluss der Selbstbeschränkung der Konzerne die Zahl entsprechender an Kinder gerichteter Werbeclips in Deutschland abgenommen hat. Laut Doktorandin Stefanie C. Landwehr vom ILR hatte im Rahmen der Selbstverpflichtung jedes Lebensmittelunternehmen zunächst die Möglichkeit, die Kriterien weitgehend selbst festzulegen, ab welchem Fett-, Zucker- und Salzgehalt keine Werbung mehr für Kinder veröffentlicht werden sollte. Erst später seien diese Kriterien europaweit vereinheitlicht worden, aber nach wie vor würden sie von Unternehmensseite und nicht von einer unabhängigen wissenschaftlichen Stelle festgelegt. Im Oktober 2014 und damit kurz vor Inkrafttreten der Harmonisierung hätten fast alle Werbespots im Kinderfernsehen den selbst auferlegten Kriterien entsprochen, berichtete Landwehr. Auch seien die an Kinder gerichteten Werbespots insgesamt stark zurückgegangen. Die Leiterin des Lehrstuhls, Prof. Monika Hartmann, sieht in der freiwilligen Selbstverpflichtung der Konzerne einen Schritt in die richtige Richtung. Allerdings seien die selbstgewählten Kriterien der Unternehmen zur Regulierung der Werbung nicht stringent genug. Außerdem schmälere die Freiwilligkeit den potentiellen Effekt, weil nicht alle Lebensmittelunternehmen mitzögen. Darüber hinaus nutzen nach den Erkenntnissen der Forscherinnen auch Lebensmittel- und Getränkekonzerne, die die freiwillige Selbstverpflichtung unterschrieben hätten, Lücken aus. Beispielsweise werde zu den Sendezeiten des „Erwachsenenfernsehens“ weiterhin in erheblichem Maß für problematische Produkte in kindgerechter Weise geworben, obwohl auch hier Kinder oft mit vor dem Fernseher säßen. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal „Food Policy“ veröffentlicht. (AgE)

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