Die Corona-Pandemie hat auch die europäische Molkereigenossenschaft Arla Foods vor große Herausforderungen gestellt, doch zeigen die Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2020, dass das Unternehmen die Krise bestens gemeistert hat. Wie Arla am 3. September mitteilte, legte der Erlös gegenüber den ersten sechs Monaten 2019 um 145 Mio. € oder 2,8 Prozent auf 5,38 Mrd. € zu. Maßgeblich dafür sei der mengenbasierte Umsatzanstieg von 10,4 Prozent bei den Marken im Einzelhandel gewesen, da Verbraucher im Lockdown mehr zu Hause gegessen hätten. Dies habe Verluste im Food-Servicegeschäft mehr als ausgeglichen. Der Halbjahresüberschuss belief sich auf 166 Mio. €; das waren 37 Mio. € oder 28,7 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Gleichzeitig verbesserte sich die Rentabilität durch einen Anstieg des Nettogewinnanteils am Umsatz von 2,3 Prozent auf 3,0 Prozent. „Die vergangenen Monate waren wirklich absolut außergewöhnlich. Die Corona-Pandemie ist eine der schwerwiegendsten Krisen, die ich als CEO von Arla erlebt habe“, erklärte Hauptgeschäftsführer Peder Tuborgh. Der Corona-Shutdown habe bei den Verbrauchern eine sehr schnelle Veränderung der Essgewohnheiten bewirkt. Arla habe umgehend Milch aus dem wegbrechenden Gastronomie-Geschäft in den Einzelhandelsbereich umgeleitet und dank der Mitarbeiter erfolgreich die Versorgung mit nachgefragten Produkten aufrechterhalten. „Das zeigt, wie robust und agil unsere Genossenschaft für unsere Milchbauern tatsächlich ist“, betonte Tuborgh. Zu den positiven Entwicklungen im ersten Halbjahr 2020 gehört laut Arla auch, dass im Rahmen des Transformations- und Kosteneinsparprogramms „Calcium“ mit 69 Mio. € mehr Geld eingespart werden konnte als erwartet. Zudem habe trotz weltweit schwieriger Marktbedingungen an die Genossenschaftsmitglieder ein stabiler und wettbewerbsfähiger Milchpreis ausgezahlt werden können. Der Milch-Leistungspreis habe mit 37,0 Cent/kg sogar um 0,9 Cent über dem Niveau des ersten Halbjahres 2019 gelegen.
In den einzelnen Bereichen beziehungsweise Regionen wies das internationale Geschäft außerhalb Europas mit einem Umsatzplus von 22,1 Prozent auf 1,02 Mrd. € im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr das stärkste Wachstum auf. Hauptreiber dafür war laut Arla die Region Naher Osten und Nordafrika, wo der Lockdown zu einer stärkeren Nachfrage der Privathaushalte führte. In Europa fiel der Erlösanstieg mit 0,9 Prozent auf 3,18 Mrd. E€ moderat aus. Zudem wuchs das Geschäftsfeld Zutaten um 2,4 Prozent auf 360 Mio. €, während im Bereich Handel wegen cornabedingt eingeschränkter Geschäfte und gefallenen Rohstoffpreisen der Umsatz um 8,3 Prozent auf 790 Mio. € sank. Mit dem Deutschlandgeschäft zeigte sich Arla zufrieden, da hierzulande das Geschäft mit den eigenen Marken um 9,3 Prozent zulegte. Als Risikofaktoren für die zweite Jahreshälfte sieht Arla die ungewissen Folgen der Corona-Krise und nachteilige Brexit-Verhandlungen. Laut Tuborgh muss das Unternehmen langfristig so aufgestellt werden, dass es „erfolgreich durch die erwartete globale Rezession navigiert“ werden kann. Dafür müsse der Molkereikonzern agil und widerstandsfähig sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Trotz der unsicheren externen Faktoren geht Arla davon aus, die Ziele für das Gesamtjahr 2020 zu erreichen. Die Umsatzprognose für den Gesamtkonzern beläuft sich auf 10,4 Mrd. € bis 10,8 Mrd. €, der Nettogewinnanteil soll zwischen 2,8 Prozent bis 3,2 Prozent des Umsatzes liegen. Dazu beitragen soll ein mengenbasiertes Umsatzwachstum durch strategische Marken von mehr als sechs Prozent und eine Kostensenkung von 90 Mio. € bis 100 Mio. € im Calcium-Programm. (AgE)