Bisherige Nachhaltigkeitsvergleiche für Lebensmittel hinken

Wird für einen Nachhaltigkeitsvergleich von Lebensmitteln ausschließlich der CO2-Fußabdruck je Kilogramm herangezogen, führt das Ergebnis in die Irre. Zu diesem Ergebnis kommt laut dem Bundesverband Rind und Schwein (BRS) der niederländische Forscher Dr. Peter de Jong von der Van Hall Larenstein Universität in Leeuwarden. Dem Wissenschaftler zufolge sind bei einem aussagekräftigeren Vergleich auch die für den Menschen wichtigen Nähr- und Inhaltsstoffe einzubeziehen. Bei tierischen Nahrungsmitteln zeige sich meist ein höherer CO2-Fußabdruck als bei pflanzlichen Produkten, weshalb diese als schlechter für das Klima eingestuft würden. Die Veredlungsprodukte hätten aber oft einen deutlich höheren Nährwert oder beinhalten wertvolle Proteine, was bei einem alleinigen Bezug von Emissionen auf das Kilogramm unberücksichtigt bleibe. Eine faire Bewertung der Nachhaltigkeit von Nahrungsmitteln sollte also eine Kombination aus verschiedenen Nährstoffen beinhalten, so de Jong. Dafür stünden die sogenannten Nutrient Rich Food (NRF)-Bewertungen zur Verfügung, die eine Aussage über den Beitrag eines Lebensmittels zum Tagesbedarf eines Menschen erlaubten. Von nährstoffreichen Lebensmitteln würden zur Deckung des Tagesbedarfs in der Summe weniger als von nährstoffarmen benötigt. Im Endeffekt führe dies zu einer geringeren CO2-Belastung von tierischen Erzeugnissen. Eine Kombination des CO2-Fußabdrucks mit den NRF-Bewertungen von Lebensmitteln würde den Verbrauchern eine faire Orientierung zur Nachhaltigkeit und dem Nutzen eines Lebensmittels bieten, betont der Wissenschaftler. In den Industriestaaten gibt es de Jong zufolge keine Knappheit an Kalorien; vielmehr stehe die ausreichende Versorgung mit Proteinen, essentiellen Aminosäuren, Vitaminen oder Spurenelementen im Focus. Weltweit müssten jedoch laut den Vereinten Nationen (UN) jedes Jahr rund 3 Mio t Eiweiß zusätzlich produziert werden, um den zunehmenden Bedarf zu decken. Um die Ernährung nachhaltiger zu gestalten, geht es laut de Jong vor allem um die Qualität der Lebensmittel. Hierbei spiele auch die Verdaulichkeit beziehungsweise Bioverfügbarkeit der Nährstoffe eine Rolle. Pflanzliche Proteine seien oft weniger verdaulich als diejenigen in tierischen Lebensmitteln. Von den pflanzlichen Proteinen müsste also für eine ausreichende Versorgung eine entsprechend größere Menge gegessen werden, was wiederrum Auswirkungen auf den CO2-Fußabdruck der Ernährung habe. (AgE)

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