BNN sieht Bioprodukte durch den Nutri-Score benachteiligt

Der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) sieht Bioprodukte durch den in Deutschland auf freiwilliger Basis eingeführten Nutri-Score benachteiligt. Diese Kennzeichnung solle den Verbrauchern die Lebensmittelauswahl erleichtern und sie bei einer gesünderen Ernährung unterstützen, doch wichtige Faktoren würden dabei nicht berücksichtigt, so etwa der Verarbeitungsgrad oder Zusatz- und Ersatzstoffe, erklärte der Verband am 22. April. Dadurch benachteilige der Nutri-Score Biolebensmittel erheblich, weshalb diese Kennzeichnung von den Herstellern im Naturkostfachhandel bisher kaum genutzt werde. Hochwertige Inhaltsstoffe wie mehrfach ungesättigte Fettsäuren, ein hoher Ballaststoffgehalt und sekundäre Pflanzenstoffe würden in der Bewertung bestimmter Produktgruppen gar nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt, obwohl sie ein ganz wesentlicher Bestandteil gesunder und ausgewogener Ernährung seien, kritisierte der Verband. Im Gegensatz zu konventionell produzierten Lebensmitteln, die beispielsweise Zuckerersatzstoffe enthalten könnten, die vom Nutri-Score nicht erfasst würden, werde bei der Herstellung von Biolebensmitteln weitestgehend auf synthetische Ersatzstoffe verzichtet. Nur eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Ersatzstoffen sei zugelassen. Erste, bislang unveröffentlichte, Umfragen haben nach Angaben von BNN-Geschäftsführerin Kathrin Jäckel gezeigt, dass das Fehlen des Nutri-Scores Einfluss auf die Kaufentscheidung hat. Jäckel geht davon aus, dass der Erwartungsdruck auf die Biobranche steigen wird, allein dadurch, dass die großen konventionellen Lebensmittelhersteller und -händler den Nutri-Score verstärkt nutzen. Doch in seiner aktuellen Form biete der Nutri-Score keine ausreichende Orientierung für eine gesunde Ernährung, so Jäckel. Aus Sicht der Bio-Branche müsse der Nutri-Score-Algorithmus deshalb überarbeitet werden. Um die Situation zu ändern, hat der BNN jetzt in Bioläden und im Naturkostfachhandel eine Verbraucherkampagne gestartet, um die Kunden aufzuklären. Das Kampagnenmaterial für den Point-of-Sale umfasse einen Informationsflyer, der verbrauchergerechte Hintergrundinformationen liefere, und drei Plakatmotive. Anhand von konkreten Produktbeispielen würden die Kritikpunkte der Biobranche am Nutri-Score dargestellt und erklärt. Ergänzt würden die Print-Materialien durch digitale Formate für die Social-Media-Kanäle, unter anderem digitale Share-Pics und kurze Videos. (AgE)

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