Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser hat die „Branchenvereinbarung zur nachhaltigen Weiterentwicklung der Tiergesundheit und Verbesserung der Wertschöpfung in den Milchviehbetrieben in NRW“ mit ihrer Unterzeichnung am 1. Juni in Kraft gesetzt. Bereits zuvor hatten alle beteiligten Parteien, konkret der Landeskontrollverband NRW, die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV), die Rinder Union West, die Tierärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe sowie der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV), das Papier unterschrieben. Man sei sich darin einig, dass vor allem die Themenfelder Kälbervermarktung, Nutzungsdauer der Milchkühe sowie Gesundheit und Fitness der Kühe und ihrer Nachkommen besonderer Aufmerksamkeit bedürften, heißt es in der Vereinbarung. Vor diesem Hintergrund wolle man den Wissenstransfer in die Landwirtschaft, etwa zu den Chancen und Möglichkeiten einer einzelbetrieblichen Verlängerung der Zwischenkalbezeit in Beständen mit entsprechender Milchleistung und Laktationskurve sowie einer Verlängerung der Nutzungsdauer, verbessern. Ferner solle über den gezielten Einsatz von gesextem Sperma zur Erzeugung hochwertiger weiblicher Zuchttiere informiert werden, ebenso über den Einsatz von Sperma von Fleischrinderrassen zur Erzeugung rahmiger, fleischbetonter Kreuzungskälber, über die Etablierung praxistauglicher Verfahren zur Stärkung der Kälbergesundheit sowie über die Herdentypisierung und den damit in Verbindung stehenden Zuchtfortschritt. Mit der Vereinbarung erklären sich die Landwirtschaftskammer, die Rinder-Union West und der Landeskontrollverband NRW bereit, zur Verbesserung der Tiergesundheit von Milchkühen gemeinsam einen jährlichen Bericht über den Fortschritt bei der Etablierung funktionaler Zuchtmerkmale wie Nutzungsdauer, Fruchtbarkeit, Euter- und Klauengesundheit sowie Stoffwechselstabilität zu erstellen.
Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hat zugesagt, im Rahmen der Möglichkeiten ihrer Lehr- und Versuchsbetriebe die genannten Maßnahmen und Empfehlungen modellhaft umzusetzen. Zur effektiven Nutzung vorhandener betrieblicher Tiergesundheits- und Managementdaten gelte es, digitale Managementhilfen wie „Tierwohl-Apps“ in der Praxis voranzubringen, heißt es in der Vereinbarung. Es erscheine sinnvoll, die Daten der amtlichen Preisfeststellung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) für das Monitoring bei Bedarf zur Verfügung zu stellen. Seitens des LANUV könnten die gemeldeten Rinder je Kategorie und Handelsklasse jährlich zur Verfügung gestellt werden. Die Vereinbarung wurde vor dem Hintergrund der nordrhein-westfälischen Nutztierstrategie geschlossen, die eine nachhaltige und tierwohlgerechte sowie ökonomisch zukunftsfähige Nutztierhaltung anstrebt. „Wir haben in den zurückliegenden Jahren maßgebliche Schritte zur Verbesserung des Tierschutzes in der Nutztierhaltung eingeleitet“, betonte Heinen-Esser. Die Strategie solle die Milchbauern darin unterstützen, neue Wege zu gehen. Verbraucher wünschten sich langlebige Kühe, keine neuen Rekorde über Hochleistungskühe. (AgE)