Irland: Kuhmilch wird zur Mangelware

 

Irlands Milcherzeugung sinkt aktuell so stark wie in keinem anderem EU-Mitgliedstaat. Das ist ungewöhnlich, denn von 2012 bis 2022 wurde die Milchkuhherde noch um 42% auf 1,51 Mio. Tiere aufgestockt. In der Folge schnellte die Anlieferungsmenge an die Molkereien um 69% auf 9,09 Mio Tonnen nach oben. Doch bereits im vergangenen Jahr setze beim sechstgrößten Milcherzeuger der EU eine Trendumkehr ein; die Produktion sank um 4,1% auf 8,71 Mio. Tonnen. Im letzten Quartal 2023 lieferten die irischen Milchbauern 29% weniger Rohstoff an ihren Molkereien. Im Januar und Februar 2024 lag das Minus bei fast 15% im Vergleich zu den beiden Vorjahresmonaten.
Die britische Absatzförderungsorganisation für Landwirtschaft und Gartenbau (AHDB) macht für den aktuellen Rückgang vor allem widrige Witterungsbedingungen verantwortlich. Es sei in den vergangenen Monaten über weite Strecken zu nass gewesen, was sich auf die grasbasierte Milchwirtschaft in Irland stark auswirke, erläuterten die Analysten. Das schlechte Herbstwetter habe dazu geführt, dass die Kühe früher in den Stall gebracht werden mussten. Zudem habe das nasse Frühjahr den Beginn der Weidesaison verzögert, wodurch die Milchleistung je Kuh gesunken sei. Darüber hinaus habe die nasse Witterung zu höheren Kosten für Futter und Einstreu geführt. Laut Branchenvertretern ist der Milchpreis unter die Produktionskosten gefallen, was die Milcherzeugung bremse.
Die irische Milcherzeugung ist laut AHDB stark saisonabhängig und erreicht ihren Höhepunkt im Frühjahr nach dem Abkalben. Das Abkalben dauert normalerweise von Januar bis Mitte April, doch in diesem Jahr hat sich die Saison nach hinten verschoben. Das hat zu den geringeren Milchanlieferungen zu Beginn des Jahres beigetragen, weil die Kühe ihren Laktationshöhepunkt später in der Saison erreichen. Ein weiterer Faktor für geringere Milchmengen sind die zunehmenden Umweltvorschriften. Um die EU-Nitratrichtlinie einzuhalten, soll nach dem Willen der Regierung der irische Milchkuhbestand verringert werden. Die Folgen des geringeren Milchaufkommens werden momentan vor allem in der Buttererzeugung sichtbar, die im Januar und Februar 2024 gegenüber den beiden Vorjahresmonaten um 27,2% auf 13.100 Tonnen eingebrochen ist. Die Ausfuhrmenge ging in diesem Zeitraum um 18% zurück. (AgE)

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