In den USA haben sich mittlerweile Tiere in 32 Milchkuhherden in neun Bundesstaaten mit dem Virus der hochpathogenen Aviären Influenza (HPAI) von Typ H5N1 infiziert. Laut der Behörde für Tier- und Pflanzengesundheit (APHIS) wird weiter angenommen, dass wilde Zugvögel die Ursprungsquelle für die Ansteckung waren. Laut bisherigen Untersuchungen gibt es jedoch einige Fälle, in denen die Virusübertragung auch durch Viehtransporte entstand. Zudem fand das Virus auch einen Weg von infizierten Milchviehherden in nahegelegene Geflügelbestände und umgekehrt. Ende März hatte sich in Texas ein Mann über den Kontakt mit infizierten Rindern angesteckt; er war aber nicht schwer erkrankt.
APHIS hob hervor, dass die genomische Sequenzierung von aus Rindern isolierten Viren nicht darauf hinweist, dass es eine Veränderung gibt, die zu einer höheren Übertragbarkeit auf oder zwischen Menschen führt. Allerdings besteht bei Personen, die häufiger Kontakt mit infizierten Tieren haben, ein höheres Infektionsrisiko. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte kürzlich aufgrund des Nachweises von Vogelgrippeviren in der Rohmilch davor gewarnt, solche Produkte zu konsumieren. Bei pasteurisierten Milchprodukten bestünden allerdings keine Bedenken. Die US-Gesundheitsbehörden weisen ebenfalls darauf hin, dass im kommerziellen Milchkreislauf keine Gefahr für Verbraucher besteht, da in erhitzter Milch das Virus abgetötet wird.
Da sich das H5N1-Virus nachweislich auch innerhalb und zwischen Herden verbreitet hat, rät das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) dazu, Milchviehtransporte auf ein Minimum zu begrenzen. Zum jetzigen Zeitpunkt wird davon ausgegangen, dass die Minimierung der Tierbewegungen, die Durchführung guter Biosicherheitspraktiken und das Testen von Tieren vor notwendigen Verbringungen die Ausbreitung der Krankheit ausreichend begrenzen wird, um behördliche Beschränkungen oder Quarantänen zu vermeiden. Der Übertragungsweg von Kuh zu Kuh ist noch unklar. Alles was mit infizierter, nicht pasteurisierter Milch in Kontakt komme – ob Mensch, Tier oder Maschine – könne das Virus verbreiten. Bisher wurde laut APHIS keine signifikante Viruskonzentration in Atemwegsproben festgestellt, was darauf hindeutet, dass die Atemwege nicht der primäre Übertragungsweg sind.
Anders als in Geflügelbeständen, bei denen H5N1 tödlich ist, haben sich die betroffenen Milchkühe mit Symptomen in den Betrieben innerhalb von sieben bis zehn Tagen erholt und sind nicht verstorben. Betroffene Kühe werden auf den Farmen von den anderen Tieren isoliert. Das USDA geht nicht davon aus, dass eine Keulung von Tieren erforderlich sein wird. Der Terminus „hoch pathogen“ beziehe sich auf schwere Auswirkungen bei Vögeln, aber nicht unbedingt auf Menschen oder Rinder, so das Ministerium. Diesem zufolge sind derzeit auch keine negativen Auswirkungen auf die Milchversorgung oder die Verbraucherpreise bekannt. Exportsperren gibt es nicht. Fleischrinder haben sich bisher laut USDA nicht infiziert. (AgE)