Milchkuhhalter am Leistungslimit

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) hat sich besorgt darüber gezeigt, dass aufgrund des wirtschaftlichen Drucks immer mehr Kühe von den nur knapp verfügbaren Arbeitskräften betreut werden müssen. „Auf vielen unserer Betriebe sind zu wenige Arbeitskräfte für zu viele Tiere vorhanden, das lässt die Gefahr von Fehlentwicklungen steigen“, stellte der BDM-Vorsitzende Stefan Mann am 17. November in einer Pressemitteilung fest. Wer nicht mindestens 800 000 kg Milch je Arbeitskraft erzeugen könne, gelte bei vielen Beratern und Experten als nicht fähig, einen Betrieb wirtschaftlich zu führen, monierte Mann. Dabei gehe dieser Ansatz allerdings vom Optimalfall aus, bei dem alle Arbeitskräfte und Tiere absolut gesund, leistungsfähig und auch gut qualifiziert seien. Doch sehe die Praxis und Lebenswirklichkeit auf den Betrieben meist anders aus. Weder Mensch noch Tier funktionierten auf Knopfdruck. „Wir arbeiten in einem System, das bis zur Kante ausgereizt ist“, berichtete der BDM-Vorsitzende. Schuld daran sei die aktuelle Agrarmarktpolitik, die einen extremen Wettbewerbs- und Intensivierungsdruck für die tierhaltenden Betriebe zur Folge habe. Es müsse immer enger kalkuliert werden. „Wir als Bäuerinnen und Bauern müssen aber wieder in die Lage versetzt werden, uns hoch motivierte und gut ausgebildete Fachkräfte wirtschaftlich leisten zu können“, forderte Mann. Als verantwortungsvolle Halter von Kühen und Kälbern müssen wir auch eingestehen, dass sehr viele von uns in Bezug auf die Arbeitsbelastung längst das für Körper und Geist verträgliche Maß überschritten haben. „Das einzugestehen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke“, betonte der BDM-Chef. Stärke zu zeigen, bedeute jedoch auch, der Politik und der Beratung, die immer noch auf das Ausreizen der letzten Reserven setzten, die Stirn zu bieten und Grenzen aufzuzeigen. Dazu gehöre auch, Forderungen zu stellen, die nicht dem Credo „Wachsen oder Weichen“ folgten. „Es sind bereits so viele Betriebe gewachsen und gewichen und nichts hat sich in der Folge für die verbleibenden Betriebe – geschweige denn für Mensch, Tier und Umwelt – verbessert“, so Mann. Ein gründliches Umdenken sei deshalb nötig. (AgE)

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