Die weltweite Zunahme der Kuhmilcherzeugung wird sich 2021 weiter fortsetzen, wenn auch mit einem leicht abgeschwächten Tempo im Vergleich zum Vorjahr. Davon geht zumindest das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) in seiner kürzlich veröffentlichten Prognose zum Weltmilchmarkt 2021 aus. Die nach dem Corona-Einbruch zuletzt wieder anziehende Nachfrage für Milcherzeugnisse und deren Preise am Weltmarkt, regional aufgestockte Herden in wichtigen Produzentenländern und die Leistungssteigerungen bei den Tieren sind nach Auffassung der Washingtoner Analysten wesentliche Treiber für einen erneuten Anstieg des globalen Milchaufkommens. Die USDA-Experten erwarten, dass die führenden Milchproduzenten der Welt ihre Erzeugung gegenüber 2020 um rund 7,3 Mio t oder 1,4 % auf 539,5 Mio t ausdehnen werden. Für das abgelaufene Jahr wird der globale Anstieg auf etwas mehr als 7,8 Mio t oder 1,5 % geschätzt. Auffällig ist, dass für die fünf größten Milchexportnationen – das sind die Europäische Union, die USA, Neuseeland, Australien und Argentinien – nur ein unterdurchschnittlicher Produktionszuwachs in diesem Jahr von 3 Mio t Milch oder 1 % auf 304 Mio t vorhergesagt wird. Dieser würde sich damit im Vergleich zu 2020 fast halbieren. Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangte jüngst auch die niederländische Rabobank, nach der sich das Wachstum der Milchproduktion bei den wichtigsten Exporteuren von 4,5 Mio t auf 2,7 Mio t verringern soll. „Schuld daran“ hat vor allem die EU, die laut USDA bei einem um 0,3 % rückläufigen Kuhbestand nur eine geringe Zunahme der Milchmenge gegenüber 2020 um 0,4 % auf 158,1 Mio t zu erwarten hat. Die EU-Kommission war in einer Prognose im Herbst allerdings für 2021 von einem Plus bei der erfassten Milchmenge von 0,8 % auf 146,1 Mio t ausgegangen, wobei einem Anstieg der Milchleistung von 1,6 % ein Rückgang des Milchkuhbestandes von 0,8 % gegenüberstehen soll. Im Unterschied zum USDA ist in den EU-Zahlen Großbritannien nicht mehr enthalten.Bei den anderen Exporteuren wird nach Einschätzung des USDA auch Neuseeland bei der Ausweitung seiner Milcherzeugung hinterherhinken. Für dieses Land wird für 2021 ein Produktionsplus von 0,9 % auf 22,2 Mio t erwartet. Die zunehmenden Auflagen beim Umwelt- und Klimaschutz erschwerten eine stärkere Produktionsausdehnung, erläuterten auch Analysten aus Neuseeland. Fonterra als größte Molkerei des Landes rechnet für die laufende Saison 2020/21 ebenfalls nur mit einer Steigerung der Milcherfassung um 0,5 % gegenüber dem Vorjahr. Beim Nachbarn Australien ist hingegen nach den Dürrejahren aufgrund von Regenfällen wieder mit einem stärkeren Anstieg der Milchproduktion zu rechnen; dieser wird vom USDA mit 3,3 % auf 9,4 Mio t angegeben. In Argentinien haben die Erzeuger ihre Milchkuhherden zuletzt wieder aufgestockt, die Milchwirtschaft habe sich besser aufgestellt und die Preise seien vergleichsweise gut gewesen, weshalb sich die Expansion der Branche 2021 mit einem voraussichtlichen Zuwachs bei der Milcherzeugung von 2,0 % auf 11,58 Mio t fortsetzen werde, so die USDA-Analysten. Allerdings seien höhere Futterpreise und das Wetterphänomen La Niña Risikofaktoren für die argentinischen Farmer, merkte die Rabobank an. Für das eigene Land erwarten die US-Experten einen Anstieg des Milchaufkommens um 1,6 % auf 102,65 Mio t. Bei einem sehr moderaten Bestandszuwachs schlägt vor allem die voraussichtlich erneut höhere Milchleistung je Kuh zu Buche, die dem Ministerium zufolge 2021 um 1,4 % auf mehr als 10 900 kg je Kuh steigen dürfte. Für das Geschehen am internationalen Milchmarkt ist die Entwicklung des wichtigsten Importeurs China von großer Bedeutung. Für dieses Land erwartet das USDA relativ gesehen mit einem Plus von 4,5 % auf 34,5 Mio t global das stärkste Wachstum bei der Milcherzeugung; das entspräche einem Zuwachs von 1,5 Mio t. Damit würde sich die in den vergangenen Jahren erfolgte Expansion der Milcherzeugung beschleunigen. Neben einem moderat zunehmenden Milchkuhbestand auf 6,2 Millionen Tiere rechnet das USDA erneut mit spürbaren Leistungszuwächsen je Tier. Da Kleinerzeuger ausscheiden und größere Betriebe leistungsfähigere Kühe aufgestallt haben, soll 2021 die durchschnittliche Milchleistung je Kuh um 3,7 % auf 5 565 kg zulegen. Die Rabobank erwartet für die chinesische Milchproduktion 2021 sogar ein Wachstum von 6 % und rechnet über alle Produkte hinweg in Milchäquivalenten deshalb mit einem Importrückgang im zweistelligen Prozentbereich. Dazu dürfte auch der Abbau hoher Lagerbestände beitragen. Das sieht das USDA jedoch anders. Zwar dürften die Einfuhren bei weitem nicht mehr so stark wie 2020 zunehmen, doch übertreffe bei vielen Produkten in der Volksrepublik die Nachfrage das heimische Angebot, stellen die Washingtoner Fachleute fest. Deshalb sollen den USDA-Prognosen zufolge die Importe von Vollmilchpulver gegenüber 2020 um 4 % auf die Rekordmenge von 715 000 t und die von Magermilchpulver um 6 % auf 365 000 t wachsen. Zudem sagt das Ministerium für Butter einen Einfuhranstieg um 14 % auf 140 000 t sowie bei Käse um 3 % auf 130 000 t voraus. Die voraussichtliche konjunkturelle Erholung nach der Corona-Krise und wieder gelockerte Maßnahmen für den Bereich Foodservice dürften sich laut USDA 2021 auch außerhalb von China positiv auf die Importnachfrage für Milchprodukte auswirken. Davon werden die großen Exporteure unterschiedlich profitieren, zumal eine Dollarschwäche die europäischen Anbieter benachteiligen könnte. Für die EU erwarten die Analysten aus Washington nur bei Käse ein nennenswertes Ausfuhrplus von 2 % auf 950 000 t. Die ozeanischen Länder Australien und Neuseeland sollen hingegen ihre Käseexporte zusammen um rund 10 % auf 515 000 t steigern können. Auch bei Butter soll Neuseeland mit einem Zuwachs beim Auslandsabsatz von 5 % auf 495 000 t die Nase vorne haben; bei Magermilchpulver könnten die Exporte sogar um 10 % auf 390 000 t zulegen. Die EU und die USA als größte internationale Anbieter dieses Produktes sollen ihre Verkäufe auf den Weltmarkt dagegen nur um jeweils 1 % auf 845 000 t beziehungsweise 825 000 t erhöhen können. Bei Vollmilchpulver sehen die Washingtoner Analysten Australien als großen Gewinner mit einem prognostizierten Exportzuwachs von 43 % auf 50 000 t. Im Vergleich mit dem für Neuseeland vorhergesagten Anstieg von 1 % auf fast 1,54 Mio t fällt die australische Menge jedoch sehr bescheiden aus. (AgE)