Mit einer baldigen Trendwende bei den Milchauszahlungspreisen in Deutschland rechnet der Vorsitzende der Geschäftsführung der Sachsenmilch Leppersdorf GmbH, Mathias Hauer. „Im Juni rechne ich je nach Standort und Molkerei nochmal mit einem kleinen Preisschritt nach unten, aber für das zweite Halbjahr 2023 bin ich optimistisch, dass der Markt dreht“, sagte Hauer am 24. Mai auf einer Tagung des Interessenverbandes Milcherzeuger (IVM) in der Heimvolkshochschule am Seddiner See. Positiv, was die weitere Entwicklung beim Milchgeld angeht, stimmt ihn das Mitte Mai vermutlich überschrittene saisonale Hoch der Milchanlieferungen in Deutschland, wodurch das Rohstoffaufkommen in den kommenden Wochen und Monaten absehbar wieder sinke. Zudem sei damit zu rechnen, dass mit dem besseren Wetter auch das „Frische-Segment“ wieder im Absatz anziehe. „Deshalb gehe ich fest davon aus, dass wir zur Jahresmitte zumindest eine Stabilisierung der Milchauszahlungspreise sehen werden“, zeigte sich der Sachsenmilch-Geschäftsführer überzeugt.
Allerdings stelle sich der Aufschwung am deutschen Milchmarkt langsamer ein, als dies vor einigen Monaten zu erwarten gewesen sei. räumte Hauer vor rund 150 Teilnehmern der Fachtagung des IVM ein, in dem sich nach der Wende große und professionell gemanagte ostdeutsche Milcherzeugerbetriebe organisiert haben. Angeheizt durch Rohmilchauszahlungspreise von in der Spitze 60 Cent/kg sei 2022 ein Milchüberschuss am deutschen Markt aufgelaufen, der auf eine preisbedingt immer verhaltenere Nachfrage der Verbraucher nach Milchprodukten getroffen sei, erinnerte der Molkereimanager. Aufgrund des Ungleichgewichtes von Angebot und Nachfrage sei der Auszahlungspreis im Gefolge des Rohstoffwertes regelrecht eingebrochen. Anders als in früheren Überschussphasen habe auch das Exportventil nicht richtig funktioniert, da am Weltmarkt ebenfalls für die Verbraucher relevante Preisschwellen überschritten worden seien.
Zumindest funktionieren laut Hauer mittlerweile die weltweiten Lieferketten wieder. Allerdings hätten Lebensmittelkonzerne mit Produktionsstätten rund um den Globus zwischenzeitlich riesige Bestände aufgebaut, um das eigene Angebot abzusichern, aber auch, um stets bei allen Erzeugnissen lieferfähig zu sein. „Die haben 2022 alles gekauft, was es zu kaufen gab“, berichtete Hauer. Es sei eine regelrechte Panik im Markt gewesen, was zu den zeitweise „galoppierenden“ Preisen geführt habe. Jetzt registrierten auch die Großkonzerne, dass mittlerweile teures Kapital in den Lägern gebunden sei. Nestlé und Co. reduzierten deshalb ihre Bestände und hätten daher zumindest vorübergehend kaum Bedarf an Rohstoffen. Auf der anderen Seite bekomme auch er in Leppersdorf jeden Tag wieder Rohmilch angeliefert, die bei schwächelnder Nachfrage nicht immer vollständig vermarktet werden könne. „Wir können Ware ein oder zwei Wochen ins Lager stellen, aber irgendwann müssen wir reagieren. Und an diesem Punkt sind wir aktuell“, so der Geschäftsführer der Sachsenmilch GmbH, die zur Unternehmensgruppe Theo Müller gehört. (AgE)