Die Parlamentswahl in Neuseeland ist coronabedingt auf den 17. Oktober verschoben worden, doch die Milchbauern haben bereits jetzt ihre wichtigsten politischen Anliegen für die neue Regierung formuliert. Dafür hatte der Milcherzeugerverband (DairyNZ) die Farmer im ganzen Land befragt. „Bei dieser Wahl wollen wir den Anliegen und Prioritäten der Milchbauern Ausdruck verleihen, damit die Politiker die Probleme, die sich auf die Landwirte auswirken, besser verstehen können“, erläuterte DairyNZ-Geschäftsführer Tim Mackle. Bei der Umfrage „Blick aus dem Kuhstall“ kam heraus, dass 42 % Prozent der Landwirte eher über staatliche Vorschriften, als über den Klimawandel oder finanzielle Schwierigkeiten besorgt sind. Ein laut DairyNZ erschreckender Anteil von 62 % gab an, dass sie oder jemand auf ihrer Farm im letzten Jahr psychische Probleme hatte. Dabei wurden verschärfte Produktionsauflagen, finanzielle Probleme sowie die schlechte Wahrnehmung der Milchproduktion in den Medien und der Öffentlichkeit als Hauptursachen genannt. Die Hälfte der Befragten klagte zudem über einen nicht vorhanden Breitband-Internetanschluss oder schlechten Mobilempfang auf den Höfen. Skeptisch beurteilen die Milcherzeuger auch die Entwicklung des Wertes ihrer Milchfarm; 74 % rechnen mit einem Wertverlust. Weitere 64 % erwarten auch Verschlechterungen in ihrer Kommune. Mackle wies darauf hin, dass es aber auch viele positive Einschätzungen gebe. So hätten 94 % der Teilnehmer angegeben, stolz auf ihre Arbeit als Milcherzeuger zu sein, und zwei Drittel würden diesen Beruf auch ihren Kindern empfehlen. Umwelt- und Klimathemen spielen laut Umfrage auch auf den Höfen eine große Rolle, wobei die große Mehrheit der Erzeuger schon Maßnahmen in Bereichen zum Wasserschutz, Schädlingsbekämpfung oder Düngereinsparung ergriffen hat. Da 63 % der Landwirte in den vergangenen zwölf Monaten von Dürre betroffen waren, wünschen sich diese eine nationale Wasserspeicherstrategie. Die auf Grundlage der Umfrage formulierten politischen Forderungen an die neue Regierung beinhalten unter anderem Investitionen in Forschung und Entwicklung, die am Primärsektor ausgerichtet sind und Landwirte dabei unterstützen, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern ohne auf Gewinnsteigerungen verzichten zu müssen. Großer Wert wird auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit der Regierung mit dem Sektor gelegt, beispielsweise um den Bedarf an in- und ausländischen Arbeitskräften durch Schulung und Rekrutierung zu decken oder eine bessere Netzabdeckung im ländlichen Raum zu erreichen. Zudem wünschen sie sich für Neuseeland ein weltweit führendes Biosicherheitssystem gegen die Einschleppung und Verbreitung von Krankheiten. Die nationalen Anstrengen für mehr Umwelt- und Klimaschutz werden von den Landwirten unterstützt, wenn sie mit Augenmaß erfolgen und auf wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnissen beruhen. Im Bereich der Maßnahmen zur Sicherstellung der Wasserqualität, beispielsweise mit Verschärfungen der Düngevorschriften, müsse die künftige Regierung sicherstellen, dass diese fair und in der Praxis mit pragmatischen Übergangszeiträumen umsetzbar seien, fordert DairyNZ. Im Bereich des Klimaschutzes müssten die Reduktionsziele für Methan mit einer Spanne von 24 % bis 47 % überdacht und konkretisiert werden, da sie am oberen Ende über die internationalen Verpflichtungen und wissenschaftlichen Empfehlungen hinausgingen. (AgE)