Käse-Rückruf bei Aldi, Lidl und Edeka

Vom Rückruf betroffenes Produkt Verschiedene Ziegenkäse-Produkte
Vertrieben durch Unter anderem Edeka, Lidl und Aldi Süd
Grund Metallische Fremdkörper
Käse-Rückruf bei Aldi Süd, Lidl und Edeka sollte dringend beachtet werden

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht den großen Rückruf des Unternehmens Lactalis Deutschland GmbH und streicht damit gleich mehrere Marken Käse vom Speiseplan. Denn die Lactalis Deutschland GmbH beheimatet viele verschiedene Marken.
Gleich siebenmal ist Ziegenkäse in unterschiedlichen Formen von dem Rückruf betroffen und sollte auf keinen Fall verzehrt werden. Alle Produkte haben gemeinsam, dass sie von der Société Fromagère de Riblaire in Frankreich produziert wurden. Und bei allen Produkten sei laut Mitteilung nicht auszuschließen, dass sich metallische Fremdkörper darin befinden könnten.

 

Folgende Produkte sollten daher auf keinen Fall verzehrt werden:

„Président Saint Maure Weichkäse Rolle“ (200 g), EAN Nr.: 3228020114225, Identitätskennzeichen: FR 79.299.001 CE, deutschlandweit im Verkauf, Mindesthaltbarkeitsdatum: Bis zum 19/10/2022
„Président Ziegenkäse“ (1 kg), EAN Nr.: 3228021975078, Identitätskennzeichen: FR 79.299.001 CE, deutschlandweit im Verkauf, Mindesthaltbarkeitsdatum: Bis zum 31/10/2022
„Milbona Ziegenweichkäse“ (200 g), EAN Nr.: 0000020490454, Identitätskennzeichen: FR 79.299.001 CE, vertrieben durch Lidl, Mindesthaltbarkeitsdatum: 01/10/2022, 03/10/2022, 04/10/2022, 05/10/2022, 06/10/2022, 09/10/2022, 11/10/2022, 15/10/2022
„Chêne d’Argent Ziegenkäserolle“ (200 g), EAN Nr.: 0000020490454, Identitätskennzeichen: FR 79.299.001 CE, vertrieben durch Lidl, Mindesthaltbarkeitsdatum: 01/10/2022, 03/10/2022, 04/10/2022, 05/10/2022, 06/10/2022, 09/10/2022, 11/10/2022, 15/10/2022
„Cabriolait Französischer Weichkäse aus pasteurisiert er Ziegenmilch“ (200 g), EAN Nr.: 3228022160169, Identitätskennzeichen: FR 79.299.001 CE, vertrieben durch Pierre Meyer, Mindesthaltbarkeitsdatum: 04/10/2022, 11/10/2022
„Gut & Günstig Französischer ZiegenWeichkäse“ (200 g), EAN Nr.: 4311596460120, Identitätskennzeichen: FR 79.299.001 CE, vertrieben durch Edeka, Mindesthaltbarkeitsdatum: Bis zum 15/10/2022
„Roi de Trèfle Saint Maure Ziegenrolle“ (200 g), EAN Nr.: 4061458043342, Identitätskennzeichen: FR 79.299.001 CE, vertrieben durch Aldi Süd, Mindesthaltbarkeitsdatum: Bis zum 27/09/2022
Laut Angaben des Unternehmens Lactalis Deutschland GmbH seien andere Mindesthaltbarkeitsdaten nicht von dem Käse-Rückruf betroffen. Die Produkte seien seit Ende August deutschlandweit im Verkauf gewesen.
Der Verkauf in den Supermärkten und Discountern – unter anderem Lidl, Edeka und Aldi Süd – sei umgehend gestoppt geworden.

Weniger Milch in EU-Molkereien verarbeitet

Die Kuhmilchanlieferungen an die Molkereien in der Europäischen Union sind im ersten Halbjahr 2022 unter dem vorjährigen Niveau geblieben. Nach Angaben der Brüsseler Kommission wurden in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt 74,02 Mio t Rohmilch erfasst; das waren 503 000 t oder 0,7 % weniger als in den ersten sechs Monaten von 2021. Wesentlichen Anteil daran hatten Deutschland und Frankreich als die beiden Schwergewichte der EU-Milcherzeugung: Hierzulande gingen die Milchanlieferungen an die Molkereien um 1,5 % auf 16,15 Mio t zurück, in Frankreich um 1,4 % auf 12,52 Mio t. Ebenfalls um 1,5 % nahm die Erzeugung in den Niederlanden ab, und zwar auf 6,91 Mio t. Eine relativ noch viel stärkere Drosselung der Milchanlieferungen wurde aus den südosteuropäischen Ländern Rumänien, Ungarn und Bulgarien gemeldet, wo sich diese zwischen 4,6 % und 6,5 % verringerten. Beim viertgrößten Milchproduzenten in der Gemeinschaft, Italien, konnten die Molkereien dagegen unverändert 6,78 Mio t Rohmilch verarbeiten. Es gab aber auch einige Länder, in denen die Milchmenge im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2021 stieg. So legten die Milchanlieferungen in Dänemark, Lettland und Estland zwischen 0,5 % und 1,1 % zu. In Litauen und Österreich wurden mit 3,1 % beziehungsweise 3,5 % die größten Zunahmen verzeichnet. Das insgesamt geringere Rohstoffangebot führte aber dazu, dass die Molkereien in der EU gegenüber der Vorjahresperiode 2,6 % weniger Butter und 3,8 % weniger Magermilchpulver herstellten. Die Erzeugung von anderem Milchpulver, darunter Vollmilchpulver, ging um 3,2 %, diejenige von Käse aber nur unterdurchschnittlich um 1,0 % zurück. Laut Kommission war Sahne das einzige Produkt mit einem Produktionszuwachs, der sich gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 auf 1,7 % belief.
Das knappe Rohstoffangebot in Europa und auch in anderen Teilen der Welt hat die Preise für Milchprodukte nach oben getrieben; hierzulande wurden im Frühjahr bei Butter und Milchpulver sowie im Sommer bei Käse neue Rekordhöhen erreicht. Seitdem bröckeln bei einigen Erzeugnissen die Preise etwas ab. Am vorigen Mittwoch (14.9.) wurde an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse die amtliche Notierung für Blockbutter im Spannenmittel um 10 Cent auf 6,95 Euro/kg bis 7,05 Euro/kg zurückgenommen; sie lag damit aber immer noch 70 % über dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Die Päckchenbutter übertraf den Vorjahreswert sogar um 77 % und blieb in einer Spanne von 7,44 Euro/kg bis 7,62 Euro/kg unverändert. Auch die Notierungen des gut gefragten Schnitt- und Hartkäses blieben stabil. Bei Magermilchpulver war laut der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) die Nachfrage für die Jahreszeit verhaltener als normal. Anscheinend dämpften die Unsicherheiten über die zukünftige Rohstoffverfügbarkeit, die hohen Energiekosten und das Verbraucherverhalten die Geschäftstätigkeit, so die Experten aus Berlin. Die Handelspreise für Magermilchpulver blieben laut Kemptener Börse unverändert. Bei Vollmilchpulver mussten die Hersteller jedoch gewisse Zugeständnisse machen und im Verkauf einen Abschlag von 5 Cent auf 4,90 Euro/kg bis 5,15 Euro/kg akzeptieren. Molkenpulver in Lebensmittelqualität wurde der ZMB zufolge schwächer nachgefragt; die Preise dafür gaben im Vorwochenvergleich im Schnitt um 4 Cent auf 1,18 Euro/kg bis 1,36 Euro/kg nach. (AgE)

Höhere Nahrungsmittelinflation bestätigt

Einige Experten gehen davon aus, dass die Inflationsrate in Deutschland bis zum Dezember auf 10 % oder mehr steigen wird. Bei Lebensmitteln ist dies längst bei weitem Realität. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) heute mitteilte, haben sich laut den endgültigen Daten für August die Nahrungsmittel gegenüber dem Vorjahresmonat um durchschnittlich 16,6 % verteuert, womit die vorläufige Berechnung bestätigt wurde. Damit hat sich der Preisauftrieb den sechsten Monat in Folge verstärkt. Im Juli lag die Teuerung bei 14,8 %, im Juni bei 12,7 % und im Februar bei noch aus heutiger Sicht vergleichsweise moderaten 5,3 %. Die Zunahme der Verbraucherpreise für Lebensmittel war im Vorjahresvergleich damit außerdem erneut viel stärker ausgeprägt als die für alle Waren und Dienstleistungen; die allgemeine Inflationsrate für August wurde von Destatis mit 7,9 % ebenfalls bestätigt. Hierbei legten die Preise für Energieprodukte mit 35,6 % im Mittel kräftig zu. Besonders tief in die Tasche greifen müssen die Konsumenten weiterhin für Speisefette und -öle; diese haben sich laut den Statistikern aus Wiesbaden gegenüber August 2021 um 44,5 % verteuert. Überdurchschnittlich stark sind auch die Preise in den Läden für Molkereiprodukte und Eier angestiegen, nämlich im Schnitt um 26,8 %. Die Produktion von Molkereierzeugnissen ist sehr energieintensiv und damit teuer; zudem stand aufgrund der rückläufigen Milchanlieferungen weniger Rohstoff für die Verarbeitung zur Verfügung. Einen durchschnittlichen Preisaufschlag von 18,6 % meldete Destatis für Fleisch und Fleischwaren. Brot und Getreideerzeugnisse verteuerten sich binnen Jahresfrist um 17,1 %. Nicht ganz so deutlich fiel die Teuerung bei Gemüse und Obst mit 9,7 % beziehungsweise 4,3 % aus. (AgE)

Haltungsform-Kennzeichnung macht staatliches Label überflüssig

Die Haltungsform-Kennzeichnung im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist hierzulande 68 % der Verbraucher bekannt. Von diesen finden 89 % diese Kennzeichnung gut oder sehr gut; 76 % sind der Auffassung, dass diese Information zu einem bewussteren Einkaufsverhalten der Konsumenten mit Blick auf das Tierwohl führt. Das sind laut Mitteilung der Initiative Tierwohl (ITW) die Ergebnisse einer repräsentativen forsa-Befragung, die im Juli und August 2022 in ihrem Auftrag durchgeführt wurde. „Das sind hervorragende Ergebnisse für die Haltungsform-Kennzeichnung. Die Deutschen kennen und vertrauen ihr eindeutig“, erklärte ITW-Geschäftsführer Robert Römer am 13.9. in Bonn. Für den LEH bedürfe es angesichts dieser Zahlen keines staatlichen Eingreifens in den Markt in Form einer weiteren Haltungskennzeichnung. „Die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geplante staatliche Tierhaltungskennzeichnung gefährdet in dem aktuellen Entwurf die etablierten Systeme der Wirtschaft und ist in der geplanten Form für den LEH und für die Verbrauchertransparenz vollkommen überflüssig“ betonte Römer. Die ITW kennen laut der forsa-Befragung 70 % der Bundebürger. Davon finden 92 % deren Konzept gut oder sehr gut. Eine deutliche Mehrheit von 64 % ist überzeugt, dass Verbraucher durch ihr Kaufverhalten die Verantwortung für eine tiergerechtere Haltung tragen. „Die ITW wird immer bekannter, zugleich bleibt die Zustimmung der Verbraucher zum Konzept der ITW konstant hoch“, stellte Römer fest. Das werten wir als eindeutiges Signal, den eingeschlagenen Weg gemeinsam mit der Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und dem Lebensmitteleinzelhandel weiterzugehen. Am Ende würden die Verbraucher entscheiden und die Wirtschaft sei gemeinsam in der Verantwortung, das passende Angebot zu machen. (AgE)

China: Molkereiverband will heimische Käseproduktion voranbringen

In China erfreut sich Käse bei den Verbrauchern einer immer größeren Beliebtheit. Davon sollen zukünftig auch die heimischen Hersteller stärker profitieren, weshalb der Molkereiverband (China Dairy Association) nun einen Aktionsplan für die kommenden drei Jahre ausgearbeitet hat. Ziel sei, so der Verband, die nationale Käseproduktion bis zum Jahr 2025 auf 500 000 t zu steigern und einem Umsatz im Einzelhandelsumsatz von mehr als 30 Mrd CNY (4,36 Mrd Euro) zu erzielen. Schwachpunkte seien bisher noch die vergleichsweise hohen Herstellungskosten für Käse sowie die schwache Produktionsbasis, weshalb die Importe ausländischer Ware gestiegen seien. Nach Angaben der Zollverwaltung wurden 2021 insgesamt 176 000 t Käse eingeführt, das war gut ein Drittel mehr als im Vorjahr. Andererseits seien aber, so der Verband, auch Erfolge erzielt worden. So habe der heimische Schmelzkäsemarkt mittlerweile ein Erlösvolumen von 10 Mrd CNY (1,45 Mrd Euro) erreicht, und die durchschnittliche Wachstumsrate der Einzelhandelsumsätze mit Käseprodukten lag in den vergangenen fünf Jahren bei 25 %. Im Aktionsplan wird konkret vorgeschlagen, eine qualitativ hochwertige Rohmilcherzeugung aufzubauen, die sich auf leistungsstarke Holstein-Kühe stützt. Zudem sollte die Entwicklung von speziellen Industriezweigen zur Verarbeitung von Büffel-, Yak- und Ziegenmilch gefördert sowie die technologische Innovationsfähigkeit verbessert werden. Auch sei es aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll, die Nutzung und Vermarktung von Käsenebenprodukten wie Molkenpulver, Laktose oder Molkenproteinkonzentrat voranzubringen. Letztlich wird im Aktionsplan von der Molkereiwirtschaft angestrebt, die Stabilität der Lieferketten zu verbessern, eine inländische Käse-Werbeplattform zu etablieren und die Zertifizierung von geografischen Angaben für lokale charakteristische Käseprodukte zu fördern, um deren Markenwert zu steigern. (Umrechnungskurs: 1 CNY = 0,1454 €) (AgE)

Länder stimmen GAP-Ausnahmen-Verordnung zu

Die geplanten Ausnahmeregelungen für die Vorgaben zur Flächenstilllegung sowie zum Fruchtwechsel bei der Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im nächsten Jahr finden bei den Ländern breite Unterstützung. Der GAP-Ausnahmen-Verordnung haben im Umlaufverfahren der Umweltausschuss einstimmig und der Agrarausschuss nach Maßgabe einer Klarstellung im Verordnungstext mit großer Mehrheit zugestimmt. Der Bundesrat wird damit in seiner Sitzung am 16. September grünes Licht für die Verordnung geben. Der Agrarausschuss empfiehlt darüber hinaus der Länderkammer, eine Entschließung zu fassen. Darin weist der Ausschuss darauf hin, dass durch die Ausnahme der Stilllegungsflächen der Jahre 2021 und 2022 bei der Umsetzung der Ersten Säule erstmals jahresübergreifende Voraussetzungen verankert werden. Dies widerspreche dem System der Ersten Säule der GAP, das auf einjährigen Verpflichtungen und Maßnahmen aufbaue. Im Fördervollzug führe das zu erheblichen Abwicklungsproblemen, die letztlich sogar die termingerechte Auszahlung der Direktzahlungen der Ersten Säule gefährden könnten, so die Befürchtung. Die Bundesregierung solle daher bei der Gestaltung der Ersten Säule strikt den Grundsatz der Einjährigkeit wahren. Der Agrarausschuss kritisiert in der vorgeschlagenen Entschließung, dass die Umsetzung der Verordnung neben einem hohen bürokratischen Aufwand zu einer Ungleichbehandlung der Landwirte führe. „Aktive Beiträge zum Umwelt- und Artenschutz wie durch mehrjährige Stilllegungen sollten nicht zu Einschränkungen der weiteren Bewirtschaftung und damit zu einem Vertrauensbruch führen“, heißt es in der vorgeschlagenen Entschließung. Stattdessen müsse es darum gehen, Akzeptanz und Bereitschaft zu fördern. (AgE)

Zeitenwende auch für die Milchwirtschaft

Eine „Zeitenwende“ ist derzeit auch in der deutschen Milchbranche zu spüren. Das ist bei der „Milchwirtschaftlichen Kundgebung“ deutlich geworden, die am 31. August in Rendsburg stattfand. Der Vorsitzende der Milcherzeugervereinigung Schleswig-Holstein (MEV), Klaus-Peter Lucht, zeigte sich vor allem von der Ausgestaltung der Öko-Regelungen in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union wenig erfreut. Da sei nichts Attraktives für intensiv wirtschaftende Milchviehbetriebe dabei, monierte er. Aus dem System der Prämienzahlungen auszusteigen, könnte allerdings zu einem schärferen Ordnungsrecht führen. „Wir müssen in ein anderes System kommen“, forderte der MEV-Vorsitzende und verwies auf das Potential des Punktesystems des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL). Zum Einsatz von Antibiotika merkte er an: „Wir sollten darauf achten, dass es uns um Tierwohl und Tiergesundheit geht. Stumpfe Reduktionsziele lehne ich aber ab.“ Verständnis zeigte Lucht aber für die Forderung, keine Reserveantibiotika in der Tierhaltung einzusetzen, was er unterstütze. Kritisch beurteilt Lucht die Pläne des Berliner Agrarressorts zur staatlichen Tierhaltungskennzeichnung. So müssten beispielsweise die bestehenden Systeme besser in das staatliche integriert werden, um mögliche Doppelkontrollen zu vermeiden.
Um das lange Zeit gute Image der Milch aufrechtzuerhalten oder gar zu verbessern, muss nach Auffassung der Projektkoordinatorin der Initiative Milch (IM), Mareike Jens, wieder eine höhere Wertschätzung für das Naturprodukt erreicht werden. „Wir kriegen auf dem Land nicht viel mit, zum Beispiel wie stark Hafer- oder Mandeldrinks in Städten als klimaschonend beworben werden“, berichtete Jens. Die Stimme der Kuhmilch sei im urbanen Bereich bisher sehr leise gewesen. Das solle sich durch die Initiative Milch nun aber ändern. Die Initiative wolle die Milch digitaler machen und Fakten sprechen lassen, aber auch Empathie erzeugen. „Wir gucken uns an, was vor allem junge Menschen begeistert, und klinken uns da ein“, erläuterte Jens. Zielgruppe sei vor allem die „Generation Z“ der Jahrgänge 1995 bis 2010. Diese halte Milch oft nicht mehr für ein besonders wichtiges Lebensmittel. Dabei besitze diese ein hohes Potential in Sachen Gesundheit, Vielfalt und Genuss. Um dieses bei der jungen Stadtbevölkerung zu heben, werden laut Jens die Social-Media-Kanäle Instagram, TikTok und YouTube genutzt. Dort würden positive Botschaften zur Milch verbreitet, wozu auch ein Netzwerk von Influencern gebildet werde.
Der Milchexperte Prof. Holger Thiele von der Fachhochschule Kiel berichtete, dass Schleswig-Holstein beim Auszahlungspreis für Milch im Bundesländervergleich aktuell eher untypischerweise die Nase vorn habe, was auch am Produktportfolio der dort ansässigen Molkereien liege. Im Süden seien die Markenartikelhersteller stärker vertreten, die sich bei der Kaufzurückhaltung der Verbraucher in Inflationszeiten schwerer täten. Ungewöhnlich sei zudem, dass sich konventionelle und Biomilchpreise stark angenähert hätten, merkte der Experte an. Der Unterschied betrage nur noch rund vier Cent/kg Milch; in den Jahren von 2018 bis 2021 habe dieser durchschnittlich bei 14 Cent/kg gelegen. „Anscheinend sind unsere Verbraucher ab einem gewissen Niveau preissensibel und zeigen, dass sie nicht jeden Preis mitgehen“, schlussfolgerte Thiele. So sei die Absatzmenge von Biokonsummilch im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,7 Prozent gesunken. Daraus lasse sich aber noch nicht eine generelle Trendumkehr weg von der Biomilch ableiten. Die Absatzflaute betreffe allerdings auch Milch mit anderen Sonderqualitäten wie Tierwohlmilch. Der Experte geht davon aus, dass hohe Energiekosten und Kaufkraftverluste der Verbraucher wieder zu sinkenden Milchpreisen führen werden. Der Kieler Rohstoffwert Milch sei ein guter Indikator für die zukünftige Milchpreisentwicklung. Dieser zeige nach seinem Höchststand im April nun eine moderat sinkende Tendenz; er befinde sich im Vergleich zu früheren Jahren aber noch auf einem hohen Niveau. (AgE)

Inflation lässt Umsatz von Arla wachsen

Die europäische Molkereigenossenschaft Arla hat im ersten Halbjahr 2022 ihre Erlöse gesteigert, konnte im zuvor florierenden Markengeschäft jedoch keine Mengenzuwächse mehr erzielen. Wie das Unternehmen am 30. August bei der Bilanzpressekonferenz mitteilte, legte der Umsatz der Arla-Gruppe gegenüber der ersten Jahreshälfte 2021 um 941 Mio. € oder 17,3 Prozent auf 6,38 Mrd. € zu. Der Anstieg sei „fast ausschließlich auf erhebliche Preiserhöhungen“ zurückzuführen, erläuterte Vorstandschef Peder Tuborgh. Das mengenbasierte Umsatzwachstum mit Arla-Marken war dabei – wie erwartet – leicht um 0,1 Prozent rückläufig. Der Gewinnanteil am Umsatz lag mit 3,0 Prozent im angestrebten Bereich. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) belief sich, analog zum ersten Halbjahr 2021, auf 252 Mio. €. Nach Abzug dieser Kostenblöcke verblieb ein Halbjahresüberschuss von 199 Mio. €; das waren 27 Mio. € beziehungsweise 15,7 Prozent mehr als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Laut Tuborgh war das erste Halbjahr 2022 geprägt von Inflation, Unsicherheiten in der weltweiten Milchlieferkette sowie einem begrenzten Rohstoffangebot in den USA, Ozeanien und Europa. „Dies sind außergewöhnliche Zeiten, sowohl für unsere Landwirte als auch für unser Unternehmen, da die Lebensmittelindustrie und die Landwirtschaft einem hohen Inflationsdruck ausgesetzt sind“, erklärte der Vorstandschef. Deshalb sei es erfreulich, dass der Milchpreis für die Arla-Landwirte erhöht werden konnte, um die höheren die Produktionskosten der Erzeuger zu bewältigen. Arlas Finanzvorstand Torben Dahl Nyholm berichtete, dass der Milch-Leistungspreis in der ersten Jahreshälfte mit 49,6 Cent/kg um 11,4 Cent oder 30 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen habe; aktuell betrage er 58 Cent/kg. Erstmalig wird Arla eine halbjährige Nachzahlung für Januar bis Juni 2022 in Höhe von 1 Cent/kg für die in diesem Zeitraum angelieferte Milch zahlen.
Die neue Arla-Geschäftsführerin für Deutschland, Lillie Li Valeur, berichtete, dass auch hierzulande das Geschäft im ersten Halbjahr „einem hohen Inflationsdruck ausgesetzt war“ und es eine „zunehmende Verunsicherung bei den Verbrauchern“ gegeben habe, dem sich das Markengeschäft nicht entziehen konnte. Allerdings seien Preissteigerungen sowohl im Private Label- als auch im Markengeschäft durchgesetzt worden, um die Kostensteigerungen teilweise decken zu können. Somit habe auch Deutschland dazu beigetragen, den Landwirten ein höheres Milchgeld in Zeiten gestiegener Erzeugerkosten zahlen zu können. Ungeachtet dieser Herausforderungen ist es laut Valeur gelungen, die Marke Arla LactoFREE mit fünf neuen laktosefreien Milchprodukten auszubauen und die Nachhaltigkeitsagenda weiter voranzubringen. Zudem seien ein neuer Bio-Standard mit neuen Kriterien eingeführt und die dritte Runde des Klimacheck-Programms auf den Höfen gestartet worden. „Besonders der Bereich Nachhaltigkeit ist, neben starken Marken, für unseren langfristigen Erfolg auch auf dem deutschen Markt ein zentrales Element“, betonte Valeur. Mit Blick auf das internationale Geschäft, das Arla auch stark aus Deutschland bediene, habe die offizielle Eröffnung der neuen Produktionsanlage zur Herstellung von Milchpulver im Werk Pronsfeld Ende Mai einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Mit der zweiten Anlage zur Milchpulverherstellung am größten Arla-Standort weltweit stärke die Molkereigenossenschaft ihr internationales Geschäft, um besonders die global zunehmende Nachfrage nach bezahlbaren, nahrhaften Milchprodukten bedienen zu können, so die Geschäftsführerin.
Der weitere Jahresverlauf wird nach Einschätzung der Molkereigenossenschaft von Volatilität und Inflation geprägt sein. „Die Veränderungen im Verbraucherverhalten sind weiterhin vielfältig und schwer vorhersehbar, und wir erwarten, dass sich unser Markenwachstum verlangsamen wird“, so Tuborgh. Die Konsumenten würden sparen und teure Markenprodukte sowie Bioprodukte hätten einen schweren Stand. Dies setze die erzielbaren Margen im Lebensmitteleinzelhandel unter Druck. Arla rechnet für das gesamte Geschäftsjahr 2022 mit einem Rückgang des mengenbasierten Einzelhandelsumsatzes bei Marken zwischen 2,0 Prozent und 3,0 Prozent. Die Umsatzprognose insgesamt wurde jedoch gegenüber der Einschätzung von Februar im Mittel um 1,4 Mrd. € auf 13,5 Mrd. € bis 14,0 Mrd. € angehoben. Das würde im Spannenmittel ein Plus von 23 Prozent gegenüber 2021 bedeuten. Bei der Nachzahlung für 2022 plant Arla mit einem Betrag von insgesamt mindestens 1,5 Cent/kg. Tuborgh kündigte an, dass zukünftig im Rahmen der Nachhaltigkeit Klimaaspekte ein Bestandteil des Erzeugerpreises für Milch werden sollen und das Milchpreismodell entsprechend umgestellt werde. Um sich auf eine mögliche Gasknappheit vorzubereiten, seien in den vergangenen zwei Monaten 15 Mio. € investiert worden, um in wichtigen Werken notfalls auf Öl als fossilen Energieträger umzusteigen. Die Kosten der Aufgabe des Russlandgeschäfts bezifferte der Vorstandschef ebenfalls auf rund 15 Mio. €. (AgE)

Milchprodukte mit Urlaubsende verstärkt nachgefragt

Am Markt für Milchprodukte blieben in der vergangenen Woche größere Änderungen bei den amtlichen Notierungen aus. Bei Butter war laut Analysten eine zunehmende Nachfrage für Stück- und für Blockware festzustellen. Rückkehrende Urlauber und das beginnende Herbstgeschäft sorgten für einen größeren Absatz. An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten wurde die Notierung für lose Butter im 25-kg-Block am 31. August im Spannenmittel um 6 Cent auf 6,95 €/kg bis 7,05 €/kg angehoben. Die Päckchenbutter blieb aufgrund noch gültiger Kontrakte unverändert in den Grenzen von 7,34 €/kg bis 7,50 €/kg. Möglicherweise erfolgt diese Woche aber eine Anpassung, da Abgabepreise der Hersteller neu verhandelt wurden. Die in Süddeutschland anstehenden Volksfeste haben laut dem Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) die Nachfrage nach Hartkäse zunehmen lassen. Bei der Notierung in Kempten blieb die amtliche Preisfeststellung davon aber unbeeindruckt und zunächst stabil. Auch an den Notierungen für Schnittkäse in Hannover änderte sich trotz zunehmender Absatzzahlen nichts. Am Markt für Magermilchpulver scheint der sommerliche Preisrückgang gestoppt zu sein. Laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) sind viele Händler aus den Sommerferien zurückgekehrt und die Geschäfte wurden lebhafter. Gekauft wurde überwiegend für den kurzfristigen Bedarf. Aufgrund der Unsicherheit war die Bereitschaft, sich langfristig zu binden, eher gering. Nach Angaben der Kemptener Börse ließ sich Magermilchpulver in Lebensmittelqualität mit einem Aufschlag von fünf Cent in einer Spanne von 3,70 €/kg bis 4,04 €/kg verkaufen. Das Kilogramm Futtermittelware verteuerte sich ebenfalls um fünf Cent, und zwar auf 3,48 € bis 3,51 €. Sehr ruhig bei unveränderten Preisen lief zuletzt das Geschäft mit Vollmilchpulver. Dagegen sorgte die bessere Nachfrage bei Molkenpulver für festere Preise. Käufer von lebensmitteltauglicher Ware zahlten laut Kemptener Börse einen Aufschlag von zwei Cent/kg; um drei Cent/kg verteuerte sich die Futtermittelqualität.
Wie in anderen Ländern, sind auch in Italien die Produktionskosten bei den Milchverarbeitern massiv gestiegen. Nach Angaben des Verbandes der Molkereien und Käsehersteller (Assolatte) sind die Kosten für Gas zwischen Januar 2021 und Juli 2022 um gut 600 Prozent nach oben geschossen. Zudem verteuerten sich Kartons und Plastikverpackungen um rund 80 Prozent sowie chemische Basisprodukte für die Lebensmittelherstellung um mehr als 100 Prozent. Auch musste für die eingekaufte Rohmilch deutlich tiefer in die Tasche gegriffen werden, und zwar im Vergleich zu Anfang 2021 um bis zu 50 Prozent. Weil die Weitergabe der explosionsartig gestiegenen Kosten dem Verband zufolge in voller Höhe kaum möglich ist, geraten immer mehr Unternehmen in Schwierigkeiten. Die Branche mit etwa 1.500 Betrieben hat rund 25.000 direkte Mitarbeiter und weitere 100.000 in der Lieferkette. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei 16,7 Mrd. €, wovon 4,1 Mrd. auf den Export entfielen. Italien ist, was die Rohmilch angeht, vom Import abhängig. Die wichtigsten Milchlieferanten sind Slowenien, Deutschland Frankreich und Österreich. Die Importmengen waren zuletzt aber rückläufig. Laut Assolatte sank die aus Deutschland und Frankreich bezogene Menge bereits zwischen 2020 und 2021 um jeweils rund die Hälfte, die aus Österreich um 38 Prozent. (AgE)

Sommerweideprämie für Milchkühe in Niedersachsen kommt

Niedersachsen führt in der neuen EU-Förderperiode ab 2023 eine Sommerweideprämie für Milchkühe ein. Das hat Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast vergangene Woche Verbandsvertretern der Milchwirtschaft in einem Gespräch zugesichert. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Hannover die Prämienhöhe wird sich auf 75 Euro je Milchkuh in der konventionellen Landwirtschaft sowie auf 51 Euro je Milchkuh in der ökologischen Landwirtschaft belaufen. „Mit der Sommerweideprämie setze ich auf eine verlässliche Förderung der Milchkuhhalter“, erklärte Otte-Kinast. Niedersachsen habe diese daher in der nächsten EU-Förderperiode fest in der Zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verankert. Erfreut zeigte sich die Ressortchefin über die breite Unterstützung der Verbände. Gemeinsam habe man die gesellschaftlichen Forderungen nach mehr Tieren auf der Weide im Blick. Der Weidezeitraum wird dem Ministerium zufolge für alle Betriebe einheitlich festgelegt. Möglich wird eine Förderung für Betriebe sein, die ihre Tiere vom 16. Mai bis zum 15. September für mindestens sechs Stunden am Tag auf der Weide halten. Die Bemessungsgrundlage für die Zuwendung wird von der Anzahl an Milchkühen bestimmt, die im fraglichen Zeitraum durchschnittlich gehalten werden. Außerdem ist den Weidetieren ein freier Zugang zu einer ausreichend großen und jederzeit zugänglichen Tränke zu gewähren. Eine Zufütterung auf der Weide ist nach Angaben des Agrarressorts untersagt. Pro Milchkuh müssen mindestens 2.000 m2 Grünland zur Verfügung stehen, davon 1.000 m2 Weidefläche. Der Weidegang muss auf Dauergrünland, Dauerweideland oder Wechselgrünland erfolgen. Die Antragstellung soll vollständig digital erfolgen und ab 2023 in den Sammelantrag (ANDI) integriert werden. Die erste Zahlung ist für Anfang 2024 vorgesehen. AgE)

Ernährungsbranche in Krisenzeiten vor großen Herausforderungen

Angesichts der steigenden Kosten und Preise sieht Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus die Ernährungsbranche vor riesigen Herausforderungen. „Noch vor wenigen Monaten hätte sich kaum jemand vorstellen können, dass Menschen in Deutschland einmal vor der Frage stehen würden, ob sie essen oder lieber heizen wollen. Und nun steuern wir in ganz Europa auf diese Frage zu“, so der Minister am 1. September beim 5. Norddeutschen Ernährungsgipfel in Rostock-Warnemünde. Er erinnerte daran, dass die Ernährungsbranche in Hochzeiten der Corona-Krise stets geliefert und ihre systemrelevante Rolle bereits unter Beweis gestellt habe. Zuletzt seien deren Umsätze gestiegen, was an den enormen Preiserhöhungen für Lebensmitteln gelegen habe. „Wir erleben gerade, dass der Konsument sehr sensibel auf diese Preiserhöhungen reagiert“, erklärte Backhaus. Markenprodukte, aber auch der Biobereich verzeichneten Umsatzrückgänge, während Discounter und günstige Handelsmarken die Gewinner seien. Es zeige sich, dass Verbraucher sparten, wenn das Geld knapp werde, vielfach zunächst beim Essen. „Auf Dauer muss man den Menschen aber klarmachen, dass nicht die nächste Urlaubsreise oder der neueste technische Schnickschnack für sie wichtig ist, sondern sie auf die Wichtigkeit einer Erzeugung vor Ort achten sollten, vor allem auch im Hinblick auf Ressourcenschonung und zur Verdichtung regionaler Kreisläufe“, betonte der Minister. Eine Versorgung überwiegend aus lokalen Wirtschaftskreisläufen könnte Regionen in Krisensituationen weniger anfällig machen und durch mehr Wertschöpfung auch kleine und mittlere Wirtschaftsbetriebe vor Ort stärken. Die Politik der Schweriner Landesregierung ist laut Backhaus deshalb auf den Erhalt und Aufbau regionaler Wirtschaftskreisläufe und eine weitgehende Unabhängigkeit von globalen Handelsstrukturen ausgerichtet. Entlastungspakete für die Wirtschaft in Zeiten steigender Energiepreise seien ein Mittel, das allerdings nur kurzfristig helfe. „Es gilt, sich mittel- und langfristig aufzustellen“, so der Ressortchef. Dies wolle er zusammen mit den Unternehmen im Land diskutieren und Lösungen finden. Er setze dabei auf die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und erwarte von allen „ein Hochkrempeln der Ärmel“ und ein konstruktives Anpacken. Die Unternehmen im Land hätten nach der Wende schon einmal riesige Herausforderungen vor der Brust und diese auch gemeistert. (AgE)

Bundeskartellamt verzeichnet viele Beschwerden über hohe Lebensmittelpreise

Das Bundeskartellamt hat aufgrund der zuletzt stark gestiegenen Preise für Lebensmittel viele Beschwerden verzeichnet. Behördenchef Andreas Mundt betonte auf der Jahrespressekonferenz seines Hauses am 30. August, dass sein Haus diesen Hinweisen nachgehe. Der Wettbewerbshüter machte aber auch deutlich, dass hinter solchen Preiserhöhungen, etwa im Lebensmitteleinzelhandel (LEH), derzeit unterschiedliche Gründe als Ursache in Frage kämen, beispielsweise die geopolitischen Verwerfungen, Kostensteigerungen oder Knappheit. Diese hätten nicht direkt kartellrechtliche Auswirkungen. „Einfach nur hohe Preise sind kein kartellrechtswidriges Vorgehen“, sagte Mundt. Für ein Eingreifen seines Hauses müssten missbräuchlich hohe Preise vorliegen. Bezüglich der Kraftstoffpreise sicherte der Kartellamtschef zu, dass seine Behörde die fortlaufende Beobachtung an den 15.000 Tankstellen hierzulande durch die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe seit März intensiviert und darüber hinaus eine Untersuchung der Raffinerie- und Großhandelsebene eingeleitet habe. Zudem versprach Mundt, „ganz genau hinzusehen“ und darüber zu informieren, wie sich die Preise entwickelten, vor allem nach dem Wegfall der Steuerermäßigung am Donnerstag vergangener Woche. Im Hinblick auf die von Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck geplante Verschärfung des Kartellrechts begrüßte Mundt die Pläne zur Stärkung des Bundeskartellamtes. Mit der elften Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) würden Sektoruntersuchungen schlagkräftiger ausgestaltet, die Hürden für eine kartellrechtliche Gewinnabschöpfung gesenkt und ein missbrauchsunabhängiges Entflechtungsinstrument eingeführt. Insgesamt hat das Bundeskartellamt nach den Worten von Mundt 2021 rund 105 Mio. € an Bußgeld gegen elf Unternehmen beziehungsweise Verbände und acht natürliche Personen verhängt. (AgE)

Stark steigende Kosten belasten Halbjahresbilanz der Ernährungsindustrie

Stark steigende Kosten haben der deutschen Ernährungsindustrie die Halbjahresbilanz verhagelt. Wie die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am 29. August mitteilte, erwirtschafteten die Branchenunternehmen im ersten Halbjahr 2022 einen Gesamtumsatz von 103,3 Mrd. €. Gegenüber dem Vorjahresergebnis ergibt sich zwar nominal ein Plus von knapp 16 Prozent; preisbereinigt beläuft sich der Zuwachs allerdings lediglich auf 0,8 Prozent. Das mengenmäßige Umsatzwachstum blieb der Bundesvereinigung zufolge im Berichtszeitraum zwar „überschaubar“; die Lebensmittelproduktion erhöhte sich jedoch kalender- und saisonbereinigt um 7,6 Prozent. Mit einem Anteil von knapp 67 Prozent am Gesamtumsatz blieb Deutschland laut BVE weiterhin der Hauptabsatzmarkt der Branche. Im Vorjahresvergleich stieg der nominale Umsatz von Januar bis Juni 2022 um 17,1 Prozent. Stark begünstigt wurde diese Entwicklung durch eine deutliche Teuerung; die Erzeugerpreise stiegen gegenüber dem Vorjahr um 14,4 Prozent. Für das Inland ergibt sich somit im Inland ein moderates reales Umsatzwachstum von 2,9 Prozent. Der Export, der lange Zeit als Wachstumsmotor der Branche galt, lieferte nach BVE-Angaben im ersten Halbjahr 2022 keine Impulse. Insgesamt wurden Lebensmittel im Wert von 34,8 Mrd. € ins Ausland geliefert. Bei Ausfuhrpreisen, die deutlich um 18,2 Prozent zulegten, verzeichnete die Branche im Export einen nominalen Zuwachs von zwölf Prozent. Die exportierten Mengen waren jedoch rückläufig; preisbereinigt ergab sich daher im Lebensmittelexport ein realer Verlust von minus 4,7 Prozent. Die Exportquote konnte laut BVE nicht ausgebaut werden, und Markterschließungen in chancenreichen Drittländern gerieten ins Stocken.
„Die Kostensteigerungen, vor denen die Hersteller stehen, gefährden zunehmend die Betriebssicherung und damit auch Beschäftigung“, warnte BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet. Die Lieferkettenprobleme der Pandemie seien noch nicht einmal gelöst gewesen, da hätten die Lebensmittelhersteller durch den Ukrainekrieg vor noch gravierenderen Rohstoffengpässen bei Agrargütern, Energie und Verpackungen gestanden. Hinzu kämen eine zunehmende Regulierung, starker Wettbewerbsdruck, der Fachkräftemangel sowie generelle Planungsunsicherheiten aufgrund der geopolitischen Lage. „Den Unternehmen muss unbürokratische und wirksame Unterstützung gewährt werden, auch um den Druck auf die Endverbraucherpreise abzumildern“, forderte Sabet. Nach Angaben der BVE zeigte sich dementsprechend im ersten Halbjahr 2022 eine deutlich gedämpfte Stimmungslage in der Branche. Der ifo-Geschäftsklimaindex blieb mit 92,3 Punkten im Durchschnitt deutlich unter der neutralen Marke von 100 Punkten. Bei den Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate habe der Index im Durchschnitt bei nur 89,7 Punkten gestanden. Gründe für die mehrheitlich eingetrübten Konjunkturerwartungen seien der enorme Kostendruck, die unsicheren Aussichten bei der Energieversorgung, die überlasteten Lieferketten sowie die eingetrübten Exportaussichten, so die BVE. (AgE)

Stark steigende Kosten belasten Halbjahresbilanz der Ernährungsindustrie

Stark steigende Kosten haben der deutschen Ernährungsindustrie die Halbjahresbilanz verhagelt. Wie die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am 29. August mitteilte, erwirtschafteten die Branchenunternehmen im ersten Halbjahr 2022 einen Gesamtumsatz von 103,3 Mrd. €. Gegenüber dem Vorjahresergebnis ergibt sich zwar nominal ein Plus von knapp 16 Prozent; preisbereinigt beläuft sich der Zuwachs allerdings lediglich auf 0,8 Prozent. Das mengenmäßige Umsatzwachstum blieb der Bundesvereinigung zufolge im Berichtszeitraum zwar „überschaubar“; die Lebensmittelproduktion erhöhte sich jedoch kalender- und saisonbereinigt um 7,6 Prozent. Mit einem Anteil von knapp 67 Prozent am Gesamtumsatz blieb Deutschland laut BVE weiterhin der Hauptabsatzmarkt der Branche. Im Vorjahresvergleich stieg der nominale Umsatz von Januar bis Juni 2022 um 17,1 Prozent. Stark begünstigt wurde diese Entwicklung durch eine deutliche Teuerung; die Erzeugerpreise stiegen gegenüber dem Vorjahr um 14,4 Prozent. Für das Inland ergibt sich somit im Inland ein moderates reales Umsatzwachstum von 2,9 Prozent. Der Export, der lange Zeit als Wachstumsmotor der Branche galt, lieferte nach BVE-Angaben im ersten Halbjahr 2022 keine Impulse. Insgesamt wurden Lebensmittel im Wert von 34,8 Mrd. € ins Ausland geliefert. Bei Ausfuhrpreisen, die deutlich um 18,2 Prozent zulegten, verzeichnete die Branche im Export einen nominalen Zuwachs von zwölf Prozent. Die exportierten Mengen waren jedoch rückläufig; preisbereinigt ergab sich daher im Lebensmittelexport ein realer Verlust von minus 4,7 Prozent. Die Exportquote konnte laut BVE nicht ausgebaut werden, und Markterschließungen in chancenreichen Drittländern gerieten ins Stocken.
„Die Kostensteigerungen, vor denen die Hersteller stehen, gefährden zunehmend die Betriebssicherung und damit auch Beschäftigung“, warnte BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet. Die Lieferkettenprobleme der Pandemie seien noch nicht einmal gelöst gewesen, da hätten die Lebensmittelhersteller durch den Ukrainekrieg vor noch gravierenderen Rohstoffengpässen bei Agrargütern, Energie und Verpackungen gestanden. Hinzu kämen eine zunehmende Regulierung, starker Wettbewerbsdruck, der Fachkräftemangel sowie generelle Planungsunsicherheiten aufgrund der geopolitischen Lage. „Den Unternehmen muss unbürokratische und wirksame Unterstützung gewährt werden, auch um den Druck auf die Endverbraucherpreise abzumildern“, forderte Sabet. Nach Angaben der BVE zeigte sich dementsprechend im ersten Halbjahr 2022 eine deutlich gedämpfte Stimmungslage in der Branche. Der ifo-Geschäftsklimaindex blieb mit 92,3 Punkten im Durchschnitt deutlich unter der neutralen Marke von 100 Punkten. Bei den Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate habe der Index im Durchschnitt bei nur 89,7 Punkten gestanden. Gründe für die mehrheitlich eingetrübten Konjunkturerwartungen seien der enorme Kostendruck, die unsicheren Aussichten bei der Energieversorgung, die überlasteten Lieferketten sowie die eingetrübten Exportaussichten, so die BVE. (AgE)

BDM schreibt Journalistenpreis aus

Der BDM hat erneut seinen Journalistenpreis „Faire Milch” ausgeschrieben, nun bereits zum neunten Mal. Gesucht werden Veröffentlichungen, in denen sich die Medienschaffenden offen und vorurteilsfrei der bäuerlich denkenden und handelnden Landwirtschaft und insbesondere der Milchwirtschaft nähern. Ausgezeichnet werden sollen Beiträge, die umfassend und kompetent recherchiert sind, die aktuelle Entwicklungen und Positionen analysieren und kritisch hinterfragen und die die komplexen Zusammenhänge der Milchwirtschaft beziehungsweise Landwirtschaft auch für Fachfremde verständlich beleuchten. Die für den Journalistenpreis „Faire Milch“ eingereichten Beiträge müssen im Zeitraum zwischen dem 1. November 2020 und dem 31. Oktober 2022 in Deutschland innerhalb eines allgemein zugänglichen, deutschsprachigen Mediums veröffentlicht oder gesendet worden sein. Einsendeschluss ist der 15. November 2022. (AgE)

Fonterra senkt Milchpreisprognose

 

Der neuseeländische Molkereikonzern Fonterra hat auf die zuletzt gesunkenen Preise für Milchprodukte am Weltmilchmarkt reagiert und seine Prognose für den Milcherzeugerpreis in der laufenden Saison 2022/23 nach unten korrigiert. Wie das genossenschaftliche Unternehmen am vergangenen Donnerstag (25.8.) mitteilte, soll die Vergütung für das Kilogramm Milchfeststoff in der bis noch bis Ende Mai 2023 laufenden Saison zwischen 8,50 NZ$ (5,27 Euro) und 10,00 NZ$ (6,20 Euro) liegen; das Spannenmittel wurde damit gegenüber der vorherigen Prognose um 0,25 NZ$ (15,5 Eurocent) auf 9,25 NZ$ (5,74 Euro) gesenkt. Dies wäre in der Geschichte Fonterras allerdings immer noch das zweithöchste Auszahlungsniveau, welches im Vorjahr mit 9,30 NZ$ (5,77 Euro) je Kilogramm Milchfeststoff den bisherigen Rekord erreicht hatte. „Die Änderung der Milchpreisprognose für 2022/23 ist für unsere Landwirte enttäuschend“, erklärte Fonterra-Geschäftsführer Miles Hurrell. Dies spiegle jedoch eine Reihe von Faktoren wider, wie den jüngsten Abwärtstrends bei den globalen Milchpreisen, der durch eine kurzfristige Abschwächung der Nachfrage verursacht worden sei. Hinzu kämen die allgemeinen Auswirkungen der Inflation auf das Kaufverhalten der Kunden. „Wir glauben jedoch, dass die längerfristigen Aussichten für die Milchwirtschaft weiterhin positiv sind“, so Hurrell. Laut Analysten wird auch viel davon abhängen, welche Entwicklungen es beim Großkunden China geben wird. Sollten sich die harten Corona-Maßnahmen und die wirtschaftliche Schwäche in der Volksrepublik fortsetzen, würde das die erhoffte Nachfragebelebung bremsen. Eine weitere Kürzung bei der Milchpreisprognose wäre dann möglich. (Umrechnungskurs: 1 NZ$ = 0,6202 Euro) (AgE)

Erzeugerpreise für konventionelle Milch bald so hoch wie für Biomilch

Der Abstand der Erzeugerpreise zwischen ökologisch und konventionell produzierter Kuhmilch hat sich im Juli weiter verringert. Laut Daten des Verbandes Bioland, die auf einer Erhebung bei bundesweit 40 Ökomolkereien beruhen, wurden im Juli 2022 für ein Kilogramm Biomilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof im Bundesmittel 57,8 Cent gezahlt. Das waren 1,4 Cent mehr als im Juni und so viel wie noch nie. Noch stärker zogen jedoch die Erzeugerpreise für konventionell produzierte Milch an. Diese stiegen nach vorläufigen Daten im Juli gegenüber dem Vormonat um 3,1 Cent auf eine neue Rekordhöhe von 57,8 Cent/kg. Der Preisabstand zwischen Milch aus ökologischer und herkömmlicher Erzeugung hat sich seit Jahresbeginn von 10,4 Cent/kg auf nur noch 2,6 Cent/kg verringert und fiel damit so gering aus wie noch nie. Bei den Abgabepreisen der Hersteller von konventionellen Standardmilcherzeugnissen in Deutschland waren in der vergangenen Woche keine größeren Änderungen zu beobachten. Die amtlichen Notierungen für Butter, Schnitt- und Hartkäse blieben im Spannenmittel unverändert. Nach einer längeren Phase rückläufiger Preise am Milchpulvermarkt konnten sich die Preise Ende August stabilisieren. Laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) deutete sich bei Magermilchpulver eine Belebung der Geschäfte an, da viele Einkäufer mittlerweile aus dem Sommerurlaub zurückgekehrt seien. Neue Abschlüsse seien aber noch nicht im großen Stil zustande gekommen. Das liege wohl auch an den vielen Marktunsicherheiten, beispielsweise die Auswirkungen der Dürre auf die Milcherzeugung, die Verbraucherreaktion auf die Inflation oder die zukünftige Gasversorgung. Während Magermilchpulver in Futtermittelqualität laut Süddeutscher Butter und Käsebörse in Kempten zu unveränderten Konditionen gehandelt wurde, konnte für die lebensmitteltaugliche Ware im unteren Preissegment ein moderater Aufschlag von durchschnittlich 5 Cent auf 3,65 Euro/kg erzielt werden. Auf einem laut ZMB sehr ruhigen Markt für Vollmilchpulver blieben Preisveränderungen aus; gleiches traf auf Molkenpulver in Futtermittelqualität zu. Bei Abgabe von Molkenpulver an die Lebensmittelindustrie schwächten sich die Preise laut Kemptener Börse um maximal 1 Cent auf 1,20 Euro/kg bis 1,35 Cent/kg ab. (AgE)

Milch ist kein Klimakiller

 

In Medienberichten sind jüngst die angeblich hohen Treibhausgasemissionen der Kuhmilch kritisiert worden. Dem widerspricht jedoch der Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN), Frank Feuerriegel; er betonte am 26. August in einem Faktencheck vielmehr, dass „Milch und Milchprodukte in eine klimaschonende Ernährung passen“. In der medialen Berichterstattung würden oft extreme Zahlen durcheinandergeworfen, die in Deutschland nicht der Realität entsprächen. So werde häufig der Fußabdruck der weltweiten Milchproduktion von 2,4 kg CO2-Äquivalent herangezogen, der laut Erhebungen hierzulande nicht einmal halb so hoch sei. Zudem seien die Methanemissionen zwischen 2000 und 2020 um fast 12 % zurückgegangen, während die Milcherzeugung um 17 % zugenommen habe. Feuerriegel wies außerdem darauf hin, dass Ernährungswissenschaftler aktuell empfehlen würden, Lebensmittelgruppen nicht auf Basis ihrer gewichts- oder volumenbezogenen CO2-Emissionen zu vergleichen, sondern den Beitrag zur Nährstoffversorgung beziehungsweise die Nährstoffdichte zu berücksichtigen. Solch eine Herangehensweise zeige, dass Kuhmilch je Kilogramm Nährstoff im Vergleich zu Soja-, Hafer- und Mandeldrinks eine viel bessere CO2-Bilanz habe als erwartet. Der LVN-Geschäftsführer monierte auch Darstellungen, nach denen 628 l Wasser pro erzeugtem Liter Kuhmilch benötigt würden. Tatsächlich seien es laut der Technischen Universität Berlin nur etwa 100 l Liter. Selbst wenn die Kühe mit einem großen Anteil an Mais und Soja versorgt würden, käme man „nur“ auf bis zu 400 l Wasser. In der regionalen Milcherzeugung sei zudem der Anteil des als Regen im Boden gespeicherten „grünen Wassers“ sehr hoch. Das ökologisch bedenklichere „blaue Wasser“, das aus Bächen, Flüssen, Seen oder dem Grundwasser entnommen werde, spiele nur eine untergeordnete Rolle. Laut Feuerriegel werden auch beim Flächenverbrauch oft internationale Zahlen herangezogen, die für Deutschland nicht zutreffen. Die hierzulande übliche Milchviehhaltung in Grünlandregionen habe wenige Auswirkungen auf den Flächenverbrauch, da sie kaum anders genutzt werden könne. Wiederkäuer seien zudem Veredler von nicht-essbarer Biomasse wie Gras oder Nebenprodukten wie Biertreber oder Rapsschrot. Kühe erzeugten so aus nicht für die menschliche Ernährung geeigneten Pflanzen oder Reststoffen hochwertige Lebensmittel. (AgE)

Nur geringe Agrarexportchancen durch Abkommen mit Neuseeland erwartet

Aus geostrategischen, nachhaltigkeitspolitischen und wirtschaftlichen Gründen ist der Ende Juni 2022 erfolgte Abschluss eines Handelsabkommens zwischen der Europäischen Union und Neuseeland aus Sicht der Bundesregierung zu begrüßen. Neuseeland sei ein Wertepartner der EU; entsprechend sei das Abkommen äußerst fortschrittlich, nachhaltig und modern konzipiert, heißt es in einer Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu den Auswirkungen der Vereinbarung auf die heimische Landwirtschaft. Hingewiesen wird darauf, dass das „Handelsabkommen als Paket verhandelt“ worden sei und nicht nur den Agrarhandel, sondern den gesamten Güterhandel umfasse. Insgesamt sei der „Pakt ausgewogen“. Nach Einschätzung der Regierung werden die neuen Exportchancen für die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft „überschaubar“ bleiben, was auch an der geografischen Abgeschiedenheit Neuseelands liege. Neben der weitgehenden Liberalisierung von Zöllen im Agrar- und Lebensmittelbereich sehe das Abkommen auch den Schutz einiger geografischer Angaben vor, was insbesondere der deutschen Weinwirtschaft zugutekomme. Außerdem würden nicht-tarifäre Handelshemmnisse wegfallen, was beispielsweise die Erteilung von Exportzertifikaten für Schweinefleisch erleichtere. Neuseeland gehöre bisher jedoch nicht zu den Hauptkunden von deutschem Schweinefleisch und die Afrikanischen Schweinepest (ASP) erschwere möglicherweise dort den Absatz, räumt die Regierung ein. Für einige Milchprodukte, insbesondere Butter und Käse würden die Exporte aus Deutschland beziehungsweise der EU nach Neuseeland vollständig liberalisiert und beispielsweise für Molkenpulver die Einfuhrzölle abgesenkt. Aufgrund der hohen Eigenversorgung und der geringen Bevölkerungszahl sei das Land für diese Produkte jedoch kein erfolgversprechender Zielmarkt. Mit einer vergleichsweise hohen eigenen Weinproduktion dürfte nach Einschätzung der Regierung Neuseeland auch kein großer Absatzmarkt für die heimische Weinwirtschaft werden.

Höhere Einfuhr von Milchprodukten erwartet
Sensible Agrarerzeugnisse wie Milcherzeugnisse sowie Rind- und Schaffleisch werden auf der Importseite laut Regierung in Deutschland und der EU durch zollbegünstigte oder zollfreie Kontingentsmengen geschützt. Zusätzliche Mengen für den abgabefreien Marktzugang seien im Abkommen nur für Käse vorgesehen; für Butter, Magermilchpulver und Vollmilchpulver gebe es keine zollfreie Einfuhr. Der Zollsatz für die begünstigte Kontingentsmenge bei Butter solle schrittweise innerhalb von sieben Jahren nach dem Inkrafttreten auf 5 % sinken; für Magermilch- und Vollmilchpulver auf 20 %. Laut Bundesregierung wird nach einer ersten Einschätzung des Thünen-Instituts mit einer Ausschöpfung der Kontingentsmengen vor allem bei Butter und Käse gerechnet, möglicherweise auch bei Milchpulver. Sie wies darauf hin, dass bisher Milchimporte aus Neuseeland nach Deutschland kaum stattgefunden hätten. Wichtigste Handelspartner des Landes in Ozeanien bei Milchprodukten seien China, Australien, die Vereinigten Arabischen Emirate, die USA, Sri Lanka und Japan. Das Thünen-Institut gehe in seiner Schätzung von einer Zunahme der Einfuhr in die gesamte EU aus, die – verglichen mit einem hypothetischen Freihandelsszenario – allerdings gering ausfallen werde. In welchem Ausmaß Importe im Milchbereich aus Neuseeland nach Deutschland zukünftig tatsächlich stattfänden, könne allerdings nicht verlässlich prognostiziert werden, da der Umfang der Milcherzeugung in Neuseeland auch durch die geplante Erhebung einer Abgabe auf Treibhausgasemissionen des Agrarsektors wesentlich bestimmt und eingeschränkt werden könne, so die Regierung. (AgE)

ADM und New Culture kooperieren bei Milchproduktalternativen

 

Der US-Agrarkonzern Archer Daniels Midland (ADM) und New Culture, ein Hersteller von Milchproduktsubstituten in San Leandro/Kalifornien, haben eine strategische Partnerschaft zur Entwicklung und Vermarktung von alternativen Milchprodukten geschlossen. Wie ADM am 17. August in Chicago mitteilte, bietet New Culture vor allem Ersatzprodukte für Mozzarella an, die in Geschmack, Textur, Funktion und Nährstoffgehalt nicht von herkömmlichen Produkten zu unterscheiden seien. Am US-Markt würden für Molkereiprodukte jährlich rund 70 Mrd $ (68,7 Mrd Euro) erlöst, wovon ein Drittel auf Käse entfalle. Aufgrund geschmacklicher und sonstiger Unterschiede habe sich das Segment der pflanzlich basierten Käsesubstitute bislang aber kaum durchgesetzt. Genau in diese Lücke stießen die Produkte von New Culture, bei deren Erzeugung von Bakterien ausgeschiedenes Kasein zum Einsatz komme. Derweil sieht sich ADM als Pionier in der alternativen Proteinindustrie und als weltweit führend in der Fermentation. Zunächst werde es darum gehen, die Erzeugung und Vermarktung des „tierfreien Mozzarella“ von New Culture in den USA voranzutreiben. Als potentielle Abnehmer sollen ab dem kommenden Jahr zunächst Pizzerien ins Visier genommen werden. Laut Ian Pinner, Senior Vice President von ADM, baut der Konzern mit der Partnerschaft seine globale Führungsposition im schnell wachsenden Segment der alternativen Proteine aus. New Culture-CEO Matt Gibson betonte, dass mit ADM ein engagierter Partner für den angepeilten „Übergang zu einer Zukunft ohne tierische Produkte“ gefunden worden sei. (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9809 Euro) (AgE)