Kurz und knapp

Bundesregierung bestimmt Kontrollinstanz

Die Bundesregierung hat ihre Suche nach einer Kontrollinstanz für die Nährwertkennzeichnung Nutri-Score abgeschlossen. Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am 22. Februar mitteilte, wird die Überwachung der ordnungsgemäßen Verwendung in die Hände der RAL gGmbH gelegt. „Immer mehr Lebensmittel tragen den Nutri-Score. Mit einer unabhängigen Stelle zur Marktüberwachung und Missbrauchsverfolgung wird der Nutri-Score als verlässliche Orientierungshilfe für die Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Lebensmittelwahl weiter gestärkt“, erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick. Die RAL verfügt nach Angaben des Ministeriums über eine langjährige Expertise im Bereich von Kennzeichnungen und übernimmt bereits für verschiedene staatliche Siegel, etwa den Grünen Knopf oder den Blauen Engel, Aufgaben im Bereich der Lizenzvergabe, Marktüberwachung und Rechtsverfolgung. In Zusammenhang mit dem Nutri-Score wird sich das Unternehmen außerdem um die Betreuung von interessierten sowie bereits registrierten Lebensmittelherstellern kümmern. In Deutschland sind für die ursprünglich in Frankreich entwickelte Nährwertampel dem Ministerium zufolge 660 Unternehmen mit rund 1 030 Marken gemeldet. Die RAL gGmbH ist ein Tochterunternehmen des 1925 gegründeten RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung. Das Institut fungiert als Träger des Systems der Gütesicherung und Dachorganisation aller Gütegemeinschaften. Das gemeinnützige Tochterunternehmen umfasst die Geschäftsbereiche Farben, Umwelt und Logo Lizenz. (AgE)

Schweiz: Bauernverband mahnt höhere Erzeugerpreise an

Aus dem landwirtschaftlichen Berufsstand in der Schweiz kommt ein Hilferuf. Die Mitglieder der Landwirtschaftskammer, dem Parlament des Schweizer Bauernverbandes (SBV), appellierten am 21. Februar an die nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette – vom Erstabnehmer bis zum Einzelhandel -, sich durch entsprechende Anhebungen der Erzeugerpreise als „faire Partner der Landwirtschaft“ zu erweisen. Trotz gestiegener Kosten sei von Seiten des Bundes keine Erhöhung der Direktzahlungen vorgesehen, beklagte der Bauernverband. Höhere Erlöse für die Landwirte seien deshalb mehr als gerechtfertigt. Viele Lebensmittel seien für den Endverbraucher bereits teurer geworden, ohne dass die Bauernfamilien angemessen vom Mehrpreis profitiert hätten. Der SBV verwies darauf, dass auch die Landwirtschaft von den steigenden Preisen für Produktionsmittel wie Energie, Diesel, Dünger, Futter sowie Maschinen und Investitionsgüter nicht verschont geblieben sei. Im vergangenen Jahr hätten sich diese um rund 10 % erhöht; das entspreche Mehrausgaben für die Bauernfamilien in einer Größenordnung von umgerechnet rund 1 Mrd Euro. Dank gewisser Anpassungen der Produzentenpreise sei es zwar gelungen, einen Teil dieser Mehrkosten abzufedern. Dennoch verbleibe den Schweizer Bauern ein gesamtlandwirtschaftliches Defizit von 200 Mio Euro bis 300 Mio Euro. Neben den gestiegenen Kosten für Vorleistungen komme im Pflanzenbau nun die Umsetzung der parlamentarischen Initiative „Absenkpfad“ hinzu, so der SBV. Diese umfasse ehrgeizige Zielvorgaben zur Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und der Nährstoffverluste. Dafür seien ab diesem Jahr für alle Betriebe im ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) die Vorgaben verschärft worden. Neben einer Abnahme der Erträge, einem zusätzlichen Arbeitsaufwand und höheren Produktionskosten bringe dies auch höhere Risiken im Pflanzenbau mit sich. Die Bauernfamilien brauchten deshalb für pflanzliche Produkte mindestens 10 % höhere Erlöse, um die Mehrkosten und Einbußen auszugleichen. (AgE)

Deutsche Milchverarbeitung 2022 auf Vorjahresniveau

Nach schwachen Milchanlieferungen im ersten Halbjahr 2022 konnten die Molkereien in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte wieder mehr Rohstoff erfassen. Insgesamt reichte das, um die Verarbeitungsmenge im Vorjahresvergleich stabil zu halten. Laut Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wurden 2022 rund 31,95 Mio t Rohmilch erfasst; das entsprach nahezu exakt dem Vorjahresniveau. Wird nur auf die Anlieferungen konventionell erzeugter Milch von deutschen Höfen geschaut, ergibt sich jedoch ein anderes Bild: Diese Menge nahm gegenüber 2021 um rund 194 000 t oder 0,6 % auf 29,70 Mio t ab. Ausgeglichen wurde das durch die höhere Erzeugung von Biomilch und gestiegenen Lieferungen aus dem Ausland. Die Andienung von Ökomilch legte gegenüber 2021 um 4,1 % auf 1,32 Mio t zu; innerhalb von fünf Jahren ist hier ein Zuwachs von gut 40 % festzustellen. Zudem erhöhte sich die erfasste Rohmilch aus anderen Ländern der Europäischen Union 2022 gegenüber dem Vorjahr um 18,9 % auf 926 000 t. Laut den BLE-Daten war der Rückgang des konventionellen Milchaufkommens in Ostdeutschland mit 2,2 % – relativ gesehen – stärker ausgeprägt als in Westdeutschland mit 0,3 %. In den Molkereien von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurde gegen den Bundestrend sogar 0,9 % beziehungsweise 1,4 % mehr konventionelle Milch als 2021 verarbeitet. Niedersachsen einschließlich Bremen löste mit 7,06 Mio t angelieferter Rohmilch Bayern mit 6,88 Mio t von Platz eins bei der erfassten konventionellen Milch ab. Bei der Verarbeitung von Biomilch hatte der Freistaat mit rund 650 000 t aber weiter die Nase vorn.
Mitte Februar lagen die Milchanlieferungen an die hiesigen Verarbeiter laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) um 2,7 % über dem Vorjahresniveau. Bei den Notierungen für die Milcherzeugnisse tat sich vergangene Woche nicht viel. Sie blieben bei Päckchenbutter sowie bei Schnitt- und Hartkäse stabil. Die wieder zunehmende Nachfrage der Industrie für Blockbutter ermöglichte hingegen den Herstellern hier und da höhere Verkaufspreise im unteren Preissegment durchzusetzen. Die amtliche Notierung der Süddeutschen Butter- und Käsebörse wurde am vergangenen Mittwoch (22.2) am unteren Spannenende um 33 Cent auf 4,65 Euro/kg angehoben. Weiter fest tendierte der Markt für Magermilchpulver. Laut ZMB hat sich Nachfrage weiter belebt, und die Einkäufer beginnen sich mit Ware für das zweite Halbjahr einzudecken. Auch der Export laufe wieder flotter. Gemäß den Angaben der Kemptener Börse ließ sich das Pulver in Lebensmittelqualität im Schnitt 6 Cent teurer als in der Vorwoche verkaufen und erlöste zwischen 2,52 Euro/kg und 2,79 Euro/kg. Zudem verteuerte sich die Futtermittelware um 2 Cent auf 2,37 Euro/kg bis 2,44 Euro/kg. Bei Vollmilchpulver war die Nachfrage laut den Analysten ruhiger; die Produktion lief meist auf Bestellung. Die Preise dafür zogen jedoch im Mittel um 4 Cent auf 3,45 Euro/kg bis 3,58 Euro/kg an.
Am Weltmilchmarkt wurde Milchpulver hingegen zuletzt mit Abschlägen gehandelt. An der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) erlösten die Kontrakte für Vollmilchpulver am Dienstag vergangener Woche im Mittel 3 264 $/t (3 058 Euro); das waren 2,0 % weniger als bei der Auktion vor zwei Wochen. Bei Magermilchpulver ging es um 2,4 % auf 2 769 $/t (2 594 Euro) nach unten. Dagegen setzte Butter seine Aufwärtsbewegung fort. Der alleinige Anbieter Fonterra erzielte für das Milchfett im Mittel aller Kontrakte 4 922 $/t (4 611 Euro); dies bedeutete ein Plus von 3,8 % gegenüber der Versteigerung vor zwei Wochen. Zudem stieg der Auktionspreis für Cheddarkäse um 1,5 % auf 5 086 $/t (4 765 Euro). Da gut drei Viertel des GDT-Handelsvolumens auf Milchpulver entfällt, sorgte deren jüngste Schwäche für einen Rückgang des zusammenfassenden Preisindex aller gehandelten Standardmilchprodukte um 1,5 % gegenüber Anfang Februar. Im Vorjahresvergleich betrug das Minus 31,0 %. Negativ für die Preise wirkte laut Analysten zuletzt die Zunahme der Milchanlieferung in Neuseeland und anderen Weltregionen. Dem stand die Hoffnung auf eine wieder zunehmende Nachfrage in China gegenüber. (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9369 €) (AgE)

Eingetrübte Aussichten bei Fonterra

Der neuseeländische Molkereikonzern Fonterra hat mit einer schwachen Nachfrage für Milchprodukte in China zu kämpfen und muss zudem mit geringeren Rohmilchanlieferungen rechnen.
Wie das Unternehmen am 24. Februar mitteilte, wurde die Prognose für den Milcherzeugerpreis in der noch bis Ende Mai 2023 laufenden Saison nach unten korrigiert. Ging die Fonterra-Führung bisher von einer Vergütung des Kilogramms Milchfeststoff zwischen 8,50 NZ$ (4,97 Euro) und 9,50 NZ$ (5,56 Euro) aus, sind es nun nur noch 8,20 NZ$ (4,80 Euro) bis 8,80 NZ$ (5,15 Euro). Das Spannenmittel wurde um 0,50 NZ$ (29,3 Eurocent) oder 5,5 % auf 8,50 NZ$ (4,97 Euro) gesenkt. Das entspräche einem Milchgeldabschlag von 8,6 % gegenüber dem Rekordauszahlungspreis von 2021/22. Laut Fonterra-Geschäftsführer Miles Hurrell spiegelt die schwächere Prognose für den Erzeugermilchpreis die begrenzten Exportmöglichkeiten am Weltmarkt wider. „Die Nachfrage nach Vollmilchpulver, insbesondere aus dem Großraum China, war schwach und die Preise sind seit Anfang Dezember um etwa 5 % gefallen“, erläuterte der Manager. Zwar sei das zuletzt wieder lebhaftere Kaufverhalten Chinas ermutigend, doch sei es noch zu früh, um die Auswirkungen auf den Rest der Saison zu bestimmen. „Angesichts der schwachen wirtschaftlichen Wachstumsaussichten in vielen Regionen der Welt bleiben wir vorsichtig“, so Hurrell. Die Milchanlieferungen in Neuseeland waren in der Saison 2022/23 gegenüber dem Vorjahr lange Zeit rückläufig. Zuletzt lagen sie jedoch wieder über der Vorjahreslinie. „Der Zyklon Gabrielle und die Trockenheit auf der Südinsel haben die Erwartungen der Genossenschaft für die gesamte Saison jedoch beeinträchtigt“, stellte Hurrell fest. Der Molkereikonzern geht nun davon aus, mit 1,465 Mio. t Milchfeststoff gut 1 % weniger Rohstoff verarbeiten zu können als im Vorjahr. Weltweit sieht Hurrell das Milchangebot in den wichtigsten Exportregionen ausgeglichen. Einer zunehmenden Produktion in Europa und den USA stünden geringere Anlieferungen in Neuseeland, Australien und Lateinamerika gegenüber. Die mittel- bis langfristigen Aussichten für Milchprodukte, insbesondere für neuseeländische, beurteilt der Fonterra-CEO positiv. (AgE)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 22. Februar 2023

In Deutschland ist die Milchanlieferung weiter saisonal steigend. In der 6. Woche erfassten die Molkereien laut Schnellberichterstattung der ZMB 0,4 % mehr Milch als in der Vorwoche. Die Rohstoffmenge war damit um 2,7 % höher als in der Vorjahreswoche. In Frankreich war das Milchaufkommen zuletzt um 2,0 % niedriger als in der Vorjahreswoche.
Nach einer Befestigung der Preise für Magermilchkonzentrat und Industrierahm in den Vorwochen wird zuletzt über eine stabile Entwicklung bei Magermilchkonzentrat und weiter festen Tendenzen bei Industrierahm berichtet.
Der Markt für Magermilchpulver ist wie bereits in den Vorwochen belebter. Die Käufer sind wieder stärker im Markt und die Bestrebungen, sich für das zweite Halbjahr mit Ware einzudecken, nehmen zu. Auf Seiten der Verkäufer agiert man für diese Termine aber derzeit noch abwartend. Auch das Exportgeschäft zeigt sich weiterhin lebhafter. Die Nachfrage aus Asien wird als gut beschrieben. Auch über eine neue Ausschreibung aus Nordafrika wird berichtet.
Das Preisgefüge ist weiter uneinheitlich. Für frische Ware werden festere Preise gezahlt, während Bestandsware weiterhin mit gewissen Abschlägen gehandelt wird. Die Preise für Lebensmittelware tendieren insgesamt fester, zumal die niedrigsten Preise nicht mehr im Markt sind. Auch Futtermittelqualitäten werden etwas fester gehandelt.
Die Nachfrage nach Vollmilchpulver bewegt sich auf dem ruhigen Niveau der letzten Wochen. In Deutschland erfolgt die Produktion nach wie vor überwiegend auf Bestellung. Im Zusammenhang mit den höheren Kosten für Industrierahm werden höhere Forderungen gestellt. Die Preise sind uneinheitlicher als zuletzt.
Molkenpulver in Futtermittelqualität wird zu bisherigen Preisen gehandelt. Molkenkonzentrat steht dem Vernehmen nach weiterhin in umfangreichen Mengen zur Verfügung. Die Nachfrage nach Lebensmittelware ist etwas lebhafter und die Preise tendieren leicht fester.
Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)

Niedersachsen: Milchbauern erwarten Vertragstreue von Abnehmern

Schwer kalkulierbar bleiben dabei die Produktionskosten für die Milcherzeuger. Im Handel belebt sich die Nachfrage, die Molkereien wollen aber aus den Verträgen. Die Einflussfaktoren sind vielfältig: Es gibt mehr Milch auf Erzeugerseite, die Kaufkraft in privaten Haushalten erodiert und die Wirtschaft in China als wichtiger Exportpartner schwächelt aufgrund hoher Covid-Infektionsraten sowie einer handfesten Immobilienkrise. Weniger die Preisschwankungen, aber viel mehr das Gebaren des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) bereitet dem Landvolk-Vizepräsidenten Manfred Tannen derzeit größere Sorgen: „Der LEH versucht massiv, bestehende Verträge mit unseren Verarbeitern auszuhebeln, um die Preise noch weiter drücken zu können. Das ist ein Unding. Wir erwarten Vertragstreue, so wie wir die Kontrakte ebenfalls einhalten.“ Der Vorsitzende des Milchausschusses im Landesbauernverband erwartet aber auch für die ersten Monate im Jahr 2023 beim Milcherzeugerpreis ein hohes Niveau – verglichen mit früheren Jahren. Schwer kalkulierbar bleiben dabei die Produktionskosten für die Erzeuger, die bereits im vergangenen Jahr einen großen Teil des Erlöses wieder aufgehoben haben. Im Dezember 2022 lag der Erzeugerpreis für Standardmilch im Bereich von 60 Cent/kg; nun sinken die Preise so stark ab, wie noch nie. Angesichts des Durchschnittspreises von 2021 mit circa 36 Cent/kg sind Verbraucher- und Erzeugerpreise aber weiterhin vergleichsweise hoch.
In Deutschland und Niedersachsen liegen die Milchanlieferungen im Jahr 2023 bislang knapp 4 % über dem Vorjahresniveau bei weiterem Anlieferungsanstieg. Die Nachfrage nach Milchprodukten aus dem LEH hat sich zuletzt generell belebt. Die Entwicklung betrifft auch das Sortiment der Frischprodukte, für die aktuell über einen guten Absatz berichtet wird. Die Nachfrage nach abgepackter Butter hat in Deutschland Anfang Februar massiv angezogen. „Offensichtlich greifen die Verbraucher nach Preissenkungen im Lebensmitteleinzelhandel wieder stärker zur Butter. Die Bestellungen sind so umfangreich, dass es schwierig ist, sie überhaupt vollständig zu bedienen“, berichtet Tannen. „Möglicherweise handelt es sich um vermehrte Bevorratung in den Haushalten, was aber im Ergebnis noch abzuwarten bleibt.“ Der Außer-Haus-Verzehr von Lebensmitteln hat wieder zugenommen und im Gegenzug ist der Bedarf für das Kochen und Backen im Haushalt zurückgegangen. Auch die deutlich höhere Inflation im vergangenen Jahr dürfte zu sparsameren Einkäufen geführt haben. (Topagrar.com)

Arla Foods: Starkes Umsatzplus trotz schwächerem Markengeschäft

Der europäische Molkereikonzern Arla Foods hat im vergangenen Jahr durch höhere Verkaufspreise einen deutlichen Umsatzanstieg erzielt. Das wichtige Markengeschäft verzeichnete in Inflationszeiten und bei einem veränderten Verbraucherverhalten jedoch einen Absatzrückgang. Wie das Unternehmen am 9. Februar bei einer Pressekonferenz zur Jahresbilanz mitteilte, lag der Erlös 2022 mit 13,8 Mrd. € um rund 2,6 Mrd. € oder 23,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Der Zuwachs war dabei fast ausschließlich auf höhere Preise zurückzuführen. Der Nettogewinn legte um 50 Mio. oder 15 Prozent auf 382 Mio. € zu, was einem Anteil von 2,8 Prozent am Umsatz entsprach. „Der drastische Anstieg der Lebenshaltungskosten hat sich weltweit auf unser Geschäft und insbesondere unsere Marken ausgewirkt“, erläuterte Arla-Vorstandschef Peder Tuborgh. Diese seien weiter ein wichtiger „Werttreiber unseres Geschäfts“; mengenmäßig sei der Absatz 2022 jedoch um 3,2 Prozent zurückgegangen. Positiv habe sich hingegen die Nachhaltigkeit im Unternehmen entwickelt. So sei es mit verschiedenen Maßnahmen gelungen, die CO2-Emissionen der Kategorien Scope 1 und 2 im vergangenen Jahr in der Produktion sowie bei Logistik und Energie um vier Prozent zu senken, was gegenüber 2015 ein Minus von 29 Prozent bedeute. Auf den Milchviehbetrieben ging die Scope 3-Emission gegenüber 2021 um zwei Prozent zurück, im Vergleich zum Basisjahr 2015 um neun Prozent. „Es war ein gutes Jahr für die CO2-Reduktion“, so Tuborgh.
Arlas Finanzvorstand Torben Dahl Nyholm berichtete, dass die Milcherfassung der europäischen Molkerei gegenüber 2021 um rund 100 Mio. kg auf 13,5 Mrd. kg abgenommen habe. Der durchschnittlich gezahlte Jahresmilchpreis sei um 15 Cent oder 40,5 Prozent auf ein Rekordniveau von 52,0 Cent/kg gestiegen, zu dem noch eine Nachzahlung von 2,2 Cent hinzukomme. Das höhere Milchgeld habe dazu beigetragen, den Kostendruck bei den Landwirten aufgrund der deutlich gestiegenen Betriebsmittelpreise zu lindern, so Nyholm. Er hob hervor, das Arla 2022 damit begonnen habe, Teile des Milchpreises an Nachhaltigkeitsleistungen der Erzeuger zu koppeln. Durch das Anreizmodell würden jährlich bis zu 500 Mio. € umverteilt, um an „der Spitze einer fortschrittlichen Milchwirtschaft“ zu stehen. Ab August ließen sich maximal drei Cent/kg Milch bei Einhaltung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen erzielen. Ziel von Arla sei es, bis 2030 die Scope 3-Emission von CO2 bei Milch und Molke um 30 % zu reduzieren.
Aufgrund des hohen Inflationsniveaus schwächte sich 2022 auch bei deutschen Verbrauchern die Nachfrage für Milchprodukte ab. Zudem wurde vermehrt zu Handelsmarken und seltener zu Markenprodukten gegriffen. Laut Arlas Deutschland-Chefin Lillie Li Valeur konnten sich nur die Marken LactoFREE für Milchdrinks und die Lizenzmarke Starbucks für milchbasierte Kaffeegetränke dem Negativtrend entziehen; sie wuchsen beim Absatz im zweistelligen Prozentbereich. Als neues Produkt wird die Frischmilch „Arla Æ.K.T – Aktiv für Klima und Tierwohl“ laut Valeur nun in die Regale erster Supermärkte kommen. Das sei ein innovatives Produkt, das die Ziele und Maßnahmen in den Bereichen Klima und Tierwohl deutlich mache. Insgesamt erwartet Valeur für 2023 in Deutschland „erneut ein volatiles Jahr mit hohem Kostendruck“.
Der Gesamtkonzern Arla geht ebenfalls davon aus, dass die hohe Inflation und die Volatilität das Geschäft auch im Jahr 2023 beeinflussen werden. „Es wird zweifellos ein weiteres schwieriges Jahr werden, da das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld auf der ganzen Welt und die anhaltenden Auswirkungen des Krieges in der Ukraine den Energiemarkt und die Lieferketten weiterhin beeinflussen“, so Tuborgh. Aufgrund der geringeren Kaufkraft der Verbraucher und der Angst vor einer Rezession sei ein weiterer Rückgang des Absatzes bei Markenprodukten zwischen 1,5 bis 3,5 Prozent zu erwarten. Eine Umkehr dürfte erst 2024 erfolgen. Den voraussichtlichen Umsatz für das laufende Jahr veranschlagte der Vorstandsvorsitzende auf 13,6 Mrd. € bis 14,2 Mrd. €. Der Gewinnanteil am Erlös soll zwischen 2,8 und 3,2 Prozent liegen. (AgE)

ADM investiert in Probiotika

Der US-Agrarkonzern Archer Daniels Midland (ADM) hat in Valencia/Spanien eine neue Produktionsanlage für Pro- und Postbiotika eröffnet. Nach Unternehmensangaben erhöht sich damit die Jahreskapazität um mehr als das Fünffache auf 50 t. Die Anlage habe 30 Mio. $ (27,8 Mio. €) gekostet. Wichtigste Wachstums- und Zielmärkte für Pro- und Postbiotika seien die USA, der asiatisch-pazifische Raum und Europa. Nach Einschätzung des Chicagoer Konzerns wird sich die Kundenzahl in den nächsten fünf Jahren mehr als verdreifachen. Immer mehr Menschen würden die Zusammenhänge zwischen dem Darmmikrobiom und der Gesundheit erkennen und nach Produkten suchen, die auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten seien. Das Unternehmen will seinen Umsatz im Bereich Gesundheit und Wellness bis 2032 auf 2 Mrd. $ (1,9 Mrd €) erhöhen; das wäre vier Mal so viel wie der im vergangenen Jahr erzielte Erlös. Die neue Anlage befindet sich in der Nähe des ADM-Forschungs- und Entwicklungszentrums im Wissenschaftspark der Universität Valencia, wo Forscher unter anderem Genome der nächsten Generation sequenzieren und neue Bakterienstämme im Frühstadium testen. Das Marktforschungsinstitut Euromonitor beziffert das globale Marktpotential für probiotische Nahrungsergänzungsmittel im Einzelhandel für 2027 auf 10,4 Mrd. $ (9,7 Mrd .€); das wären etwa 25 Prozent mehr als 2022. Probiotika werden in Nahrungsergänzungsmitteln, Lebensmitteln, Getränken sowie in Produkten für Haustiere eingesetzt. (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9280 €) (AgE)

Branche schaut weniger pessimistisch in die Zukunft

Die Stimmung in der heimischen Lebensmittelbranche hat sich zuletzt uneinheitlich entwickelt. Wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) in ihrem am 8. Februar vorgelegten Konjunkturreport berichtet, stieg der ifo-Geschäftsklimaindex im Januar 2023 gegenüber dem Vormonat leicht an. Allerdings fiel die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage deutlich schlechter aus als im Dezember. Erneut weniger pessimistisch, aber weiter auf niedrigem Niveau ist der Blick in die Zukunft. Damit im Einklang übertrifft die Zahl der Hersteller mit sinkenden Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate weiterhin deutlich die Zahl derjenigen mit positiven Erwartungen: Lediglich 11,5 Prozent gehen von einer Verbesserung aus, während 27,4 Prozent mit einer Verschlechterung rechnen. Im Rückblick auf das alte Kalenderjahr berichtete die BVE, dass die Ernährungsindustrie ihren Umsatz im November 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat nominal um 20,7 Prozent auf 20,2 Mrd. € gesteigert habe. Der Zuwachs ergab sich dem Dachverband zufolge hauptsächlich aus den höheren Verkaufspreisen. Im Inland legten die Erlöse der Lebensmittelhersteller um 23,3 Prozent auf 13,2 Mrd. € zu, wobei der Absatz um 0,9 Prozent anstieg. Dagegen ging die Vermarktungsmenge im Ausland um 5,1 Prozent zurück. Der Exportumsatz erhöhte sich aber gegenüber November 2021 aufgrund der deutlich höheren Verkaufspreise um 16,2 Prozent auf 7,1 Mrd. €. Verringert haben sich zuletzt die Agrarrohstoffkosten der Lebensmittelerzeugung. Laut BVE ging der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel im Dezember 2022 im Vergleich zum Vormonat um 4,7 Prozent zurück, lag aber noch um 7,7 Prozent über dem Vorjahreswert. (AgE)

Kommission: Versorgung auch mit Green Deal sichergestellt

Die Europäische Kommission versucht die Sorge zu zerstreuen, der Green Deal könnte die Ernährungssicherheit in der EU gefährden. Wie der Direktor in der Generaldirektion für Landwirtschaft (DG AGRI), Michael Niejahr, am 7. Februar auf einer Veranstaltung der Hanns-Seidel-Stiftung in Brüssel klarstellte, sieht er die Kommission bei dem Thema „auf dem richtigen Weg“. Dies gelte auch für die mittlerweile zahlreichen Strategien und Gesetzesvorschläge, die im Rahmen des Green Deals vorgelegt worden seien. Laut Niejahr hat die Kommission mit ihrer im März vorigen Jahres vorgestellten Mitteilung zur Ernährungssicherheit auch deutlich gemacht, dass dem Thema besondere Priorität zukommt. Zugleich unterstrich der Kommissionsbeamte, dass viele der Maßnahmen des Green Deals einen Beitrag zum Schutz der Biodiversität und des Klimas leisten würden. Dies sei zugleich mindestens mittel- und langfristig ein wichtiger Anteil bei der Gewährleistung der Ernährungssicherheit. Angesprochen auf den Brüsseler Verordnungsvorschlag zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) räumte Niejahr ein, dass bei der Vorstellung im vorigen Sommer durch die Kommission der Eindruck entstanden sei, es gehe ihr mit der geplanten Halbierung ausschließlich um Verbote. Dies sei jedoch mit dem „Non-Paper“ vom vergangenen November richtiggestellt worden. Die Kommission hatte bekanntlich vorgeschlagen, auf die Anwendung eines Totalverbotes in sensiblen Gebieten zu verzichten und stattdessen biologische Mittel und solche mit niedrigem Risiko zu erlauben.
Die Berichterstatterin für den Berichtsentwurf des Europaparlaments zur Ernährungssicherheit, Marlene Mortler, mahnte derweil an, die Belange der Bauern nicht außer Acht zu lassen. Vordringliches Ziel müsse es sein dafür zu sorgen, dass auch künftig ausreichend Nahrungsmittel produziert werden könnten. Es müsse alles daran gesetzt werden, künftige Engpässe zu unterbinden, betonte die CSU-Europaabgeordnete. Kritisch äußerte sich Mortler auch über das Ziel der Kommission, den Ökolandbau bis 2030 auf 25 Prozent der EU-Anbaufläche anheben zu wollen. Derartig starre Rahmen würden nicht helfen, denn auch die Nachfrage müsse stimmen. Annika Hedberg, Programmleiterin Sustainable Prosperity for Europe bei der unabhängigen Denkfabrik European Policy Centre (EPC), wies indes auf die globalen Folgen der EU-Agrarpolitik hin. Hart ins Gericht ging sie unter anderem mit den EU-Einfuhren von Eiweißträgern wie Soja. Diese trügen in massiver Weise zu Abholzung und Klimaschädigung bei. Diese externen Emissionen würden häufig nicht genügend in Betracht gezogen, monierte die Finnin. (AgE)

Schweden: Zahl der Milchviehbetriebe alle zehn Jahre halbiert

Auf den rasanten Strukturwandel bei den schwedischen Milcherzeugern in den vergangenen 40 Jahren hat die Landwirtschaftsbehörde Jordbruksverket jetzt hingewiesen. Ihren Angaben zufolge hat sich die Zahl der Unternehmen mit Milchkühen alle zehn Jahre halbiert, wobei das Tempo im letzten Zehnjahresberichtszeitraum leicht abgenommen hat. Im Jahr 1982 hatte es in Schweden noch 40.600 Milchviehbetriebe gegeben. Vor 30 Jahren waren es dann 21.400, vor 20 Jahren 11.300 und vor zehn Jahren noch rund 5.000. Im Jahr 2019 waren es dann lediglich noch knapp 2.800 Betriebe mit Milchkühen. Somit haben laut Jordbruksverket seit 1982 von damals 100 Milchviehbetrieben 93 diese Haltung aufgegeben. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Betriebe mit Milchkühen von 3.614 im Jahr 2017 um 819 auf 2.795 im Jahr 2022 zurückgegangen. Die strukturelle Entwicklung im Milchsektor schreite also rasant voran, resümierte die Agrarbehörde. Die Zahl der Milchkühe ist ebenfalls zurückgegangen, allerdings nicht ganz so stark. Während 1982 landesweit insgesamt noch rund 665.000 Milchkühe gehalten wurden, waren es 2022 etwa 297.000; das entspricht einer Abnahme um 55 Prozent. Gestiegen ist die Zahl der Milchkühe pro Betrieb, und zwar von durchschnittlich nur 16 Tieren im Jahr 1982 auf im Mittel 106 im vergangenen Jahr. Damit hat sich die durchschnittliche Zahl an Milchkühen pro Betrieb im Schnitt fast versiebenfacht. Mit der Gesamtzahl an Milchkühen ist trotz der höheren Milchleistung pro Kuh die produzierte Milchmenge etwas zurückgegangen. Im Jahr 1982 nahmen die Molkereien in Schweden insgesamt noch 3,53 Mio t Rohmilch ein; bis 2021 sank diese Menge um 21 Prozent auf 2,78 Mio t. Dabei erhöhte sich jedoch das Milchaufkommen pro Kuh und Jahr von 5.000 kg auf 9.000 kg. Die vorliegenden Statistiken zeigen laut Jordbruksveret, dass die Produktion pro Kuh hauptsächlich in den 1990er-Jahren gestiegen ist. Danach sei die Steigerungsrate abgeflacht, habe in den letzten Jahren aber wieder zugenommen. (AgE)

Global Dairy Trade: Kräftiger Preisanstieg am Weltmarkt

 

Die Preise an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade sind bei der dritten Auktion im Jahr 2023 (07.02.) nach langem Abwärtstrend kräftig gestiegen. Der Durchschnittspreis über alle gehandelten Milchprodukte erhöht sich um 3,2 % auf 3.456 $ pro Tonne Produkt. Die gehandelte Menge lag mit 32.582 Tonnen über der der vorherigen Auktion (31.872 t).
Für das Leitprodukt Vollmilchpulver stieg der Preis im Mittel um + 3,8 % (3.329 $/t) – „Die Käufer haben dem Produkt über alle Kontrakte und Zeiträume nachgejagt“, beschreibt Stuart Davison, Dairy Insights Manager bei New Zealand’s Exchange lebhaft den gestrigen Handel. Die Kontraktpreise verzeichneten einen kontinuierlichen Anstieg bis in das zweite Halbjahr 2023 – diese Ergebnisse reduzieren laut Davison den aktuellen Abwärtstrend der neuseeländischen Milcherzeugerpreise.
Magermilchpulver stabil (2.829 $). Butter: + 6,6 % (4.745 $), wasserfreies Milchfett + 4,8 % (5.586 $), Cheddar + 2,3 % (4.980 $) und Buttermilchpulver + 2,0 % (2.633 $).
Die gestrige Auktion war mit Spannung erwartet worden, denn am Termin zuvor (Global Dairy Trade: Preis nahezu stabil, Menge lässt nach) hatten die Preise stagniert – Ursache dafür war die zuletzt geringe Aktivität des Haupteinkäufers China. Jetzt führten die Nordasiaten die Aktivitäten wieder an – gut Zweidrittel des Vollmilchpulvervolumens übernahmen gestern sie. Das macht Hoffnung auf eine wieder wachsende Nachfrage Chinas. Im vergangenen Jahr war der chinesische Import von Milchprodukten gegenüber 2021 um 17,2 % geringer ausgefallen – das bekam insbesondere der Hauptlieferant Neuseeland zu spüren, aber auch die EU. (elite-magazin)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 01. Februar

Der saisonale Anstieg der Milchanlieferung war in Deutschland zuletzt unterbrochen. Die Molkereien erfassten in der 3. Woche laut Schnellberichterstattung der ZMB 0,3 % weniger Milch als in der Vorwoche. Der Vorsprung gegenüber der Vorjahreswoche ist damit auf 3,2 % geschrumpft. In Frankeich lag das Milchaufkommen zuletzt um 2,9 % unter der Vorjahreslinie.
An den Märkten für flüssigen Rohstoff ist eine Stabilisierung nach der Abschwächung in den ersten Januarwoche zu beobachten. Rohmilch steht am Spotmarkt weiterhin ausreichend zur Verfügung, auch wenn der Angebotsdruck zuletzt etwas nachgelassen hat. Bei Magermilchkonzentrat und Industrierahm hat eine Stabilisierung der Preise eingesetzt.
Die Situation am Markt für Magermilchpulver stellt sich ähnlich dar wie in der Vorwoche. Die Einkäufer agieren nach wie vor überwiegend abwartend und kaufen eher kleinere Mengen für kurzfristige Lieferungen. Aus bestehenden Kontrakten wird kontinuierlich abgerufen. Im Fokus der Gespräche steht momentan das zweite Quartal, wobei bislang noch wenige Geschäfte abgeschlossen sind. Auch für spätere Termine werden Gespräche geführt. Hier ist aber die Verkäuferseite aufgrund der zahlreichen Unsicherheiten eher abwartend. Für die asiatischen Länder wird mit einer baldigen Belebung der Nachfrage gerechnet. Aus dem Nahen Osten liegen bei den Werken einzelne Anfragen vor. Der Preisrückgang hat bei Lebensmittelware in den letzten Tagen weiter angehalten. Futtermittelware wird bei weiterhin schwächerer Preistendenz ruhig nachgefragt.
Am Markt für Vollmilchpulver scheint sich die Kaufbereitschaft nach den jüngsten Preisrückgängen zu beleben. Die Preise tendieren erneut schwächer, wobei der Abschlag geringer ausfällt als zuletzt.
Der Markt für Molkenpulver wird überwiegend als ruhig beschrieben. Die Preistendenz bei Futtermittelware ist erneut schwächer. Bei Lebensmittelware sind die Preise derzeit uneinheitlich. Molkenkonzentrat steht weiterhin in umfangreichen Mengen und auf niedrigem Preisniveau zur Verfügung. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu))

Neuseeland: Milcherzeugung spürbar gesunken

 

In Neuseeland ist im Kalenderjahr 2022 so wenig Milch gemolken worden wie seit mehr als fünf Jahren nicht mehr. Laut Daten des neuseeländischen Molkereiverbandes (DCANZ) nahm die Produktion gegenüber 2021 um 833 000 t oder 3,8 % auf 21,05 Mio t ab. Die Menge des aus den Trockengehalten von Fett und Eiweiß gewonnenen Milchfeststoffs lag mit knapp 1,85 Mio t um 3,5 % unter dem Vorjahresniveau. Bis auf den vergleichsweise milcharmen neuseeländischen Wintermonat Juni stand in allen anderen Monaten weniger Rohstoff für die Verarbeitung zur Verfügung. Das galt insbesondere für die saisonale Hauptanlieferungszeit. Analysten zufolge haben neben einem geringeren Milchkuhbestand die oft zu nasse Witterung auf der Nordinsel zu einer sinkenden Erzeugung geführt. Auf Seiten der Milchbauern werden aber auch die verschärften Produktions- und Umweltauflagen als Grund für den Produktionsrückgang genannt. Bei den Milchinhaltsstoffen war im Jahr 2021 noch ein Rekord von 1,91 Mio t erzielt worden; dies gaben die klimatischen Bedingungen 2022 nicht mehr her. In Neuseeland steht allerdings nicht das Kalenderjahr, sondern das von Juni bis Mai laufende Milchwirtschaftsjahr im Vordergrund. Hier ist festzustellen, dass in den ersten sieben Monaten von 2022/23 die Milcherzeugung um 2,6 % und die Produktion von Milchinhaltsstoffen um 2,1 % gegenüber der Vorjahresperiode gesunken sind. Der Abstand zur Vorsaison hat sich gegen Jahresende jedoch verringert. Im Dezember fiel das Milchaufkommen im Vergleich zum Vorjahresmonat nur noch um 0,6 % kleiner aus, bei den Milchfeststoffen wurde sogar ein Plus von 0,6 % verzeichnet. Im November war Neuseelands führende Molkerei Fonterra in einer Prognose für die gesamte Saison 2022/23 davon ausgegangen, dass sie mit 1,48 Mio t Milchfeststoff etwa so viel Rohstoff verarbeiten kann wie im Vorjahr. (AgE)

Fonterra will Töten von männlichen Kälbern stoppen

Neuseeland gibt sich in der Landwirtschaft gerne ein grünes und nachhaltiges Image. Dazu passt jedoch nicht, dass immer noch viele männliche Kälber aus der Milchviehhaltung wegen fehlender Vermarktungsmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit kurz nach der Geburt eingeschläfert werden. Doch dies soll sich nun ändern. Der landesweit dominierende Molkereikonzern Fonterra hat kürzlich seine Lieferbedingungen geändert und verlangt von den Milcherzeugern ab Juni 2023, dass alle ihre Kälber in die Wertschöpfungskette gelangen. Die Tiere, die nicht der Bestandsergänzung dienen, sollen zur Rind- oder Kalbfleischproduktion genutzt werden oder zumindest in die Tierfuttererzeugung gehen. Lediglich in bestimmten Ausnahmefällen, beispielsweise um Tierleid zu vermeiden, darf davon abgewichen werden. Fonterra-Direktorin Anne Douglas betonte, dass sich die Molkereigenossenschaft Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben habe. Zudem seien die Verbraucher immer mehr daran interessiert, wie die Lebensmittel produziert würden. „Andere Länder und Unternehmen haben bereits Maßnahmen und Garantiesysteme eingeführt, die den Verbrauchern Garantien über die Behandlung von Kälbern in landwirtschaftlichen Betrieben bieten“, so Douglas. Sie räumte ein, dass derzeit die Verkaufsmöglichkeiten für solche Kälber begrenzt seien. Deshalb arbeite das Unternehmen aktiv mit Fleischverarbeitern, Transporteuren, Tierfutterherstellern und anderen Branchengruppen daran, dies zu ändern. Laut der Rabobank-Analystin Genevieve Steven ist die Fleischindustrie derzeit noch skeptisch, ob die zunehmende Zahl an Kälbern aufgrund der begrenzten Kapazitäten und des Arbeitskräftemangels verarbeitet werden kann. Es bestehe ein großer Veränderungsbedarf auf allen Marktstufen. Notwendig sei eine engere Integration der Milch- und der Rindfleischindustrie. Auch spezialisierte Rindermäster müssten zukünftig bereit sein, solche Tiere aufzunehmen, die nicht alle auf den Milchviehbetrieben bleiben könnten. Schließlich müssten auch die Verbraucher gewonnen werden, denn Kalbfleisch sei bisher kein großer Markt in Neuseeland. Der Generalmanager des Branchenverbandes Beef+Lamb, Dan Brier, wies darauf hin, dass sich seine Organisation bereits um die Erschließung von Exportmärkten für Verarbeitungsfleisch und rosa Kalbfleisch bemühe. (AgE)

Absage an Mehrwertsteuersenkung bei Lebensmitteln

Eine Reform der Umsatzsteuer ist nach Einschätzung des Bundesrechnungshofs „längst überfällig“. Zudem mahnt die Bonner Bundesbehörde an, den Katalog der Begünstigungen „grundlegend zu überarbeiten“. Dabei sollte jede einzelne Begünstigung evaluiert und somit auf Schwachstellen untersucht und kritisch hinterfragt werden, heißt es in einem am 30. Januar vorgelegten Bericht an den Finanzausschuss des Bundestags. Darin spricht sich der Bundesrechnungshof gegen eine Senkung oder Streichung des Mehrwertsteuersatzes auf Obst und Gemüse oder Biolebensmittel aus. Die Behörde empfiehlt, den Forderungen nach weiteren Steuersatzermäßigungen, der Einführung von stark ermäßigten Steuersätzen oder dem Nullsatz „grundsätzlich nicht nachzukommen“. Nur so könne vermieden werden, dass das Steuerrecht weiter verkompliziert werde, Abgrenzungsschwierigkeiten zunähmen und der Bürokratieaufwand für Unternehmen sowie Finanzverwaltung wachse. Indes warnte der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd (BWV) vor einer Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für land- und forstwirtschaftlich genutzte Fahrzeuge. Für BWV-Präsident Eberhard Hartelt kommt eine solche Forderung zur absoluten Unzeit und lässt die Folgen vollkommen unberücksichtigt. In dieselbe Kerbe schlug der Bayerische Bauernverband (BBV), der die Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Kraftfahrzeuge als „weiterhin gerechtfertigt“ einstufte. FDP-Agrarsprecher Dr. Gero Hocker erteilte indes Steuererhöhungen eine klare Absage. Diese werde es mit der FDP und Christian Lindner als Bundesfinanzminister nicht geben, auch nicht auf die im landwirtschaftlichen Betrieb eingesetzten Kraftfahrzeuge. „Darauf können sich unsere Landwirte verlassen“, stellte Hocker klar. Weitere steuerliche Belastungen würden die Landwirtschaft schwächen.
Der Bundesrechnungshof stellt indes in seinem Bericht fest, dass eine Steuersatzermäßigung oftmals mit der Begründung eingeführt werde, dass sie dem Endverbraucher zugutekommen solle. Dieser Effekt sei jedoch „nicht gewährleistet“. Die Behörde gibt zu bedenken, dass Unternehmer nicht gesetzlich verpflichtet werden könnten, die Umsatzsteuersenkung an den Leistungsempfänger weiterzugeben. Daher müsse stets geprüft werden, ob anstelle einer Subvention nicht eine direkte Förderung und Transfers der bessere Weg wären. Zudem halten es die Bonner Rechnungsprüfer für „unabdingbar“, bei der Einführung eine Befristung vorzusehen. Kritisiert wird das von Christian Lindner geführte Ressort, da es eine Befristung, die Teil der subventionspolitischen Leitlinien sei, „bislang so nicht umsetzt“. Das Gegenteil sei der Fall. Befristungen seien „die absolute Ausnahme“. Der Bundesrechnungshof plädiert dafür, bei einer Evaluierung der ermäßigten Mehrwertsteuersätze neben der Abschaffung von Ausnahmetatbeständen auch deren Befristung im Blick zu haben.
Das Volumen der steuerlichen Begünstigungen lag laut Angaben der Behörde 2021 bei 34,5 Mrd Euro. Dem ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 % unterliegen unter anderem lebende Tiere wie Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen oder Kaninchen jeweils einschließlich reinrassiger Zuchttiere, Fleisch und genießbare Schlachtnebenerzeugnisse, Fische, Milch und Milcherzeugnisse, frisch geschnittene Blumen, Gemüse, Kaffee, Getreide sowie Müllereierzeugnisse. Der Bundesrechnungshof verweist auch auf Widersprüchlichkeiten beim ermäßigten Umsatzsteuersatz, so am Beispiel eines Kaffees zum Mitnehmen. Danach unterliegt Kaffee mit einem Schuss Milch dem regulären Satz von 19 %, während für aufgeschäumte Milch mit einem Espresso, etwa einen Latte Macchiato, der Satz 7 % beträgt und für einen Latte Macchiato aus pflanzlichen Milchersatzprodukten wiederum 19 %. Ein weiteres Beispiel: Frische Früchte und dickflüssige Säfte aus pürierten Früchten sowie Marmeladen werden ermäßigt besteuert. Für Säfte aus gepressten Früchten gilt indes der reguläre Steuersatz.
Der Bundesrechnungshof empfiehlt in dem Bericht dem Bundesfinanzministerium zudem, seine eigenen Vorgaben zu erfüllen und Subventionen einer regelmäßigen Erfolgskontrolle zu unterziehen. Bei den ermäßigten Steuersätzen habe das Ministerium „eindeutig gegen diese Vorgaben verstoßen“. Die letzte Evaluierung habe 2010 stattgefunden. Seither ist das Aufkommen, auf den ein ermäßigter Steuersatz Anwendung findet, laut Rechnungshof „beträchtlich gestiegen“.
Der BBV forderte derweil Lindner auf, an der steuerlichen Befreiung landwirtschaftlicher Fahrzeuge festzuhalten. Der Verband begründete dies damit, dass die Landwirte ihre Fahrzeuge weit überwiegend im Gelände und nicht auf den Straßen bewegten. Die Kfz-Steuer diene aber grundsätzlich der Finanzierung zur Instandhaltung der Straßen- und Verkehrswegeinfrastruktur. BWV-Präsident Hartelt gab außerdem zu bedenken, dass bei einer Streichung sich die Produktion von Lebensmitteln in Deutschland weiter verteuern würde. Aus seiner Sicht ist die Gretchenfrage, wer das bezahlen soll. Von den Betrieben könnten die zusätzlichen Kosten nicht gestemmt werden. Vielmehr müssten dann die Preise für Lebensmittel an der Ladentheke weiter angehoben und diese Erhöhung an die Erzeuger weitergereicht werden. Zudem stellte der BWV-Präsident fest, dass diese zusätzliche Belastung für viele Landwirte der Tropfen sein dürfte, der das Fass zum Überlaufen bringe und zu einer Betriebsaufgabe führe. Damit würde auch „billigend in Kauf genommen“, dass der Selbstversorgungsgrad weiter sinke und die Importe von Lebensmitteln zunähmen. AgE

 

Germany: ife data November/December 2022

In Germany in December 2022 compared to November 2022 the raw material or compound value of milk at farm has fallen 4.0 eurocent to 47.9 eurocent per kilogram milk with 4.0 percent fat and 3.4 percent protein (exclusive VAT). This is 4.5 eurocent less than in the same month one year before. The highest future price of milk for the next 18 months on the Kieler Börsenmilchwert European Energy Exchange is the price for July 2024 at 41.9 eurocent. The lowest future price is the price for March and April 2023 at 38.0 eurocent.

Germany: three new criteria to get certified as producing basic Q-milch

In Germany dairy farms that want to get certified as producing basic Q-milch (Q-Milk, QM) have in 2023 to meet three new criteria. In freestall barns the number of cubicles must be at least the same as the number of cows in the barn. When dehorning calves younger than six weeks old a painkiller must be used and when desired also sedation. As third new criteria the milk room must be in a hygienic condition. It is also possible to get certified for producing QM+ or QM++ with more strong criteria. The aim is to constantly improve animal welfare in order to make it even more of a basis for action for farmers. If farmers milk is QM+ or QM++ certified, they receive an animal welfare bonus.

Germany: milk production in 2022

In Germany in 2022 average number of cows on dairy farms was 72. Of the dairy farms had 26 percent less than 20 cows; 26 percent 20 to 49 cows; 27 percent 50 to 99 cows; 15 percent 100 to 199 cows, 5 percent 200 to 499 cows and 1 percent more than 500 cows.
The part of milk that is produced only with non-GMO feed has increased from 78 percent in 2021 to almost 80 percent in 2022.