Deutsches Milchkontor wertet die Initiative Milch als Erfolg

Beim Deutschen Milchkontor (DMK) wertet man die Initiative Milch (IM) rund anderthalb Jahre nach ihrem Start als Erfolg, plädiert aber für eine deutlich bessere finanzielle Ausstattung der Kommunikationsplattform. „Aktuell haben wir ein Jahresbudget von nur 5 Mio Euro, um 80 Millionen Verbraucher von den Vorzügen des Rohstoffs Milch und den daraus hergestellten Produkten zu überzeugen“, berichtete der Leiter Unternehmensstrategie bei der DMK GmbH, Dr. Philipp Inderhees, beim Zukunftsforum des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), das am 9. September auf Gut Havichhorst bei Münster stattfand. „Es sollte uns allen zu denken geben, ob wir nicht ein ganz neues Miteinander, ganz neue Impulse brauchen“ so der Appell von Inderhees an die eigene Branche. An die jährlich 5 Mio Euro müsste eigentlich noch eine oder zwei Nullen gehängt werden, um im Wettbewerb um die Verbrauchergunst eine durchschlagende Wirkung zu erzielen. Was die finanzielle Ausstattung von Kommunikationsmaßnahmen angehe, könne das Agribusiness viel von anderen Branchen lernen, so der DMK-Manager. Zusätzliche Marketinganstrengungen seien allein deshalb notwendig, um zusätzliche Anforderungen an die Lieferkette zu einem möglichst großen Teil über den Produktpreis finanziert zu bekommen. Dies stoße angesichts einer hohen Inflation und teurer Energie mehr und mehr an Grenzen, was sich auch bei Milcherzeugnissen an Wanderungsbewegungen vom Supermarkt zum Discounter, vom Markenprodukt zur Handelsmarke und von Bio zu konventionell zeige.
Der Vorstandsvorsitzende der Agravis Raiffeisen AG, Dr. Dirk Köckler, sprach sich dafür aus, den Deutschen Raiffeisenverband (DRV) als politische Spitzenorganisation der Genossenschaften künftig verstärkt dazu zu nutzen, neue und andere Narrative über Lebens- und Futtermittel aufzubauen und zu bedienen. Gleichzeitig müsse der landwirtschaftliche Berufsstand über die Landesbauernverbände und den Deutschen Bauernverband (DBV) in Berlin und Brüssel aktiv werden und selbst Themen besetzen. Als Beispiele nannte Köckler die zuletzt aufgeflammte „Teller-Trog-Debatte“, in der sein Haus als großer Mischfutterhersteller für den Hunger in Teilen Afrikas verantwortlich gemacht worden sei – erwiesenermaßen völlig zu Unrecht. „Auch vor dem Hintergrund der Knappheit fällt es uns nicht schwer, mit den Wirklichkeiten zu argumentieren. Das ist Handwerk“, stellte Köckler klar. Im Rückblick bezeichnete es der heutige Agravis-Chef als Fehler, seinerzeit als junger Landwirt am liebsten „keine Mark“ an die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) bezahlt haben zu wollen. „Die Unternehmen der deutschen Agrarwirtschaft haben es nach dem Aus der CMA versäumt, sich selbst im Marketing zu positionieren“, räumte Köckler ein und verwies auf letztlich gescheiterte Bestrebungen, auf anderen Wegen Geld für ein gemeinschaftliches Marketing einzusammeln. „Da haben wir noch einen Fehler im System“, zeigte er sich auf Gut Havichhorst selbstkritisch. (AgE)

China: Molkereiverband will heimische Käseproduktion voranbringen

In China erfreut sich Käse bei den Verbrauchern einer immer größeren Beliebtheit. Davon sollen zukünftig auch die heimischen Hersteller stärker profitieren, weshalb der Molkereiverband (China Dairy Association) nun einen Aktionsplan für die kommenden drei Jahre ausgearbeitet hat. Ziel sei, so der Verband, die nationale Käseproduktion bis zum Jahr 2025 auf 500 000 t zu steigern und einem Umsatz im Einzelhandelsumsatz von mehr als 30 Mrd CNY (4,36 Mrd Euro) zu erzielen. Schwachpunkte seien bisher noch die vergleichsweise hohen Herstellungskosten für Käse sowie die schwache Produktionsbasis, weshalb die Importe ausländischer Ware gestiegen seien. Nach Angaben der Zollverwaltung wurden 2021 insgesamt 176 000 t Käse eingeführt, das war gut ein Drittel mehr als im Vorjahr. Andererseits seien aber, so der Verband, auch Erfolge erzielt worden. So habe der heimische Schmelzkäsemarkt mittlerweile ein Erlösvolumen von 10 Mrd CNY (1,45 Mrd Euro) erreicht, und die durchschnittliche Wachstumsrate der Einzelhandelsumsätze mit Käseprodukten lag in den vergangenen fünf Jahren bei 25 %. Im Aktionsplan wird konkret vorgeschlagen, eine qualitativ hochwertige Rohmilcherzeugung aufzubauen, die sich auf leistungsstarke Holstein-Kühe stützt. Zudem sollte die Entwicklung von speziellen Industriezweigen zur Verarbeitung von Büffel-, Yak- und Ziegenmilch gefördert sowie die technologische Innovationsfähigkeit verbessert werden. Auch sei es aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll, die Nutzung und Vermarktung von Käsenebenprodukten wie Molkenpulver, Laktose oder Molkenproteinkonzentrat voranzubringen. Letztlich wird im Aktionsplan von der Molkereiwirtschaft angestrebt, die Stabilität der Lieferketten zu verbessern, eine inländische Käse-Werbeplattform zu etablieren und die Zertifizierung von geografischen Angaben für lokale charakteristische Käseprodukte zu fördern, um deren Markenwert zu steigern. (Umrechnungskurs: 1 CNY = 0,1454 €) (AgE)

Anuga: Guter Anmeldestand im Rahmen der Frühbucheraktion – Frühbucherrabatt noch bis zum 30. September 2022

Die Lebensmittel- und Getränkebranche ist in Bewegung – und ebenso ihre Weltleitmesse Anuga. Aktuell wegbrechende Absatzmärkte sowie die Suche nach neuen Geschäftspotenzialen, stockende Lieferketten, klimatologische Entwicklungen und damit einhergehende Diskussionen um Energie und Rohstoffe fordern die Lebensmittel- und Getränkebranche mehr denn je heraus. Weltweit führende, exportorientierte Fachmessen wie die Anuga bieten dabei die Möglichkeit, neue Geschäftskontakte zu knüpfen und persönliche, vertrauensvolle Kundenbeziehungen aufzubauen. Noch bis zum 30. September 2022 können sich ausstellende Unternehmen ihren Stand zum Frühbucherpreis sichern und zum Start der Platzierungen dabei sein.
„Uns ist es wichtig, mit der Anuga in diesen herausfordernden Zeiten eine internationale Plattform zur Präsentation und vor allem zum Austausch zu bieten. Persönliche Begegnungen sind wichtiger denn je und dies wird uns auch aus unserer Ausstellerschaft gespiegelt. Rund um die zehn Fachmessen der Anuga herrscht Aufbruchstimmung. Und diese Signale erreichen uns auch aus der Politik, so dass wir uns freuen, zur Eröffnung der Anuga den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir begrüßen zu dürfen“, erklärt Stefanie Mauritz, DIrector Anuga.
Stimmen von Ausstellenden der Anuga Meat oder Anuga Chilled & Fresh Food wie „bei uns im Haus stehen die Zeichen auf Anuga“ oder „die Teilnahme an der Anuga ist gesetzt“ bestätigen das Vertrauen in die weltgrößte Fachmesse der Ernährungswirtschaft. Auch bei der Anuga Drinks und Anuga Hot Beverages laufen Gespräche mit Top-Marken, die nach vielen Jahren erstmalig wieder Interesse an der Anuga zeigen. Im Bio-Segment setzen die Anbieter im Rahmen der Anuga Organic darauf, über den Fachhandel hinaus eine breitere Zielgruppe an Einkäufern zu erreichen.
„In der Anuga Fine Food spüren wir zudem deutlich, dass Länder und Unternehmen die Anuga nutzen wollen, um neue Absatzmärkte zu erschließen, nachdem Märkte wie Russland und die Ukraine weggebrochen sind. Zur Anuga Dairy freuen wir uns neben innovativen Einsteigern der Branche 2023 wieder das vollumfängliche Angebot der nationalen und internationalen Molkereiindustrie präsentieren zu können. Die in 2021 erstmalig vorgestellte Dairy Alternatives Area wird 2023 ausgebaut. Und bei der Anuga Bread & Bakery sind bereits nahezu alle relevanten Player wieder an Bord“, resümiert Mauritz zum bisherigen Anmeldestand.
Die weiterentwickelte Anuga Out of Home (vormals “Anuga Culinary Concepts“) wird erstmals auch neue Ausstellergruppen, etwa aus Delivery bzw. To-Go-Segment, mit an Bord haben.

Länder stimmen GAP-Ausnahmen-Verordnung zu

Die geplanten Ausnahmeregelungen für die Vorgaben zur Flächenstilllegung sowie zum Fruchtwechsel bei der Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) im nächsten Jahr finden bei den Ländern breite Unterstützung. Der GAP-Ausnahmen-Verordnung haben im Umlaufverfahren der Umweltausschuss einstimmig und der Agrarausschuss nach Maßgabe einer Klarstellung im Verordnungstext mit großer Mehrheit zugestimmt. Der Bundesrat wird damit in seiner Sitzung am 16. September grünes Licht für die Verordnung geben. Der Agrarausschuss empfiehlt darüber hinaus der Länderkammer, eine Entschließung zu fassen. Darin weist der Ausschuss darauf hin, dass durch die Ausnahme der Stilllegungsflächen der Jahre 2021 und 2022 bei der Umsetzung der Ersten Säule erstmals jahresübergreifende Voraussetzungen verankert werden. Dies widerspreche dem System der Ersten Säule der GAP, das auf einjährigen Verpflichtungen und Maßnahmen aufbaue. Im Fördervollzug führe das zu erheblichen Abwicklungsproblemen, die letztlich sogar die termingerechte Auszahlung der Direktzahlungen der Ersten Säule gefährden könnten, so die Befürchtung. Die Bundesregierung solle daher bei der Gestaltung der Ersten Säule strikt den Grundsatz der Einjährigkeit wahren. Der Agrarausschuss kritisiert in der vorgeschlagenen Entschließung, dass die Umsetzung der Verordnung neben einem hohen bürokratischen Aufwand zu einer Ungleichbehandlung der Landwirte führe. „Aktive Beiträge zum Umwelt- und Artenschutz wie durch mehrjährige Stilllegungen sollten nicht zu Einschränkungen der weiteren Bewirtschaftung und damit zu einem Vertrauensbruch führen“, heißt es in der vorgeschlagenen Entschließung. Stattdessen müsse es darum gehen, Akzeptanz und Bereitschaft zu fördern. (AgE)

The Netherlands: Royal FrieslandCampina lost member farmers

The Holland headquartered dairy cooperative Royal FrieslandCampina lost between July 2021 and July 2022 a number of 284 member farmers that have withdrawn their membership. Together they produce 832 million kilogram milk a year. that have withdrawn their membership. Together they produce 832 million kilogram milk a year.

The Netherlands: soy from deforestation-free areasRoyal at FrieslandCampina

The Holland headquartered dairy cooperative Royal FrieslandCampina and the Holland headquartered feed cooperative Agrifirm announced at the end of 2021 to take steps towards more guarantees that the soy for feed comes from deforestation-free areas. End of July the first shiploads of guaranteed deforestation-free soy were delivered at a feed plant in the Netherlands.

Great Britain: Co-op introduces „freeze me“ message to milk products

In Great Britain the supermarket chain Co-op is introducing a ‘freeze me’ message to its own brand milk products, in a bid to cut down on 70000 tonnes of milk wasted a year. A recent survey shows that two-thirds (66%) of UK adults don’t freeze milk at home, 31 per cent of UK adults didn’t’ know you can freeze milk and of these 34 per cent say that now they do they will start freezing it. The new on-pack message from Co-op will read: “Don’t waste me, freeze me, in a suitable, clean container, then defrost in the fridge, use within 24 hours.” The new messaging will appear across all Co-op own brand milk products from September 2022.

United Kingdom: Health and Safety Executive checks dairy farmers

In the United Kingdom dairy farmers must now be able to show that they are proactively avoiding the risk of milk contamination with chlorate residues. The maximum residue limit (MRL) for liquid milk (raw or pasteurised) is set at 0.1mg/kg. The MRL for foods intended for infants and young children is still set at 0.01mg/kg. Compliance with MRLs will be checked by the Health and Safety Executive.

Ireland: 50 percent of dairy farms official milk recording programme

In Ireland in 2022 the number of farms that takes part in an official milk recording program has increased 12 percent and the number of cows in a milk recording program has increased 10.6 percent. Over 50 percent of the Irish dairy farms joins an official milk recording program.

Zeitenwende auch für die Milchwirtschaft

Eine „Zeitenwende“ ist derzeit auch in der deutschen Milchbranche zu spüren. Das ist bei der „Milchwirtschaftlichen Kundgebung“ deutlich geworden, die am 31. August in Rendsburg stattfand. Der Vorsitzende der Milcherzeugervereinigung Schleswig-Holstein (MEV), Klaus-Peter Lucht, zeigte sich vor allem von der Ausgestaltung der Öko-Regelungen in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union wenig erfreut. Da sei nichts Attraktives für intensiv wirtschaftende Milchviehbetriebe dabei, monierte er. Aus dem System der Prämienzahlungen auszusteigen, könnte allerdings zu einem schärferen Ordnungsrecht führen. „Wir müssen in ein anderes System kommen“, forderte der MEV-Vorsitzende und verwies auf das Potential des Punktesystems des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL). Zum Einsatz von Antibiotika merkte er an: „Wir sollten darauf achten, dass es uns um Tierwohl und Tiergesundheit geht. Stumpfe Reduktionsziele lehne ich aber ab.“ Verständnis zeigte Lucht aber für die Forderung, keine Reserveantibiotika in der Tierhaltung einzusetzen, was er unterstütze. Kritisch beurteilt Lucht die Pläne des Berliner Agrarressorts zur staatlichen Tierhaltungskennzeichnung. So müssten beispielsweise die bestehenden Systeme besser in das staatliche integriert werden, um mögliche Doppelkontrollen zu vermeiden.
Um das lange Zeit gute Image der Milch aufrechtzuerhalten oder gar zu verbessern, muss nach Auffassung der Projektkoordinatorin der Initiative Milch (IM), Mareike Jens, wieder eine höhere Wertschätzung für das Naturprodukt erreicht werden. „Wir kriegen auf dem Land nicht viel mit, zum Beispiel wie stark Hafer- oder Mandeldrinks in Städten als klimaschonend beworben werden“, berichtete Jens. Die Stimme der Kuhmilch sei im urbanen Bereich bisher sehr leise gewesen. Das solle sich durch die Initiative Milch nun aber ändern. Die Initiative wolle die Milch digitaler machen und Fakten sprechen lassen, aber auch Empathie erzeugen. „Wir gucken uns an, was vor allem junge Menschen begeistert, und klinken uns da ein“, erläuterte Jens. Zielgruppe sei vor allem die „Generation Z“ der Jahrgänge 1995 bis 2010. Diese halte Milch oft nicht mehr für ein besonders wichtiges Lebensmittel. Dabei besitze diese ein hohes Potential in Sachen Gesundheit, Vielfalt und Genuss. Um dieses bei der jungen Stadtbevölkerung zu heben, werden laut Jens die Social-Media-Kanäle Instagram, TikTok und YouTube genutzt. Dort würden positive Botschaften zur Milch verbreitet, wozu auch ein Netzwerk von Influencern gebildet werde.
Der Milchexperte Prof. Holger Thiele von der Fachhochschule Kiel berichtete, dass Schleswig-Holstein beim Auszahlungspreis für Milch im Bundesländervergleich aktuell eher untypischerweise die Nase vorn habe, was auch am Produktportfolio der dort ansässigen Molkereien liege. Im Süden seien die Markenartikelhersteller stärker vertreten, die sich bei der Kaufzurückhaltung der Verbraucher in Inflationszeiten schwerer täten. Ungewöhnlich sei zudem, dass sich konventionelle und Biomilchpreise stark angenähert hätten, merkte der Experte an. Der Unterschied betrage nur noch rund vier Cent/kg Milch; in den Jahren von 2018 bis 2021 habe dieser durchschnittlich bei 14 Cent/kg gelegen. „Anscheinend sind unsere Verbraucher ab einem gewissen Niveau preissensibel und zeigen, dass sie nicht jeden Preis mitgehen“, schlussfolgerte Thiele. So sei die Absatzmenge von Biokonsummilch im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,7 Prozent gesunken. Daraus lasse sich aber noch nicht eine generelle Trendumkehr weg von der Biomilch ableiten. Die Absatzflaute betreffe allerdings auch Milch mit anderen Sonderqualitäten wie Tierwohlmilch. Der Experte geht davon aus, dass hohe Energiekosten und Kaufkraftverluste der Verbraucher wieder zu sinkenden Milchpreisen führen werden. Der Kieler Rohstoffwert Milch sei ein guter Indikator für die zukünftige Milchpreisentwicklung. Dieser zeige nach seinem Höchststand im April nun eine moderat sinkende Tendenz; er befinde sich im Vergleich zu früheren Jahren aber noch auf einem hohen Niveau. (AgE)

Inflation lässt Umsatz von Arla wachsen

Die europäische Molkereigenossenschaft Arla hat im ersten Halbjahr 2022 ihre Erlöse gesteigert, konnte im zuvor florierenden Markengeschäft jedoch keine Mengenzuwächse mehr erzielen. Wie das Unternehmen am 30. August bei der Bilanzpressekonferenz mitteilte, legte der Umsatz der Arla-Gruppe gegenüber der ersten Jahreshälfte 2021 um 941 Mio. € oder 17,3 Prozent auf 6,38 Mrd. € zu. Der Anstieg sei „fast ausschließlich auf erhebliche Preiserhöhungen“ zurückzuführen, erläuterte Vorstandschef Peder Tuborgh. Das mengenbasierte Umsatzwachstum mit Arla-Marken war dabei – wie erwartet – leicht um 0,1 Prozent rückläufig. Der Gewinnanteil am Umsatz lag mit 3,0 Prozent im angestrebten Bereich. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) belief sich, analog zum ersten Halbjahr 2021, auf 252 Mio. €. Nach Abzug dieser Kostenblöcke verblieb ein Halbjahresüberschuss von 199 Mio. €; das waren 27 Mio. € beziehungsweise 15,7 Prozent mehr als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Laut Tuborgh war das erste Halbjahr 2022 geprägt von Inflation, Unsicherheiten in der weltweiten Milchlieferkette sowie einem begrenzten Rohstoffangebot in den USA, Ozeanien und Europa. „Dies sind außergewöhnliche Zeiten, sowohl für unsere Landwirte als auch für unser Unternehmen, da die Lebensmittelindustrie und die Landwirtschaft einem hohen Inflationsdruck ausgesetzt sind“, erklärte der Vorstandschef. Deshalb sei es erfreulich, dass der Milchpreis für die Arla-Landwirte erhöht werden konnte, um die höheren die Produktionskosten der Erzeuger zu bewältigen. Arlas Finanzvorstand Torben Dahl Nyholm berichtete, dass der Milch-Leistungspreis in der ersten Jahreshälfte mit 49,6 Cent/kg um 11,4 Cent oder 30 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen habe; aktuell betrage er 58 Cent/kg. Erstmalig wird Arla eine halbjährige Nachzahlung für Januar bis Juni 2022 in Höhe von 1 Cent/kg für die in diesem Zeitraum angelieferte Milch zahlen.
Die neue Arla-Geschäftsführerin für Deutschland, Lillie Li Valeur, berichtete, dass auch hierzulande das Geschäft im ersten Halbjahr „einem hohen Inflationsdruck ausgesetzt war“ und es eine „zunehmende Verunsicherung bei den Verbrauchern“ gegeben habe, dem sich das Markengeschäft nicht entziehen konnte. Allerdings seien Preissteigerungen sowohl im Private Label- als auch im Markengeschäft durchgesetzt worden, um die Kostensteigerungen teilweise decken zu können. Somit habe auch Deutschland dazu beigetragen, den Landwirten ein höheres Milchgeld in Zeiten gestiegener Erzeugerkosten zahlen zu können. Ungeachtet dieser Herausforderungen ist es laut Valeur gelungen, die Marke Arla LactoFREE mit fünf neuen laktosefreien Milchprodukten auszubauen und die Nachhaltigkeitsagenda weiter voranzubringen. Zudem seien ein neuer Bio-Standard mit neuen Kriterien eingeführt und die dritte Runde des Klimacheck-Programms auf den Höfen gestartet worden. „Besonders der Bereich Nachhaltigkeit ist, neben starken Marken, für unseren langfristigen Erfolg auch auf dem deutschen Markt ein zentrales Element“, betonte Valeur. Mit Blick auf das internationale Geschäft, das Arla auch stark aus Deutschland bediene, habe die offizielle Eröffnung der neuen Produktionsanlage zur Herstellung von Milchpulver im Werk Pronsfeld Ende Mai einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Mit der zweiten Anlage zur Milchpulverherstellung am größten Arla-Standort weltweit stärke die Molkereigenossenschaft ihr internationales Geschäft, um besonders die global zunehmende Nachfrage nach bezahlbaren, nahrhaften Milchprodukten bedienen zu können, so die Geschäftsführerin.
Der weitere Jahresverlauf wird nach Einschätzung der Molkereigenossenschaft von Volatilität und Inflation geprägt sein. „Die Veränderungen im Verbraucherverhalten sind weiterhin vielfältig und schwer vorhersehbar, und wir erwarten, dass sich unser Markenwachstum verlangsamen wird“, so Tuborgh. Die Konsumenten würden sparen und teure Markenprodukte sowie Bioprodukte hätten einen schweren Stand. Dies setze die erzielbaren Margen im Lebensmitteleinzelhandel unter Druck. Arla rechnet für das gesamte Geschäftsjahr 2022 mit einem Rückgang des mengenbasierten Einzelhandelsumsatzes bei Marken zwischen 2,0 Prozent und 3,0 Prozent. Die Umsatzprognose insgesamt wurde jedoch gegenüber der Einschätzung von Februar im Mittel um 1,4 Mrd. € auf 13,5 Mrd. € bis 14,0 Mrd. € angehoben. Das würde im Spannenmittel ein Plus von 23 Prozent gegenüber 2021 bedeuten. Bei der Nachzahlung für 2022 plant Arla mit einem Betrag von insgesamt mindestens 1,5 Cent/kg. Tuborgh kündigte an, dass zukünftig im Rahmen der Nachhaltigkeit Klimaaspekte ein Bestandteil des Erzeugerpreises für Milch werden sollen und das Milchpreismodell entsprechend umgestellt werde. Um sich auf eine mögliche Gasknappheit vorzubereiten, seien in den vergangenen zwei Monaten 15 Mio. € investiert worden, um in wichtigen Werken notfalls auf Öl als fossilen Energieträger umzusteigen. Die Kosten der Aufgabe des Russlandgeschäfts bezifferte der Vorstandschef ebenfalls auf rund 15 Mio. €. (AgE)

Milchprodukte mit Urlaubsende verstärkt nachgefragt

Am Markt für Milchprodukte blieben in der vergangenen Woche größere Änderungen bei den amtlichen Notierungen aus. Bei Butter war laut Analysten eine zunehmende Nachfrage für Stück- und für Blockware festzustellen. Rückkehrende Urlauber und das beginnende Herbstgeschäft sorgten für einen größeren Absatz. An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten wurde die Notierung für lose Butter im 25-kg-Block am 31. August im Spannenmittel um 6 Cent auf 6,95 €/kg bis 7,05 €/kg angehoben. Die Päckchenbutter blieb aufgrund noch gültiger Kontrakte unverändert in den Grenzen von 7,34 €/kg bis 7,50 €/kg. Möglicherweise erfolgt diese Woche aber eine Anpassung, da Abgabepreise der Hersteller neu verhandelt wurden. Die in Süddeutschland anstehenden Volksfeste haben laut dem Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) die Nachfrage nach Hartkäse zunehmen lassen. Bei der Notierung in Kempten blieb die amtliche Preisfeststellung davon aber unbeeindruckt und zunächst stabil. Auch an den Notierungen für Schnittkäse in Hannover änderte sich trotz zunehmender Absatzzahlen nichts. Am Markt für Magermilchpulver scheint der sommerliche Preisrückgang gestoppt zu sein. Laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) sind viele Händler aus den Sommerferien zurückgekehrt und die Geschäfte wurden lebhafter. Gekauft wurde überwiegend für den kurzfristigen Bedarf. Aufgrund der Unsicherheit war die Bereitschaft, sich langfristig zu binden, eher gering. Nach Angaben der Kemptener Börse ließ sich Magermilchpulver in Lebensmittelqualität mit einem Aufschlag von fünf Cent in einer Spanne von 3,70 €/kg bis 4,04 €/kg verkaufen. Das Kilogramm Futtermittelware verteuerte sich ebenfalls um fünf Cent, und zwar auf 3,48 € bis 3,51 €. Sehr ruhig bei unveränderten Preisen lief zuletzt das Geschäft mit Vollmilchpulver. Dagegen sorgte die bessere Nachfrage bei Molkenpulver für festere Preise. Käufer von lebensmitteltauglicher Ware zahlten laut Kemptener Börse einen Aufschlag von zwei Cent/kg; um drei Cent/kg verteuerte sich die Futtermittelqualität.
Wie in anderen Ländern, sind auch in Italien die Produktionskosten bei den Milchverarbeitern massiv gestiegen. Nach Angaben des Verbandes der Molkereien und Käsehersteller (Assolatte) sind die Kosten für Gas zwischen Januar 2021 und Juli 2022 um gut 600 Prozent nach oben geschossen. Zudem verteuerten sich Kartons und Plastikverpackungen um rund 80 Prozent sowie chemische Basisprodukte für die Lebensmittelherstellung um mehr als 100 Prozent. Auch musste für die eingekaufte Rohmilch deutlich tiefer in die Tasche gegriffen werden, und zwar im Vergleich zu Anfang 2021 um bis zu 50 Prozent. Weil die Weitergabe der explosionsartig gestiegenen Kosten dem Verband zufolge in voller Höhe kaum möglich ist, geraten immer mehr Unternehmen in Schwierigkeiten. Die Branche mit etwa 1.500 Betrieben hat rund 25.000 direkte Mitarbeiter und weitere 100.000 in der Lieferkette. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei 16,7 Mrd. €, wovon 4,1 Mrd. auf den Export entfielen. Italien ist, was die Rohmilch angeht, vom Import abhängig. Die wichtigsten Milchlieferanten sind Slowenien, Deutschland Frankreich und Österreich. Die Importmengen waren zuletzt aber rückläufig. Laut Assolatte sank die aus Deutschland und Frankreich bezogene Menge bereits zwischen 2020 und 2021 um jeweils rund die Hälfte, die aus Österreich um 38 Prozent. (AgE)

Sommerweideprämie für Milchkühe in Niedersachsen kommt

Niedersachsen führt in der neuen EU-Förderperiode ab 2023 eine Sommerweideprämie für Milchkühe ein. Das hat Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast vergangene Woche Verbandsvertretern der Milchwirtschaft in einem Gespräch zugesichert. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Hannover die Prämienhöhe wird sich auf 75 Euro je Milchkuh in der konventionellen Landwirtschaft sowie auf 51 Euro je Milchkuh in der ökologischen Landwirtschaft belaufen. „Mit der Sommerweideprämie setze ich auf eine verlässliche Förderung der Milchkuhhalter“, erklärte Otte-Kinast. Niedersachsen habe diese daher in der nächsten EU-Förderperiode fest in der Zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verankert. Erfreut zeigte sich die Ressortchefin über die breite Unterstützung der Verbände. Gemeinsam habe man die gesellschaftlichen Forderungen nach mehr Tieren auf der Weide im Blick. Der Weidezeitraum wird dem Ministerium zufolge für alle Betriebe einheitlich festgelegt. Möglich wird eine Förderung für Betriebe sein, die ihre Tiere vom 16. Mai bis zum 15. September für mindestens sechs Stunden am Tag auf der Weide halten. Die Bemessungsgrundlage für die Zuwendung wird von der Anzahl an Milchkühen bestimmt, die im fraglichen Zeitraum durchschnittlich gehalten werden. Außerdem ist den Weidetieren ein freier Zugang zu einer ausreichend großen und jederzeit zugänglichen Tränke zu gewähren. Eine Zufütterung auf der Weide ist nach Angaben des Agrarressorts untersagt. Pro Milchkuh müssen mindestens 2.000 m2 Grünland zur Verfügung stehen, davon 1.000 m2 Weidefläche. Der Weidegang muss auf Dauergrünland, Dauerweideland oder Wechselgrünland erfolgen. Die Antragstellung soll vollständig digital erfolgen und ab 2023 in den Sammelantrag (ANDI) integriert werden. Die erste Zahlung ist für Anfang 2024 vorgesehen. AgE)

Ernährungsbranche in Krisenzeiten vor großen Herausforderungen

Angesichts der steigenden Kosten und Preise sieht Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus die Ernährungsbranche vor riesigen Herausforderungen. „Noch vor wenigen Monaten hätte sich kaum jemand vorstellen können, dass Menschen in Deutschland einmal vor der Frage stehen würden, ob sie essen oder lieber heizen wollen. Und nun steuern wir in ganz Europa auf diese Frage zu“, so der Minister am 1. September beim 5. Norddeutschen Ernährungsgipfel in Rostock-Warnemünde. Er erinnerte daran, dass die Ernährungsbranche in Hochzeiten der Corona-Krise stets geliefert und ihre systemrelevante Rolle bereits unter Beweis gestellt habe. Zuletzt seien deren Umsätze gestiegen, was an den enormen Preiserhöhungen für Lebensmitteln gelegen habe. „Wir erleben gerade, dass der Konsument sehr sensibel auf diese Preiserhöhungen reagiert“, erklärte Backhaus. Markenprodukte, aber auch der Biobereich verzeichneten Umsatzrückgänge, während Discounter und günstige Handelsmarken die Gewinner seien. Es zeige sich, dass Verbraucher sparten, wenn das Geld knapp werde, vielfach zunächst beim Essen. „Auf Dauer muss man den Menschen aber klarmachen, dass nicht die nächste Urlaubsreise oder der neueste technische Schnickschnack für sie wichtig ist, sondern sie auf die Wichtigkeit einer Erzeugung vor Ort achten sollten, vor allem auch im Hinblick auf Ressourcenschonung und zur Verdichtung regionaler Kreisläufe“, betonte der Minister. Eine Versorgung überwiegend aus lokalen Wirtschaftskreisläufen könnte Regionen in Krisensituationen weniger anfällig machen und durch mehr Wertschöpfung auch kleine und mittlere Wirtschaftsbetriebe vor Ort stärken. Die Politik der Schweriner Landesregierung ist laut Backhaus deshalb auf den Erhalt und Aufbau regionaler Wirtschaftskreisläufe und eine weitgehende Unabhängigkeit von globalen Handelsstrukturen ausgerichtet. Entlastungspakete für die Wirtschaft in Zeiten steigender Energiepreise seien ein Mittel, das allerdings nur kurzfristig helfe. „Es gilt, sich mittel- und langfristig aufzustellen“, so der Ressortchef. Dies wolle er zusammen mit den Unternehmen im Land diskutieren und Lösungen finden. Er setze dabei auf die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und erwarte von allen „ein Hochkrempeln der Ärmel“ und ein konstruktives Anpacken. Die Unternehmen im Land hätten nach der Wende schon einmal riesige Herausforderungen vor der Brust und diese auch gemeistert. (AgE)

Bundeskartellamt verzeichnet viele Beschwerden über hohe Lebensmittelpreise

Das Bundeskartellamt hat aufgrund der zuletzt stark gestiegenen Preise für Lebensmittel viele Beschwerden verzeichnet. Behördenchef Andreas Mundt betonte auf der Jahrespressekonferenz seines Hauses am 30. August, dass sein Haus diesen Hinweisen nachgehe. Der Wettbewerbshüter machte aber auch deutlich, dass hinter solchen Preiserhöhungen, etwa im Lebensmitteleinzelhandel (LEH), derzeit unterschiedliche Gründe als Ursache in Frage kämen, beispielsweise die geopolitischen Verwerfungen, Kostensteigerungen oder Knappheit. Diese hätten nicht direkt kartellrechtliche Auswirkungen. „Einfach nur hohe Preise sind kein kartellrechtswidriges Vorgehen“, sagte Mundt. Für ein Eingreifen seines Hauses müssten missbräuchlich hohe Preise vorliegen. Bezüglich der Kraftstoffpreise sicherte der Kartellamtschef zu, dass seine Behörde die fortlaufende Beobachtung an den 15.000 Tankstellen hierzulande durch die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe seit März intensiviert und darüber hinaus eine Untersuchung der Raffinerie- und Großhandelsebene eingeleitet habe. Zudem versprach Mundt, „ganz genau hinzusehen“ und darüber zu informieren, wie sich die Preise entwickelten, vor allem nach dem Wegfall der Steuerermäßigung am Donnerstag vergangener Woche. Im Hinblick auf die von Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck geplante Verschärfung des Kartellrechts begrüßte Mundt die Pläne zur Stärkung des Bundeskartellamtes. Mit der elften Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) würden Sektoruntersuchungen schlagkräftiger ausgestaltet, die Hürden für eine kartellrechtliche Gewinnabschöpfung gesenkt und ein missbrauchsunabhängiges Entflechtungsinstrument eingeführt. Insgesamt hat das Bundeskartellamt nach den Worten von Mundt 2021 rund 105 Mio. € an Bußgeld gegen elf Unternehmen beziehungsweise Verbände und acht natürliche Personen verhängt. (AgE)

Stark steigende Kosten belasten Halbjahresbilanz der Ernährungsindustrie

Stark steigende Kosten haben der deutschen Ernährungsindustrie die Halbjahresbilanz verhagelt. Wie die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am 29. August mitteilte, erwirtschafteten die Branchenunternehmen im ersten Halbjahr 2022 einen Gesamtumsatz von 103,3 Mrd. €. Gegenüber dem Vorjahresergebnis ergibt sich zwar nominal ein Plus von knapp 16 Prozent; preisbereinigt beläuft sich der Zuwachs allerdings lediglich auf 0,8 Prozent. Das mengenmäßige Umsatzwachstum blieb der Bundesvereinigung zufolge im Berichtszeitraum zwar „überschaubar“; die Lebensmittelproduktion erhöhte sich jedoch kalender- und saisonbereinigt um 7,6 Prozent. Mit einem Anteil von knapp 67 Prozent am Gesamtumsatz blieb Deutschland laut BVE weiterhin der Hauptabsatzmarkt der Branche. Im Vorjahresvergleich stieg der nominale Umsatz von Januar bis Juni 2022 um 17,1 Prozent. Stark begünstigt wurde diese Entwicklung durch eine deutliche Teuerung; die Erzeugerpreise stiegen gegenüber dem Vorjahr um 14,4 Prozent. Für das Inland ergibt sich somit im Inland ein moderates reales Umsatzwachstum von 2,9 Prozent. Der Export, der lange Zeit als Wachstumsmotor der Branche galt, lieferte nach BVE-Angaben im ersten Halbjahr 2022 keine Impulse. Insgesamt wurden Lebensmittel im Wert von 34,8 Mrd. € ins Ausland geliefert. Bei Ausfuhrpreisen, die deutlich um 18,2 Prozent zulegten, verzeichnete die Branche im Export einen nominalen Zuwachs von zwölf Prozent. Die exportierten Mengen waren jedoch rückläufig; preisbereinigt ergab sich daher im Lebensmittelexport ein realer Verlust von minus 4,7 Prozent. Die Exportquote konnte laut BVE nicht ausgebaut werden, und Markterschließungen in chancenreichen Drittländern gerieten ins Stocken.
„Die Kostensteigerungen, vor denen die Hersteller stehen, gefährden zunehmend die Betriebssicherung und damit auch Beschäftigung“, warnte BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet. Die Lieferkettenprobleme der Pandemie seien noch nicht einmal gelöst gewesen, da hätten die Lebensmittelhersteller durch den Ukrainekrieg vor noch gravierenderen Rohstoffengpässen bei Agrargütern, Energie und Verpackungen gestanden. Hinzu kämen eine zunehmende Regulierung, starker Wettbewerbsdruck, der Fachkräftemangel sowie generelle Planungsunsicherheiten aufgrund der geopolitischen Lage. „Den Unternehmen muss unbürokratische und wirksame Unterstützung gewährt werden, auch um den Druck auf die Endverbraucherpreise abzumildern“, forderte Sabet. Nach Angaben der BVE zeigte sich dementsprechend im ersten Halbjahr 2022 eine deutlich gedämpfte Stimmungslage in der Branche. Der ifo-Geschäftsklimaindex blieb mit 92,3 Punkten im Durchschnitt deutlich unter der neutralen Marke von 100 Punkten. Bei den Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate habe der Index im Durchschnitt bei nur 89,7 Punkten gestanden. Gründe für die mehrheitlich eingetrübten Konjunkturerwartungen seien der enorme Kostendruck, die unsicheren Aussichten bei der Energieversorgung, die überlasteten Lieferketten sowie die eingetrübten Exportaussichten, so die BVE. (AgE)

Stark steigende Kosten belasten Halbjahresbilanz der Ernährungsindustrie

Stark steigende Kosten haben der deutschen Ernährungsindustrie die Halbjahresbilanz verhagelt. Wie die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am 29. August mitteilte, erwirtschafteten die Branchenunternehmen im ersten Halbjahr 2022 einen Gesamtumsatz von 103,3 Mrd. €. Gegenüber dem Vorjahresergebnis ergibt sich zwar nominal ein Plus von knapp 16 Prozent; preisbereinigt beläuft sich der Zuwachs allerdings lediglich auf 0,8 Prozent. Das mengenmäßige Umsatzwachstum blieb der Bundesvereinigung zufolge im Berichtszeitraum zwar „überschaubar“; die Lebensmittelproduktion erhöhte sich jedoch kalender- und saisonbereinigt um 7,6 Prozent. Mit einem Anteil von knapp 67 Prozent am Gesamtumsatz blieb Deutschland laut BVE weiterhin der Hauptabsatzmarkt der Branche. Im Vorjahresvergleich stieg der nominale Umsatz von Januar bis Juni 2022 um 17,1 Prozent. Stark begünstigt wurde diese Entwicklung durch eine deutliche Teuerung; die Erzeugerpreise stiegen gegenüber dem Vorjahr um 14,4 Prozent. Für das Inland ergibt sich somit im Inland ein moderates reales Umsatzwachstum von 2,9 Prozent. Der Export, der lange Zeit als Wachstumsmotor der Branche galt, lieferte nach BVE-Angaben im ersten Halbjahr 2022 keine Impulse. Insgesamt wurden Lebensmittel im Wert von 34,8 Mrd. € ins Ausland geliefert. Bei Ausfuhrpreisen, die deutlich um 18,2 Prozent zulegten, verzeichnete die Branche im Export einen nominalen Zuwachs von zwölf Prozent. Die exportierten Mengen waren jedoch rückläufig; preisbereinigt ergab sich daher im Lebensmittelexport ein realer Verlust von minus 4,7 Prozent. Die Exportquote konnte laut BVE nicht ausgebaut werden, und Markterschließungen in chancenreichen Drittländern gerieten ins Stocken.
„Die Kostensteigerungen, vor denen die Hersteller stehen, gefährden zunehmend die Betriebssicherung und damit auch Beschäftigung“, warnte BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet. Die Lieferkettenprobleme der Pandemie seien noch nicht einmal gelöst gewesen, da hätten die Lebensmittelhersteller durch den Ukrainekrieg vor noch gravierenderen Rohstoffengpässen bei Agrargütern, Energie und Verpackungen gestanden. Hinzu kämen eine zunehmende Regulierung, starker Wettbewerbsdruck, der Fachkräftemangel sowie generelle Planungsunsicherheiten aufgrund der geopolitischen Lage. „Den Unternehmen muss unbürokratische und wirksame Unterstützung gewährt werden, auch um den Druck auf die Endverbraucherpreise abzumildern“, forderte Sabet. Nach Angaben der BVE zeigte sich dementsprechend im ersten Halbjahr 2022 eine deutlich gedämpfte Stimmungslage in der Branche. Der ifo-Geschäftsklimaindex blieb mit 92,3 Punkten im Durchschnitt deutlich unter der neutralen Marke von 100 Punkten. Bei den Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate habe der Index im Durchschnitt bei nur 89,7 Punkten gestanden. Gründe für die mehrheitlich eingetrübten Konjunkturerwartungen seien der enorme Kostendruck, die unsicheren Aussichten bei der Energieversorgung, die überlasteten Lieferketten sowie die eingetrübten Exportaussichten, so die BVE. (AgE)