Initiative Milch: Social-Media-Projekte kommen an

 

Die Initiative Milch hat mit ihren Kommunikationsprojekten im vorigen Jahr insgesamt 14 Millionen Konten auf Instagram und TikTok erreicht. Das hat Carola von und zur Mühlen von der Initiative am 22. Januarauf der Grünen Woche bei einem Fachforum des Deutschen Bauernverbandes (DBV) zur Milchviehhaltung berichtet. Auf TikTok seien die Filme zur nachhaltigen Milchproduktion in Deutschland insgesamt 36 Millionen Mal angesehen worden. Die sozialen Medien seien wichtige Kommunikationskanäle, weil sich dort „Halbwahrheiten“ leichter verbreiten ließen, erklärte von und zur Mühlen. Hier sei es wichtig, direkt „etwas gegensteuern zu können“. Daneben würden Kampagneninhalte auch über Zeitungen und Plakate verbreitet.
Laut von und zur Mühlen ist die Initiative Milch außerdem mit Projekten direkt in den Supermärkten vor Ort. Hier werde die Künstliche Intelligenz genutzt, um mit Kunden in Kontakt zu treten und Fragen zu beantworten. Die Maßnahmen zeigten Wirkung, so von und zur Mühlen. Als Beispiel nannte sie eine Plakatkampagne zum Tag der Milch 2023. Laut den Ergebnissen einer unabhängigen Befragung von Personen bis 29 Jahren habe dadurch mehr als jeder Zweite eine positivere Wahrnehmung von Milch gehabt. (AgE)

Berliner Agrarministerkonferenz: Die Welt braucht einen nachhaltigen Agrarsektor

 

Auf Grundsätze für die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft haben sich die Agrarministerinnen und Agrarminister aus 65 Staaten bei der 16. Berliner Agrarministerkonferenz verständigt. Sie fand unter dem Vorsitz von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am 20. Januar in Berlin statt. In ihrer Abschlusserklärung verpflichten sich die Minister, den Pfad der notwendigen Transformation hin zu nachhaltigen und damit widerstandsfähigen Landwirtschafts- und Ernährungssystemen weiterzugehen. Gefördert werden sollen landwirtschaftliche Verfahren und Technologien, die eine nachhaltige Lebensmittelherstellung unterstützen. Die Stärkung einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion und eines nachhaltigen Produktivitätswachstums sei notwendig, um die Ernährungssicherheit für die wachsende Weltbevölkerung zu gewährleisten.
Die Ministerinnen und Minister erkennen die besondere Rolle des Agrarsektors an, der gleichzeitig Treiber und Leidtragender des Klimawandels und des Verlusts der biologischen Vielfalt sei. Nachhaltige Landwirtschafts- und Ernährungssysteme sowie die Bioökonomie spielten eine entscheidende Rolle dabei, einen Ausweg aus der Klima- und Biodiversitätskrise zu finden. Ausdrücklich hoben die Ressortchefs hervor, dass nachhaltige Nutztierhaltungsverfahren einen positiven Beitrag zur biologischen Vielfalt sowie zur Erreichung der langfristigen Klimaziele leisten können.
„Wir verstehen uns als Brückenbauer, die scheinbar gegensätzliche Herausforderungen zusammen lösen“, würdigte Özdemir das gemeinsame Vorgehen mit den Amtskolleginnen und -kollegen aus aller Welt. Das Recht auf Nahrung werde nicht umgesetzt, „wenn wir nur auf Produktionssteigerung setzen, aber Klimakrise und Artensterben ausblenden“. Beides bedrohe schon heute die Grundlagen der Landwirtschaft, so Özdemir. Die Klimakrise sei die größte Bedrohung, die die Landwirtschaft kenne. Die Abschlusserklärung wertet der Grünen-Politiker als „einen Auftrag an uns selbst und Rückenwind, in unseren Regierungen für den Schutz der natürlichen Ressourcen zu streiten“. Alle Politikfelder müssten gemeinsam und kohärent handeln, um das Recht auf Nahrung für alle Menschen dauerhaft zu verwirklichen. Auch das sei Aufgabe der Agrardiplomatie. (AgE)

Aufklärung und Transparenz statt staatlicher Bevormundung

 

Die Kritik des Deutschen Bauernverbandes (DBV) an der Ernährungsstrategie der Bundesregierung hat der stellvertretende Generalsekretär des Verbandes, Gerald Dohme, am 22. Januar, auf der Grünen Woche bei einem Forum erneuert. Der DBV sei gegen eine „Ernährungsbevormundung“, betonte Dohme. Jedes Nahrungsmittel, das verkehrsfähig sei, komme zu recht auf den Teller. „Eine Diskriminierung tierischer Lebensmittel lehnen wir ab“, stellte der stellvertretende Generalsekretär klar. Eine Reduktionsstrategie und staatliche Kampagnen gegen tierische Lebensmittel seien unangebracht. Die Lösung liege in der Vielfalt. Die Politik sollte den Menschen nicht vorschreiben, was auf den Teller komme.
In die gleiche Kerbe schlug Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE). „Verbotspolitik bringt nichts“, brachte er seine Kritik an der Ernährungsstrategie auf den Punkt. Letztlich sollten Ernährungsfragen „auf dem Boden der Wissenschaft“ beurteilt werden, also nach der der Frage „Ist das gesundheitsschädlich oder nicht?“. Statt mit Verboten zu reagieren, sollte die Politik daran setzen, Kinder und junge Erwachsene zu befähigen, Dinge selbst richtig einzuschätzen und sich gesund zu ernähren. Der Präsident vom Bund der Steuerzahler Deutschland, Reiner Holznagel, positionierte sich klar gegen Maßnahmen wie die Tierwohlabgabe und plädierte stattdessen für noch mehr für Aufklärung, Transparenz und Selbstverpflichtung beim Thema Ernährung. Eine Steuerung über die Anpassung der Mehrwertsteuer auf bestimmte Nahrungsmittel sei hingegen „ein schlechter Pate, um die Verbraucher zu mehr gesundheitsfördernder Ernährung zu bewegen“. Das müsse jeder von sich aus tun. „Die Menschen müssen einfach Lust haben, sich gesünder zu ernähren“, so Holznagel. (AgE)

Ernährungsindustrie: Nachhaltigkeit ist ein Wettbewerbsfaktor

 

 

Nachhaltigkeit ist ein Wettbewerbsthema in der Ernährungswirtschaft, bei dem die größeren Unternehmen strategisch besser aufgestellt sind als kleinere. Das ist ein zentrales Ergebnis einer neuen Studie der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und der Beratungsgesellschaft RSM Ebner Stolz, die am 25. Januar auf der Grünen Woche in Berlin vorgestellt wurde.
Demnach erhöhen auf der einen Seite die Öffentlichkeit sowie Gesetze und Regularien den Druck zu einem nachhaltigeren Wirtschaften. Andererseits sei oft unklar, wie die Regeln im Detail umzusetzen seien. Auch die Mehrkosten von Transformationsprozessen scheinen am Ende zu einem finanziellen Risiko für die Unternehmen zu werden, da Handel und Verbraucher die Mehrkosten nicht tragen wollen. „Nachhaltiges Management wird daher voraussichtlich weitgehend zu Lasten der Marge der Ernährungsindustrie gehen“, heißt es in der Studie. Dafür wurden 188 Branchenakteure online befragt.
Laut der BVE ist das Thema Nachhaltigkeit jedoch mittlerweile in jedem Unternehmen angekommen. Die Mehrheit der befragten Unternehmen besitzt zwar eine Nachhaltigkeitsstrategie, aber es ist dem Verband zufolge „offen“, ob allen die Transformation gelingt. „Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen dürfen mit neuen Anforderungen und Gesetzen nicht überfordert werden“, betonte BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet bei der Vorstellung der Studie. Denn höhere Nachhaltigkeitsstandards, die nur noch von wenigen Unternehmen erfüllt werden könnten, seien„nicht nachhaltig“. (AgE)

 

Schulterschluss der Lebensmittelkette

Verbände aus der Land- und Ernährungswirtschaft sowie dem Lebensmittelhandel haben einen Kurswechsel in der Agrar- und Ernährungspolitik gefordert. Bei ihrem traditionellen Gespräch im Rahmen der Grünen Woche in Berlin einigten sich neun Verbandspräsidenten auf ein geschlossenes Vorgehen in der Zukunft. Von der Politik erwarten die Interessenvertreter Pragmatismus, einen Bürokratieabbau und die Rücknahme von Entscheidungen, die die Landwirtschaft und die gesamte Ernährungsbranche ausbremsen.In dem Zuge kündigten sie am 26. Januar im Nachgang an, kurzfristig abgestimmte Maßnahmen vorzuschlagen, um „die deutsche Land- und Lebensmittelwirtschaft zu stärken und so die Ernährungssicherheit zu bezahlbaren Preisen zu gewährleisten“. Die Branchenverbände sind sich einig, dass „fundamentale Fehlentscheidungen die Branche in ihrer Wettbewerbsfähigkeit schwächen“. Teilgenommen an dem Treffen haben die Spitzen vom Deutschen Bauernverband (DBV), dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), dem Handelsverband Deutschland (HDE), dem Deutschen Raiffeisenverband (DRV), der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), dem Verband der Fleischwirtschaft (VDF), dem Deutschen Weinbauverband (DWV), dem Bundesverband Deutscher Wurst- & Schinkenproduzenten (BVWS) sowie dem Lebensmittelverband Deutschland. (AgE)

China: Milchproduktion wächst deutlich

Laut den Statistikern verzeichnete die tierische Veredlung in China 2023 starke Zuwächse. So legte die Milcherzeugung bei einem wachsenden Kuhbestand im Vorjahresvergleich um 6,7% auf 41,97 Mio. Tonnen zu. Die Eiererzeugung wuchs um 4,9% auf 35,63 Mio. Tonnen. Die gesamte Fleischerzeugung in der Volksrepublik belief sich im vergangenen Jahr auf 96,41Mio. Tonnen und übertraf damit das Vorjahresergebnis um 4,14 Mio. Tonnen beziehungsweise um 4,5%. Leicht überdurchschnittlich wuchs dabei die Erzeugung von Geflügelfleisch, nämlich um 4,9% auf 25,63 Mio. Tonnen. Dicht dahinter folgte mit einer Steigerungsrate von 4,8% auf 7,53MioTonnen Rindfleisch. Im vergangenen Jahr wurden dafür 50,2Millionen Rinder in China geschlachtet. Nur unterdurchschnittlich legte mit 1,3% auf 5,31Miot die Produktion von Hammelfleisch zu. Ende 2023 gab laut Statistikbüro gut 105 Millionen Rinder und 322 Millionen Schafe im Land. (AgE)

Denmark: Arla Food Ingredients goes for partnership wish ENORM

The Denmark headquartered dairy cooperative Arla has through its daughter company Arla Foods Ingredients teamed up with ENORM, Northern Europe’s largest insect farm, in a partnership that has the intention to significantly reduce food waste. The partnership will focus on the re-use of de-lactosed permeate (DLP) which is a residual dairy stream generated in large volumes during lactose production. Most DLP is currently used as material for biogas production, which is a less preferable option than re-use for animal feed according to the food waste hierarchy set out in the EU’s Waste Framework Directive. From early 2024 Arla will supply up to 15 truckloads of DLP a week to ENORM. When a new facility is up and running, it will be able to produce 100 tonnes of black soldier fly larvae daily which is enough for more than 10000 tonnes of insect meal.

Sweden: Norrmejerier aims at more sustainability

 

In Sweden the northern dairy cooperative Norrmejerier has adjusted its organization to pay more attention to sustainability. Norrmejerier is owned by about 500 farmers. It processes about 200 million kilograms of milk per year into a wide range of dairy products. Norrmejerier wants to reduce climate emissions from its own operations by 40 percent and climate emissions in the supply chain, including farms, other raw materials, packaging and transport, by 25 percent by 2030. The dairy has already taken measures to reduce the climate impact on farms. Using, among other things, soy-free feed, feed supplements that reduce methane emissions from cows, manure with a low climate footprint and only electricity from renewable sources, milk is produced that has an at least 25 percent smaller climate footprint than the average milk in Sweden. Currently, almost 90 percent of Norrmejerier’s packaging is recyclable and the goal for this is to be 100 percent by 2025. The majority of packaging nowadays consists of cardboard, which can be reused up to seven times in other cardboard products.

Finland: Valio – joint venture with St1

In Finland the dairy cooperative Valio states that its joint venture Suomen Lantakaasu Oy with the energy company St1 is exploring the implementation of new biogas plants in several areas that along with the existing planned plant is progressing towards its production target of one terawatt-hour by 2030. Suomen Lantakaasu Oy will collect manure from farms and will provide the farms with the biofertilizer generated in the production of the biogas. The fertiliser treated in the plant is less odorous, more efficient and more environmentally friendly than untreated manure. With the new biofertilizer, farm nitrogen fertilizer costs will decrease because the amount of soluble nitrogen in biofertilizer is as much as 20 to 30 percent higher than in manure.

Finland: Valio wants to keep the milk supply from dairy farms as constant as possible

The Finnish dairy cooperative Valio has held a hackathon with the aim of keeping the milk supply from dairy farms as constant as possible all year round. The hackathon was won by the Swedish Elvenite AB. Elvenite proposed a pilot based on a dataset collected from a representative sample of dairy farms featuring high and low seasonality. With the comprehensive data analysis and comparison of farms with low and high seasonality, it can be understand what solutions would be the most effective. Equalizing the seasonal variation in milk production would make a dairy’s production planning more efficient. Constant production levels enable leaner and more efficient operations in the entire production chain. This would improve cost control and contribute also to a smaller footprint.

France: national milk production has decreased

In France this year so far national milk production has decreased more than two percent. Because of this the private dairy Lactalis has a short of milk supply and has asked contracted dairy farms to increase their milk two percent more than mentioned in their contract. Also in Holland Lactalis is looking for more milk to be able to increase the production of cheese.

Staatlicher Eingriff in Milchlieferbeziehungen bleibt umstritten

ie verpflichtende Einführung von Milchlieferverträgen zwischen Erzeugern und Molkereien mit fester Vereinbarung von Menge und Preis wird weiter kontrovers diskutiert. Bei einer Expertenbefragung im Ernährungsausschuss des Bundestages zur Lage am Milchmarkt waren sich am Montag (15.1.) die von den Fraktionen geladenen Sachverständigen über die Notwendigkeit einer Aktivierung von Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation für landwirtschaftliche Erzeugnisse (GMO) nicht einig. Diese wird vom Bundeslandwirtschaftsministerium angestrebt, das noch in diesem Quartal einen entsprechenden Verordnungsentwurf vorlegen will. Damit soll die Stellung der Erzeuger im Vermarktungskanal verbessert werden und über eine stärkere Bündelung ihres Rohmilchangebots mehr Verhandlungsmacht entstehen.
Strikt gegen eine solche Regelung ist der Vorstandsvorsitzende der genossenschaftlichen Hochwald Milch, Hans Peter Manderfeld. Dies würde „einen massiven Eingriff in die genossenschaftliche Satzungsautomie“ bedeuten. Die Genossenschaftsmitglieder seien nicht nur Lieferanten, sondern auch Eigentümer und entschieden selbst demokratisch über die Ausrichtung ihrer Molkerei und ihre Lieferbedingungen. „Der Staat soll sich raushalten“, forderte Manderfeld. Der Milchpreis müsse letztlich am Produktmarkt realisiert werden, der stark von Entwicklungen am Weltmarkt und dem Lebensmitteleinzelhandel bestimmt werde. Eine Festpreislösung sei daher „Wunschdenken“, und die Umsetzung des Artikels 148 „bringt mehr Leid als Freud“, so der Vorstandsvorsitzende.
Skeptisch zu staatlich verordneten Lieferverträgen äußerte sich auch die Referatsleiterin Milch beim Deutschen Bauernverband (DBV), Leonie Langeneck. Dadurch entsteht ihr zufolge unnötiger bürokratischer Aufwand auch beim Überwachen der Verträge. „Der Artikel 148 kann die Volatilitäten am Milchmarkt nicht aushebeln“, betonte Langeneck. Notwendig für eine wirtschaftlich starke Milchwirtschaft sei „eine stabile und verlässliche Wirtschafts- und Agrarpolitik, die ein Investitionsklima schafft“. Um die Milchpreisschwankungen abzufedern, müssten das einzelbetriebliche Risikomanagement und eine steuerliche Gewinnverteilung über Wirtschaftsjahre für Krisenzeiten gefördert werden. Zudem sollte das europäische Sicherheitsnetz mit privater Lagerhaltung erhalten bleiben. Eine zentrale Milchmengensteuerung durch die Politik lehnt der DBV jedoch ab.
„Aus wissenschaftlicher Sicht funktioniert der Milchmarkt, wie der Einfluss des Weltmarkts zeigt“, erklärte Agrarökonom Prof. Holger Thiele von der Fachhochschule Kiel. „Mit einem Festpreis ist jedoch für die Erzeuger noch nichts gewonnen“, betonte der Wissenschaftler. Die Molkereien könnten diesen zwar nennen, doch steige dann für sie das Risiko und es werde wahrscheinlich zu einen Preisabschlag kommen. Der Geschäftsführer der Unternehmensberatung Lademann & Associates, Niels Frank, stellte fest, dass es am Rohmilchmarkt „eine atypische Preisbildung gibt“. Die Erzeuger lieferten ihre Milch ab, ohne zu wissen, was sie dafür bekommen. Dies hänge dann vom Vermarktungserfolg der Molkerei ab. Mit Artikel 148 und verbindlichen Verträgen ließe sich das ändern, zeigte sich Frank überzeugt. Auch er wies darauf hin, dass sich dadurch das wirtschaftliche Risiko vom Erzeuger zur Molkerei verlagere und diese dann weniger Rohmilch abnehmen werde, um das Risiko zu verringern.
Für den Rechtsanwalt und Geschäftsführer der Milcherzeugergemeinschaft Milch Board, Phillipp Groteloh, ist „die Andienungsplicht von Milch eine Wettbewerbsbeschränkung“. Die Milcherzeuger steckten „in einem Korsett“, und der von den genossenschaftlichen Großmolkereien dominierte Milchpreis decke langfristig kaum die Produktionskosten. Aufgrund der Marktbedeutung der Genossenschaften mit einem Anteil von rund zwei Dritteln der erfassten Milchmenge müssten diese in die Vertragspflicht nach Artikel 148 einbezogen werden. Dies sei rechtlich möglich, da sie laut Satzungsregelungen keine entsprechenden vertraglichen Regelungen über feste Liefermengen und dazugehörigen Preisen hätten. Der Artikel 148 „baut Wettbewerbshemmnisse ab“ und nimmt das alleinige Risiko von den Schultern der Erzeuger, unterstrich Groteloh.
Stark befürwortet wird die Vertragspflicht bei Milchlieferbeziehungen einschließlich der Genossenschaften auch von der Teamleiterin Landwirtschaft der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Reinhild Benning. Sie verwies auf das aus ihrer Sicht positive Beispiel Spanien, wo 2023 eine solche Regelung eingeführt worden sei, um kostendeckende Erzeugerpreise zu ermöglichen. Die Milchpreise seien in Spanien über den EU-Durchschnitt gestiegen, hob Benning hervor. Zudem gebe es in Frankreich Dreierverträge zwischen Erzeugern, Molkereien und dem Einzelhandel. Dabei zahle beispielsweise Lidl rund 5.000 Milcherzeugern „faire Preise“ und werbe mit seinem nachhaltigen Ansatz, was bei den Verbrauchern gut ankomme. Trotz der höheren Erzeugerpreise ist es laut Benning nicht zu einer höheren Milchproduktion gekommen, da die Menge vertraglich festgelegt worden sei. (AgE)

Ernährungsindustrie sieht Standort Deutschland im Sinkflug

Das vergangene Jahr war für die Lebensmittelhersteller wenig zufriedenstellend, und der Standort Deutschland hat für sie spürbar an Attraktivität verloren. Laut der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) sorgten ein weiterhin hohes Preisniveau, große wirtschaftspolitische Unsicherheiten und deutlich verschlechterte Standortfaktoren für einen realen Umsatzverlust. Ersten Schätzungen zufolge erwirtschaftete die Branche im Jahr 2023 einen Gesamtumsatz von 232,7 Mrd. Euro; das waren preisbereinigt 0,9% weniger als 2022. Mit 1,0% fiel das reale Erlösminus im Inland stärker aus als im Exportgeschäft mit 0,7%. Nominal legte der Branchenumsatz 2023 nach den Berechnungen der BVE gegenüber dem Vorjahr um 6,5% zu. Das Inlandsgeschäft wuchs um 7,8% auf 151,4 Mrd. Euro, das Auslandsgeschäft um 4,1% auf 81,3 Mrd. Euro. Die Verkaufspreise im Inland stiegen dabei der Bundesvereinigung zufolge im Mittel um 8,9%, während sie im Ausland um 4,8% anzogen. Aufgrund des nominal stärkeren Wachstums des Inlandsumsatzes ging der Exportanteil von zuvor 35,8% auf 35,0% zurück.
„Die Branche stagniert“, resümierte BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff. Ein Aufschwung sei nicht in Sicht. „Im Gegenteil: Die Herausforderungen durch Krisen und eine übermotivierte Politik zehren an der Substanz“, stellte Minhoff fest. Die Branche leidet ihm zufolge unter einem dauerhaft hohen Kostenniveau, neuen zusätzlichen politischen Regularien und einer geringen wirtschaftspolitischen Planungssicherheit. Dementsprechend bewerteten die Lebensmittelhersteller die Entwicklung des Standorts Deutschlands äußerst kritisch, berichtete der Hauptgeschäftsführer. Eine aktuelle Umfrage der BVE unter 160 Unternehmen zeigt, dass die Attraktivität von Deutschland als Wirtschaftsstandort rapide abnimmt. Nur 3% gaben an, dass sich für ihr Unternehmen der Standort Deutschland in den letzten fünf Jahren verbessert hat. Für 83% haben sich die Standortfaktoren hingegen leicht oder sogar deutlich verschlechtert.
Wie die BVE weiter ausführte, schlägt sich diese Entwicklung negativ auf die Investitionspläne der Unternehmen nieder. Nur noch 10% planen, ihre Investitionen in Deutschland zu erhöhen, während 43% diese reduzieren wollen und 6% eine vollständige Einstellung der Investitionen am deutschen Standort in Betracht ziehen. Bei den Auslandsinvestitionen gaben sich die Befragten der Ernährungsindustrie deutlich optimistischer. 35% beabsichtigen, ihre Investitionen im Ausland in den nächsten zwei bis drei Jahren zu steigern. Dem stehen 16% gegenüber, die dort eine Reduzierung planen, und 4%, die eine komplette Einstellung erwägen. In Deutschland fokussieren sich die Lebensmittelhersteller laut BVE weniger auf Kapazitätserweiterungen, sondern mehr auf Rationalisierungen sowie Umstrukturierungen. Dies sei ein klares Zeichen für den Rückgang am Standort.
Mit Blick auf die Bauernproteste betonte Minhoff, dass die deutsche Ernährungsindustrie rund 80% der von den Landwirten erzeugten Rohprodukte verarbeite. Deshalb sei eine funktionsfähige Landwirtschaft auch elementar für die heimischen Lebensmittelhersteller. Der BVE-Hauptgeschäftsführer unterstrich, die Branche wolle eine Selbstversorgung sowie kurze und verlässliche Lieferketten. Zudem betonte er die hohe Qualität deutscher Agrarprodukte. Aber nicht nur die Landwirtschaft sei für die verlässliche Versorgung mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln verantwortlich, stellte Minhoff klar. Jede der Wertschöpfungsstufen verdiene Respekt. Auch Mitarbeiter der Milch-, Fleisch- und Backindustrie arbeiteten hart und rund um die Uhr, ebenso die Kassiererin, der Filialleiter, der Metzger an der Fleischtheke und auch die Mitarbeitenden im Einzelhandel. (AgE)

Ernährungsstrategie: Lebensmittelwirtschaft fordert „Realitätschecks“

 

Mit Blick auf die vom Bundeskabinett verabschiedete Ernährungsstrategie hat der Lebensmittelverband Deutschland „Realitätschecks und Folgenabschätzungen für alle Maßnahmen“ angemahnt. Bei einem Ruf nach einer nachhaltigeren Ernährung sollte beispielsweise zunächst ein wissenschaftlich fundiertes Verständnis darüber geschaffen werden, was wie nachhaltig ist und welche Dimensionen und Aspekte hier berücksichtigt werden müssen, erklärte Verbands-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff am 17. Januar. Vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Sachverhalte seien nicht zielführend. Die Ernährungsstrategie müsse sich am Ende des Tages an ihrer Praktikabilität, Realisierbarkeit und Finanzierbarkeit messen lassen. Zugleich betonte Minhoff, dass die deutsche Lebensmittelwirtschaft grundsätzlich für Angebotsvielfalt stehe und offen sei für alle Lebensstile. Bei der Erarbeitung der Strategie habe sich der Verband daher stets dafür eingesetzt, dass weder einzelne Lebensmittel noch damit verbundene Lebenswirklichkeiten diskreditiert würden.
Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) begrüßte das Engagement der Bundesregierung für eine ausgewogene Ernährung der Bevölkerung. Denn Übergewicht sei ein Risikofaktor für ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Einen Fokus auf einzelne Lebensmittel oder sogar Nährstoffe wie Zucker – etwa wenn es um Werbeverbote oder Reduktionsziele geht – lehnt die WVZ aber ab. Wichtig sei die gesamte Ernährung, also die Auswahl aller zugenommenen Lebensmitteln. Lebensmittel in „gut und böse“ aufzuteilen sei hingegen wenig zielführend.
Von Umweltschutzverbänden kam überwiegend Kritik an der Strategie. Nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hat die Bundesregierung zwar die grundlegenden Ernährungsprobleme in Deutschland erkannt. Echte Lösungen zeige sie aber nicht auf. Steuerliche Ansätze wie die vollständige Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse oder die Erhebung einer Zuckersteuer fehlten komplett. Außerdem solle es den Menschen erst bis 2050 möglich sein, sich gut zu ernähren, so die DUH. Das Programm bleibe hinter den Dringlichkeiten zurück. Ähnlich äußerten sich der World Wide Fund For Nature (WWF) und foodwatch. (AgE)

Nutri-Score: Bisher 1,57 Millionen Euro für Informationskampagne

Für die Information von Verbrauchern und Unternehmen über das Nährwert-Kennzeichen NutriScore hat die Bundesregierung bisher rund 1,57 Mio. Euro ausgegeben. Das hat sie jetzt in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion mitgeteilt. Mit dem Geld seien seit der Entscheidung für die Einführung des Nutri-Score, also seit 2020, eine Internetseite sowie Poster, Broschüren, Erkläranimationen, Info-Grafiken und Info-Posts bezahlt worden. Diese hätten Verbraucher und Unternehmen auch über Print- und Online-Medien sowie das sogenannte Wartezimmer-TV erreicht. Das von einer Agentur erarbeitete Konzept für die Informationskampagne beruhe unter anderem auf den Ergebnissen einer im Sommer 2019 zum Nutri-Score durchgeführten Verbraucherbefragung, erläuterte die Bundesregierung. Die Informationsmaßnahmen seien evaluiert worden.
Mit der Nutzungshäufigkeit des Nutri-Score durch die Verbraucher ist die Bundesregierung zufrieden. Laut dem „Ernährungsreport 2023“ orientierten sich rund 40 % der Befragten bei ihrer Kaufentscheidung am Nutri-Score, heißt es in der Antwort. Angesichts dieser Zahl sei davon auszugehen, dass der Nutri-Score wirke. Zudem dürfe erwartet werden, dass Verbraucher das Kennzeichen künftig häufiger nutzen. Schließlich würden die Informationsmaßnahmen fortgesetzt. Zudem werde das Kennzeichen von immer mehr Unternehmen auf den Produkten angebracht. (AgE)

Bauernproteste: Rukwied setzt auf Verhandlungslösung

 

 

Der Deutsche Bauernverband (DBV) will die Auseinandersetzung um den Agrardiesel nicht weiter eskalieren lassen. Präsident Joachim Rukwied kündigte am 19. Januar auf der Grünen Woche erneut eine Fortsetzung der Proteste an. Dabei werde es jedoch lediglich „nadelstichartige Aktionen“ geben. Am Ende müsse eine Lösung stehen, mit der beide Seiten – Berufsstand und Politik – leben könnten. Das bedeute für ihn vor allem, dass die Landwirtschaft nicht im Wettbewerb benachteiligt werde. „Wir haben Lösungsvorschläge“, betonte der Bauernpräsident. Darüber werde man in den kommenden beiden Wochen mit Vertretern der Koalitionsfraktionen vertrauliche Gespräche führen. Rukwied geht davon aus, „dass wir mit Argumenten überzeugen können“. Für beherrschbar hält der DBV-Präsident das Risiko, dass die Demonstrationen unterwandert werden könnten: „Es wird nicht gelingen, die legitimen Proteste in die rechte Ecke zu stellen.“ (AgE)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 17. Januar

In Deutschland setzt sich der saisonale Anstieg der Milchanlieferung nach dem Jahreswechsel fort. Laut Schnellberichterstattung der ZMB erfassten die Molkereien in der 1. Woche 1,3 % mehr Milch als in der Vorwoche. Im Vergleich zur ersten Woche 2023 war das ein Rückgang von 1,4 %. In Frankreich war die Milchanlieferung in der 1. Woche um 1,8 % niedriger als in der Vorjahreswoche.
Die Märkte für flüssigen Rohstoff entwickeln sich zum Jahresbeginn etwas uneinheitlich. Die angebotenen Mengen sind weiter überschaubar, insbesondere bei Magermilchkonzentrat. Die Preise für Magermilchkonzentrat haben sich zuletzt befestigt. Sahne wird zu leicht schwächeren Preisen gehandelt.
Am Markt für Magermilchpulver ist die Lage Mitte Januar weiter ruhig, was neue Abschlüsse betrifft. Abgesehen von einer kurzfristigen Ausschreibung in Nordafrika sind derzeit vom Weltmarkt nur wenig Impulse festzustellen. Die Wettbewerbsfähigkeit von EU-Ware am internationalen Markt ist außerdem eingeschränkt. Gleichzeitig fällt allerdings auch die Produktion niedriger aus als im Vorjahr um die gleiche Zeit. Die bestehenden Kontrakte, vor allem in Europa, werden indessen gut abgerufen. Das Angebot und die Verkaufsbereitschaft sind unterschiedlich. Es wird berichtet, dass die Verkaufsbereitschaft aktuell zunimmt. Dabei bieten vor allem Händler mehr Ware an, während die Hersteller eher zurückhaltend sind. Die Preise für Magermilchpulver sind uneinheitlich und teilweise etwas schwächer. Lebensmittelware wird je nach Anbieter zu uneinheitlichen Preisen offeriert.
Die Preise für Futtermittelware haben zuletzt dem Vernehmen nach etwas stärker nachgegeben.
Vollmilchpulver wird Mitte Januar ruhig gehandelt. Es gehen aktuell wenig Anfragen ein und Preise am oberen Ende der Spanne sind schwieriger durchzusetzen.
Bei Molkenpulver setzen sich die Tendenzen der vergangenen Wochen fort. Weiterhin gehen umfangreiche Rohstoffmengen in die Produktion von Molkederivaten. An Lebensmittelware sind nur in begrenztem Umfang freie Mengen verfügbar und die Preise tendieren weiter fest. Bei Futtermittelware wird hingegen von etwas schwächeren Tendenzen berichtet.
Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)

Greenpeace demonstriert gegen angebliche Klimagasemissionen der Molkereien

 

 

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace behaupten anlässlich Grüne Woche in Berlin bei einer Protestaktion mit vier jeweils drei Meter hohen Milchtüten, aus denen weißer Dampf aufsteigt, die Milchindustrie verursache hohen Klimagasemissionen. Nachweis dafür solle eine Input-Output-Analyse der Hamburger Nachhaltigkeitsberatung corsus liefern, welche Greenpeace in Auftrag gegeben hatte. Die Hochrechnungen beruhen auf Schätzungen anhand der Umsätze der Molkereien. Diese hatten selbst keine Daten zur Verfügung gestellt, so die Umweltschutzorganisation.
Laut der Analyse soll die Unternehmensgruppe Theo Müller mit mehr als 6 Mio. t Klimagasen (CO2-Äquivalenten/CO2e) im Jahr 2021 das Molkereiunternehmen mit dem höchsten Ausstoß sein, gefolgt von DMK Deutsches Milchkontor mit gut 5 Mio. t. Beide Unternehmen seien damit für rund 40 % der gesamten Emissionen der Milchindustrie in Deutschland verantwortlich, heißt es in einer Mitteilung an die Presse.
Mit insgesamt 28 Mio. t würde die Milchindustrie damit im Industrievergleich zum Spitzenfeld gehören – hinter der Stahlindustrie, deren Emissionen laut Umweltbundesamt bei 33 Mio. t liegen und vor der Chemieindustrie mit 14 Mio. t.

Der Geschäftsführer des Milchindustrieverbandes, Dr. Björn Börgermann, erklärt auf Nachfrage von top agrar: „Nachhaltigkeit und die Reduktion von Co2 in der Wertschöpfungskette sind keine neuen Themen für Erzeuger und Molkereien. Es gibt viele verschiedene Ansatzpunkte die in der Branche verfolgt werden, sei es von der Berechnung der CO2-Werte auf der Ebene Milcherzeuger bis hin zum Einsatz neuester Technologien in der Lebensmittelverarbeitung. Dabei stützen wir uns auf valide Daten.“ (topagrar.com)

Rückruf von Bauernbrie

Wegen einer möglichen Verunreinigung mit Staphylokokkenenterotoxin wird Bauernbrie des Herstellers Altschulzenhof aus Hayingen (Kreis Reutlingen) vorsorglich zurückgerufen. Es handele sich um lose Ware, die im Zeitraum vom 1. Januar bis 16. Januar verkauft wurde, wie aus einer am Donnerstag im Internet veröffentlichten Mitteilung des Portals Lebensmittelwarnung.de hervorging. Es bestehe die Möglichkeit, dass der Rohmilchkäse Staphylokokkenenterotoxin enthalte.
Von dem Rückruf war ganz Baden-Württemberg betroffen. Kunden können das Produkt auch ohne Kassenbon im Geschäft zurückgeben und bekommen den Kaufpreis erstattet. (swp.de)