Milcherzeugerverbände fordern Scharfstellung des EU-Sicherheitsnetzes

Noch sind die Erzeugermilchpreise auf einem historisch hohen Niveau, doch ein Abschwung zeichnet sich ab. Im Hinblick auf eine mögliche Krise haben der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Landwirtschaft verbindet Deutschland (LsV) und die MEG Milch Board ein gemeinsames Forderungspapier an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir verfasst, welches am 18. Januar in Berlin vorgestellt wurde. Zentrales Anliegen dabei ist, dass sich der Minister in Brüssel für ein „Scharfstellen“ des EU-Sicherheitsnetzes für den Milchmarkt einsetzen soll. Es müsse die kurzfristige Möglichkeit geschaffen werden, Milchlieferungen gegen einen finanziellen Ausgleich zeitlich einzuschränken, um bei einem Überangebot reagieren zu können. Mittelfristig brauche es zudem ein Frühwarnsystem für die Agrarmärkte, um mit Marktanpassungsmaßnahmen rechtzeitig reagieren können. Auch die Stärkung der Marktstellung von Erzeugern und die Novellierung des Artikels 148 der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) mit verbindlichen Vorgaben für genossenschaftliche Milchlieferverträge stehen auf der Wunschliste der Verbände. Hier müsse Özdemir nun handeln und eine Vorreiterrolle übernehmen. Den Verbänden zufolge ist der Kipppunkt am Milchmarkt überschritten, alle Parameter deuteten „auf einen Sturm“ hin. „Es zeichnet sich wie bei allen vorhergehenden Marktkrisen auch jetzt schon wieder ab, dass erst dann reagiert wird, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist“, monierte BDM-Sprecher Hans Foldenauer.
Der BDM-Sprecher warnte davor, sich in trügerischer Sicherheit zu wiegen, weil die Milchpreise noch hoch und weit weg vom Niveau der letzten Krisenjahre seien. „Die bisher guten Auszahlungspreise an die Erzeuger dürfen uns nicht dazu verleiten, zu glauben, dass doch alles gut ist. Seit Mitte 2022 zeigt sich die Wende deutlich“, betonte Foldenauer und verwies auf die seit Monaten nachgebenden Produktpreise national wie international. Würden nur die variablen Kosten der Milchproduktion betrachtet, die im Krisenjahr 2016 bei 27 Cent/kg Milch gelegen hätten, stelle sich heute angesichts massiv gestiegener Kosten ein völlig anderes Bild dar: „Für die variablen Kosten gilt: 45 Cent sind die neuen 27 Cent! Ab diesem Milchpreisniveau befinden wir uns in massiven Liquiditätsschwierigkeiten“, warnte der BDM-Sprecher. Fatal sei zudem, dass die Markterholung der letzten beiden Jahre vor allem durch Betriebsaufgaben aufgrund langanhaltender wirtschaftlicher Probleme verursacht worden sei. Ausgeglichene Märkte müssten jedoch durch sinnvolle Marktrahmenbedingungen ermöglicht werden – nicht durch weitere Betriebsaufgaben. Deshalb brauche es jetzt politisches Handeln. (AgE)

Danone übernimmt Ziele des „Global Methane Pledge“

Das französische Molkereiunternehmen Danone will seine Klimaschutzbemühungen deutlich ausweiten. Wie der Konzern in der 3. KW bekanntgab, sollen die Methanemissionen aus der Milcherzeugung nach dem Vorbild des „Global Methane Pledge“ bis zum Jahr 2030 um 30 % verringert werden. Damit sollen 1,2 Mio t CO2-Äquivalente eingespart werden. Um die Ziele zu erreichen, will der Milchkonzern mit den Erzeugern zusammenarbeiten, um nachhaltige Wirtschaftsmethoden zu etablieren und innovative Lösungen zu entwickeln. Ferner soll die Kooperation mit privaten und staatlichen Partnern sowie Nichtregierungsorganisationen ausgeweitet werden, um neben Innovationen auch das Monitoring und neue Finanzierungsmodelle voranzubringen. Teil der Klimaschutzbemühungen ist außerdem eine Partnerschaft mit dem „Environmental Defense Fund“ (EDF). Die Umweltorganisation wird laut Danone unter anderem mit den wissenschaftlichen Grundlagen sowie der Erfassung der Methanemissionen befasst sein. Der französische Molkereikonzern arbeitet nach eigenen Angaben derzeit weltweit mit rund 58 000 Milchbauern aus 20 Ländern. (AgE)

Italien: Lombardische Milchbauern protestieren

Während die Milchbauern in Deutschland zumindest mit der wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Monaten zufrieden sein können, scheint dies bei ihren lombardischen Berufskollegen nicht der Fall zu sein. Mehr als 100 Milcherzeuger errichteten am 16. Januar aus Unmut über ihre wirtschaftliche Lage in der Nähe des Stadtflughafens Linate ein Protestlager. Ihr Ziel war es, die Regierung auf ihre schwierigen Arbeitsumstände aufmerksam zu machen und ein Treffen mit führenden Politikern zu erzwingen. Der Vorsitzende des Genossenschaftsverbandes Copagri Lombardia sowie des regionalen Milchproduzentenverbandes, Roberto Cavaliere, beklagte vor Journalisten, dass Italien mittlerweile 40 % seines Milchbedarfs durch Importe abdecke. Die heimischen Milcherzeuger litten unter stark gestiegenen Produktionskosten, die durch die Erlöse nicht ausgeglichen würden. „Dem aber nicht genug“, so Cavaliere. Seit 26 Jahren schwebe über den Köpfen der italienischen Milchbauern das Damoklesschwert der Milchquotenverwaltung beziehungsweise der Geldstrafen. Laut Angaben von Copagri Lombardia sind landesweit rund 2 000 Milchbauern noch mit insgesamt 1,5 Mrd Euro an Strafzahlungen im Verzug. Dabei handelt es sich um die Abgaben, die Milchviehhalter zahlen müssen, weil sie mehr Milch erzeugten als sie gemäß ihrer Quote hätten produzieren dürfen. Die Milchquoten wurden bekanntlich schon zum1. April 2015 abgeschafft. Cavaliere appellierte an die Regierung in Rom, hier endlich einzuschreiten und das Problem zu lösen. Immerhin habe auch der Europäische Gerichtshof (EuGH) auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Strafzahlungen neu zu berechnen, erklärte der Verbandsvorsitzende. Er gab zu bedenken, dass von der Lombardei die Hälfte der italienischen Milch- und Käseproduktion abhänge. Aktuell befinde sich aber ein Drittel der lombardischen Bauernhöfe in Existenznot. Cavaliere warnte, dass die Rohmilchproduktion um geschätzte 1,2 Mio t bis 1,5 Mio t einbrechen könnte, was schwerwiegende Folgen für die Verarbeitungsbranche hätte. Ursprünglich war für den vergangenen Donnerstag (18.1) auch eine Protestaktion in Mailand vorgesehen. Da sich aber das Landwirtschaftsministerium zu einem Treffen mit Vertretern von Copagri Lombardia bereit erklärte, wurde diese abgesagt und das Protestlager geräumt. (AgE)

BVE-Jahresschätzung 2022 Sinkender Absatz belastet Ernährungsindustrie schwer

Wegen der stark gestiegenen Faktorpreise und der anhaltenden Lieferkettenprobleme war 2022 für die deutsche Ernährungsindustrie das „bislang schwerste Jahr“ seit dem Zweiten Weltkrieg. Das hat die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am 18. Januar berichtet. Laut ersten Schätzungen gingen die Verkaufsmengen der Branche 2022 ein weiteres Jahr in Folge zurück, und zwar um 1,8 %. Auch der Absatz im Ausland, üblicherweise der Wachstumsmotor für die Unternehmen, hatte mit deutlichen Einbußen zu kämpfen. Gegenüber dem Vorjahr sank der Export von deutschen Lebensmitteln um 5,5 %. Die extreme Steigerung der Rohstoffkosten, die laut dem Rohstoffpreisindex des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) 2022 im Segment Nahrungsmitteln 45 % und im Energiebereich 158 % betrug, spiegelten sich der BVE zufolge „nur teilweise“ in den von den Herstellern erzielten Verkaufspreisen wider. Diese legten hierzulande um durchschnittlich 18 % und im Ausland um im Mittel 21 % zu. Der Gesamtumsatz der Branche erhöhte sich 2022 der BVE-Schätzung zufolge aufgrund der höheren Preise deutlich, und zwar auf 216,3 Mrd Euro. Davon entfielen 75,8 Mrd Euro auf den Export. Im Jahr 2021 hatte die deutsche Ernährungsindustrie insgesamt 186,2 Mrd Euro erlöst, davon 65,8 Mrd Euro im Auslandsgeschäft. Der Blick in die Zukunft falle in den Unternehmen pessimistisch aus, stellte die BVE fest. Unter anderem der ifo-Geschäftsklimaindex habe im Herbst Rekordtiefs erreicht. Dabei sei insbesondere die Erwartung der zukünftigen Geschäftsentwicklung sehr negativ ausgefallen.
Der BVE-Vorsitzende Dr. Christian von Boetticher warnte, dass viele mittelständische Lebensmittelhersteller um ihre Existenz kämpften. Sie bräuchten „jetzt dringend Signale der Normalisierung und Beruhigung“. Auf zusätzliche Belastungen etwa durch Steuern müsse unbedingt verzichtet werden. Besonders nationale Alleingänge wie das Lieferkettengesetz, die deutsche Hersteller gegenüber der ausländischen Konkurrenz benachteiligten, bedrohten die Wettbewerbsfähigkeit. Ohne wettbewerbsfähige, investitions- und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen drohe die Transformation hin zu einer klimaneutralen Lebensmittelwirtschaft zu einer „untragbaren Kostenfalle“ für die Unternehmen zu werden, warnte von Boetticher. In der Konsequenz erhöhe sich die Gefahr von Betriebsstilllegungen oder Verlagerungen ins Ausland. Dann könnten die Produktionsbedingungen aber nicht mehr mitgestaltet werden. (AgE)

Vereinbarkeit von Ernährungssicherheit und Naturschutz keine „Träumerei“

Für den Präsidenten vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), Jörg-Andreas Krüger, ist eine Landwirtschaft, die Ernährungssicherheit sowie Natur- und Klimaschutz zusammenbringt, keine „bloße Träumerei“, sondern eine „realistische Möglichkeit“. „Und sie ist auch dringend nötig“, betonte der NABU-Präsident bei der Vorstellung der Studie „Es geht: Wie wir unsere Ernährung sichern und gleichzeitig die Natur und das Klima schützen können“ am 16. Januar in Berlin. Ein Festhalten am bisherigen System gehe auf Kosten der Artenvielfalt, der Böden, Gewässer und des Klimas und gefährde damit auch die landwirtschaftliche Produktionsgrundlage, so Krüger. Damit der Wandel gelingt, müssen sich aus seiner Sicht die Agrarproduktion zu einer naturverträglichen Landwirtschaft und zugleich die Konsumgewohnheiten hin zu einer pflanzenbetonteren Ernährung ändern. Die Verantwortung für „einen echten Wandel“ trägt nach Auffassung des NABU-Präsidenten die Politik auf Bundes- und Landesebene. Von dort brauche es fundierte und umfassende Rahmensetzungen, die sie „mutig und konsequent umsetzt“. In der Studie ist dem Verband zufolge deutlich geworden, dass mehr Klima- und Naturschutz in der Landwirtschaft nicht die Ernährungssicherheit Deutschlands gefährden. Dabei seien die Zielkonflikte zwischen „mehr Produktion“ und „mehr Natur- und Klimaschutz“ auf landwirtschaftlichen Flächen untersucht worden. Das Ergebnis sei, dass mit einer vorwiegenden Verfütterung an die Tiere mit dem, was der Mensch nicht essen könne, hierzulande immer noch ausreichend Fleisch, Milch und Eier für eine gesunde und ausgewogene Ernährung erzeugt werden könnten. Das treffe zu, obwohl die Fleisch- und die Milchproduktion in Deutschland um 58 % beziehungsweise 22 % zurückgehen würden. Zusätzliche Importe und damit eine Verlagerung des ökologischen Fußabdrucks seien nicht notwendig. Sojaimporte für Futterzwecke würden kaum mehr benötigt. Der Schlüssel zu diesem Ergebnis liege in einer pflanzenbetonten Ernährung, so der NABU. Diese sei doppelt so flächeneffizient wie eine tierische. Laut dem NABU-Referenten für Agrarpolitik, Pierre Johannes, würde eine Halbierung des Fleischkonsums große Spielräume für mehr Natur- und Klimaschutz schaffen, auch über die Farm-to-Fork-Strategie hinaus. (AgE)

Rukwied fordert Bekenntnis der Politik zum Konzept des Zukunftsbauern

Ein klares Bekenntnis der Politik zu dem im Deutschen Bauernverband (DBV) entwickelten Konzept des „Zukunftsbauern“ hat dessen Präsident Joachim Rukwied eingefordert. „Wir wollen diesen Prozess vorantreiben“, kündigte Rukwied beim Neujahrsempfang des Verbandes am 20. Januar in Berlin an. Es gehe darum, das Berufsspektrum Landwirtschaft zu erweitern. Beispielsweise sei der Zukunftsbauer auch „Klimabauer“ oder „Artenvielfaltbauer“. Das müsse zu einem zusätzlichen Geschäftsmodell entwickelt werden, neben dem Kerngeschäft, Nahrungsmittel zu erzeugen. „Ich setze da insbesondere auf Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, dass er den politischen Rahmen so setzt, dass auch die nächste Generation eine Chance hat“, betonte Rukwied vor rund 800 Gästen aus Politik und der Branche. Der landwirtschaftliche Nachwuchs erwarte politische Vorgaben, die eine Weiterentwicklung der Tierhaltung auch ermöglichten, so der DBV-Präsident. Investitionen in das Tierwohl beträfen bei Amortisationszeiten von 20 bis 25 Jahren nämlich vor allem die nächste Generation. Genauso wichtig sei es für den im internationalen Wettbewerb stehenden Berufsnachwuchs, auch künftig Zugriff auf moderne Produktionsmittel zu haben, um Erträge und Qualitäten weiterhin absichern zu können. „Unsere Zukunftsbauern sind innovativ, der Blick ist nach vorne gerichtet. Ihr Selbstverständnis ist es, hochwertige heimische, nachhaltige Agrarprodukte herzustellen“, erklärte Rukwied. Landwirtschaft für die nächste Generation sei damit Garant für die Ernährungssicherung und für stabile Verhältnisse in Deutschland. Minister Özdemir wiederum sagte Unterstützung dabei zu, die Landwirtschaft für die Zukunft aufzustellen: „Landwirtschaft steht für Veränderung. Bäuerinnen und Bauern suchen nach Lösungen – und finden sie. Gerade in diesen Zeiten kommt es darauf an, Ernährungssicherheit und Klima- und Naturschutz permanent zusammendenken.“ Am Ende des Tages heiße das, tragfähige Kompromisse zu finden für Betriebe, Umwelt und Klima, erklärte der Grünen-Politiker. Gemeinsam und pragmatisch seien die besten Lösungen für eine zukunftsfeste Landwirtschaft finden – „dafür stehe ich ein“, sagte Özdemir. (AgE)

Rufe nach Einführung auch für Lebensmittelunternehmen

Rufe nach einer Übergewinnsteuer für Lebensmittelunternehmen sind jetzt sowohl auf internationaler als auch nationaler Ebene laut geworden. Die Entwicklungsorganisation Oxfam macht in ihrem Bericht „Survival oft he Richest“, der am 16. Januar zum Start des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgestellt wurde, krisenbedingte Übergewinne auch bei Lebensmittelkonzernen aus. Ebenso wie Energieanbieter hätten manche Lebensmittelhersteller ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. Konkreter wird Oxfam nicht, fordert aber gezielte Gegenmaßnahmen. Unerwartete Gewinne müssten besteuert werden, „um die Profitmacherei in der Krise zu beenden“. In Deutschland dachte die Vorsitzende des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Ramona Pop, jetzt in der „Bild am Sonntag“ laut über eine Übergewinnsteuer auch für Lebensmittelunternehmen nach. Angesichts des starken Anstiegs der Verbraucherpreise sei zu prüfen, inwieweit sich die Unternehmen an der Krise „bereicherten“. Bei Energiekonzernen würden krisenbedingten Übergewinne zumindest teilweise abgeschöpft und an die Verbraucher zurückgegeben. Dieses Modell könne auch auf andere Wirtschaftsbereiche übertragen werden. Gesunde Ernährung dürfe keine Frage des Geldbeutels sein, so Pop. In der Wirtschaft reagierte man mit Kritik auf die Stellungnahmen.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) wies den Vorwurf, die Ernährungsindustrie würde die aktuelle Krisensituation für die Durchsetzung überhöhter Preisvorstellungen ausnutzen, entschieden zurück. Die Krise produziere keine Gewinner. Angesichts der stark gestiegenen Kosten und der rückläufigen Erträge entbehre dieser Vorwurf jeder Grundlage. Der Handelsverband Deutschland (HDE) verwies auf den starken Wettbewerb zwischen den Unternehmen des Lebensmittelhandels. Dadurch komme es zu einer klaren Preisdämpfung. Neben einem möglichen Vorgehen gegen eventuelle krisenbedingte Übergewinne trieb den HDE in der vorigen Woche auch die Bekämpfung der kartellrechtlichen Vorteilsabschöpfung um. Konkret ging es um die aktuellen Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums zur Reform des Kartellrechts.
Zur Eröffnung seiner Veranstaltung „Tag der Wettbewerbsfreiheit“ am 19. Januar in Berlin warnte der HDE vor Risiken bei einer Umsetzung der Reformpläne. Gerade in der aktuellen Wirtschaftskrise mit ohnehin steigenden Preisen sei es kontraproduktiv, die preisdämpfende Wirkung eines möglichst freien Wettbewerbs einzuschränken. Nach Einschätzung des HDE würden die Befugnisse des Bundeskartellamts durch die geplante Reform zu stark ausgeweitet. Daneben fehlten konkrete Voraussetzungen für die vorgesehenen Eingriffe in die Marktprozesse durch die Behörde. Der Verband sieht deshalb die Gefahr von massiven Einschränkungen bei den Verhandlungen und Verträgen beispielsweise zwischen Handelsunternehmen und ihren Lieferanten. Am Ende käme es dann zu „ansonsten vermeidbaren Preiserhöhungen“ in den Regalen des Handels.
Die Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums betreffen beispielsweise die strukturellen Eingriffe in den Markt. Dem Reformentwurf zufolge sollen missbrauchsunabhängige Entflechtungen ermöglicht werden, um Wettbewerb auf verfestigen Märkten zu schaffen. Denn es existierten immer wieder stark verfestigte Märkte mit wenigen Anbietern, auf denen aber weder Kartellrechtsverstöße noch wettbewerbsrechtswidrige Zusammenschlüsse zu beobachten oder nachweisbar seien, so das Ministerium. Daneben will es unter anderem die Hürden für die kartellrechtliche Gewinnabschöpfung senken und so die Schlagkraft der Kartelldurchsetzung erhöhen. (AgE)

Internationaler Milchpreis fällt um 2,8 %

Auf der ersten Auktion im neuen Jahr sinkt der Durchschnittspreis an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade um 2,8 %. auf 3.365 $. Das ist der zweite Rückgang des Preises in Folge. Im letzten Dezembertermin fiel der Preis um 3,8 %. Die gehandelte Menge lag mit 33.478 Tonnen ganze 16, 5 % über dem Niveau der letzten Auktion (28.724 t). Die Preise fielen über alle Produktkategorien. Den geringsten Rückgang erfuhr der Preis für Vollmilchpulver mit einem Minus von 1,4 %, gefolgt von Cheddar mit 2,7 %, Butter mit 2,8 % und Magermilchpulver mit 4,3 %.

Rukwied blickt optimistisch ins neue Jahr

Trotz großer Unsicherheiten und Herausforderungen blickt Bauernpräsident Joachim Rukwied optimistisch ins neue Jahr. „Gemeinsam sowie mit Mut zu Innovationen und Unternehmergeist können wir Landwirtinnen und Landwirte die eigene Zukunft gestalten“, sagt Rukwied in seinem Neujahrsgrußwort. Darin ruft er dazu auf, die Chancen zu erkennen, die in dem gesellschaftlichen Wunsch nach einer noch nachhaltigeren Landwirtschaft liegen. Die geforderten Veränderungen müssten sich aber in der Wertschöpfung der Betriebe wieder finden. Der DBV-Präsident nennt als Beispiele neue Geschäftsfelder in der Energieerzeugung oder beim Artenschutz. Längst erbringe die Landwirtschaft eine Vielzahl dieser gewünschten Leistungen. Die Aufgabe aller sei es, „dies noch besser zu kommunizieren und nach außen zu zeigen, was wir Bauernfamilien Tag für Tag leisten“. Rukwied zeigt sich überzeugt, dass Landwirtschaft eine Zukunftsbranche ist: „Wir wollen unsere Landwirtschaft weiterentwickeln und für die Zukunft fit machen, so dass auch die nächsten Generationen an top ausgebildeten Landwirtinnen und Landwirten Freude an diesem Beruf haben.“ Die Berufskollegen seien bereit, noch mehr zu tun, um die großen Herausforderungen der Zeit zu bewältigen. Zwingende Voraussetzung dafür sei jedoch der politische Willen, „Dinge endlich umzusetzen und uns keine weiteren Hindernisse in den Weg zu legen“. „Zukunft schöpft man weder ab, noch legt man sie still“, warnt Rukwied.
Der Bauernpräsident bekräftigt seine Kritik an den Brüsseler Vorschlägen zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und zur Naturwiederherstellung: „Pauschale Reduktionsziele, Flächenstilllegungen und Verbote haben noch nie zum Ziel geführt.“ Eine nachhaltig wirtschaftende Landwirtschaft lasse sich nur über den kooperativen Weg und mit produktionsintegrierten Konzepten erhalten. Der Ampel-Regierung wirft Rukwied Versäumnisse beim Umbau der Tierhaltung. Zwar habe sich einiges bewegt. Die Vorhaben seien jedoch „mehr als unzulänglich“. Im Ergebnis sei bislang nicht wirklich erkennbar, dass die Bundesregierung die Tierhaltung voranbringen und zukunftsfest machen wolle. Voraussetzung dafür seien eine kluge und umfängliche Haltungsform- und Herkunftskennzeichnung, ein Bau- und Immissionsschutzrecht, das den Tierwohlstallumbau auch tatsächlich ermögliche, ein tragfähiges, langfristiges Finanzierungskonzept und nicht zuletzt der Wille der Gesellschaft, mehr Tierwohl auch finanziell zu honorieren. (AgE)

GB: Verteuerung der Lebensmittel schreitet weiter voran

Auch in Großbritannien haben sich die Nahrungsmittel im vergangenen Jahr erheblich verteuert, wenngleich nicht in der Größenordnung wie in Deutschland. Laut dem zu Jahresbeginn 2023 vorgelegten Monatsindex des British Retail Consortium (BRC) und des Marktforschungsunternehmens NielsenIQ erreichte die Lebensmittelinflation im Dezember 2022 mit 13,3 % zum Vorjahresmonat einen neuen Rekordwert. Im November hatte die Teuerung sich auf durchschnittlich 12,4 % belaufen. Die Dezemberrate war die höchste seit Beginn der Datenerhebung durch das BRC im Jahr 2005. Die Fachleute führten den kräftigen Anstieg der Lebensmittelpreise auf die hohen Kosten für Düngemittel, Tierfutter und Energie infolge des Krieges in der Ukraine zurück. Nach Einschätzung von BRC-Geschäftsführerin Helen Dickinson zeigt die Inflation noch „keine unmittelbaren Anzeichen eines Rückgangs“. Für viele Haushalte im Königreich sei es „ein schwieriges Weihnachtsfest“ gewesen. Gleichzeitig warnte Dickinson davor, dass 2023 „ein weiteres schwieriges Jahr für Verbraucher und Unternehmen sein wird“. Die Regierung müsse jetzt handeln und „dringend Klarheit darüber schaffen, wie die künftige Unterstützung“ für die Einzelhändler nach dem Auslaufen des Programms zur Unterstützung der Energierechnung für Unternehmen im April aussehen werde. Mike Watkins, Leiter für den Bereich Einzelhandel und Business Insight bei NielsenIQ, geht davon aus, dass die Verbrauchernachfrage im ersten Quartal aufgrund der höheren Energiekosten und der Weihnachtsausgaben schwach ausfällt. Und auch der Anstieg der Lebensmittelpreise werde die privaten Haushalte weiter belasten. (AgE)

Branchenstimmung hellt sich weiter etwas auf

Die Stimmung in der deutschen Ernährungsindustrie hat sich weiter erholt, ist jedoch nach wie vor spürbar eingetrübt. Wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) in ihrem am 4. Januar vorgelegten Konjunkturreport berichtet, stieg der ifo-Geschäftsklimaindex nach teilweise neuen Rekordtiefs im Herbst im Dezember 2022 gegenüber dem Vormonat um 6 Punkte auf minus 19,4 Punkte. Auch fiel die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage positiver aus und stieg auf plus 11,1 Punkte, nach minus 1,2 Punkten im November. Dennoch fiel der Blick in die Zukunft weiterhin sehr pessimistisch aus. Der Indikator der Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate steht nun bei minus 45,5 Punkten. Im Vormonatsvergleich bedeutet dies ein Plus von nur 2,2 Punkten. Außerdem übertraf die Zahl der Hersteller mit negativen Geschäftserwartungen weiterhin deutlich die Zahl derjenigen mit positiven Erwartungen: Lediglich 12,5 % gingen von einer Verbesserung aus, während 45,5 % mit einer Verschlechterung rechneten. Im Rückblick auf das alte Kalenderjahr berichtete die BVE, dass die Ernährungsindustrie ihren Umsatz im Oktober 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat nominal um 17,3 % auf 18,9 Mrd Euro steigerte. Der Zuwachs ergab sich dem Dachverband zufolge ausschließlich aus den höheren Verkaufspreisen im In- und Ausland, denn der Absatz war um 5,0 % rückläufig. Im Inland legten die Erlöse der Lebensmittelhersteller um 18,5 % auf 12,1 Mrd Euro zu, wobei hierzulande der Absatz um 3,8 % abnahm. Relativ noch stärker ging die Vermarktungsmenge im Ausland zurück, nämlich um 6,9 %. Der Exportumsatz erhöhte sich aber gegenüber Oktober 2021 aufgrund der deutlich höheren Verkaufspreise um 15,3 % auf 6,8 Mrd Euro. Unterdessen bewegten sich die Agrarrohstoffkosten der Lebensmittelerzeugung laut der BVE weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel gab im November 2022 im Vergleich zum Vormonat zwar um 5 % nach, lag aber noch um 24,6 % über dem Vormonatswert. (AgE)

FAO-Preisindex im Jahresmittel 2022 auf Allzeithoch

Die Weltmarktpreise für wichtige landwirtschaftliche Erzeugnisse haben 2022 im Schnitt den höchsten Stand seit dem Start der Erfassung durch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) im Jahr 1961 erreicht. Wie die FAO am 6. Januar in Rom mitteilte, ging der von ihr berechnete Preisindex zwar über alle betrachteten Warengruppen hinweg im Dezember 2022 gegenüber November um 1,9 % auf 132,4 Punkte zurück. Im Jahresmittel 2022 wurde allerdings ein Rekord von 143,7 Punkten erreicht; gegenüber dem Vorjahr bedeutete dies ein Plus von 14,3 %. Im Einzelnen verzeichnete die FAO im Dezember 2022 den größten Rückgang im Vormonatsvergleich mit 6,7 % für ihren Pflanzenölpreisindex. Dabei hätten die Notierungen für Palm-, Soja-, Raps- und Sonnenblumenöl nachgegeben. Für Preisdruck hätten unter anderem sinkende Rohölkurse gesorgt. Die Getreidepreise verloren der Organisation zufolge im Vergleich zu November durchschnittlich 1,9 %. Die Marktexperten begründen dies unter anderem mit dem umfangreicheren Weizenangebot aus den Ernten auf der Südhalbkugel. Auch Mais habe sich verbilligt, und zwar insbesondere wegen des günstigen Angebots an brasilianischer Ware. Auch der FAO-Fleischpreisindex gab im Berichtsmonat nach, und zwar um 1,2 %. Wie die FAO dazu feststellte, fielen die Preise für Rind- und Geflügelfleisch. Dagegen hätten sich Schaffleisch und Schweinefleisch verteuert. Bei letzterer Fleischart habe die kräftige Nachfrage vor dem Weihnachtsfest vor allem in Europa für Unterstützung gesorgt. Aufwärts ging es dagegen im Dezember mit dem FAO-Subindex für Zucker, nämlich um 2,4 %. Als Auslöser werden vor allem Spekulationen über wetterbedingte Ertragseinbußen in Indien, dem global zweitgrößten Zuckererzeuger, angeführt. Außerdem habe sich die Zuckerrohrverarbeitung in Thailand und Australien verzögert. Darüber hinaus stieg der FAO-Subindex für Milcherzeugnisse um 1,1 %. Nach Angaben der Fachleute in Rom legten die Käsepreise zu. Als Ursache wird die starke Importnachfrage angeführt, der ein etwas knapperes Exportangebot gegenübergestanden habe. Dagegen seien die Butterpreise weiter gefallen angesichts einer zurückhaltenden Nachfrage am Weltmarkt und gut gefüllten Lagern. (AgE)

EU-Kommission will nicht am Green Deal rütteln

Die Europäische Kommission wird im Hinblick auf die langfristige Sicherung der Lebensmittelversorgung auch weiterhin auf den Green Deal setzen. Das legt ein Arbeitspapier für die Kommissionsdienststellen nahe, das am 4. Januar vom Generalsekretariat (SG) der Brüsseler Behörde veröffentlicht worden ist. Eine konsistente und umfassende Umsetzung des Green Deal und der dazugehörigen Nachhaltigkeitsstrategien sollte der EU helfen, innerhalb eines realistischen Zeitrahmens ein nachhaltiges, integratives und widerstandsfähiges Ernährungssystem zu sichern, heißt es darin. Die Analyse, die sich mit der Ernährungssicherheit und ihren Ursachen befasst, soll den Dienststellen dabei helfen, bei ihrer Arbeit die „vielfältigen Aspekte im Zusammenhang mit der Ernährungssicherheit zu bestimmen und abzuwägen“. Unterstrichen wird, dass dringender Handlungsbedarf bestehe. Vor dem Hintergrund unsicherer und unbeständiger Rahmenbedingungen müsse der Übergang zu einer nachhaltigen Lebensmittelversorgung weiterhin die Richtschnur für die politische und programmatische Ausrichtung der EU sein. Die Lebensmittelversorgung in der Gemeinschaft ist gemäß der Analyse derzeit nicht in Gefahr. Eingeräumt wird aber, dass die gestiegenen Preise für eine zunehmende Anzahl von Haushalten mit niedrigem Einkommen zum Problem werden. Die aktuellen Entwicklungen und die Kombination verschiedener Ursachen machten deutlich, dass die Lebensmittelversorgung weder kurz- noch langfristig als selbstverständlich betrachtet werden dürfe.
Um die Produktionskapazitäten zu sichern, müssen laut dem Papier insbesondere die steigenden Produktionskosten und die Einkommen der Erzeuger berücksichtigt werden. Zunehmend unter Druck gerät die Lebensmittelherstellung der Analyse zufolge durch knapper werdende natürliche Ressourcen, den Rückgang von Bestäubern und Biodiversität sowie die vielfältigen Auswirkungen des Klimawandels. Wenn diesen Herausforderungen nicht mit angemessener Dringlichkeit begegnet werde, seien Einschränkungen der weltweiten Nahrungsmittelversorgung zu erwarten, so das Fazit. Um die Lebensmittelversorgung mittel- und langfristig zu sichern, wird unter anderem empfohlen, den Einsatz und das Risiko von synthetischen Pflanzenschutzmitteln fortschreitend und auf „intelligente“ Art und Weise zu verringern. Zentrale Herausforderung für die Politik wird es laut der Analyse sein, beim Übergang zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion die kurz-, mittel- und langfristigen Anforderungen an die Ernährungssicherheit nicht aus den Augen zu verlieren. Gebraucht werde ein systemischer Ansatz, der der notwendigen Komplexität gerecht werden könne. (AgE)

Lebensmittelpreise 2022 im Mittel um gut 13 Prozent gestiegen

Der Anstieg der Lebensmittelpreise in Deutschland hat sich im Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat leicht abgeschwächt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 3. Januar mitteilte, mussten die Bundesbürger im vergangenen Monat nach vorläufigen Berechnungen im Schnitt 20,7 % mehr für Nahrungsgüter zahlen als im Dezember 2021. Im November hatte das Plus noch 21,1 % betragen, im Oktober 20,3 % und im September 18,7 %. Eine einstellige Teuerungsrate gegenüber dem Vorjahr war bei den Lebensmitteln zuletzt im April mit 8,6 % verzeichnet worden. Im Jahresdurchschnitt 2022 errechnet sich für die Nahrungsmittelpreise ein Anstieg von 13,4 %; im Jahr 2021 hatte das Plus bei nur 3,2 % betragen. Allerdings war es schon in der zweiten Jahreshälfte zu einer deutlichen Steigerung der Preise gekommen. Im Dezember 2021 hatten die Verbraucher in Deutschland im Mittel 6,0 % mehr für Nahrungsgüter ausgeben müssen, im Januar 2022 waren es dann 5,0 % mehr als im Vorjahresmonat. Mit durchschnittlich 13,4 % haben sich die Lebensmittel in Deutschland im vergangenen Kalenderjahr deutlich stärker verteuert als die Waren und Dienstleistungen insgesamt. Die allgemeine Inflationsrate beziffert Destatis für 2022 auf den vorläufigen Wert von 7,9 %. Für Dezember gehen die Statistiker dabei von einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 8,6 % aus. In den drei Monaten zuvor war die Teuerung zweistellig ausgefallen, wobei im Oktober mit 10,4 % der Spitzenwert verbucht wurde. Wie Destatis außerdem ankündigte, wird der Verbraucherpreisindex für Deutschland auf ein neues Basisjahr umgestellt. Mit den Ergebnissen für den Berichtsmonat Januar 2023 erfolgt die Umstellung von der bisherigen Basis 2015 auf das Basisjahr 2020. Dabei werden den Wiesbadener Statistikern zufolge die Ergebnisse ab Januar 2020 neu berechnet. Gleichzeitig werden damit die Ergebnisse auf der Basis 2015 revidiert. Derweil erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir gegenüber der „Rheinischen Post“, er sehe keine Möglichkeit, den Anstieg der Lebensmittelpreise politisch zu verhindern. Solange der russische Präsident seinen schrecklichen Angriffskrieg gegen die Ukraine führe, „werden wir irgendwie mit den Folgen umgehen müssen“, sagte der Grünen-Politiker. Er verwies auf die jüngsten Hilfspakete der Bundesregierung. (AgE)

BLE schaltet Meldesystem für Verstöße frei

Ein anonymes Online-Meldesystem für unlautere Handelspraktiken (UTP) in der Lebensmittellieferkette hat jetzt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) eingerichtet. Wie die Bundesbehörde am 19. Dezember mitteilte, können Hinweisgeber darin Regelverstöße melden und kommunizieren, ohne ihre Identität offenlegen zu müssen. Zu erreichen ist das Meldeportal unter der Adresse www.bkms-system.com/utp. Das System erfüllt laut BLE die höchsten Datenschutzanforderungen und ist entsprechend zertifiziert. Eine technische Rückverfolgung eingehender Hinweise sei nicht möglich. So könnten Personen oder Unternehmen ohne Sorge vor negativen Konsequenzen, beispielsweise für ihren Arbeitsplatz oder ihre Lieferbeziehungen, Informationen zu Verstößen mitteilen. Solche Insider-Kenntnisse seien sehr wertvoll für die Aufdeckung, Abstellung und Ahndung von unlauteren Handelspraktiken. Auf der neu eingerichteten Internetseite sind auch zwei Erklärfilme zu finden, die die Funktionsweise des anonymen Hinweisgebersystems erläutern. Laut BLE ist das Agrarorganisationen- und Lieferkettengesetz (AgrarOLkG) im Juni 2021 in Kraft getreten. Es setzt die UTP-Richtlinie der Europäischen Union um, die einen einheitlichen Mindestschutzstandard zur Bekämpfung von unlauteren Handelspraktiken in der Lebensmittellieferkette vorgibt. Der Zentralverband Gartenbau (ZVG) begrüßte die Ankündigung der BLE ein anonymes Online-Meldesystem einzuführen. „Hier wird eine wichtige Hürde beseitigt“, betonte Generalsekretär Bertram Fleischer. Weitere Informationen über das Verbot und Beispiele für unlautere Handelspraktiken sowie die Tätigkeit der BLE als Durchsetzungsbehörde sind auf der Internetseite der Bundesanstalt zu finden (www.ble.de). (AgE)

Bisherige Nachhaltigkeitsvergleiche für Lebensmittel hinken

Wird für einen Nachhaltigkeitsvergleich von Lebensmitteln ausschließlich der CO2-Fußabdruck je Kilogramm herangezogen, führt das Ergebnis in die Irre. Zu diesem Ergebnis kommt laut dem Bundesverband Rind und Schwein (BRS) der niederländische Forscher Dr. Peter de Jong von der Van Hall Larenstein Universität in Leeuwarden. Dem Wissenschaftler zufolge sind bei einem aussagekräftigeren Vergleich auch die für den Menschen wichtigen Nähr- und Inhaltsstoffe einzubeziehen. Bei tierischen Nahrungsmitteln zeige sich meist ein höherer CO2-Fußabdruck als bei pflanzlichen Produkten, weshalb diese als schlechter für das Klima eingestuft würden. Die Veredlungsprodukte hätten aber oft einen deutlich höheren Nährwert oder beinhalten wertvolle Proteine, was bei einem alleinigen Bezug von Emissionen auf das Kilogramm unberücksichtigt bleibe. Eine faire Bewertung der Nachhaltigkeit von Nahrungsmitteln sollte also eine Kombination aus verschiedenen Nährstoffen beinhalten, so de Jong. Dafür stünden die sogenannten Nutrient Rich Food (NRF)-Bewertungen zur Verfügung, die eine Aussage über den Beitrag eines Lebensmittels zum Tagesbedarf eines Menschen erlaubten. Von nährstoffreichen Lebensmitteln würden zur Deckung des Tagesbedarfs in der Summe weniger als von nährstoffarmen benötigt. Im Endeffekt führe dies zu einer geringeren CO2-Belastung von tierischen Erzeugnissen. Eine Kombination des CO2-Fußabdrucks mit den NRF-Bewertungen von Lebensmitteln würde den Verbrauchern eine faire Orientierung zur Nachhaltigkeit und dem Nutzen eines Lebensmittels bieten, betont der Wissenschaftler. In den Industriestaaten gibt es de Jong zufolge keine Knappheit an Kalorien; vielmehr stehe die ausreichende Versorgung mit Proteinen, essentiellen Aminosäuren, Vitaminen oder Spurenelementen im Focus. Weltweit müssten jedoch laut den Vereinten Nationen (UN) jedes Jahr rund 3 Mio t Eiweiß zusätzlich produziert werden, um den zunehmenden Bedarf zu decken. Um die Ernährung nachhaltiger zu gestalten, geht es laut de Jong vor allem um die Qualität der Lebensmittel. Hierbei spiele auch die Verdaulichkeit beziehungsweise Bioverfügbarkeit der Nährstoffe eine Rolle. Pflanzliche Proteine seien oft weniger verdaulich als diejenigen in tierischen Lebensmitteln. Von den pflanzlichen Proteinen müsste also für eine ausreichende Versorgung eine entsprechend größere Menge gegessen werden, was wiederrum Auswirkungen auf den CO2-Fußabdruck der Ernährung habe. (AgE)

Aufgeheizte Märkte kühlen ab

In den vergangenen Wochen etwas entspannt. Wie die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen (LVN) am 23. Dezember mitteilte, sind die Preise für Öl und Gas an den Spotmärkten zuletzt spürbar rückläufig gewesen. Dadurch haben auch die Preise für Düngemittel nachgegeben. So ist der Preis für Kalkammonsalpeter mittlerweile um 30 % auf das Niveau von März 2022 zurückgefallen. Milchleistungsfutter kann rund 15 % günstiger als im Juni eingekauft werden. Allerdings, so die LVN, liegen die Preise für Energie und auch für viele Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe weiterhin deutlich über dem vor dem Ukrainekrieg verzeichneten Niveau. Ein Rückgang der Beschaffungskosten auf eine Größenordnung, wie sie noch vor wenigen Jahren üblich war, wird von vielen Marktexperten nicht erwartet. Die Milcherzeugerpreise haben der Landesvereinigung zufolge 2022 weltweit in mehreren Produzentenländern einen historischen Höchststand erreicht. Innerhalb der Europäischen sind aktuell jedoch große Unterschiede festzustellen. Während in den Niederlanden, Deutschland, Dänemark und Belgien mehr als 60 Cent/kg Milch von den Molkereien bezahlt werden, sind es in anderen Ländern weniger als 50 Cent/kg, darunter auch Frankreich. Eine derartig große Spreizung zwischen den großen Milcherzeugungsregionen hat es in der Vergangenheit nicht gegeben. Aufgrund der aktuellen Marktlage geht die LVN davon aus, dass sich die Milcherzeugerpreise in den kommenden Monaten schrittweise abschwächen werden. Zudem sei zu erwarten, dass sich die deutlichen Differenzen bei den Preisen für die Anlieferungsmilch wieder verringern werden. Aufgrund der weiterhin hohen Produktionskosten und den in vielen EU-Staaten rückläufigen Milchkuhbeständen sei insgesamt aber eher mit einem moderaten Preisrückgang zu rechnen. Dazu dürfte auch beitragen, dass die immer höheren Haltungsstandards sowie die zunehmend restriktiven Umwelt- und Klimaanforderungen das Milchmengenwachstum begrenzen werden. (AgE)

Fonterra: EU-Kommission genehmigt Zusammenarbeit mit Royal DSM

Die neuseeländische Molkerei Fonterra kann jetzt ihre Zusammenarbeit mit dem niederländischen Chemiekonzern Royal DSM ausbauen. Die Europäische Kommission genehmigte in der vergangenen Woche die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Tasman. Im Rahmen der Kooperation wollen die Partner die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Alternativen zu herkömmlichen Milchproteinen vorantreiben, und zwar auf Grundlage eines Fermentationsprozesses. Nach Einschätzung der Kommission ist durch den Zusammenschluss von Fonterra und DSM keine Wettbewerbsverzerrung zu erwarten, da beide Unternehmen auf den relevanten Märkten nur in beschränktem Umfang aktiv seien. (AgE)

European Milk Board: Poulsen löst van Keimpema ab

Beim Dachverband European Milk Board (EMB) wird es einen Führungswechsel geben. Wie das EMB in der vergangenen Woche mitteilte, wurde der Däne Kjartan Poulsen im Rahmen der aktuellen Mitgliederversammlung zum Nachfolger der bisherigen Vorsitzenden Sieta van Keimpema bestimmt. Die frei gewordene Position in der Reihe der Vizevorsitzenden wird Elmar Hannen vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) besetzen. In ihren Ämtern bestätigt wurden die bisherigen Vorstandsmitglieder Boris Gondouin, Guy Francq, Pat McCormack und Roberto Cavaliere. Poulsen hat nach Angaben des EMB als bisheriger Vizevorsitzender viel Erfahrung bei der politischen Arbeit für die Milchproduzenten gesammelt. Schwerpunkt seiner Amtszeit sollen dem Verband zufolge insbesondere die Beteiligung der Erzeuger bei der Gestaltung und Umsetzung des Green Deal sowie die Entlohnung damit verbundener Mehrkosten sein. Angestrebt wird außerdem eine EU-Verordnung, die sicherstellen soll, dass die Erzeugerpreise nicht mehr unter den Produktionskosten liegen dürfen. Es sei ein großer Fehler, dass die Meinung und Erfahrung der europäischen Lebensmittelerzeuger bislang ignoriert werde, so Poulsen mit Blick auf den Green Deal. Ohne eine aktive Einbeziehung der Erzeuger könne es keine erfolgreiche Klimapolitik geben. Der dänische Milcherzeuger würdigte zudem seine Amtsvorgängerin als „herausragende Person“, der das EMB sehr viel zu verdanken habe. Van Keimpema hatte sich der Gründung des EMB im Jahr 2006 in verschiedenen Funktionen für die europäischen Milchbauern engagiert. (AgE)

hybrid-Veranstaltung „Fortbildung zum Molkereimeister und -techniker“

Unter dem Motto „Zukunft jetzt gestalten – wann sonst?“ findet am Samstag, 11. Februar 2023, die Informationsveranstaltung zur Fortbildung zum Molkereimeister und -techniker an der Molkereischule Kempten statt. Die Teilnehmer haben die Wahl zwischen persönlicher Teilnahme am LVFZ-Kempten oder als live-Stream per Web-Konferenz. Wer Interesse an weiteren Details über mögliche Zusatzqualifikationen und Ausbildereignungs- und Führungsqualifikationen hat, meldet sich bis Freitag, 3. Februar 2023, unter: Staatliche Fach- und Technikerschule für Agrarwirtschaft, Fachrichtung Milch-wirtschaft und Molkereiweisen, Auf dem Bühl 84, 87437 Kempten, Telefon 08161/8640-1738, E-Mail: ines.heidel@lfl.bayern.de
Die Zugangsdaten zum Online-Meeting werden nach der Anmeldung verschickt.
Weitere Infos unter: technikerschule-Kempten.bayern.de