Holzenkamp lehnt erzwungene Milchmengenreduzierung ab


Mit Blick auf die durch die Corona-Krise entstandenen Probleme am Milchmarkt hat der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, eine realistische Bewertung der politischen Handlungsoptionen angemahnt. „Wer eine EU-weite Reduzierung der Milchanlieferungsmengen verlangt, um den Folgen der Coronavirus-Krise zu begegnen, verkennt den geltenden Rechtsrahmen“, erklärte Holzenkamp am 21. April in Berlin. Eine freiwillige Mengendrosselung durch die Milcherzeuger gegen Zahlung einer Entschädigung könne erst ins Auge gefasst werden, wenn sich andere nach dem europäischen Marktordnungsrecht verfügbare Maßnahmen als unzureichend erwiesen. Eine verpflichtende Mengenreduzierung sei in der Marktordnung gar nicht vorgesehen. Beide Varianten der Rohstoffverringerung würden zudem sehr lange dauern, was eine kurzfristige Stützung des Marktes ausschließe, gab Holzenkamp zu bedenken. Mit dem Instrument der Privaten Lagerhaltung (PLH) für Milchprodukte könnte den Problemen, mit denen Teile des Marktes zu kämpfen hätten, schneller und unkomplizierter begegnet werden. Holzenkamp stellte zudem klar, dass der Raiffeisenverband externe politische Vorgaben für die Mengensteuerung zwischen Milcherzeugern und ihren Molkereien generell ablehne. „Hier sind die einzelnen Molkereigenossenschaften in eigener Verantwortung und in Abstimmung mit ihren Mitgliedern gefragt, das Management der Anlieferungsmengen zu gestalten“, betonte der DRV-Präsident. Für den Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (BWV), Michael Horper, ist die geförderte PLH ein erster notwendiger Schritt zur Beruhigung der Märkte. Ebenso wichtig sei aber auch eine verstärkte Zusammenarbeit der Molkereien im Hinblick auf ein unternehmensübergreifendes Management der Milchanlieferungen sowie eine zeitlich begrenzte Umlenkung der Milchverarbeitung in die Bereiche mit gestiegener Nachfrage oder mit besserer Lagerfähigkeit. Der Bauernverband Sachsen-Anhalt sieht in einer alleinigen EU-weiten Milchmengendrosselung ebenfalls keine Lösung. Besser sei eine Mengenplanung und -steuerung auf Ebene der Molkereien. Diese könnten unter Berücksichtigung der Marktsituation mit den Milchviehhaltern verbindliche und regulierende Maßnahmen treffen, die in Verbindung mit einem geförderten Ausbau von Lagerkapazitäten in der Lage seien, den Markt zu stabilisieren. (AgE)

Kaufverhalten normalisiert sich etwas

Das Kaufverhalten der deutschen Bevölkerung zeigt weitere Anzeichen für eine Normalisierung, ist aber in Teilen noch weit von den üblichen Absätzen entfernt. Wie aus einer aktuellen Sonderauswertung von experimentellen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht, lagen die Verkaufszahlen für ausgewählte Hygieneartikel und Lebensmittel in der Woche zum 19. April deutlich unter den Zahlen der Wochen davor.
Demnach ging der Absatz von Teigwaren und Reis im Vorwochenvergleich um jeweils 27 % zurück; die Nachfrage nach passierten Tomaten sank um 18 %. Auch die Verkaufszahlen von Mehl und Zucker waren rückläufig; hier belief sich das Minus auf 9 % beziehungsweise 30 %. In der Woche zum 12. April waren die Verkaufszahlen bei diesen Produkten laut Destatis noch zwischen 11 % und 56 % angestiegen. Als Ursache für die Rückgänge kommen den Statistikern zufolge Lieferengpässe und Bedarfssättigung in Betracht.
Die Nachfrage nach Obst und Gemüse war bei den betrachteten Filialen dem Bundesamt zufolge über den gesamten bisherigen Zeitraum der Corona-Krise überdurchschnittlich. Im März hatte insbesondere der Absatz von entsprechenden Konserven um mehr als 100 % zugelegt. Anhaltend gefragt war auch Frischware. Die Absatzzahlen von Obst lagen in der Berichtswoche um 4 % über dem Durchschnitt der sechs Monate von August 2019 bis Januar 2020; bei Gemüse belief sich das Plus auf 10 %.
Auch die Nachfrage nach Seife und Desinfektionsmitteln blieb zuletzt überdurchschnittlich. Die Verkaufszahlen erreichten in der Woche zum 19. April zwar nicht mehr das Niveau von März, lagen aber nach Angaben von Destatis mit einem Plus von 71 % bei Desinfektionsmitteln und 10 % bei Seife noch kräftig beziehungsweise deutlich über dem Sechs-Monats-Durchschnitt. Völlig anders entwickelten sich die Verkäufe von Toilettenpapier, die laut Bundesamt erneut um fast zwei Drittel unter dem Durchschnittswert der Vergleichsmonate lagen. (AgE)

Stellenwert der heimischen Landwirtschaft ist gewachsen

Nach Einschätzung von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat die Bedeutung der heimischen Landwirtschaft in der aktuellen Krise deutlich zugenommen. Rund 39 % der Bundesbürger seien der Auffassung, dass die heimische Landwirtschaft in Anbetracht der aktuellen Situation an Bedeutung gewonnen habe, zitierte Klöckner heute aus einer aktuellen Umfrage im Rahmen des neuesten Ernährungsreports, der demnächst vorgestellt werden soll. Insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sei der Stellenwert der heimischen Landwirtschaft gewachsen. Der Ministerin zufolge messen 47 % der Befragten in dieser Altersgruppe der Landwirtschaft eine höhere Bedeutung zu als vor der Corona-Krise.
„Das ist ein klares Zeichen gewachsener Wertschätzung für unsere Lebensmittel, die Leistung der Bäuerinnen und Bauern und unserer Ernährungswirtschaft vom Super- bis zum Wochenmarkt“, erklärte Klöckner. Wichtig sei dabei auch, „dass sich die Wertschätzung in Wertschöpfung niederschlägt“.
Beim Besuch eines Wochenmarkts in Kleinmachnow bei Berlin betonte die CDU-Politikerin die Systemrelevanz von regionaler Erzeugung und Vermarktung von Lebensmitteln gerade in Zeiten der Pandemie und großer Einschränkungen für die Bevölkerung: „Wir alle haben gesehen, was halbleere Regale oder kleinste Beeinträchtigungen von Lieferketten für unsere Verbraucherinnen und Verbraucher bedeuten.“ Umso wichtiger sei die Gewissheit, dass die regionale, saisonale Produktion gesichert und das Angebot dezentral für die Bürger verfügbar sei. (AgE)

Frankreich: Käsespezialitätenhersteller zunehmend unter Druck

In Frankreich werden die Hersteller von regionalen Käsespezialitäten besonders hart von der Corona-Krise getroffen. Die Verkäufe von Käse mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g.U.) sind vor allem durch die Einschränkungen der Außer-Haus-Verpflegung um 60 % eingebrochen, wodurch auch die Milcherzeuger mit g.U. stark unter Druck geraten sind. Mit geschützten Herkunftsbezeichnungen wurden nach Angaben des Statistischen Dienstes beim Pariser Landwirtschaftsministerium (Agreste) im Februar 16,9 % der gesamten Milchmenge erzeugt.
Im April ist der Erzeugerpreis hier die betreffende Milch laut dem Branchenverband (CNAOL) von normalerweise gut 50 Cent/l auf unter 20 Cent/l gesunken. Bis Mitte Mai drohten der Verlust von etwa 15 Mio l Milch und rund 15 Mio Euro Umsatz. Während die großen Molkereikonzerne die ihnen angelieferte Rohmilch in andere Verarbeitungskanäle umleiten könnten, bleibe den kleinen Betrieben nichts anderes übrig, als ihre Milch auf dem Kassamarkt zu verkaufen. Dort seien die Erlöse allerdings um mehr als die Hälfte eingebrochen.
Der CNAOL forderte Landwirtschaftsminister Didier Guillaume auf, den Sektor zu unterstützen. Der Minister habe sich als einziger noch nicht bewegt, kritisierte der Verband. Tatsächlich haben bereits verschiedene Hersteller von Käsespezialitäten ihre Vorgaben angepasst, um die Verluste zu begrenzen. Beispielsweise wurden Lagerfristen für die Milch verlängert und die erlaubten Lagertemperaturen gesenkt.
Die großen Milchverarbeiter meistern die Corona-Krise derweil offenbar deutlich besser. Der Käsereikonzern Bel konnte seinen Umsatz im ersten Quartal 2020 um 12,2 % auf 909 Mio Euro steigern. Das Unternehmen geht davon aus, dass etwa die Hälfte des Zuwachses auf die Viruspandemie zurückzuführen ist. Im März habe die Bevorratung der Verbraucher in Verbindung mit dem Wegfall der Außer-Haus-Verpflegung den Absatz nach oben getrieben. Die Erlöse im ersten Quartal seien bei allen Marken und mit Ausnahme der Levante in allen Regionen angestiegen. (AgE)

Führende Agrarhandelsländer wollen Lebensmittelversorgung sicherstellen

Die Europäische Union und 21 weitere Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO), darunter führende Agrarexporteure und -importeure, haben sich dazu verpflichtet, eine „gut funktionierende globale Lebensmittelversorgungskette sicherzustellen“. Wie die EU-Kommission am 23. april in Brüssel dazu feststellte, ist es das gemeinsame Ziel, einen „offenen und vorhersehbaren Handel mit Agrar- und Lebensmittelprodukten“ während der Corona-Krise aufrechtzuerhalten. Neben der EU haben unter anderem Australien, Brasilien, China, Japan, Malawi, Mexiko, Neuseeland, Paraguay, die Schweiz, die Ukraine und die USA die Initiative unterzeichnet. Initiator der Erklärung war Kanada. Russland hat den Aufruf nicht unterschrieben.
Die Unterzeichner verpflichten sich dazu, Maßnahmen zu vermeiden, die sich möglicherweise negativ auf die Ernährungssicherheit in anderen WTO-Mitgliedsländern beziehungsweise auf die Ernährung und Gesundheit der dortigen Bevölkerung auswirken könnten. Betont wird in der Erklärung, dass Sofortmaßnahmen im Zusammenhang mit der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelversorgung gezielt, verhältnismäßig, transparent, vorübergehend und im Einklang mit den WTO-Regeln zu stehen hätten.
Die Maßnahmen sollten den internationalen Handel nicht verzerren oder zu ungerechtfertigten Handelshemmnissen führen, heißt es in der Erklärung. Vielmehr werden die WTO-Mitglieder aufgefordert, temporäre Arbeitsschritte zur Erleichterung des Handels vorzunehmen. Außerdem verpflichteten sich die Unterzeichner zur Dialogbereitschaft und multilateralen Koordinierung, um bei zukünftigen Pandemien besser reagieren zu können. (AgE)

Frankreich: Spannungen zwischen Milchverarbeitern und -erzeugern


In Frankreich brechen unter dem Druck der Coronakrise Konflikte zwischen den Erzeugern und den nachgelagerten Akteuren der Wertschöpfungskette auf. Der Dachverband der Milcherzeugerorganisationen „France OP Lait“ kritisierte in der vergangenen Woche die Interprofession der Milchwirtschaft (CNIEL). Der Branchenverband, in dem die gesamte Wertschöpfungskette organisiert ist, will einen mit 10 Mio. € ausgestatteten Solidaritätsfonds einführen, der Landwirte entschädigen soll, die ihre Erzeugung drosseln. France OP Lait sprach sich nicht grundsätzlich gegen eine Mengenreduzierung aus, bemängelte aber, dass diese ohne Abstimmung mit den Erzeugern beschlossen worden sei.
Die Erzeugerorganisation geht zudem davon aus, dass die Molkereien den Solidaritätsfonds als Argument für niedrigere Milchpreise nutzen werden. Es sei bereits zu beobachten, dass das Niveau an die vorgesehene Entschädigung von 32 ct/kg Milch angepasst werde. Der Dachverband hat daher die für die Handelsbeziehungen im Agrarsektor zuständige Schlichtungsstelle des Landwirtschaftsministeriums eingeschaltet. Laut dem Statistischen Dienst des Ministeriums (Agreste) lag die Milcherzeugung schon im Februar um 5,3 % über der des von saisonaler Trockenheit geprägten Vorjahresmonats. Den Standardpreis für konventionell erzeugte Milch bezifferten die Statistiker auf 33,5 ct/kg Milch; das entsprach gegenüber Februar 2019 einem Plus von 1,2 %. Ausgeweitet wurde die Produktion von Milchpulver.
Intransparenz der Verarbeiter
Der kleinere Landwirtschaftsverband Coordination Rurale (CR) forderte derweil, auch in der Milchverarbeitung für mehr Transparenz zu sorgen. Die völlige Intransparenz des Verarbeitungs- und Vertriebssektors sei einer der Hauptgründe für die drohende Krise. Um die Erzeugung an die Nachfrage anzupassen, sei es unerlässlich, auch die Lagerbestände der verarbeiteten Produkte zu kennen. Wenn eine Bevorratung mit Milch zur optimalen Versorgung der Märkte notwendig sei, müsse zugleich klar sein, ab welcher Menge es negative Auswirkungen für die Erzeuger geben werde. Der CR warnte zudem vor nationalen Alleingängen. Ohne ein koordiniertes Vorgehen auf europäischer Ebene würden die französischen Unterstützungsmaßnahmen zunichte gemacht. Sollten nur die heimischen Erzeuger ihre Produktion verringern, würden sie dafür gleich mehrfach bezahlen, nämlich durch die Beteiligung an der Finanzierung des Fonds und durch sinkende Milchpreise. Letztlich profitieren würden vor allem die Verarbeiter. (topagrar.com)

Milchmarkt im Zeichen von Corona – Holzenkamp mahnt realistische Bewertung politischer Handlungsoptionen an

„Wer eine EU-weite Reduzierung der Milch-anlieferungsmengen verlangt, um den Folgen der Coronavirus-Krise zu begegnen, verkennt den geltenden Rechtsrahmen. Stattdessen ist eine realistische Betrachtung der politischen Handlungsoptionen nötig“, mahnt der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp. Eine freiwillige Mengenreduzierung durch die Milcherzeuger gegen Zahlung einer Entschädigung kann erst ins Auge gefasst werden, wenn sich andere nach dem
europäischen Marktordnungsrecht verfügbare Maßnahmen als unzureichend erweisen. Eine gar verpflichtende Mengenreduzierung ist in der Marktordnung schlicht nicht vorgesehen.
Beide Wege würden zudem sehr lange dauern, was eine kurzfristige Stützung des Marktes ausschließt. Stattdessen sollte nach Auffassung des DRV das Instrument der privaten Lagerhaltung für Milchprodukte nun umgehend genutzt werden. So kann den Problemen, mit denen Teile des Marktes zu kämpfen haben, schneller und unkomplizierter begegnet werden. Diese Forderung haben in den vergangenen Tagen auch der Agrarausschuss des Europäischen Parla-mentes sowie die 27 EU-Agrarminister in einer gemeinsamen Position gegenüber der EU-Kommission sehr deutlich gemacht.
Der DRV lehnt im Übrigen externe politische Vorgaben für die Mengensteuerung zwischen Milcherzeugern und ihren Molkereien ab. Holzenkamp zufolge seien  die einzelnen Molkereigenossenschaften in eigener Verantwortung und in Abstimmung mit ihren Mitgliedern gefragt, das Management der Anlieferungsmengen zu gestalten.

Nahrungsergänzungsmittel: Deutsche Hersteller setzen sich für europaweit einheitliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe ein

Der Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel (AK NEM) im Lebensmittelverband Deutschland begrüßt die Ankündigung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), sich auf europäischer Ebene für einheitliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln einzusetzen. Peter Loosen, Geschäftsführer des Lebensmittelverbands, erklärt: „Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln setzen sich seit Jahren für gesetzlich festgelegte und europaweit einheitliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe ein. Unterschiedliche Höchstmengen in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union widersprechen dem Grundanliegen eines einheitlichen Binnenmarkts und eines einheitlichen Verbraucherschutzniveaus – zumal bei einer Festsetzung von Höchstmengen immer alle relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisse, die weltweit vorhandenen sind, zu berücksichtigen sind.“
Das Fehlen gesetzlich definierter Höchstmengen ändere aber nichts daran, dass im deutschen Handel angebotene Nahrungsergänzungsmittel sicher sind – und das EU-weit sein müssen, stellt Loosen klar: „Bis die Verständigung auf europäische Höchstmengen gelingt, können sich die Konsumenten trotzdem auf die Qualität und Sicherheit der Produkte verlassen. Für Nahrungsergänzungsmittel gelten die Vorgaben des Lebensmittelrechts, die die Sicherheit auch aller anderen Lebensmittel garantieren. Entsprechend sorgfältig gehen die Anbieter bei der Entwicklung ihrer Produkte hinsichtlich Nährstoffkombinationen und Dosierungen vor, indem sie sich an den wissenschaftlichen Erkenntnissen über Nutzen und Risiken orientieren.“ Eine entscheidende Kenngröße sei dabei der sogenannte Tolerable Upper Intake Level (UL). Dies ist die wissenschaftlich anerkannte Obergrenze für die sichere Gesamtzufuhr, die täglich und ein Leben lang aufgenommen werden kann, ohne dass negative Effekte zu erwarten sind. Auch unter Berücksichtigung der Nährstoffaufnahmemenge im Rahmen der täglichen Ernährung kommt es in Deutschland zu keiner übermäßigen Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen, wie wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen.
Eine Einschränkung macht Peter Loosen jedoch – auch mit Blick auf die aktuelle Situation mit COVID-19: „Leider gibt es im Internet immer wieder unseriöse Seiten von Anbietern illegaler Erzeugnisse, die als Nahrungsergänzungsmittel bezeichnet und vermarktet werden. Für diese Produkte ist die Sicherheit und Gesetzeskonformität nicht in derselben Weise garantiert, wie das bei den Produkten der Fall ist, die über Apotheken, Drogerien, Supermärkte oder von den bekannten Herstellern direkt bezogen werden. Fakt ist, dass keinem Lebensmittel Eigenschaften der Vorbeugung, Behandlung oder Heilung einer Krankheit zugeschrieben werden dürfen. Dieses Verbot krankheitsbezogener Angaben gilt für alle Lebensmittel, einschließlich Nahrungsergänzungsmitteln. Es ist strikt verboten, auch nur den Eindruck dieser Eigenschaften zu erwecken. Entsprechend ist auch die Bewerbung von Produkten mit Aussagen zu Vorbeugung, Behandlung oder Heilung von COVID-19 verboten.“
Zwar gelten für Nahrungsergänzungsmittel, die online angeboten werden, dieselben strengen lebensmittelrechtlichen Vorschriften, wie für Produkte, die im stationären Handel verkauft werden. Die Überwachung dieser Vorschriften ist aufgrund der Fülle der Angebote jedoch mit besonderen Herausforderungen verbunden. Hier könnten gesetzlich festgelegte Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe den Verbraucher:innen helfen, die angebotenen Produkte schneller und besser einzuschätzen – und die seriösen Anbieter zu identifizieren.

Free From Functional Food & Health Ingredients (FFFHI) in den Herbst verschoben

Da sich COVID-19 auf der ganzen Welt weiter ausbreitet, haben sich die Organisatoren der Fachmessen Free From Functional & Health Ingredients (FFFHI) und Free From Packaging (FFP) dazu entschieden, die für 24./25. Juni geplanten Veranstaltungen in den Herbst zu verschieben. Als neuer Termin ist der 24./25. November 2020 geplant, Standort bleibt das RAI in Amsterdam.
Direkt nachdem die Entscheidung gefallen war, hat der Veranstalter Ausstellern und Besuchern Kontakt aufgenommen. Bereits erworbene Besuchertickets behalten auch für den neuen Termin ihre Gültigkeit. Eine Registrierung als Besucher oder Aussteller für die Messe im November ist schon jetzt möglich.

Lebensmittelversorgung gesichert

Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln ist in Deutschland auch während der Corona-Krise gesichert. Das hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen am 17. April in Oldenburg versichert. Zwar prägten Hamster- und Panikkäufe, wie sie in der Bundesrepublik in den vergangenen Wochen bei Grundnahrungsmitteln zu beobachten gewesen seien, nun auch globale Marktentwicklungen. Nach Einschätzung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) könnte sich dadurch rasch eine internationale Versorgungskrise entwickeln. Außerdem schränkten immer mehr Länder den Export von Grundnahrungsmitteln ein. So hätten beispielswiese die Ukraine und Russland die Ausfuhr von Getreide verboten. Dennoch rechnet der Marktexperte der Kammer, Dr. Albert Hortmann-Scholten, für Deutschland auch im Fall einer zweiten Pandemiewelle nicht mit Versorgungsengpässen. Die deutschen Landwirte erzeugten genug Fleisch, Milch, Kartoffeln, Zucker und Brotgetreide, um den hiesigen Bedarf vollständig zu decken. Die Eierversorgung könne zwar nicht vollständig aus heimischer Produktion gewährleistet werden, doch würden die fehlenden 30 % derzeit aus dem benachbarten EU-Ausland bereitgestellt. Anders sehe es bei Obst, Gemüse und Honig aus, so die Kammer. Der Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse belaufe sich nämlich auf nur 25 % bis 30 %, was vor allem am immer umfangreicheren Verbrauch an tropischen Früchten liege. Zudem sei der Honigkonsum in den vergangenen Jahren auf jetzt etwa 1,1 kg pro Kopf und Jahr gestiegen, wovon nur 30 % aus bundesdeutscher Erzeugung stammten. Sollte sich die Situation an den internationalen Agrarmärkten weiter zuspitzen, dann müssen die bundesdeutschen Konsumenten nach Einschätzung der Kammer vor allem für Importobst und -gemüse mit höheren Preisen rechnen. Darüber hinaus dürfte wegen des Mangels an Saisonarbeitskräften auch die Vermarktung von Frühgemüse wie Rhabarber sowie von Salat, Salatgurken und Erdbeeren heimischer Produktion rückläufig sein. (AgE)

Rabobank erwartet Preisverfall für Milcherzeugnisse

Die Preise für Molkereierzeugnisse in Europa dürften im Zuge der Corona-Krise in den kommenden Monaten deutlich sinken. Davon geht zumindest die Rabobank in einer aktuellen Analyse aus. Demnach dürften im zweiten Quartal die Butterpreise im Vergleich zum Durchschnitt der ersten drei Monate des laufenden Jahres um 575 Euro/t oder 16 % auf etwa 3 000 Euro/t rutschen. Erst im vierten Quartal könnte es nach Ansicht der Experten wieder aufwärts gehen, und zwar auf voraussichtlich 3 250 Euro/t. Für das erste Quartal 2021 prognostizieren die Analysten einen Butterpreis von etwa 3 300 Euro/t und für das zweite Quartal von rund 3 500 Euro/t. Mit Blick auf Gouda-Käse rechnet die Bank für April bis September 2020 mit einem Durchschnittspreis von nur 2 800 Euro/t; das wäre gegenüber dem Mittel des ersten Quartals dieses Kalenderjahres ein Minus von 485 Euro/t oder 15 %. Für das vierte Quartal werden im Mittel 2 900 Euro/t Käse erwartet. Im ersten und zweiten Quartal 2021 soll der Käsepreis dann jeweils um 50 Euro/t steigen, und zwar auf 2 950 Euro/t beziehungsweise glatt 3 000 Euro/t. Die holländischen Analysten begründen ihre pessimistischen Prognosen unter anderem mit der schwächeren Nachfrage der Gastronomie, weil der Außer-Haus-Konsum im Zuge der Corona-Pandemie stark rückläufig sei. Auf diesen Absatzkanal entfalle ungefähr ein Fünftel des gesamten Vermarktungsvolumens von Milcherzeugnissen. Besonders betroffen sei hier Käse. Zwar könnten einige große Molkereien ihre Erzeugung auf Produkte für den Lebensmitteleinzelhandel und solche mit einer längeren Haltbarkeit verlagern. Dagegen dürften kleinere Molkereien mit einer eingeschränkten Produktpalette stärker unter Druck geraten. Das gelte auch für Distributoren und Großhändler, die sich auf die Belieferung der Gastronomie mit Milcherzeugnissen konzentrierten. Der Rabobank zufolge kommen in den nächsten zwölf Monaten insgesamt drei „Marktwellen“ auf die Milchbranche zu. Die erste Phase werde von Panikkäufen im Lebensmitteleinzelhandel als Folge der eingeschränkten Mobilität der Verbraucher geprägt sein. Während der zweiten Welle werde auch diese Nachfrage – wie zuvor die der Gastronomie – zurückgehen, mit der Folge von Lageraufstockungen und Preisverfall. Den für Phase drei erwarteten Preisdruck begründen die niederländischen Fachleute mit einer voraussichtlich globalen Rezession. (AgE)

Milchwerke Berchtesgadener Land zahlen Corona-Soforthilfe


Mit einer Soforthilfe in Höhe von 1000 Euro unterstützt die Molkerei Berchtesgadener Land ihre Landwirte in der Coronakrise.
Bernhard Pointner, Geschäftsführer der Molkerei Berchtesgadener Land, betont, dass seine  Genossenschaft  ihre Landwirte in dieser für sie – wie für alle – sehr harten Bewährungsprobe schnell und unbürokratisch unterstützen.  Viele Betriebe stünden mit dem Rücken an der Wand.
Während das Milchgeld sicher sei, würden den Bauern andere Betriebszweige Corona-bedingt einbrechen, wie z.B. die Einkommen aus Urlaub auf dem Bauernhof, der Nachfrage- und Preisrückgang bei Rindfleisch oder der stark unter Druck geratene Holzmarkt.
Das Ziel der Maßnahme sei, dass alle Höfe während und auch nach der Krise weiterhin bewirtschaftet werden, heißt es heute in einer Pressemitteilung. Das Geld sei laut Molkerei-Sprecherin Barbara Steiner-Hainz bereits angewiesen.
Daher hätten Vorstand und Aufsichtsrat bei ihrer letzten Sitzung am 8.4.2020 entschieden, einen Teil der für 2020 anstehenden Investitionen zurückzustellen, um dafür allen Landwirten eine Soforthilfe in Höhe von 1000,- Euro auszahlen zu können. Dabei sei es den Verantwortlichen in der Molkerei besonders wichtig gewesen, die Unterstützung nicht entsprechend der individuellen Anlieferungsmenge an Milch zu zahlen, sondern alle 1.700 Landwirte mit dem gleichen Betrag zu unterstützen.
So greift die Genossenschaft den kleinen Betrieben stärker unter die Arme. Denn gerade sie würden mit der Bewirtschaftung von steilen Flächen in aufwändiger Handarbeit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt und des Landschaftsbildes in der Bergregion beitragen.
Weichen für die Nach-Corona-Zeit stellen
Ein wichtiges Ziel der Molkerei Berchtesgadener Land ist seit Jahren den Strukturwandel in der Landwirtschaft zu verlangsamen. Denn eins darf nicht vergessen werden, so Pointner: „Jeder Landwirt, der jetzt aufhört, ist unwiederbringlich verloren. Damit würde sich unsere Natur- und Kulturlandschaft in der Alpenregion dramatisch ändern, die Biodiversität würde sinken, die Berghänge verbuschen und die Region ihren Liebreiz verlieren. Was nicht zuletzt auch Auswirkungen auf den zukünftigen Tourismus in der Region hätte! Es gibt auch eine Zeit nach Corona und für die müssen wir jetzt die Weichen stellen.“
Ist eine Mengenbegrenzung geplant?
Für das Unternehmen selbst habe die Krise aber laut Sprecherin Barbara Steiner-Hainz auch Auswirkungen: Die Nachfrage nach Großverpackungen im 5 kg- und 10 kg-Eimer sei komplett eingebrochen. Die Nachfrage nach H-Milch, Butter und Schlagrahm in Endverbraucherpackungen dagegen sei gestiegen, sodass man die Rückgänge beim Gastrosortiment in Teilen kompensieren konnte. Auffällig sei zudem die Zunahme bei Produkten zum Kochen und Backen wie z.B. Topfen, Schmand und Schlagrahm. Einer Mengenbeschränkung sei laut  Steiner-Hainz nicht geplant. ( Topagrar.com)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 15. April

Die Milchanlieferung an die deutschen Molkereien ist in der 14. Woche wieder höher ausgefallen als in der Vorwoche, nachdem der saisonale Anstieg zuvor kurzfristig unterbrochen worden war. In der Berichtswoche wurden im Schnitt 0,5 % mehr angeliefert als in der Vorwoche und 0,7 % mehr als in der Vorjahreswoche. In Frankreich wurde die Vorjahreslinie gleichzeitig um 1,0 % unterschritten.
Die Preise für flüssigen Rohstoff waren in der Karwoche stark unter Druck geraten. Aktuell haben sich die Erlöse für Magermilchkonzentrat und Industrierahm im Vergleich zu ihren Tiefstständen wieder etwas befestigt, sind aber weiterhin schwach.
Die Lage am Markt für Magermilchpulver ist aktuell etwas uneinheitlich. In der vergangenen Woche war der Geschäftsverlauf recht ruhig. Zu Beginn der laufenden Woche ist aber eine gewisse Belebung spürbar. Die Hersteller verfügen überwiegend weiter über eine gute Auftragslage für die kommenden Monate. Die bestehenden Kontrakte werden trotz der Verunsicherung durch die Corona-Krise dem Vernehmen nach überwiegend normal abgerufen. Nur in Einzelfällen kommt es zu Verzögerungen. Die Verfügbarkeit von Rohstoff für die Trocknung von Magermilch hat zuletzt zugenommen, da die Käseproduktion teilweise gedrosselt wird. Damit hat sich das Angebotsspektrum erweitert. Für bestimmte Qualitäten besteht noch kurzfristiger Bedarf, dem aber ein begrenztes Angebot gegenübersteht. Die Nachfrage vom Weltmarkt wird aktuell als gut beschrieben. In verschiedenen Regionen der Welt besteht Kaufinteresse. Außerdem ist auch die europäische Lebensmittelindustrie an sehr langfristigen Abschlüssen interessiert, wohl um sich günstige Konditionen zu sichern.
Die Preise für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität hatten in der vergangenen Woche bei einem umfangreichen Angebot an Magermilchkonzentrat erneut nachgegeben und sich zuletzt wieder stabilisiert. Je nach Qualität sind die Erlöse etwas uneinheitlich. Weiter nachgegeben haben auch die Preise für Futtermittelware.
Für Vollmilchpulver gehen immer wieder kleinere Anfragen bei den Werken ein, die auch zu Abschlüssen führen. In Deutschland wird vor allem auftragsbezogen produziert und die Preise tendieren vergleichsweise stabil. Innerhalb der EU sind die Preise recht uneinheitlich.
Bei Molkenpulver wird von stabilen Marktverhältnissen berichtet. Futtermittelware wird zu unveränderten Preisen ruhig gehandelt. Lebensmittelware wird ebenfalls als stabil eingeschätzt. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/proplanta)

Lichtblick am Weltmilchmarkt

Erstmals seit Ende Januar sind die Preise für Milcherzeugnisse an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) im Durchschnitt nicht mehr gefallen, sondern haben sich leicht nach oben bewegt. Am 7. April stieg der zusammenfassende Index aller gehandelten Produkte gegenüber der Versteigerung von Mitte März um 1,2 %; zuvor war die Preismesszahl wegen der Corona-Krise in vier Handelsrunden um insgesamt 12,0 % gesunken. Das jüngste Auktionsergebnis habe „die Erwartungen übertroffen“, erklärte der Fonterra-Manager für genossenschaftliche Angelegenheiten, Mike Cronin. Chinesische Käufer seien an die GDT zurückgekehrt, was hoffentlich ein Spiegelbild der Wirtschaft in der Volksrepublik auf dem Weg zur Normalität sei. Mit ausschlaggebend für die Aufwärtsentwicklung waren Zuschläge für das Haupthandelsprodukt Vollmilchpulver. Die dafür angebotenen Kontrakte erlösten über alle Laufzeiten und Qualitäten hinweg im Mittel 2 820 $/t (2 613 Euro); gegenüber der vorangegangenen Auktion war das ein Plus von 2,1 %. Noch stärker zogen die Preise für Butter mit 4,5 % auf 4 263 $/t (3 951 Euro) an. Das bedeutete sogar einen neuen Höchststand in diesem Jahr. Zudem konnten die Verkäufer von wasserfreiem Milchfett gegenüber der Versteigerung vor drei Wochen 0,4 % mehr Geld einnehmen; bei Cheddarkäse zog der Preis um 0,2 % auf 4 395 $/t (4 073 Euro) an. Es gab allerdings auch Produkte, die mit Preisabschlägen aus dem Kontrakthandel gingen. So gab der Durchschnittserlös je Tonne bei Magermilchpulver im Vergleich zur Auktion Mitte März um 0,8 % auf 2 514 $/t (2 330 Euro) nach. Damit lag das Preisniveau laut Cronin aber deutlich über den derzeitigen Preisen in der Europäischen Union und den USA, was Margen ermögliche. Beim Verkauf von Labkasein musste der Alleinanbieter Fonterra ein Abschlag von 2,6 % auf 9 717 $/t (9 005 Euro) hinnehmen; das Produkt lag damit aber nur knapp unter seinem Fünfjahreshoch. Einen Preiseinbruch von 11,9 % auf 2 446 $/t (2 267 Euro) verzeichnete Buttermilchpulver im Vergleich zum vorherigen Handelstermin, der bei diesem Erzeugnis Anfang März gewesen war (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9267 Euro). (AgE)

Holzenkamp befürwortet Milchmengendrosselung bei Absatzproblemen

Die Corona-Krise hat die Absatzmöglichkeiten für Milchprodukte stark verändert. Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, appellierte am 8. April an die ehren- und hauptamtlichen Verantwortlichen der genossenschaftlichen Unternehmen, sich bei Vermarktungsproblemen für eine geringere Produktion einzusetzen, um Verwerfungen zu vermeiden. „Molkereigenossenschaften, die in der aktuell schwierigen Situation am Milchmarkt mit Absatzeinbußen zu kämpfen haben, sollten ihre Lieferanten zur Drosselung ihrer Milchmengen auffordern“, erklärte Holzenkamp in Berlin. Dem DRV-Präsidenten zufolge führt die Corona-Pandemie zu einem erschwerten Exportgeschäft sowie gänzlich weggebrochenen Absatzmöglichkeiten nach Südeuropa, in der Gastronomie und im Großverbraucherbereich. Dem stehe eine auch durch Bevorratungskäufe der Verbraucher hohe Nachfrage aus dem Lebensmitteleinzelhandel gegenüber. Die Molkereigenossenschaften seien durch diese gegenläufigen Entwicklungen in Abhängigkeit von ihren Produktsortimenten sehr unterschiedlich betroffen. Während eine Gruppe von Molkereien zur Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit Milchprodukten derzeit einen hohen Milchbedarf habe, sähen sich andere mit Absatzproblemen und stark rückläufigen Umsätzen konfrontiert. Insgesamt stelle das Corona-Geschehen für alle Beteiligten am Milchmarkt eine besondere Herausforderung dar, stellte Holzenkamp fest. Wie in der „Sektorstrategie Milch 2030“ festgehalten, liege die Verantwortung für das Management der Anlieferungsmengen allein in den Händen der Marktakteure. Die Abmilderung von Volatilitäten komme als Aufgabe den Milcherzeugern und ihren Molkereien zu. „Die derzeit unterschiedlichen Entwicklungen am Milchmarkt verlangen differenzierte und damit unternehmensindividuelle Antworten“, hob Holzenkamp hervor. Diese sollten bei betroffenen Unternehmen auch eine sinnvolle Milchmengenreduzierung umfassen.
Der stellvertretende agrarpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Wilhelm von Gottberg, befürchtet, dass der Milchmarkt in den nächsten Wochen kurzfristig zusammenbrechen könnte, weil die höhere Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel die starken Umsatzeinbrüche beim Absatz an die Gastronomie, die Großverbraucher oder im Export nicht ausgleichen könne. Die Europäische Union müsse nun dringend handeln, um eine weitere Katastrophe für den Milchmarkt mit niedrigen Milcherzeugerpreisen zu verhindern. Die Kurse der Futures für Milchprodukte an der European Exchange (EEX) in Leipzig würden für die kommenden Monate nur noch einen abgeleiteten Milcherzeugerpreis von 25 Cent/kg anzeigen. Gottberg wies darauf hin, dass durch eine öffentliche Intervention der EU-Kommission im Krisenjahr 2016 insgesamt 380 000 t Milchpulver angekauft und somit der Milchpreis wieder stabilisiert worden sei. „Dies sehen wir als eine gute Möglichkeit an, um den Preisverfall entgegenzuwirken“, erklärte der AFD-Politiker. Da die EU-Kommission seit Juli 2019 die Lagerbestände aufgrund der guten Marktsituation am Milchmarkt vollständig verkauft habe, sei dies eine selbstverständliche Maßnahme, um jetzt ein Zeichen zu setzen und den Bauern zu helfen.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) sorgt sich dem Landesverband Mitteldeutschland zufolge ebenfalls um den Milchpreis, erteilt Interventionsmaßnahmen jedoch eine klare Absage. „Jetzt werden Stimmen laut, mit staatlichen Hilfen die private Lagerhaltung der Molkereien zu fördern und dadurch Milchüberschüsse vorläufig vom Markt zu nehmen. Das kostet öffentliche Gelder, aber die Überproduktion bleibt und die Lagerbestände verlängern die Krise noch“, warnte die Milchbäuerin Elisabeth Waizenegger aus dem AbL-Bundesvorstand. Ihr zufolge ist es wesentlich zielführender, wenn die überschüssige Milch gar nicht erst entsteht. Einzelne Molkereien gingen bereits voran und forderten ihre Landwirte auf, die Menge zu drosseln. Nötig sei aber ein EU-weiter Anreiz, die Milchmenge zu senken. „In der aktuellen Situation braucht es eine Honorierung für die Milchbauern, wenn sie auf betrieblicher Ebene weniger Milch liefern als in einem Vergleichszeitraum“, so Waizenegger. Die AbL erinnerte an das Vorgehen in der Milchmarktkrise 2015/2016, als Zuschüsse an die Mengendisziplin geknüpft wurden. Das Beispiel der Molkerei FrieslandCampina in der Milchkrise vor einigen Jahren habe gezeigt, dass das Instrument der Mengenreduzierung auf Molkereiebene zu einer Entlastung auf dem gesamten Markt führe. (AgE)

Stegemann: „Milchkrise nicht herbeireden“

Angesichts der globalen wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Corona-Pandemie sind auch große Teile des Milchmarktes unter Druck geraten. Der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, warnte am 10. April jedoch davor, „voreilig eine Krise herbeizureden“, weil davon am Ende in erster Linie die Abnehmer von Molkereierzeugnissen in der nächsten Verhandlungsrunde profitieren würden. Die undurchsichtige und überaus instabile Marktlage in Zeiten der Corona-Pandemie resultiert dem CDU-Politiker zufolge aus der asymmetrischen Nachfrage am Milchmarkt. Es seien extreme Mengenverlagerungen zu beobachten, wobei beispielsweise der März von hohen Absätzen von abgepackter Butter an den Lebensmitteleinzelhandel geprägt gewesen sei. Dagegen sei Blockware vom Großhandel und der Gastronomie faktisch gar nicht mehr gefragt gewesen. „In dieser Marktlage helfen keine ,One-size-fits-all-Lösungen`, wie etwa eine pauschale Drosselung der Milchproduktion“, erklärte Stegemann. Die aktuelle Situation verlange vielmehr, dass eine verbindliche Planung und Steuerung von Anlieferungsmengen zwischen Molkereien und Milcherzeuger zwingend notwendig sei. Hier habe sich in der Branche seit der letzten Milchkrise viel getan. „Entscheidend ist, dass die Warenströme am Milchmarkt schnellstmöglich mit der veränderten Nachfrage synchronisiert werden“, hob der Agrarsprecher hervor. So würden in der Übergangsphase beispielsweise Erleichterungen bei den Verpackungsauflagen benötigt, solange die Rückverfolgbarkeit gewährleistet sei. Denn gerade Verpackungen seien momentan ein echter Produktionsengpass. Zudem warb Stegemann dafür, dass sich die Mitgliedstaaten auf europäische Ebene rasch über mögliche Marktmaßnahmen verständigen sollten. Die Milchproduktion über die Private Lagerhaltung abzufedern könne dabei helfen, mögliche lieferkettenbedingte Engpässe im zweiten Halbjahr zu vermeiden. „Sollten Milchbauern oder Molkereien trotz aller Anpassungen unverschuldet in existenzielle Probleme geraten, lassen wir sie als Politik nicht allein“, betonte der CDU-Politiker. Die Branche müsse insgesamt gut durch die schwierige Zeit kommen und gestärkt aus ihr hervorgehen. Hierzu gehöre auch, dass die Verbraucher den Wert der regionalen Landwirtschaft nicht nur als Modetrend, sondern als substantiellen Beitrag zur Versorgungssicherheit wiederentdeckten. (AgE)

LTO fordert erneute Verschiebung der „From-Farm-to-Fork“-Strategie

Der niederländische Bauernverband (LTO) hat EU-Gesundheitskommissarin Dr. Stella Kyriakides angesichts der Corona-Krise aufgefordert, die für den 29. April geplante Vorstellung der „From-Farm-to-Fork“-Strategie im Rahmen des Green Deal erneut zu verschieben. Wie LTO-Präsident Marc Calon in einem Brief an Kyriakides am 2. April argumentiert, hat die Covid-19-Pandemie den Agrarsektor hart getroffen. So sei die Nachfrage nach zahlreichen Produkten deutlich zurückgegangen. Konkrete Anzeichen, dass sich diese Situation kurzfristig verbessern könnte, gebe es nicht. Deshalb werde 2020 für viele Agrarunternehmer wohl ein „verlorenes Jahr“. Außerdem sei zu befürchten, dass einige Landwirte wegen der Krise aufgeben müssten. Calon warnt davor, die Bauern im Rahmen der „From-Farm-to-Fork“-Strategie jetzt mit zusätzlichen Auflagen zu belasten und damit die finanziellen Risiken für die Branche zu erhöhen. „In diesen verwirrenden und herausfordernden Zeiten glauben wir nicht, dass damit den Landwirten und Gartenbauern geholfen wäre“, schreibt der LTO-Präsident. Vielmehr seien nun angemessene Hilfsmaßnahmen, Sicherheit und Stabilität gefordert, um eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und damit die Versorgung mit Nahrungsmitteln zu gewährleisten. Andernfalls sei mit beträchtlichen Risiken für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung in ganz Europa zu rechnen, so Calon. (AgE)

Von der Leyen: Nahrungsmittelsektor in der EU ist unverzichtbar

Auf die Wichtigkeit der Nahrungsmittelerzeugung in der Europäischen Union hat Kommissionspräsidentin Dr. Ursula von der Leyen nochmals hingewiesen. Auch wenn in der Corona-Krise nahezu die gesamte Wirtschaft betroffen sei, könne gerade auf den Nahrungsmittelsektor nicht verzichtet werden, betonte die Chefin der Brüsseler Behörde in ihrer am 6. April veröffentlichten Videobotschaft. Es seien dabei vor allem die Landwirte, die dafür sorgten, dass auch in Krisenzeiten hinreichend Nahrungsmittel für alle verfügbar seien, sagte von der Leyen. Gerade die Bauern brauchten deshalb mehr Hilfe bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen. In diesem Zusammenhang verwies die Kommissionspräsidentin auf das zuletzt von ihrer Behörde vorgestellte Maßnahmenpaket zur Unterstützung der Landwirte. So würden zum einen die bürokratischen Anforderungen reduziert, denn laut von der Leyen haben die Landwirte jetzt „wichtigeres zu tun als Listen auszufüllen“. Vorgesehen sei, die Frist zur Einreichung der Beihilfeanträge um einen Monat auf den 15. Juni zu verlängern. Auch die Vor-Ort-Kontrollen sollten auf ein Minimum reduziert werden. Des Weiteren sei geplant, die Vorauszahlungen der Beihilfen zu erhöhen. Dadurch könne den Landwirten in den aktuellen Krisenzeiten zusätzlich Liquidität verschafft werden. Außerdem sei eine umfangreiche Flexibilisierung bei der Verwendung der Europäischen Strukturinvestitionsfonds (ESI), einschließlich des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER), angedacht, führte die Deutsche aus. Zudem solle den Mitgliedstaaten eine flexiblere Nutzung bisher nicht verwendeter Gelder aus Programmen zur Entwicklung des ländlichen Raums (EPLR) ermöglicht werden. Schließlich verwies die Kommissionspräsidentin auf die Leitlinien zur Freizügigkeit von Saisonarbeitskräften innerhalb der EU. Diese Arbeitskräfte seien für viele Landwirte, beispielsweise beim Anpflanzen sowie zur Einbringung der Ernte, von entscheidender Bedeutung. Auch auf die Wichtigkeit eines ungehinderten Warentransfers innerhalb der EU machte die CDU-Politikerin erneut aufmerksam. (AgE)

COPA/COGECA fordern nun auch Sonderhilfen für den Milchsektor

Ihrer Forderung nach Sondermaßnahmen für den Obst- und Gemüsesektor haben die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) jetzt einen Ruf nach Hilfeu. a.  für den Milchsektor nachgeschoben. In mehreren Brandbriefen an den Generaldirektor der Generaldirektion für Landwirtschaft der Europäischen Kommission (DG AGRI), Dr. Wolfgang Burtscher, drängen die Dachverbände auf eine breit angelegte Unterstützung speziell für die Milcherzeuger sowie die Produzenten von Rind-, Schaf- und Ziegenfleisch. Betont wird in den Schreiben vom 7. April, dass diese Sonderhilfen durch zusätzliche EU-Gelder finanziert und nicht aus dem Budget der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) entnommen werden sollten. COPA und COGECA verweisen darauf, dass der Ausbruch und die Verbreitung des neuartigen Coronavirus und die damit einhergehenden COVID-19-Erkrankungen zu drastischen Eindämmungsmaßnahmen geführt hätten. Diese hätten vielerorts abrupte Schließungen der meisten Verpflegungspunkte wie Restaurants und Kantinen zur Folge gehabt. Infolgedessen sei die Nachfrage wichtiger Abnehmer weggebrochen. In einem weiteren Brief beklagen die beiden Dachverbände gegenüber der DG AGRI den gegenwärtigen Kollaps des europäischen Schnittblumenmarktes. Aufgrund eines Markteinbruchs um bis zu 80 % aufgrund der Corona-Krise sei auch dieser Sektor dringend auf Gemeinschaftshilfen angewiesen.
Unterdessen zeigte sich der Generalsekretär von COPA und COGECA, Pekka Pesonen, enttäuscht darüber, dass der Sonderausschuss Landwirtschaft (SAL)  keine Entscheidung für eine zusätzliche Unterstützung des Agrarsektors getroffen habe. Zwar erkenne man die Bemühungen der EU-Kommission und der Mitgliedstaaten an, ein reibungsloses Funktionieren des Binnenmarkts zu gewährleisten, betonte der Finne. Von entscheidender Bedeutung seien jedoch zusätzliche gezielte Marktstützungsmaßnahmen für den Viehsektor. Angesichts der gegenwärtigen Situation auf dem Milchmarkt herrsche aktuell eine „sehr negative Stimmung“, stellen COPA und COGECA in einem der Briefe fest. Ohnehin stünden die Milcherzeugerpreise aufgrund der aktuellen Hochphase der Produktion unter Druck. Die Corona-Krise tue jetzt ihr Übriges. Ganz besonders betroffen seien die Preise für Magermilchpulver. Der Vorsitzende der COPA/COGECA-Arbeitsgruppe für Milch und Milchprodukte, Thierry Roquefeuil, forderte die Kommission auf, jetzt unverzüglich zu handeln. Brüssel müsse die private Lagerung für alle Milchprodukte fördern; neben Magermilchpulver müssten auch alle Arten von Käse und Butter eingelagert werden, einschließlich Büffelmilch und Büffelquark, so der Franzose. (AgE)

Dynamischer Jahresauftakt für die Lebensmittelindustrie

Die deutsche Ernährungsindustrie hat einen recht dynamischen Jahresauftakt verzeichnet. Wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am 6. Aprilin Berlin berichtete, erwirtschaftete die Branche im Januar 2020 einen Umsatz von rund 15,61 Mrd Euro. Damit startete der Sektor mit einem Wachstum von 6,2 % gegenüber 2019 in das neue Jahr. Der Zuwachs war laut BVE auf einen Anstieg der Absatzmenge von 2,1 % sowie auf höhere Verkaufspreise im In- und Ausland zurückzuführen. Ein gutes Drittel des Umsatzes sei auch im Januar auf den Export als Ertragsstütze für den Inlandsmarkt entfallen, erklärte der Dachverband. Insgesamt seien Lebensmittel im Wert von 5,16 Mrd Euro exportiert worden; das seien 2,4 % mehr als im Januar 2019 gewesen. Zeitgleich zu diesem positiven Jahresauftakt im Verkauf sei die Lebensmittelproduktion leicht gesteigert worden. Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex stieg der BVE zufolge um 0,9 % im Vorjahresvergleich. Zur aktuelleren Lage stellte der Dachverband fest, dass sich im März die Auswirkungen der Corona-Krise deutlich in der Stimmungslage bei den Lebensmittelherstellern gezeigt hätten. Der Geschäftsklimaindex habe gegenüber dem Vormonat Februar deutliche Verluste hinnehmen müssen und lag bei insgesamt minus 1,2 Punkten. Während sich die Beurteilung der Geschäftslage laut BVE weiterhin im positiven Bereich behaupten konnte, verzeichneten insbesondere die Indikatoren „Geschäftserwartungen in den nächsten sechs Monaten“ und „Erwartungen an das Exportgeschäft“ starke Einbußen. (AgE)