Getränke auf Soja-, Hafer- und Mandelbasis erfreuen sich in Dänemark wachsender Beliebtheit, stellen aber nach wie vor nur eine Nische dar. Nach Erhebungen des Nationalen Statistikamtes ist der Absatz solcher Pflanzengetränke im dänischen Lebensmitteleinzelhandel 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 22 % auf umgerechnet 22,7 Mio. € gestiegen. Noch sind solche Produkte keine Konkurrenz für Kuhmilch, allerdings machte deren Umsatz im vergangenen Jahr rund ein Siebtel des dänischen Ökomilchgeschäftes aus. Zudem wächst die Nachfrage für „vegane Milch“ deutlich schneller als für herkömmliche, die sich in einigen Produktsparten auf dem Rückzug befindet. Für die dänische Lebensmittelindustrie wird die Herstellung solcher Alternativen zur Milch deshalb immer interessanter. Um den Trend aufzunehmen, startet der Molkereikonzern Arla Foods in diesem Monat unter dem Markennamen „Jörd“ eine neue Produktlinie auf Haferbasis in vorerst drei Geschmacksrichtungen. Alle Erzeugnisse sollen aus ökologischer Produktion stammen; zudem will Arla sich beim Rohstoffeinsatz auf heimische Herkünfte beschränken. Bei der Ankündigung der neuen Produktlinie hatte die Konzernleitung im März jedoch betont, dass die Einführung der veganen Erzeugnisse lediglich als Ergänzung der eigenen Produktpalette zu verstehen sei. Laut der leitenden Vizepräsidentin und Marketingchefin bei der Molkereigenossenschaft, Hanne Søndergaard, wird Milch immer „das Herz“ von Arla sein. Man wisse aber um das wachsende Interesse vieler dänischer Verbraucher an pflanzlichen Trinkprodukten und sehe den Markteinstieg mit der Marke „Jörd“ daher als „natürlichen Schritt und aufregende Geschäftsmöglichkeit“, so Søndergaard. (AgE)
Kategorie: Kurz und knapp
LTO-Präsident tritt zurück
Der Präsident des niederländischen Bauernverbandes (LTO), Marc Calon, ist 13. Mai von diesem Amt zurückgetreten. Als Grund für diesen Schritt nannte er die unzureichende Unterstützung bei einem Teil der Verbandsmitglieder. „Ich nehme Abschied mit schwerem Herzen. In den vergangenen dreieinhalb Jahren habe ich mich für die Belange der Bauern und Gartenbauer eingesetzt. Ein Präsident kann aber nur mit der vollen Unterstützung aller Mitglieder effektiv arbeiten. Deshalb trete ich nicht zur Wiederwahl an und mache sofort Platz für einen Nachfolger“, sagte Calon. Seine Amtszeit wäre erst am 31. Dezember 2020 abgelaufen. Der stellvertretende LTO-Verbandspräsident, Wim Bens, würdigte die Arbeit von Calon, der sich mit großer Tatkraft für die Landwirte und Gartenbauer eingesetzt habe. „Er hat eine wichtige Rolle gespielt bei der Reform des Verbandes, sowohl in Den Haag als auch in Brüssel, und zwar vor allem in den Bereichen Renten, Klima und bei den Corona-Maßnahmen für den Agrarsektor“, hob Bens hervor. Der LTO-Vorstand übernimmt nun nach eigenen Angaben vorübergehend die Aufgaben von Calon, bis ein neuer Präsident gefunden ist. (AgE)
Neuseelands Milchviehhalter werben um Corona-Arbeitslose
Menschen, die in Neuseeland ihre Arbeit wegen der Corona-Krise verloren haben, können zukünftig gerne auf den Milchviehbetrieben des Landes arbeiten. Darauf hat der neuseeländische Milcherzeugerverband (DairyNZ) jetzt aufmerksam gemacht und gleichzeitig eine „Go Dairy-Kampagne“ zur Gewinnung neuer Arbeitskräfte gestartet, die auch Einstiegsschulungen umfasst. Es gebe viel Arbeit auf den Höfen, und es seien bei guten Verdienstmöglichkeiten 1 000 Stellen zu vergeben, wirbt der Verband. „Mit Beginn der neuen Milchsaison am 1. Juni werden wahrscheinlich noch mehr Arbeitsstellen verfügbar sein. Menschen, die Arbeit suchen und sich gerne um Tiere und die Umwelt kümmern, haben gute Karrieremöglichkeiten“, erläuterte DairyNZ-Geschäftsführer Dr. Tim Mackle. Die auch vom nationalen Bauernverband (NFF) unterstützte Kampagne zum Berufswechsel zielt darauf ab, ein Bewusstsein für diese Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen und potentiellen Mitarbeitern die vielfältigen Tätigkeitsfelder auf dem Hof zu erklären. „Wir gehen größtenteils davon aus, dass interessierte Menschen aus Regionen kommen werden, in denen es im Tourismus und im Gastgewerbe zu großen Arbeitsplatzverlusten kommt und die Milchviehhaltung in der Nähe ist“, erklärte Mackle. Das Öffnen der Tür für neue Menschen solle dazu beitragen, die Lücke bei verfügbaren Arbeitskräften in der kommenden Saison zu schließen. Diese entstehe auch dadurch, dass ausländische Saisonarbeitskräfte wegen geschlossener Grenzen nicht kommen könnten. Dem Verband zufolge gibt es im Primärbereich 48.000 Beschäftigte im Milchsektor, von denen 34.000 in Milchviehbetrieben arbeiten, 12.000 in Verarbeitungs- und Unterstützungsbetrieben. Die jährliche Vergütung in der Milchviehhaltung beträgt im Schnitt umgerechnet 23.600 € für landwirtschaftliche Assistenten, die in der Landwirtschaft anfangen. Der Lohn steigt auf 28100 € bis 30.900 € für Herden- und Assistentenmanagerpositionen und liegt für Farmmanager bei 39.330 € oder darüber. Der vom DairyNZ angebotene Einstiegskurs vermittelt Informationen über Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof sowie die Grundlagen im Umgang mit Tieren und der Fahrzeugsicherheit. Später können auch Zusatzqualifikationen erworben werden (Umrechnungskurs: 1 NZ$ = 0,5618 €). (AgE)
Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 13. Mai
In Deutschland ist die Milchanlieferung zuletzt entgegen der saisonalen Entwicklung leicht zurückgegangen. In der 18. Woche erfassten die Molkereien laut Schnellberichterstattung der ZMB 0,4 % weniger Milch als in der Vorwoche. Das Vorjahresniveau wurde damit um 0,4 % überschritten. In Frankreich lag die erfasste Milchmenge gleichzeitig um 0,8 % unter der Vorjahreslinie.
Am Markt für flüssigen Rohstoff sind die Preise für Industrierahm und Magermilchkonzentrat zuletzt gestiegen. Die Ankündigungen über die Lockerung der Corona-Restriktionen in Europa haben der Nachfrage offensichtlich Impulse gegeben.
Bei Magermilchpulver halten die festeren Markttendenzen derzeit an. Das verfügbare Angebot in Deutschland für Mai und Juni ist trotz der teilweise ausgeweiteten Produktion begrenzt, da im Vorfeld umfangreiche Mengen kontrahiert wurden. In den letzten Wochen ist es nochmals zu verstärkten Deckungskäufen gekommen. Aktuell werden die bestehenden Kontrakte ausgeliefert und vorrangig Verhandlungen für das zweite Halbjahr 2020 geführt. Bei den Käufern aus der europäischen und internationalen Lebensmittelindustrie besteht ein starkes Kaufinteresse für längerfristige Termine. Auch die Möglichkeit der privaten Lagerung hat die Nachfrage teilweise noch etwas stimuliert. Allerdings gehen die Preisvorstellungen für spätere Lieferungen von Einkäufern und Verkäufern spürbar auseinander, so dass es schwierig ist, sich zu einigen.
Auch vom Weltmarkt besteht weiterhin Kaufinteresse. Jedoch ist derzeit aus den USA eine verstärkte Konkurrenz mit sehr wettbewerbsfähigen Preisen zu spüren. Generell besteht eine gewisse Unsicherheit, wie sich die Corona-Pandemie weiter entwickeln wird und wie sich die Auswirkungen auf die Nachfrage nach Milchpulver darstellen werden. Magermilchpulver in Lebensmittelqualität wird aktuell stabil bis etwas fester gehandelt. Futtermittelware tendiert ebenfalls etwas fester.
Die Lage am Markt für Vollmilchpulver ist recht ruhig. Derzeit kommen nur wenig neue Abschlüsse zu Stande und die Preisvorstellungen der Anbieter stoßen auf Widerstand. Am Weltmarkt bieten sich derzeit nur wenig Absatzmöglichkeiten. Die Preise haben in Deutschland zuletzt etwas nachgegeben. Innerhalb der EU sind sie weiter uneinheitlich.
Bei Molkenpulver sind stabile Tendenzen bei begrenzter Produktion zu beobachten. Lebensmittelware wird am Binnenmarkt bei stabilen Preisen kontinuierlich nachgefragt, während die Nachfrage für Exporte teilweise als abwartend eingeschätzt wird. Futtermittelware tendiert bei normaler Nachfrage stabil bis leicht fester. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu/)proplanta)
BDM kritisiert Beschlüsse der Agrarminister
„Wer angesichts einer globalen Milchmarktkrise mit prognostizierten Marktstörungen bis weit ins Jahr 2021 hinein erneut auf freiwillige, einzelbetriebliche Mengenmanagementmodelle der Molkereien setzt, obwohl die so genannte Branche seit zwölf Jahren in allen vergangenen Milchkrisen in dieser Hinsicht mit schöner Regelmäßigkeit versagt, setzt mit vollem Bewusstsein die Existenz unzähliger Milchviehbetriebe aufs Spiel“, so der BDM-Vorsitzende Stefan Mann. Die Milch-Beschlüsse dieser AMK seien ein Kniefall vor der Milchindustrie und ein Fußtritt für die Milchviehhalter. „Die Agrarministerinnen und Agrarminister wissen sehr genau, dass die Sektorstrategie 2030 der deutschen Milchwirtschaft unzureichend ist, dass ihre Umsetzung noch nicht ansatzweise fortgeschritten ist. Was möglicherweise ein Versuch sein soll, die Branche stärker unter Druck zu setzen, geht voll auf Kosten der Milchviehhalter“, sagt Mann. Die Sektorstrategie 2030 der Milchwirtschaft enthalte nicht ein Instrument, das geeignet wäre, globale Marktkrisen in den Griff zu bekommen – nur ein Grund, warum der BDM diese Sektorstrategie nicht mitgezeichnet hat.
Die Marktpartner der Molkereien orientierten sich in Preisverhandlungen nach der Marktlage, die sie von globalen Milchproduktpreisen ableiten und nicht daran, welche Märkte die jeweilige Molkerei bedient. Der Appell der Ministerinnen und Minister an alle Wirtschaftsbeteiligten, sich solidarisch zu verhalten und gemeinsam nach Auswegen aus der Krise zu suchen sei der blanke Hohn für die Milchviehhalter. Mann bekräftigt: „Die Milchüberschüsse sollen also nur von den Milchviehhaltern bereinigt werden, die das Pech haben, an eine Molkerei zu liefern, deren Absatzmärkte überwiegend im Großkunden- oder Exportsektor sind? Das ist weder zumutbar, noch realistisch, noch wirksam – und vor allem auf keinen Fall solidarisch.“ (topagrar.com)
Österreich: Preisstabilität bei Milch im LEH „erster Schritt für neues Verständnis“
Die Ankündigung des Lebensmittelhandelskonzerns Rewe in Österreich, die Milchpreise stabil zu halten, ist von Vertretern des landwirtschaftlichen Berufsstandes begrüßt worden. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, sprach 5. Mai von einem ersten Schritt für ein „neues Verständnis von Zusammenarbeit“ zwischen den Sektoren. Ein „Österreich-Pakt“ für mehr regionale Lebensmittel sei das ideale Zukunftsinstrument für Landwirtschaft, Verarbeitungswirtschaft und Arbeitnehmer. Wissenschaftliche Studien belegten, dass ein Mehr an heimischen Lebensmitteln ein spürbares Plus an Wertschöpfung und Arbeitsplätzen bedeute. Gerade in der jetzigen wirtschaftlichen Situation sei ein klares Bekenntnis aller Beteiligten zu einem solchen Pakt positiv für die gesamte Gesellschaft, so Moosbrugger. Zugleich forderte er gemeinsam mit Bauernbund-Präsident Georg Strasser den Handel auf, im Sinne von Planbarkeit, Preisstabilität und Sicherheit die Zusage bis zum Herbst gelten zu lassen. Moosbrugger und Strasser wiesen in dem Zusammenhang darauf hin, dass Bäuerinnen und Bauern gemeinsam mit ihren Molkereien bereits erste Schritte gesetzt hätten, um die Märkte zu entlasten. „Diesen Weg wollen wir weitergehen und erwarten uns dabei auch finanzielle Hilfe durch die EU-Agrarpolitik. Denn sie hat es in der Hand, eine freiwillige Rücknahme von Liefermengen zu unterstützen“, betonte der Kammerpräsident. Strasser kündige an, er werde den Dialog mit den Handelsketten fortführen. Ziel sei es, den österreichischen Familienbetrieben eine Perspektive zu bieten. Das funktioniere nur, „wenn wir jetzt gemeinsam an einem Strang ziehen, Systeme und Denkmuster umbauen und somit mehr Wertschätzung für österreichische Lebensmittel generieren“. Das Rennen um den billigsten Preis bei Lebensmitteln könne und dürfe nicht die Lehre aus der Krise sein. (AgE)
Stimmung in der Ernährungsindustrie bricht drastisch ein
Die Corona-Krise macht auch vor der deutschen Ernährungswirtschaft nicht halt. Wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am 5. Mai berichtete, ist die Stimmungslage bei den Unternehmen der Branche im April regelrecht eingebrochen. Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex musste deutliche Verluste hinnehmen und lag für April bei minus 26,7 Punkten, nach minus 1,2 Punkten im März. Mit einem Saldo von minus 11,3 Punkten fiel die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sogar um 27,7 Punkte schlechter aus als noch im Vormonat und bewegte sich erstmals im negativen Bereich. Neben dem Geschäftsklima korrigierten die Unternehmen auch ihre kurz- und mittelfristigen Geschäfts- und Exporterwartungen deutlich nach unten. Die Verbraucherstimmung ging in der Aprilerhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ebenfalls deutlich zurück. Dabei mussten sowohl die Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung starke Einbußen hinnehmen. Der Konsumklimaindex der GfK erreichte im April 2020 nur 2,3 Punkte und verlor damit 6,0 Punkte im Vormonatsvergleich. In Anbetracht der aktuellen Situation rechnet das Marktforschungsunternehmen mit einem weiteren Rückgang der Verbraucherstimmung und prognostiziert für Mai einen Indexwert von minus 22,4 Punkten.
In der Preisentwicklung machte sich die Corona-Krise bislang nicht im selben Maß bemerkbar. So legten die Lebensmittelpreise im März gegenüber dem Vormonat lediglich um 0,2 Prozent zu, die allgemeinen Verbraucherpreise ebenfalls um 0,2 Prozent. Im Vorjahresvergleich fiel der Preisanstieg mit 3,8 Prozent bei den allgemeinen und mit 1,5 Prozent bei den Lebensmittelpreisen ebenfalls noch moderat aus. Bei den Rohstoffpreisen der Ernährungsindustrie zeigte sich im März 2020 eine gegenläufige Entwicklung. Der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel gab im Vergleich zum Vormonat um 3,3 Prozent nach und erreichte 91,7 Punkte. Im Vorjahresvergleich erhöhte sich der Index jedoch um 6,9 Prozent.
Nach Angaben der BVE erwirtschaftete die deutsche Ernährungsindustrie im noch nicht von der Corona-Krise betroffenen Monat Februar 2020 einen Umsatz von 15,0 Mrd. € und konnte damit das Vorjahresergebnis um 6,9 Prozent steigern. Der Zuwachs sei auf eine gestiegene Absatzmenge von 2,6 Prozent sowie auf höhere Verkaufspreise im In- und Ausland zurückzuführen, erläuterte die Bundesvereinigung. Ein gutes Drittel des Umsatzes entfiel ihr zufolge auch im Februar auf den Export, der sich einmal mehr als Ertragsstütze erwiesen habe. Insgesamt seien Lebensmittel im Wert von 5,1 Mrd. € ins Ausland geliefert worden und damit 6,4 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Zeitgleich habe jedoch der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex im Vorjahresvergleich um 1,0 Prozent nachgegeben. (AgE)
EMB zieht freiwilligen Lieferverzicht der PLH vor
Für einen freiwilligen Lieferverzicht, aber gegen Beihilfen zur Privaten Lagerhaltung (PLH) von Milchprodukten haben sich die beim European Milk Board (EMB) zusammengeschlossenen Milcherzeuger ausgesprochen. „Die Entscheidung, der Milchkrise mit dem Instrument der Privaten Lagerhaltung zu begegnen und keinen Lieferverzicht auf EU-Ebene zu koordinieren, ist falsch“, erklärte der EMB-Vorsitzende Erwin Schöpges und erteilte damit den am 4. Mai von der EU-Kommission vorgestellten Marktmaßnahmen eine klare Absage. Brüssel hat PLH-Beihilfen für Magermilchpulver, Butter und Käse. Während der EU-Milchmarkt aktuell wieder überschwemmt werde und die Preise auf Talfahrt seien, könne nur eine EU-weite Reduktion der produzierten Milchmenge Entspannung bringen, so Schöpges. Das Einlagern von bereits verarbeiteten Produkten wie Milchpulver, Butter und Käse würde hingegen den Preisdruck für die Erzeuger nicht verringern, da diese Produkte weiter ein Bestandteil des zu hohen Angebots an Milcherzeugnissen seien. Die EU-weiten Milchproteste am 7. Mai rechtfertigte Schöpges damit, dass die Milcherzeuger ihrer Enttäuschung über „die aktuelle fehlerhafte Entscheidung“ von Brüssel Ausdruck verleihen wollten. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), Mitglied im EMB, protestierte unter anderem in Berlin mit einer „über 2 m hohen Milchpyramide aus über 300 Milchpulversäcken“ zwischen Bundestag und Bundeskanzleramt gegen die „unzureichenden Krisenmaßnahmen“. Vielmehr brauche es eine verbindliche EU-weite Reduzierung der Milchüberschüsse, um schnell und wirksam massive Wertschöpfungsverluste für die Milchviehhalter verhindern zu können, erklärte der BDM. Dagegen bezeichnete Bayerns Landwirtschaftsministerin Michela Kaniber die Einlagerungshilfen als „richtigen Schritt“: Die Förderung der Privaten Lagerhaltung von Milchprodukten durch die EU sei die richtige Antwort auf die momentane Situation. (AgE)
Rukwied fordert Beteiligung am Wiederaufbau nach der Corona-Krise
Einen stabilen EU-Agrarhaushalt und eine Beteiligung der Land- und Forstwirtschaft an den Maßnahmen zum Wiederaufbau nach der Corona-Krise hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und des EU-Ausschusses der Bauernverbände (COPA), Joachim Rukwied, gefordert. Vor dem Hintergrund einer neuen Vorlage für einen Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) von 2021 bis 2027 mahnte der Bauernpräsident am 7. Mai gegenüber Kommissionspräsidentin Dr. Ursula von der Leyen an, das Agrarbudget zügig zu verabschieden: „Außergewöhnliche Umstände brauchen außergewöhnliche Maßnahmen.“ Laut Rukwied benötigen die Bauern finanzielle Planungssicherheit, um die Landwirtschaft zu stabilisieren und damit die Ernährungsversorgung für ganz Europa zu gewährleisten. Er bekräftigte daher die Forderung nach einem „starken und angemessenen Budget“ für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) innerhalb des kommenden MFR. Zudem unterstrich der DBV-Präsident mit Blick auf das geplante Wiederaufbauprogramm der EU die Einbeziehung der Land- und Forstwirtschaft, „um einen Anreiz für dringend benötigte Investitionen im Agrarsektor zu geben“. Als COPA-Präsident vertritt Rukwied laut DBV rund 60 europäische Bauernverbände und damit mehr als 10 Mio. landwirtschaftliche Betriebe in der Europäischen Union. (AgE)
Lebensmittel am Weltmarkt erneut preiswerter
Die Weltmarktpreise für wichtige landwirtschaftliche Erzeugnisse sind im April zum dritten Mal in Folge gesunken. Wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) am 7. Mai in Rom mitteilte, rutschte der von ihr berechnete Preisindex über alle betrachteten Warengruppen hinweg gegenüber März 2020 um 3,4 Prozent auf 165,5 Punkte; das war der niedrigste Stand seit Januar 2019. Begründet wurde die negative Entwicklung im März vor allem mit negativen Effekten der Corona-Pandemie. Insbesondere die Zuckernotierungen entwickelten sich laut FAO erneut sehr schwach. Der entsprechende Teilindex verringerte sich im April gegenüber dem Vormonat um 14,6 Prozent auf 144 Punkte. Belastend habe hier vor allem die Erwartung gewirkt, dass die Zuckererzeugung wegen des Verfalls der Energiepreise zu Lasten der Ethanolproduktion steigen dürfte. Außerdem sei die Zuckernachfrage wegen der coronabedingten Kontaktbeschränkungen in vielen Ländern zurückgegangen. Der FAO-Preisindex für Pflanzenöl fiel im Monatsvergleich um 5,2 Prozent auf 131,8 Punkte. Als Gründe nannten die Experten aus Rom hier mit Blick auf Palmöl die niedrigen Rohölpreise und eine höher als erwartete Erzeugung in Malaysia. Die Raps- und Sojaölpreise hätten insbesondere nachfragebedingt nachgegeben. Für den Subindex der Milcherzeugnisse meldete die FAO ein Minus von 3,6 Prozent auf 196,2 Punkte. Den Fachleuten zufolge verbilligten sich Butter sowie Mager- und Vollmilchpulver wegen einer schwachen Importnachfrage bei einem gleichzeitig reichlichen Angebot. Derweil gab der FAO-Index für die globalen Fleischpreise um 2,7 Prozent auf 168,8 Punkte nach. Alle Fleischarten hätten sich verbilligt, und zwar als Folge eines coronabedingten Einbruchs der Importnachfrage, so die Organisation. Allein der Getreidepreisindex konnte sein Vormonatsniveau mit 164 Punkte knapp halten. Allerdings verteuerte sich Weizen laut den Experten in Rom im Zuge einer regen Importnachfrage und der raschen Ausschöpfung der Exportquote Russlands für Staaten außerhalb der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU). Dagegen habe sich Mais angesichts eines umfangreichen Exportangebots bei einer gleichzeitig schwachen Nachfrage deutlich verbilligt. (AgE)
Regionale Produkte in Corona-Zeiten gefragt
Lebensmittel aus der Region erfreuen sich in Zeiten von Corona einer wachsenden Beliebtheit. Wie das Landvolk Niedersachsen am 4. Mai mitteilte, verzeichnen die Direktvermarkter nicht nur Umsatzzuwächse, sondern können auch viele Neukunden begrüßen. „Seit der Corona-Pandemie sind über die Wochen- und Bauernmärkte sowie in Hofläden die Umsätze um 20 bis 30 Prozent gestiegen und stagnieren jetzt auf einem höheren Niveau als vor der Corona-Zeit“, berichtet die Geschäftsstellenleiterin der Vereinigung Norddeutscher Direktvermarkter (VND), Elke Sandvoß. Anfänglich seien vor allem haltbare Produkte gekauft worden, wobei es auch zu Hamsterkäufen gekommen sei. Nun griffen Kunden in den Hofläden wieder verstärkt zur Frischware. Aufgrund des aktuellen Engpasses bei den Saisonkräften zur Pflanz- und anstehenden Erntezeit rechnen die Hofläden dem Landesbauernverband zufolge mit einem knapperen Angebot bei Obst und Gemüse. Sie hoffen, dass die freiwilligen Kräfte einiges auffangen werden, damit die Verbraucher weiterhin frische Produkte aus der Region und aus Niedersachsen genießen können. Während sich mehrere Direktvermarkter über neue Stammkunden freuen können, hadern laut Sandvoß andere, da ihnen die Gastronomie als Abnehmer für ihre regionalen Produkte und Spezialitäten fehlt. Diese Betriebe hätten die finanziellen Hilfsprogramme des Landes in Anspruch genommen und das Geld in der Regel schnell und unproblematisch innerhalb von drei bis zehn Tagen erhalten. Wo sich der nächste Hofladen befindet, können Interessierte schnell im Internet herausfinden. (www.service-vom-hof.de) (AgE)
Rukwied will eine stärkere Gewichtung der Ernährungssicherheit
„Ernährungssicherheit wird oft als selbstverständlich angesehen, aber sie muss zusammen mit einer gut funktionierenden Lebensmittelversorgungskette innerhalb des EU-Binnenmarktes als ein Thema von höchster Priorität betrachtet werden“, konstatiert der deutsche und europäische Bauernpräsident. Er macht darüber hinaus deutlich, dass die Nachhaltigkeit, die Bekämpfung des Klimawandels und der Schutz der Artenvielfalt im Eigeninteresse der Landwirte lägen. Zudem sei ein entsprechendes Vorgehen inzwischen in die Betriebsabläufe integriert.
Mit Bezug auf die bereits bekanntgewordenen Maßnahmen und geplanten Einschnitte innerhalb der „From-Farm-to-Fork“-Strategie und Biodiversitätsstrategie appelliert Rukwied: „In diesen unsicheren Zeiten müssen neue Maßnahmen behutsam ausgewählt werden, um die landwirtschaftlichen Betriebe und Genossenschaften nicht zu überfordern und somit zukunftsfähig zu halten.“
Insbesondere ein verpflichtendes Reduktionsziel für Betriebsmittel wie Pflanzenschutz- und Düngemittel sei weder realistisch noch zielführend im Hinblick auf die Qualität der Lebensmittel und die zur Versorgung der Bevölkerung notwendige Menge. Überdies pocht Rukwied darauf, die Lehren aus der Corona-Krise auch in die politischen Strategien der EU einfließen zu lassen. Beide Vorhaben sollten nach Auffassung des COPA-Präsidenten daher frühestens zum Ende des Jahres vorgestellt werden.
Auch die Europäische Volkspartei (EVP) im Europaparlament hatte eine Verschiebung auf einen Termin nach der Sommerpause verlangt. Unterdessen verlautete aus gut informierten Kommissionskreisen, dass die „From-Farm-to-Fork“-Strategie und die Biodiversitätsstrategie unter anderem auf Druck von Timmermans offenbar in der zweiten Maihälfte der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen. Eine Sprecherin der EU-Kommission kündigte gegenüber AGRA‑EUROPE lediglich an, dass die Vorstellung beider Vorhaben „zeitnah“ erfolgen werde. (AgE)
EMB zieht freiwilligen Lieferverzicht der Privaten Lagerhaltung vor
Während der EU-Milchmarkt aktuell wieder überschwemmt werde und die Preise auf Talfahrt seien, könne nur eine EU-weite Reduktion der produzierten Milchmenge Entspannung bringen, so Schöpges. Das Einlagern von bereits verarbeiteten Produkten wie Milchpulver, Butter und Käse würde hingegen den Preisdruck für die Erzeuger nicht verringern, da diese Produkte weiter ein Bestandteil des zu hohen Angebots an Milcherzeugnissen seien.
Schöpges kündigte derweil für diesen Donnerstag Proteste an. Die Milcherzeuger in vielen europäischen Ländern wollten ihrer Enttäuschung über „die aktuelle fehlerhafte Entscheidung“ von Brüssel Ausdruck verleihen. Mit verschiedenen Milchaktionen werde man „mit einem konstruktiven Appell an die EU-Kommission“ auf die sofortige Aktivierung eines EU-weiten freiwilligen Mengenreduktionsprogramms pochen.
Dagegen bezeichnete Bayerns Landwirtschaftsministerin Michela Kaniber die Einlagerungshilfen als „richtigen Schritt“: „Die Förderung der Privaten Lagerhaltung von Milch- und Fleischprodukten durch die EU ist die richtige Antwort auf die momentane Situation.“ Nach Ansicht der CSU-Politikerin kann man mit diesem Instrument schnell Mengen vom Markt nehmen, was sich direkt auf die Preise auswirkt. Das diene der Stabilisierung dieser für Bayern wichtigen Märkte und helfe den Landwirten, so die Erwartung der Ressortchefin. (AgE)
Biomilchmarkt trotz Coronakrise stabil
„Unsere Bauern haben sich mit ihren Molkereien in den letzten Jahrzehnten in ihren Wertschöpfungsketten gut aufgestellt. Dazu gehört auch die flexible Mengensteuerung in vielen Bio-Liefergemeinschaften. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit liefern einige Biomilcherzeuger aktuell weniger als geplant“, sagt Plagge. Eine steigende Nachfrage und das aktuelle knappe Biomilch-Angebot, würden auch weiterhin für eine stabile Erzeugerpreisentwicklung sprechen.
Laut Plagge zeige sich in der aktuellen Situation das Ungleichgewicht am konventionellen Markt. Mit einem Exportanteil von bis zu 50 Prozent stünden besonders internationale Wertschöpfungsketten unter Druck. Die Lieferbetriebe seien großen Abhängigkeiten ausgesetzt und hätten wenig Gestaltungsmöglichkeiten. Damit würden geforderte Umwelt-, Klima-, und Tierschutzstandards vordergründig zu Wettbewerbsnachteilen.
Der Ökolandbau setze daher auf einen Umbau in der Produktion und auf die Entwicklung lokaler Märkte. „Wir müssen jetzt nationale Umweltstrategien, die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik sowie die Farm-to-Fork Strategie und den Green New Deal nutzen und eine schnellere sozial-ökologische Transformation gestalten“, sagt Plagge. Dadurch könne man Krisen vorbeugen und die Landwirtschaft in allen Teilbereichen widerstandsfähig gestalten. (topagrar.com)
Corona: Exportverlust von EU-Milchprodukten in Zahlen
(elitemagazin)
Milchpreis: Wieviel bekommt der Landwirt?
In seiner neuesten Grafik zeigt das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL), wieviel Milchbauern für einen Liter Milch bekommen haben.