Kurz und knapp

BDM will Neuausrichtung der Agrarpolitik

In einem Brief an die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner fordert der BDM eine Neuausrichtung der Agrarpolitik.
Die wirtschaftliche Situation der Erzeuger auf landwirtschaftlichen Betrieben sei schlecht und die Zukunftssorgen würden wachsen. „Jeder schiebt die Verantwortung von sich weg, hin zu einem anderen. Wir drehen uns im Kreis“ heißt es in dem Brief. Manche Landwirte sehen laut BDM den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) in der Verantwortung. Dieser verweise jedoch auf die Politik und von dort aus gehe es zurück zum LEH und den Verbrauchern.
Verarbeiter in der Pflicht
Die Verarbeitungsbranche falle bei den Streitigkeiten um die Verantwortung aus dem Blickfeld. Den Verarbeitern komme jedoch eine hohe Verantwortung zu. Der BDM verweist dafür auf eine Untersuchung des Bundeskartellamts: Es bestehe wenig bis kein Interesse der Molkereiunternehmen an höheren Milcherzeugerpreisen. Das gelte auch für genossenschaftlich strukturierte Molkereien.
„Die Marktstellung der Landwirtschaft braucht eine deutliche Verbesserung gegenüber ihren Marktpartnern, den Verarbeitungsunternehmen“, fordert der BDM. Da komme die Agrarpolitik ins Spiel.
Die Umsetzung der UTP-Richtlinie, der gemeinsame Verhaltenskodex, die nationale Herkunftskennzeichnung und das Preiswerbeverbot für Fleisch seien dazu dienlich. Aber es brauche eine Neuausrichtung der Agrarpolitik, die in erster Linie nicht das Ziel haben sollte, die Verarbeitungs- und Ernährungsindustrie mit günstigen Rohstoffen zu versorgen. Dazu würde auch die BDM-Sektorstrategie beitragen. (Topagrar.com)

Andechser Molkerei Scheitz: Pilotprojekt zur regionalen CO2-Bindung

Bereits seit mehreren Jahren bearbeitet die Andechser Molkerei Scheitz – gemeinsam mit ihren Bio-Milchbauern und Experten – in Arbeitskreisen die Themen Tierwohl, Biodiversität und gesunder Boden mit Humusaufbau. Nun hat die Molkerei eine deutlich erweiterte Zusammenarbeit vereinbart: die Initiative „KlimaBauer“. Die Firma und die in der Pilotphase beteiligten Bio-Milchbauern als „KlimaBauern“ halten dabei das Ziel der CO2-Kompensation im Wertschöpfungsnetzwerk fest. Geschäftsführerin Barbara Scheitz zufolge wolle das Unternehmen zeigen, dass gesellschaftliche und ökologische Leistungen und Herausforderungen auch in der Landwirtschaft eng miteinander verbunden sind. Die Bio-Landwirtschaft ist Teil der Lösung für den Klimaschutz. Mit der regionalen CO2-Kompensation solle in einem bislang einzigartigen Pilotprojekt bewiesen werden , dass CO2-Bindung im eigenen Wertschöpfungsnetzwerk möglich wird. Bislang haben sich für die Initiative bereits mehr als 10 % der ANDECHSER NATUR Bio-Milchbauern verpflichtet ein Managementsystem umzusetzen, das Veränderungen initiiert, dokumentiert und kurz- und langfristig bewertet. In der konkreten Umsetzung bedeutet das: Die „KlimaBauern“ werden vor Ort besucht und hinsichtlich der Maßnahmen, welche sie zur Verbesserung der Klimabilanz ergreifen können, beraten. Die Vorauswertung, der Ist-Zustand und gegebenenfalls Bodenanalysen werden besprochen und eine Feldbegehung wird unternommen. Mit und für jeden „KlimaBauern“ wird ein konkreter Vorgehensplan mit einer definierten Zielstellung festgelegt. Dabei wird zu Beginn die Zahl der Tonnen CO2, die jeder „KlimaBauer“ in seinem Betrieb voraussichtlich einsparen kann, sachverständig geschätzt. Auf dieser Grundlage zahlt die Andechser Molkerei Scheitz an jeden „KlimaBauern“ jährlich einen Vorschuss. Nach zwei und fünf Jahren erfolgt auf Basis der Betriebsdaten und der Analyse der Bodenproben eine sachverständige Feststellung dessen, was im Betrieb tatsächlich erreicht wurde. Die Andechser Molkerei Scheitz unterstützt die Arbeit der „KlimaBauern“ durch die Zahlung von 10 € für jede Tonne CO2, die gespeichert oder vermieden wurde. Wichtigste Maßnahme im Rahmen der ökologischen Bewirtschaftung ist dabei Humusaufbau, der zum einen fruchtbaren Boden garantiert, darüber hinaus wertvolles CO2-Speicherpotenzial für eine zusätzliche und permanente CO2-Bindung im Boden bietet. Je mehr Humus aufgebaut wird, desto mehr CO2 wird im Boden gespeichert Die regionale Kompensation von CO2 bei den Bio-Milchbauern, die ihre Bio-Milch an die Andechser Molkerei Scheitz liefern, ist also elementarer Bestandteil des gesamten Projekts. Das Projekt „KlimaBauer“ schließt hierbei einen Generationenvertrag: Neben der Förderung sichtbarer Maßnahmen gegen den Treibhauseffekt sichert es den künftigen Generationen fruchtbare und ertragreiche Böden. Im Bereich Humusaufbau und Biodiversität werden die „KlimaBauern“ durch ein Netzwerk an Akteuren unterstützt. Die Ergebnisse sollen später allen Landwirten, auch externen, zugänglich gemacht werden, die das Thema Klimaschutz auf ihrem Betrieb umsetzen wollen.

Keine Kostendeckung bei der Rohmilcherzeugung

Auf die anhaltend prekäre Situation der Milcherzeuger hat das European Milk Board (EMB) anlässlich der Internationalen Grünen Woche (IGW) erneut hingewiesen. „Aktuelle Studien zeigten, dass, sowohl bei konventioneller als auch Biomilch, über ein Viertel der Produktionskosten durch die Preise nicht gedeckt sind“, stellte die niederländische EMB-Vorsitzende Sieta van Keimpema am vergangenen Mittwoch (20.1.) fest. Dies habe für die konventionelle Milcherzeugung 2018 umgerechnet einen durchschnittlichen Stundenlohn von 4,02 Euro für den Betriebsleiter und seine mitarbeitenden Familienmitglieder bedeutet. Im Jahr 2019 seien die Preise sogar so niedrig gewesen, dass die Bauern gar kein Einkommen aus der Milcherzeugung hätten erzielen können. „Nicht nur niedrige Preise drücken unsere Einkommen, sondern auch davon galoppierende Kosten durch steigende Auflagen oder den Klimawandel selbst“, stellte der EMB-Vorstandsvertreter Elmar Hannen ergänzend fest. Aus Sicht des EMB ergebe sich daraus, dass die umfassende Deckung der Produktionskosten der erste Schritt zu mehr Nachhaltigkeit sei. Keimpema rief die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, die Vorschläge des Europaparlaments für einen faireren Rahmen in der Wertschöpfungskette Milch zu unterstützen. Insbesondere das angedachte temporäre Rückfahren der Milchmenge in Krisenzeiten könne helfen, sehr schwere Krisen und eine schädliche Überproduktion zu vermeiden. (AgE)

Butterpreise in Bewegung

An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten ist es am vergangenen Mittwoch (20.1.) erneut zu Korrekturen bei der Butternotierung gekommen. Dabei wurde der obere Notierungswert für Päckchenbutter um 50 Cent auf 3,50 Euro/kg gesenkt, nachdem dieser zwei Wochen zuvor um 56 Cent herabgesetzt, die Woche darauf aber wieder um 56 Cent angehoben worden war. Letztlich muss dies als Spätfolge der jüngsten Kontraktverhandlungen der Hersteller mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) gesehen werden. Bei diesen kam eine deutliche Senkung der Abgabepreise für das Einstiegssegment heraus, was auch im höherpreisigen Segment Anpassungen nach sich zog. Grundsätzlich ist die Nachfrage für Päckchenbutter im LEH, auch wegen des Lockdowns, Analysten zufolge gut. Nach Angaben des Verbandes der Milcherzeuger Bayern (VMB) zog zuletzt auch der Bedarf für Blockbutter an. Die Kemptner Börse sprach von einer „sehr guten Nachfrage“ und setzte ihre betreffende Notierung um 8 Cent auf 3,38 Euro/kg bis 3,48 Euro/kg nach oben. Sie ist damit im Notierungsmittel nun etwas teuer als abgepackte Ware. International zog der Butterpreis bei der Auktion an der Global Dairy Trade (GDT) vergangene Woche weiter an. Im Mittel aller gehandelte Kontrakte ging es dabei um 4,8 % auf 4 735 $/t (3 925 Euro) nach oben, wobei die im Februar zu liefernde Butter sogar 4 821 $/t (3 996 Euro) erlöste. Damit lag das Preisniveau an der GDT um rund 18 % über dem aktuellen Niveau der Kemptener Börse. Im Bereich Käse blieben die amtlichen Notierungen in der vergangenen Woche dagegen unverändert; lediglich bei der Spezialität Emmentaler aus Rohmilch wurde der obere Spannenwert um 1,25 Euro auf 6,00 Euro/kg zurückgenommen. Analysten zufolge ist der Absatz von Hart- und Schnittkäse über den LEH auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Durch die Verlängerung des Lockdowns wird sich nach Einschätzung des VMB daran nichts ändern, weshalb die Hersteller bei den Verhandlungen zum Monatswechsel höhere Preise für Februar fordern.
An der GDT wurde Milchpulver in der vergangenen Woche, auch aufgrund der guten Nachfrage aus China, mit teilweise deutlichen Preisaufschlägen gehandelt. Hierzulande tendierte der Markt ebenfalls fester. Bei den Werken gingen immer wieder Kaufanfragen für Magermilchpulver ein, insbesondere für kurzfriste Lieferungen oder für Exporte auf den Weltmarkt, berichtete die Zentrale Milchmarkt Berichterstattung (ZMB). Dabei stehe der Nachfrage ein begrenztes Angebot gegenüber, weil ein Großteil der Produktion schon verkauft sei. Hinzu komme, dass die Rohstoffverfügbarkeit wegen der eher verhaltenen Milchanlieferungen begrenzt sei. Nach Angaben der Kemptner Börse ließ sich Magermilchpulver in Lebensmittelqualität in der vergangenen Woche mit Zuschlägen zwischen 5 Cent und 7 Cent verkaufen; das Kilogramm wurde in einer Spanne von 2,27 Euro und 2,37 Euro gehandelt. Bei der Futtermittelware ging es mit den Preisen im Vorwochenvergleich zwischen 5 Cent und 8 Cent nach oben; der Abgabepreis lag zwischen 2,18 Euro/kg und 2,23 Euro/kg. Für Molkenpulver mussten die Einkäufer ebenfalls tiefer in die Tasche greifen. Ware in Lebensmittelqualität erzielte Aufschläge von durchschnittlich 3 Cent und wurde zwischen 0,88 Euro/kg und 0,91 Euro/kg notiert. Das Kilogramm Futtermittelware wurde in einer Bandbreite von 0,85 Euro und 0,87 Euro verkauft; das waren im Mittel 4 Cent mehr als in der Vorwoche. Im festeren Marktumfeld stiegen auch die Preise für das eher ruhig nachgefragte Vollmilchpulver, und zwar um 3 Cent auf 2,76 Euro/kg bis 2,86 Euro/kg (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8289 Euro). (AgE)

Internationale Preise für Milchprodukte weiter im Aufwind

Nach festeren Kursen zum Jahresauftakt sind die Preise für Standardmilchprodukte an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) auch zur Monatsmitte weiter gestiegen. Bei der Auktion am Dienstag vergangener Woche (19.1.) konnten alle gehandelten Standardprodukte, mit Ausnahme von Cheddarkäse, Zugewinne verbuchen. Der zusammenfassende Preisindex legte gegenüber der Versteigerung von Anfang Januar um 4,8 % zu und kletterte mit 1 116 Punkten auf den höchsten Stand seit Mai 2014. Der hierzulande heiß diskutierte Butterpreis stieg im Mittel aller Kontrakte gegenüber Anfang Januar um 4,6 % auf 4 735 $/t (3 925 Euro); mehr Geld mussten die Käufer für das Milchfett an der GDT zuletzt vor 19 Monaten im Juni 2019 zahlen. Maßgeblich für den Aufschwung des Gesamtindex war jedoch die weiter feste Entwicklung bei den umsatzsatzstarken Milchpulverprodukten. So schoss der durchschnittliche Auktionspreis für Magermilchpulver gegenüber der vorangegangenen Handelsrunde um 7,0 % auf 3 243 $/t (2 688 Euro) nach oben und markierte ein neues Mehrjahreshoch. Vollmilchpulver erlöste je Tonne 3 380 $ (2 802 Euro) und war damit so teuer wie zuletzt im Dezember 2016. Tagessieger an der GDT war jedoch wasserfreies Milchfett mit einem Preisplus von 17,2 % auf 5 398 $/t (4 474 Euro). Zudem waren die Käufer bereit, mehr Geld auch für Laktose auszugeben, dessen Preis im Vergleich zur Auktion vor zwei Wochen um 6,6 % auf 1 173 $/t (1 054 Euro) stieg. Lediglich Cheddarkäse hinkte hinterher und erzielte über alle Liefertermine hinweg mit durchschnittlich 4 082 $/t (3 384 Euro) ein um 0,3 % schwächeres Ergebnis als bei der Auktion von Anfang Januar. Analysten zufolge traf bei der jüngsten GDT-Runde ein nicht zu großes Angebot auf eine rege Nachfrage der Käufer, die vor allem in Asien beziehungsweise China ihren Sitz hatten (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8289 Euro). (AgE)

Ireland: Aurivo offers fixed milk price

In Ireland the second biggest dairy cooperative Aurivo offers its members a fixed milk price for three years (2021, 2022, 2023) of 32.5 eurocent per litre with 3.6 percent fat and 3.3 percent protein. For the average real percentage of fat and protein this will mean 37.28 eurocent per litre. Members can fix their price for a maximum volume of 15 percent of their milk supply in 2020. Aurivo has around 1000 milk suppliers supplying nearly 500 million litres of milk per year.

Sweden: dairy data – year 2019-2020

In Sweden in the recording year 2019-2020 the average milk production of recorded dairy cows was 10232 kilogram of milk and 10679 kilogram ECM per cow. (ECM = energy-corrected milk, ie taking into account the fat and protein content.) The increase is 236 kilogram of milk and 262 kilogram of ECM, respectively. A Swedish herd that join milk recording delivers approximately 600 kilogram more milk per cow and year than other herds.

Finland: climate change influences dairy consume

In Finland seven percent of the consumers say that they will totally stop consuming milk products because of climate change, 20 percent are considering that and 73 percent are sure that they will not stop consuming dairy products. Also 30 percent of the consumers are already buying less dairy products and other 30 percent could consider to buy less than before. However: 40 percent are sure that climate change will not influence to their shopping of milk products. This was found out in research of Vaasan/IROResearch&Consulting.

MIV-Vorsitzender Stahl sieht bei Erzeugerpreisen wenig Luft nach oben

Wenig Hoffnung auf ein strukturell und langfristig höheres Erzeugerpreisniveau am Milchmarkt kann der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes (MIV), Peter Stahl, den deutschen Landwirten machen. Stahl äußerte beim „Milchpolitischen Frühschoppen“ des MIV heute in Berlin Verständnis für die Situation und die aktuellen Proteste der Milcherzeuger, erklärte aber zugleich, dass diese kaum etwas an den Preisverhandlungen und den am Markt erzielbaren Preisen ändern dürften. Er wies darauf hin, dass der europäische Milchmarkt 2020 einen Selbstversorgungsgrad von weit über 100 % aufgewiesen habe. Damit werde der europäische und deutsche Milchpreis maßgeblich vom internationalen Wettbewerb beeinflusst.
Erschwert wird die Situation nach Darstellung des MIV-Vorsitzenden dadurch, dass der Anteil von Markenprodukten im Drittlandsexport gerade einmal bei rund einem Drittel liegt. Wettbewerb und Preisbildung finde daher vor allem über Standardware und damit über den niedrigsten Preis statt, erläuterte Stahl. Veränderungen wären nach Auffassung des Vorstandsvorsitzenden der Hochland-Molkerei nur durch eine echte Mengenreduzierung und über die Steigerung des Markenanteils möglich. Beides sei nur auf „langem Weg“ möglich, bleibe für höhere Erlöse aber unumgänglich.
Der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Karsten Schmal, sieht dennoch gute Argumente für höhere Preise. Nach seiner Darstellung reichen die aktuellen Erzeugerpreise schon „bei weitem“ nicht, um die Existenz der Landwirte langfristig zu sichern. Zudem stiegen die Auflagen und Anforderungen an die Produktion und Haltungsbedingungen ständig, was meist mit höheren Kosten verbunden sei. Schmal nimmt deshalb Politik, Gesellschaft und Marktpartner in die Pflicht. Wenn Milchproduktion zu hohen Standards in Deutschland eine Zukunft haben solle, brauchten die Erzeuger eine bessere Perspektive, unterstrich der „Milchpräsident“ des Deutschen Bauernverbandes (DBV). (AgE)

Forderung nach kräftiger Rohmilchpreisanhebung unrealistisch

Morgen werden wieder Landwirte vor die Tore von Molkereien und Schlachtereien ziehen und angesichts ihrer wirtschaftlich angespannten Situation höhere Erzeugerpreise fordern. Die von den im „Milchdialog“ zusammengeschlossenen Organisationen verlangte Anhebung des Rohmilchpreises um mindestsens 15 Cent/kg hält der Milchindustrie-Verband (MIV) jedoch für unrealistisch. „Wir verstehen die Situation der der Landwirte, aber es wird keine Wunder geben“, erklärte MIV-Vorsitzender Peter Stahl heute bei einer Pressekonferenz des Verbandes. Er wies daraufhin, dass Deutschland über seine Ein- und Ausfuhren eng mit anderen Märkten verbunden sei und das Erzeugerpreisniveau hierzulande auf EU-Niveau liege. „Es wäre eine Illusion zu glauben, dass sich daran massiv etwas ändern könnte“, so Stahl.
Der MIV-Vorsitzende wies zudem darauf hin, dass die Corona-Situation nicht nur die Landwirte, sondern auch die Molkereien mit Kostensteigerungen und geringerer Rentabilität fordere. So hätten Fertigungslinien wegen des Wegfalls von Absatzkanälen umgestellt, Hygienemaßnahmen eingeführt oder den Mitarbeitern Zuschläge gezahlt werden müssen. Darüber hinaus seien die Kosten für Verpackungen und Bürokratie gestiegen. Stahl stellte zudem klar, dass die geforderte konzertierte Anhebung der Molkereiabgabepreise nach deutschem und europäischem Kartellrecht nicht möglich sei.
Molkereien und die Landwirte müssten gemeinsam darauf hinarbeiten, die Vermarktung und die Kommunikation für die Milch zu stärken. „Konfrontation oder Blockaden lösen das Problem nicht, nur der Dialog“, betonte Stahl. Ein Baustein, um die Situation zu entspannen, sei aus Sicht des MIV die Exporte weiter zu fördern, um Märkte zu sichern und damit auch langfristig einen guten Milchpreis sicherzustellen. Denn Handelskriege, wie mit den USA oder Russland, schadeten der Milchvermarktung. Erschwerend komme der drohende Brexit hinzu.
Der stellvertretende MIV-Vorsitzende Hans Holtorf merkte an, dass die „Milchproduktion auf Corona nicht reagiert hat“ und der Mengenabfluss über Exporte erfolgt sei, ohne die es einen noch stärkeren Einbruch der Verwertungen gegeben hätte. „Die Exportmärkte sind nicht nur die schlechten“, machte Holtorf klar und erinnerte daran, dass diese durchaus auch schon für höhere Auszahlungspreise gesorgt hätten. Für den Jahresmilchpreis 2020 sei ein durchschnittliches Niveau von 32,50 Cent/kg zu erwarten, was 1 Cent weniger als im Vorjahr und sicher nicht auskömmlich für die Milchbauern sei. Doch angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen durch die Corona-Krise sei das immer noch eine „hervorragende Leistung der Molkereiwirtschaft“. (AgE)

US-Strafzölle: Europäische Milchindustrie richtet Appell an Biden

Die USA sollen die Strafzölle für Käseimporte aus der EU zurücknehmen, fordert der Europäische Verband der Milchindustrie (EDA) in einem Brief an den neuen US-Präsidenten Joe Biden.
Die europäischen Molkereien und US-amerikanischen Käseimporteure beklagen schwere wirtschaftliche Schäden, seitdem die Strafzölle auf Käse aus der EU in Kraft sind, berichtet aiz.info. Die Welthandelsorganisation (WTO) hatte den USA Strafzölle zugestanden, weil die EU ihren Flugzeugbauer Airbus zu sehr subventionierte.
Die Strafzölle für Käse seien dennoch unfair, beklagt die EDA in einem Brief an Biden. Der Molkereisektor habe mit dem Flugzeugbau nichts zu tun, und nach den WTO-Regeln sollen die Produkte für Strafzölle möglichst branchennah ausgesucht werden, erklärt der Verband.
Zudem macht die EDA auf die ohnehin schwierige Lage der Molkereien durch Corona aufmerksam und betonte die Verluste für US-amerikanische Verbraucher durch teure Käseeinfuhren. Auf Schaf- und Ziegenkäse müssten US-Verbraucher zudem weitgehend verzichten, weil es für diese kaum heimische Alternativen gebe. Der neue US-Präsident wird aufgefordert, Käse von der Sanktionsliste zu streichen.
Die EU setzt auf eine Beilegung des Handelsstreits um Flugzeugsubventionen und hofft nach dem Präsidentenwechsel auf eine größere Bereitschaft der USA zu einer einvernehmlichen Lösung. (Topagrar.com)

Milchpreis: 14,05 Cent fehlen zur Kostendeckung

Für den Zeitraum Juli bis Oktober 2020 lagen die Produktionskosten in Deutschland bei 46,69 ct/kg Milch und der durchschnittliche Auszahlungspreis bei 32.64 ct/kg.
Milcherzeugern in Deutschland fehlten bei einem durchschnittlichen Milchpreis von 32,64 ct/kg zwischen Juli und Oktober 2020 rund 14,05 ct zur Kostendeckung. Das berichten European Milk Board und MEG Milch Board.
Die Preis-Kosten-Ratio lag damit bei 0,7. Das hießt, dass das die Produktionskosten zu 70 % über den Milchpreis gedeckt sind. 2019 betrug der Wert 71 %.
Der Milch-Marker-Index (MMI) zeigt Kostenentwicklung der Milchproduktion im Vergleich zum Jahr 2015. Der MMI hatte im Oktober 2020 einen Wert von 113, d.h. dass die Produktionskosten um 13 % gestiegen sind. Das EMB schlägt zur Abhilfe ein sogenanntes „Marktverantwortungsprogramm“ als Kriseninstrument vor.

NRW: Corona stärkt Trinkmilch

Die Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW (LV Milch) hat auf ihrer Jahrespressekonferenz u.a. darüber berichtet, wie sich Corona im Jahr 2020 auf den Milchmarkt in Nordrhein-Westfalen ausgewirkt hat:
• In den Supermärkten haben die Verbraucher mehr Butter, Joghurt, Käse, Quark und erstmals seit längerem auch wieder mehr Konsummilch nachgefragt. Insbesondere Biomilch legte von Januar bis Oktober um 15,5% zu; bei Weidemilch waren es 17,3%.
• Im Gastronomie- und Foodservice-Bereich brach der Absatz um 75% ein. Das konnte auch der Mehrabsatz im LEH nicht vollständig auffangen.
• Milchimitate wie Soja- oder Hafermilch stiegen um 60% auf etwa 180 Mio. l an. Die LV Milch mahnt, dass z.B. Hafermilch weniger werthaltig für die menschliche Ernährung sei als Kuhmilch und auch kein sonst nicht nutzbares Grasland veredele.
Der durchschnittliche Milcherzeugerpreis in Nordrhein-Westfalen belief sich im vergangenen Jahr auf rund 33,3 Cent/kg (4% Fett, 3,4% Eiweiß); 0,4 Cent oder 1,2 % weniger als 2019. Obwohl deutlich mehr Umwelt-, Klima- oder Tierschutzauflagen zu erfüllen sind und auch die Anforderungen des Handels angestiegen sind, hat sich das Preisniveau in den vergangenen Jahrzehnten nicht nennenswert erhöht, kritisiert die LV Milch. Zusätzlich übten Futterknappheit durch Dürrejahre und Kritik aus der Gesellschaft Druck aus, sodass 2020 rund 4% der Milcherzeuger aufgegeben hätten.  (Elitemagazin)

Hochland-Molkerei ändert Werbung

Der Allgäuer Käsehersteller Hochland steht aufgrund seiner Werbung für den „Grünländer Käse“ mit „Freilaufkühen“ noch immer in der Kritik. Das Unternehmen erhielt bereits im September 2020 den „Goldenen Windbeutel“ von der Verbraucherorganisation Foodwatch als Negativpreis für die dreisteste Werbelüge des Jahres. Hochland ließ sich davon bis jetzt allerdings nicht beeindrucken, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Der Vorwurf von Foodwatch: Der Begriff „Freilaufkühe“ führt den Verbraucher in die Irre. Die Hochland-Molkerei täusche dem Kunden ein Weideidyll vor, obwohl die Kühe im Stall gehalten werden.
Erst nachdem sich der Verband Sozialer Wettbewerb (VSW) eingeschaltet und Hochland eine Abmahnung erteilt hat, erklärte sich der Milchverarbeiter bereit, die Werbung zurückzuziehen. Der VSW versteht sich nach eigenen Angaben als Hüter des Wettbewerbsrechts und gilt als sehr angriffslustig. Er habe sich bei der Abmahnung auf das deutsche und europäische Lebensmittelrecht bezogen,. Daraufhin verpflichtete sich Hochland, die Werbung nach einer Umstellungsfrist bis zum 10. Januar 2022 zu unterlassen. (Topargra.com)

Prof. Spiller will Klimalabel für Lebensmittel

Ein Bundesbürger emittiert pro Jahr etwa 9 t CO2, rechnen Wissenschaftler vor. Davon entfallen etwa 2 t auf die Ernährung. Da die EU bis 2050 die Klimaneutralität anstrebt, ist für Prof. Dr. Achim Spiller von der Universität Göttingen völlig klar, dass auch der Ernährungsbereich seinen Beitrag dazu leisten muss. „Bei den Unternehmen hat der Klimaschutz mittlerweile ein große Bedeutung“, stellte der Wissenschaftler bei der Digitalveranstaltung der Uni Vechta am Donnerstag klar. Das Thema: „Noch ein Label? Klimalabel! Gestaltungsempfehlungen für ein Klimalabel auf Lebensmitteln“
„In den nächsten Jahren werden immer mehr Unternehmen aus dem Ernährungsbereich Kennzeichnungen zur Klimawirkung auf ihre Produkte drucken“, ist Spiller überzeugt. Hersteller wie Arla Foods oder die Wiesenhof-Gruppe treten damit bereits offensiv an die Verbraucher heran. Es sei deshalb falsch, sich dem zu verschließen. Man sollte die Diskussion stattdessen aktiv mitgestalten.
Spiller beobachtet bei den Verbrauchern eine große Unsicherheit und Unwissenheit bei Klima und Ernährung. „Ist der Apfel aus Chile wirklich klimafreundlicher als Geflügelfleisch aus Deutschland?“, fragte der Wissenschaftler. Hinzu kämen große Spannweiten bei der Treibhausgasbelastung bei ein und demselben Produkt. 1 kg Tomate könne im besten Fall 500 g CO2-Äquivalent (CO2eq) bedeuten oder aber auch 5 kg CO2eq, wenn es ungünstig liefe.
Eine realistische Einschätzung der Klimawirkung einzelner Lebensmittel sei für Konsumenten derzeit kaum möglich, meint Spiller. Ein Klimalabel könne die Transparenz für klimabewusste Verbraucher erhöhen und auch in der Lebensmittelwirtschaft für mehr Aufmerksamkeit in Bezug auf den Klimaschutz sorgen. Der Effekt kann groß sein. Nach Spillers Daten hat der Ernährungsstil einen großen Einfluss auf die Klimabelastung. Von 1t CO2eq pro Jahr bis über 3 t CO2eq sei alles möglich.
Bei der Form des Labels gibt es nach Aussage des Wissenschaftlers viel Spielraum. Er plädiert für ein mehrstufiges Label, dass durch eine Farbskala den Verbraucher führt. Gleichzeitig solle aber auch der Treibhausgasausstoß in kg CO2eq pro kg Produkt erwähnt werden, um bei den Unternehmen die Motivation zur Verbesserung zu gewährleisten. Um den Start zu erleichtern, sollte man zudem mit Durchschnittwerten beginnen, die mittlerweile für viele Produkte verfügbar seien.
Einzelne Unternehmen könnten sich dann mit einem validierbaren System im Branchenvergleich besser stellen können. So ein Label sollte zudem alle Lebensmittel erfassen und auch Großverbraucher und die Systemgastronomie mit einschließen. Spiller denkt außerdem an ein staatliches und verpflichtendes Label.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, wie komplex das Thema ist. Zuhörer gaben zu bedenken, dass es zum Teil Zielkonflikte geben dürfte, z.B. beim Thema Tierschutz und Klimaschutz. „Das Fleisch von der extensiv gehaltenen Mutterkuh schneidet vermutlich nicht besonders gut ab“, meinte ein Zuschauer.
Dem Vorschlag das Klimalabel zurückzustellen und zunächst auf das Thema Tierwohllabel zu schauen, um auch die Landwirte nicht zu überfordern, erteilte Spiller eine Absage. „Diese Zeit haben wir nicht.“ Die gesellschaftlichen Diskussionen liefen parallel und der Klimawandel sei im vollen Gange. (Topagrar.com)

Auch Lebensmittelhersteller von Corona-Pandemie betroffen

Auch wenn die Bilder von Hamsterkäufen im ersten Corona-Lockdown womöglich ein anderes Bild suggerierten, sind längst nicht alle Lebensmittelhersteller mit vollen Auftragsbüchern oder ohne Blessuren durch die bisherigen Pandemiemonate gekommen. Wie der Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Deutschland und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungswirtschaft (BVE), Christoph Minhoff, am 14. Januar in Berlin berichtete, konnten beispielsweise die Hersteller von Mehl, Nudeln oder Tiefkühlprodukten im vergangenen Jahr zeitweise zwar große Umsatzzuwächse verbuchen. Diesen seien jedoch oft ebenso große Einbrüche bei der Nachfrage gefolgt, da nach der Bevorratung lange wenig Nachfrage nach diesen Erzeugnissen bestanden habe, stellte Minhoff fest. Vor weitaus größeren Problemen stehen nach Darstellung des Geschäftsführers der beiden Branchenorganisationen allerdings die Lebensmittelhersteller, deren Kundenkreis im Wesentlichen aus der Gastronomie stammt. Der zweite und nun womöglich weitere zwölf Wochen anhaltende Lockdown habe für drastische Nachfrageverluste bei diesen Unternehmen geführt. Minhoff geht auch nicht davon aus, dass sich der Absatz im Gastronomiebereich nach dem Ende der pandemiebedingten Schließungen so bald erholen wird. Er befürchte jedenfalls „dramatische Veränderungen“ in der Restaurantlandschaft, sollte der Lockdown noch lange anhalten, warnte der Geschäftsführer. (AgE)

Milcherzeugung ist ein Minusgeschäft

Die deutschen Milcherzeuger müssen weiterhin ohne kostendeckende Erlöse arbeiten. Darauf hat am 15. Januar die Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board aufmerksam gemacht und auf entsprechende Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) zum Milch Marker Index verwiesen. Demnach lagen im Oktober 2020 die durchschnittlichen Produktionskosten für ein Kilogramm Milch im Bundesgebiet bei 46,69 Cent, während sich der mittlere Milcherzeugerpreis nur auf 32,64 Cent/kg belief. Zur Vollkostendeckung fehlten den Milchbauern somit 14,05 Cent/kg oder 30 Prozent. „Die Milcherzeugung in Deutschland ist für die meisten Betriebe ein Minusgeschäft und gefährdet sie in ihrer Existenz“, beklagte der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board, Frank Lenz. In der Gesprächsbereitschaft des Handels und ersten zögerlichen Preiszugeständnissen sieht er jedoch einen ersten Erfolg. „In der Sache besteht eine starke Einigkeit: Die Preise müssen hoch“, betonte Lenz. Über den Weg dahin werde noch diskutiert, obwohl es dazu bereits ausgefeilte Konzepte gebe. Die Verhandlungsebene müsse jetzt dringend auf die Stufe der Verarbeiter verschoben werden. Denn wenn diese bei der nächsten Preisrunde wieder einknickten, purzelten die Preise. Bei Butter habe man dies bereits in diesen Tagen schmerzhaft beobachten können. „Für eine nachhaltige Milchpreisgestaltung reicht es nicht mehr aus, die Preise punktuell zu verhandeln. Vielmehr müssen Kontrakte für einen bestimmten Lieferzeitraum abgeschlossen werden“, betonte der MEG-Vorsitzende. Diese müssten neben dem Preis und der Laufzeit selbstverständlich auch die Liefermenge beinhalten. „Wir können fordern und verhandeln so viel wir wollen. Wenn die Menge der Nachfrage nicht angepasst ist, sind keine höheren Preise für uns zu erwarten“, erklärte Lenz. Erschreckend finde er, dass viele junge Betriebsleiter über die rechtlichen Möglichkeiten nicht Bescheid wüssten. „Die Urproduktion ist vom Kartellverbot befreit. Wir dürfen uns zusammenschließen, als Vermarktungseinheit gegenüber den Molkereien auftreten und genau diese Kontrakte einfordern“, hob Lenz hervor. Während bei den Privatmolkereien zumindest in der Theorie vertragliche Vereinbarungen hinsichtlich Menge und Preis bereits möglich wären, zerstöre die 100-prozentige Andienungspflicht der genossenschaftlichen Milcherzeugern jeglichen Verhandlungsspielraum. Diese gehöre deshalb ausgesetzt. (AgE)

Milchpreise wie vor 40 Jahren

Kräftige Abzüge beim Milchgeld sind den Landwirten 2020 trotz der Corona-Pandemie erspart geblieben; trotzdem fürchten viele Betriebe um ihre Existenz. Woran das vor allem liegt, machte der Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft in Nordrhein-Westfalen (LV Milch), Dr. Rudolf Schmidt, bei der virtuellen Jahrespressekonferenz seiner Organisation am 13. Januar deutlich. Nach seiner Schätzung dürfte sich der durchschnittliche Milcherzeugerpreis im vergangenen Jahr für eine Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß in Nordrhein-Westfalen auf 33,3 Cent/kg belaufen haben; das wären 0,4 Cent oder 1,2 % weniger als 2019. Blicke man zurück, dann sei dies ungefähr das Niveau wie vor 20 oder 40 Jahren, erläuterte Schmidt. Gerade in den vergangenen Jahren seien jedoch immer mehr Umwelt-, Klima- oder Tierschutzauflagen zu erfüllen gewesen, und auch die Anforderungen des Handels nähmen stetig zu. „Die dadurch gestiegenen Produktionskosten finden sich jedoch nicht in den Milchpreisen wieder“, monierte der Milchexperte. Hinzu kämen Futterknappheit durch Dürrejahre und eine kritische gesellschaftliche Diskussion, was zu einem erheblichen Druck auf den Betrieben führe. Die Folge sei ein deutlicher Strukturwandel; allein im vergangenen Jahr hätten in dem Bundesland 4,0 Prozent der Milchbauern aufgegeben und die Milchkuhherde sei um 2,0 Prozent gesunken. Der westfälische Vorsitzende der LV Milch, Wilhelm Brüggemeier, betonte, dass die Milchwirtschaft ihrer Verantwortung für eine umweltbewusste und nachhaltige Produktion seit langem gerecht werde. „Doch wir können mit diesen Milchpreisen nicht überleben“, machte er klar. Die Aufwendungen für höhere Umwelt- und Tierschutzstandards müssten den Erzeugern entgolten werden; diese seien mit Milchpreisen wie vor 40 Jahren nicht zu bezahlen. Nach Einschätzung des rheinischen LV Milch-Vorsitzenden Hans Stöcker sind die Marktbedingungen zum Jahresbeginn ausgeglichen, was zunächst auf relativ stabile Milchpreise hindeute. Allerdings gebe es Risiken wie die Corona-Krise, aber auch Chancen, beispielsweise durch eine Verhaltensänderung des Handels aufgrund der Bauernproteste.
Das jüngste Verhalten des Discounters Aldi bei der Butterpreissenkung deute aber kaum auf einen Bewusstseinswandel hin, merkte Stöcker an. Obwohl der Fettmarkt auch international stabil gewesen sei, habe allein die Ankündigung von Aldi, dass die Butterpreise sinken werden, dazu geführt, dass dann auch die Kontraktpreise und Notierungen nachgegeben hätten. „Das ist ein typisches Beispiel dafür, wie groß wirklich die Marktmacht ist und das die Landwirte und Molkereien Schwierigkeiten haben, dagegen anzugehen“, hob Stöcker hervor. Dieser Preisrückgang sei eher struktur- als marktbedingt gewesen. Auch Brüggemeier kritisierte das starke Ungleichgewicht der Handelspartner. Zwar habe das Bundeskartellamt 2011 in einer Sektoruntersuchung festgestellt, dass es für den Verbraucher keine schädigende Einschränkung des Wettbewerbs gebe, doch „wir können es im Jahr 2021 nicht mehr akzeptieren, wenn ein Oligopol von vier großen Lebensmitteleinzelhändlern den ganzen Markt diktiert“, betonte Brüggemeier. Während am Weltmarkt die Preise stiegen, habe der LEH mit seinem Gewicht hierzulande eine Preissenkung herbeigeredet. „Hier brauchen wir die Politik und eine Änderung des Kartellrechtes“, betonte der LV Milch-Vorsitzende. Es dürfe dabei nicht nur das Wohl der Verbraucher gesehen werden, sondern auch das Wohl in der Kette mit Produzenten und Weiterverarbeitern.
Laut LV Milch hat das Corona-Jahr 2020 am nordrhein-westfälischen Milchmarkt im Gastronomie- und Foodservicebereich Absatzeinbußen von bis zu 75 % zur Folge gehabt, die wertmäßig nicht vollständig über den Mehrabsatz im LEH ausgeglichen wurden. Das liegt auch daran, dass an Großkunden in der Außer-Haus-Verpflegung oft Spezialprodukte mit höherer Wertschöpfung verkauft werden. In den Supermärkten stiegen coronabedingt bundesweit die Verkaufszahlen an. Das galt nicht nur für Butter, Joghurt, Käse oder Quark, sondern erstmals seit längerem auch für Konsummilch. Die Landesvereinigung stellte dabei fest, dass es im Basissortiment der Trinkmilch zu einer stärkeren Preisdifferenzierung bei den Handelsketten gekommen ist. Ein erneut starkes Wachstum verzeichnete der Absatz von Biomilch, der laut Daten von Januar bis Oktober 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 15,5 Prozent zulegte; bei Weidemilch waren es 17,3 Prozent. Noch stärker ging es jedoch mit den Abverkäufen von Milchimitaten nach oben, die um rund 60 Prozent auf etwa 180 Mio l stiegen und damit den Weidemilchabsatz klar überflügelten. Auch wenn einige Molkereien selbst in diesem Geschäftsbereich tätig sind, sehen das einige Vertreter kritisch. Brüggemeier wies darauf hin, dass beispielsweise Hafermilch von den Inhaltsstoffen her viel weniger werthaltig für die Ernährung sei als Kuhmilch. Zudem werde über die Milcherzeugung ansonsten kaum verwertbares Grasland genutzt und veredelt. Die neue Branchenkommunikation Milch werde sich um dieses Thema kümmern. (AgE)