Der neuseeländische Molkereikonzern Fonterra ist für die am 1. Juni beginnende Milchsaison 2023/24 verhalten optimistisch. Die am 24. Mai veröffentlichte Eröffnungsprognose zum Auszahlungspreis für ein Kilogramm Milchfeststoff liegt im Mittel bei 8,00 NZ$ (4,65 Euro). Die Spanne wurde, wie üblich zu Saisonbeginn, aufgrund der Unsicherheiten weit gefasst und lag zwischen 7,25 NZ$ (4,21 Euro) und 8,75 NZ$ (4,94 Euro). In der noch nicht ganz beendeten Saison 2022/23 wird Fonterra seinen Milchlieferanten den Milchfeststoff voraussichtlich mit 8,20 NZ$/kg (4,76 Euro) vergüten. Die mögliche Milchgeldkürzung fiele im Vorjahresvergleich mit 2,5 % demnach recht gering aus. In der Saison 2021/22 war den Milcherzeugern ein historischer Höchstpreis von 9,30 NZ$/kg (5,40 Euro) gezahlt worden. Laut Fonterra-Geschäftsführer Miles Hurrell wurde der Erzeugermilchpreis 2022/23 durch die geringere Nachfrage, vor allem Chinas, beeinträchtigt. „Wir sind aber gut durch die Saison gekommen und haben fast die gesamte Milch unter Vertrag, was Sicherheit gibt“, erklärte der CEO. Allerdings hätten sich die Preise im globalen Milchhandel noch nicht auf ein Niveau erholt, um den Milchpreis stabil zu halten. Hurrell betonte, dass die Eröffnungsprognose für den Auszahlungspreis 2023/24 die Erwartung beinhalte, dass Chinas Vollmilchpulvernachfrage wieder steigen werde. Wann dies geschehe, sei aber unklar, da die Vollmilchpulverbestände auch wegen der höheren Eigenproduktion derzeit über dem normalen Niveau lägen. Mit den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres bis zum 30. April 2023 kann Fonterra zufrieden sein. Der Umsatz legte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16,2 % auf 19,74 Mrd NZ$ oder umgerechnet 11,46 Mrd Euro zu, was vor allem an den höheren Verkaufspreisen lag. Noch besser lief es beim Gewinn nach Steuern, der um 181,3 % auf 769 Mio Euro nach oben schoss. Darin enthalten sind jedoch auch die Gewinne aus dem Verkauf von Soprole von 151 Mio Euro sowie der Milchfarm Hangu in China von 7 Mio Euro. Das gute Ergebnis ist laut Hurrell auf eine starke Leistung im Bereich Ingredienzien, aber auch auf fortgesetzt hohe Margen im Geschäft mit Käse und Proteinen wie Kasein zurückzuführen. Die günstigen Preisrelationen durch hohe Verkaufserlöse hätten länger als erwartet angehalten. (Umrechnungskurs: 1 NZ$ = 0,5803 Euro) (Age)
Kategorie: Kurz und knapp
MIV wirbt für mehr Geld für die Initiative Milch
Gesellschaftliche Akzeptanz der Milchviehhaltung ist für Hauptgeschäftsführer Heuser eine „Lizenz zum Produzieren“ – Milchbauern sollen sich in die agrarpolitische Diskussion zur Zukunft der GAP einmischen – Chemnitz von Agora Agrar plädiert für Ausstieg aus der EU-Basisprämie – Der IVM-Vorsitzende Schmidt pocht auf kostendeckenden Milchpreis und planbare Rahmenbedingungen – IVM-Jahrestagung am Seddiner See
Zwei Jahre nach dem Start der Initiative Milch 2.0 GmbH sieht der Milchindustrie-Verband (MIV) die Branchenkommunikation auf einem guten Weg. Für einen noch stärkere Wirkung der Kommunikationsmaßnahmen würde MIV-Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser aber gerne mehr Geld bei den Molkereien mobilisieren. Zu Zeiten der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) habe allein die Milchwirtschaft 30 Mio Euro zur Absatzförderung beigetragen, erinnerte Heuser vergangene Woche auf einer Tagung des Interessenverbandes Milcherzeuger (IVM) in der Heimvolkshochschule am Seddiner See. „Mit einem Jahresbudget von 3 Mio Euro für die Initiative Milch können wir aktuell wenig machen, aber wir sollten es machen“, stellte Heuser in einer Podiumsrunde klar. Gegen einen gesellschaftlichen Trend wie den Veganismus sei allerdings auch mit viel Kreativität und guten Marketingideen schwer anzukommen, räumte er ein. „Und wenn uns immer wieder Fälle von Tierschutzverstößen dazwischenfunken“, sei die Milchbranche teils selber schuld. Tierwohl und eine gesellschaftlich akzeptierte Haltungsform sind für den MIV-Hauptgeschäftsführer „Lizenzen zum Produzieren“. Daher sollte die Tierwohldiskussion nicht auf höhere Produktionskosten verkürzt werden. „Wenn wir die Transformation der Nutztierhaltung nicht gemeinsam mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hinbekommen, haben wir als Agrarbranche verloren“, so Heuser, der einer von drei Gesellschaftern der Initiative Milch 2.0 GmbH ist.
Die Landwirte sollten sich aktiv in die laufende Diskussion um die Zukunft der Gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) einbringen, riet der MIV-Hauptgeschäftsführer den Mitgliedern des IVM, in dem sich nach der Wende große und professionell gemanagte ostdeutsche Milcherzeugerbetriebe organisiert haben. „Sonst ist das Geld aus der Ersten Säule weg – und nur die Erste Säule ist Ihnen sicher“, betonte Heuser. Der Erhalt der Direktzahlungen sei umso wichtiger, als der Wettbewerb am europäischen Milchmarkt mit den Freihandelsabkommen mit Neuseeland und Australien absehbar härter werde. „In sieben Jahren werden Ihnen die Herren Aldi, Oettker und Nestlé sagen, wo der Milchpreis in Neuseeland steht. Und wenn wir das in Deutschland nicht schaffen, werden die Branchengrößen woanders kaufen“, sagte Heuser voraus. Die Betriebsleiter sollten die nächsten Jahre deshalb nutzen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern. „Die Kollegen in Australien und Neuseeland werden die neue Benchmark sein“, erklärte der MIV-Hauptgeschäftsführer.
Dr. Christine Chemnitz von Agora Agrar hält indes wenig davon, allein auf den Weltmarkt zu setzen. „Einige Betriebe werden bei den Produktionskosten mithalten können, viele aber nicht“, warnte die Direktorin des neuen Berliner Think Tanks. Chemnitz plädierte dafür, bei der Agrarförderung umzusteuern, um die Abhängigkeit der Bauern vom Weltmarkt zu verringern. Für eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz der Agrarförderung müsse künftig besser kommuniziert werden, was die Landwirte jenseits der Milchproduktion noch für die Gesellschaft leisteten, beispielsweise den Erhalt von Grünland oder den Schutz der Biodiversität: „Das sind gesellschaftlich gewünschte Ziele, mit denen die Landwirtschaft aber künftig auch Geld verdienen können muss“. Gleichzeitig wiederholte die Wissenschaftlerin die jüngste Forderung von Agora Agrar, ab 2028 schrittweise und vollständig aus der Basisprämie der Ersten Säule auszusteigen. Parallel dazu müssten nach und nach Prämien zur Honorierung von Gemeinwohlleistungen aufgebaut werden. „Das ist eine harte Nachricht, eröffnet aber umgekehrt die Chance, künftig sogar mehr Geld für gesellschaftlich gewünschte Leistungen zu bekommen“, argumentierte Chemnitz. Die Alternative seien immer weiter reduzierte Direktzahlungen, weil es immer schwieriger werde, für diese im EU-Haushalt eine Begründung zu finden. „Wir müssen Gelder künftig zielgerichtet einsetzen, um sie für die Landwirtschaft zu erhalten“, so das Fazit von Chemnitz.
Der IVM-Vorsitzende Christian Schmidt pochte bei der Tagung auf einen kostendeckenden Milchpreis. Aktuell sei das Milchgeld im Sinkflug, während überall für höhere Löhne gestreikt werde. „Löhne im Milchviehbetrieb können aber nur aus dem Milchgeld bezahlt werden“, stellte Schmidt klar. Mindestlöhne würden den Agrarbetrieben aufgedrückt, aber die Politik tue nichts für planbare Rahmenbedingungen. Gleichzeitig seien die Margen im Handel bei Lebensmitteln groß wie nie. Die Vorschläge von Chemnitz, sich künftig gesellschaftlich gewünschte Leistungen bezahlen zu lassen, sieht der IVM-Vorsitzende kritisch. Für eine Blühwiese wolle letztlich niemand bezahlen. „Das generiert viel Verwaltungs- und Kontrollaufwand, der auch nicht produktiv ist“, gab Schmidt außerdem zu bedenken. (AgE)
Der IVM-Vorsitzende Christian Schmidt pochte bei der Tagung auf einen kostendeckenden Milchpreis. Aktuell sei das Milchgeld im Sinkflug, während überall für höhere Löhne gestreikt werde. „Löhne im Milchviehbetrieb können aber nur aus dem Milchgeld bezahlt werden“, stellte Schmidt klar. Mindestlöhne würden den Agrarbetrieben aufgedrückt, aber die Politik tue nichts für planbare Rahmenbedingungen. Gleichzeitig seien die Margen im Handel bei Lebensmitteln groß wie nie. Die Vorschläge von Chemnitz, sich künftig gesellschaftlich gewünschte Leistungen bezahlen zu lassen, sieht der IVM-Vorsitzende kritisch. Für eine Blühwiese wolle letztlich niemand bezahlen. „Das generiert viel Verwaltungs- und Kontrollaufwand, der auch nicht produktiv ist“, gab Schmidt außerdem zu bedenken. AgE
Molkereichef Hauer macht Milcherzeugern Hoffnung auf bessere Preise
Mit einer baldigen Trendwende bei den Milchauszahlungspreisen in Deutschland rechnet der Vorsitzende der Geschäftsführung der Sachsenmilch Leppersdorf GmbH, Mathias Hauer. „Im Juni rechne ich je nach Standort und Molkerei nochmal mit einem kleinen Preisschritt nach unten, aber für das zweite Halbjahr 2023 bin ich optimistisch, dass der Markt dreht“, sagte Hauer am 24. Mai auf einer Tagung des Interessenverbandes Milcherzeuger (IVM) in der Heimvolkshochschule am Seddiner See. Positiv, was die weitere Entwicklung beim Milchgeld angeht, stimmt ihn das Mitte Mai vermutlich überschrittene saisonale Hoch der Milchanlieferungen in Deutschland, wodurch das Rohstoffaufkommen in den kommenden Wochen und Monaten absehbar wieder sinke. Zudem sei damit zu rechnen, dass mit dem besseren Wetter auch das „Frische-Segment“ wieder im Absatz anziehe. „Deshalb gehe ich fest davon aus, dass wir zur Jahresmitte zumindest eine Stabilisierung der Milchauszahlungspreise sehen werden“, zeigte sich der Sachsenmilch-Geschäftsführer überzeugt.
Allerdings stelle sich der Aufschwung am deutschen Milchmarkt langsamer ein, als dies vor einigen Monaten zu erwarten gewesen sei. räumte Hauer vor rund 150 Teilnehmern der Fachtagung des IVM ein, in dem sich nach der Wende große und professionell gemanagte ostdeutsche Milcherzeugerbetriebe organisiert haben. Angeheizt durch Rohmilchauszahlungspreise von in der Spitze 60 Cent/kg sei 2022 ein Milchüberschuss am deutschen Markt aufgelaufen, der auf eine preisbedingt immer verhaltenere Nachfrage der Verbraucher nach Milchprodukten getroffen sei, erinnerte der Molkereimanager. Aufgrund des Ungleichgewichtes von Angebot und Nachfrage sei der Auszahlungspreis im Gefolge des Rohstoffwertes regelrecht eingebrochen. Anders als in früheren Überschussphasen habe auch das Exportventil nicht richtig funktioniert, da am Weltmarkt ebenfalls für die Verbraucher relevante Preisschwellen überschritten worden seien.
Zumindest funktionieren laut Hauer mittlerweile die weltweiten Lieferketten wieder. Allerdings hätten Lebensmittelkonzerne mit Produktionsstätten rund um den Globus zwischenzeitlich riesige Bestände aufgebaut, um das eigene Angebot abzusichern, aber auch, um stets bei allen Erzeugnissen lieferfähig zu sein. „Die haben 2022 alles gekauft, was es zu kaufen gab“, berichtete Hauer. Es sei eine regelrechte Panik im Markt gewesen, was zu den zeitweise „galoppierenden“ Preisen geführt habe. Jetzt registrierten auch die Großkonzerne, dass mittlerweile teures Kapital in den Lägern gebunden sei. Nestlé und Co. reduzierten deshalb ihre Bestände und hätten daher zumindest vorübergehend kaum Bedarf an Rohstoffen. Auf der anderen Seite bekomme auch er in Leppersdorf jeden Tag wieder Rohmilch angeliefert, die bei schwächelnder Nachfrage nicht immer vollständig vermarktet werden könne. „Wir können Ware ein oder zwei Wochen ins Lager stellen, aber irgendwann müssen wir reagieren. Und an diesem Punkt sind wir aktuell“, so der Geschäftsführer der Sachsenmilch GmbH, die zur Unternehmensgruppe Theo Müller gehört. (AgE)
EuG-Urteil: „Emmentaler“ ist keine geschützte Marke in der EU
Der Begriff „Emmentaler“ kann nicht als Unionsmarke für Käse geschützt werden. Das hat am 24. Mai das Gericht der Europäischen Union (EuG) in Luxemburg entschieden. Nach Auffassung der Richter beschreibt die angemeldete Marke für die maßgeblichen deutschen Verkehrskreise eine Käsesorte und wird nicht als geografische Herkunftsangabe für den betreffenden Käse wahrgenommen. Daher kommt das EuG zu dem Ergebnis, dass „Emmentaler“ als Kollektivmarke keinen Schutz genießt. Zuvor hatte die Branchenorganisation Emmentaler Switzerland beim Internationalen Büro der Weltorganisation für geistiges Eigentum die internationale Registrierung des Wortzeichens Emmentaler für „Käse mit geschützter Ursprungsbezeichnung ‚Emmentaler‘“ vorgenommen. Diese internationale Registrierung wurde dem Europäischen Amt für geistiges Eigentum (EUIPO) angezeigt. Jedoch wurde die Anmeldung zurückgewiesen. Daraufhin legte Emmentaler Switzerland Beschwerde ein, die von der Zweiten Beschwerdekammer mit der Begründung zurückgewiesen wurde, dass die angemeldete Marke beschreibend sei. Mit seinem Urteil hat das EuG die gegen die Beschwerdekammer gerichtete Klage jetzt abgewiesen. (AgE)
Ergebnisse des Nationalen Dialogs zu Ernährungssystemen überreicht
Zum Nationalen Dialog zu Ernährungssystemen liegt nun der Abschlussbericht vor. Der Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Dr. Hanns-Christoph Eiden, überreichte das 48-seitige Papier am 24. Mai der Parlamentarischen Staatssekretärin vom Bundeslandwirtschaftsministerium, Dr. Ophelia Nick. Laut Bericht waren sich die Beteiligten im Themenfeld 1 „Lebensmittelerzeugung“ einig, dass bei der landwirtschaftlichen Erzeugung externe Kosten entstehen, die derzeit gesamtgesellschaftlich getragen werden. Keine Einigkeit sei hingegen darüber erzielt worden, externe Kosten zu internalisieren. Hier habe es gerade in der Landwirtschaft große Vorbehalte gegeben. Alternativ zur Internationalisierung externer Kosten sei die Reduzierung externer Kosten diskutiert worden. Dies könne durch die Anhebung gesetzlicher Mindeststandards oder die Einführung von Anreizsystemen erreicht werden. Gegenüber der Verringerung externer Kosten habe es seitens der Landwirtschaft gewisse Vorbehalte gegeben. Als zentraler Ansatzpunkt für die Verwirklichung einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion sei im Themenfeld 2 zu diesem Thema die Fruchtfolge identifiziert worden, heißt es in dem Bericht weiter. Über die Definition klarer mittel- und langfristiger Ziele hinsichtlich der Fruchtfolgen und einer klar in dieser Richtung ausgestalteten Förder- und ordnungsrechtlichen Politik könne ein „signifikanter Beitrag“ zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zur Verringerung der Nährstoffüberschüsse und zum Aufbau organischer Bodensubstanz geleistet werden. Weitere Themenfelder sind „Nachhaltige Ernährungssysteme in Stadt und Land“, „Ernährungswirtschaft der Zukunft“ und „Ernährung der Zukunft – mehr pflanzenbasiert“. Bekanntlich wurde der Dialog als nationale Fortsetzung des Weltgipfels zu Ernährungssystemen der Vereinten Nationen (UN Food System Summit) im September 2021 in New York gestartet. Unter der Überschrift „Gemeinsam nachhaltig ernähren“ diskutierten gut 1 600 Fachleute der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft fast ein Jahr lang über die weitere Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft. Auf internationaler Ebene sollen die Ergebnisse Teil des deutschen Beitrags für eine erste Bestandsaufnahme des UN Food System Summit im Juli 2023 in Rom sein. (AgE)
ZKHL will eine vollständige Herkunftskennzeichnung
Die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) strebt eine vollständige Herkunftskennzeichnung für frische Produkte aus Deutschland an. Das hat dessen Geschäftsführer Peter Jürgens im Interview mit AGRA-EUROPE berichtet. Derzeit befinde sich die Herkunftskennzeichnung Deutschland in der Finalisierung. Gekennzeichnet werden sollen laut Jürgens mit dem Label „Gutes aus deutscher Landwirtschaft“ Fleisch von Schwein, Rind- und Kalb sowie Geflügel, Eier, Obst und Gemüse, frische Milch und Joghurt beziehungsweise Quark. Der Unterschied zu der Herkunftskennzeichnung, die jetzt mit dem Kabinettsbeschluss angestrebt werde, liege darin, dass die ZKHL mit dem Label „Gutes aus deutscher Landwirtschaft“ die vollständige hiesige Herkunft angebe, erläutert der Geschäftsführer. Bei Fleischprodukten würden Lebensmittel von Tieren gekennzeichnet, die hierzulande geboren, aufgezogen, geschlachtet und verarbeitet worden seien. Bei Milch gehe es um das Melken und die Weiterverarbeitung in Deutschland. Mit Blick auf die Entscheidungsfindung innerhalb der ZKHL stellt Jürgens klar, dass diese entscheidungsfähig sei. Jedoch seien Entscheidungen keine Selbstläufer. „Sie bedürfen des intensiven Austauschs, des Gesprächs und der Arbeit. Und diese Arbeiten müssen erst abgeschlossen werden, bevor man dann Entscheidungen trifft“, so der ZKHL-Geschäftsführer. Es gehe um komplexe Themen, die abgestimmt werden müssten. Das brauche Zeit, Vertrauen und das müsse im Dialog und im Miteinander wachsen. Zentrale Prämisse ist für Jürgens, eine nachhaltige Wertschätzung für Lebensmittel aus deutscher Herkunft zu schaffen.
Die vom Bundeskabinett gebilligte Herkunftskennzeichnung für frisches Fleisch füllt nach Einschätzung des ZKHL-Geschäftsführers eine Lücke. „Der große Wurf ist es aber nicht“, so Jürgens. Zwar werde das Thema Herkunftskennzeichnung weiterentwickelt; es stelle aber keine Innovation dar. Nicht nachvollziehbar sei, warum 2015 nicht konsequent sämtliche Angebotsformen von frischem Fleisch in die Kennzeichnungspflicht mit einbezogen worden seien. „Das war damals eine politische Entscheidung“, stellt der ZKHL-Geschäftsführer im Rückblick fest. Handlungsbedarf macht er auch bei der Herkunftskennzeichnung von Fleischprodukten in der Gastronomie aus. Dabei seien sicher keine „Begeisterungsstürme auf Seiten der Gastronomie“ zu erwarten. Mit der Regionalmarke Eifel werde das aber beispielsweise schon durchaus erfolgreich praktiziert. Gefragt nach dem „Labeldschungel“ auf Verpackungen räumt Jürgens ein, dass das „sicher anspruchsvoll“ sei. Er weist aber darauf hin, dass die verschiedenen Zeichen unterschiedliche Aufgaben besäßen und unterschiedliche Inhalte widerspiegelten. (AgE)
Agrar- und Ernährungswirtschaft zunehmend in der Kritik
Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl kritischer Berichte über die Agrar- und Ernährungswirtschaft nahezu verdoppelt. Das geht aus dem jüngsten Issue-Monitor der AFC Risk & Crisis Consult hervor. Demnach wurden für das Jahr 2022 insgesamt 2 171 kritische Veröffentlichungen erfasst. Im Schnitt sei pro Tag sechs Mal kritisch über die Branche berichtet worden. Auf die Top-5-Themen „Tierwohl & Tierhaltung“, „Politik & Gesetze“, „Umwelt & Klima“, „Kennzeichnung & Label“ und „Rückstände & Kontaminanten“ entfielen dabei laut der AFC-Auswertung über die Hälfte aller Issues. Als Erklärung für die enorme Zunahme der öffentlichen Branchenkritik verweist das Beratungsunternehmen auf die vermehrt negativen Meldungen in der öffentlich kontrovers geführten Diskussion der Politik um die Tierhaltung, den Klima- und Umweltschutz sowie die Kennzeichnung der Produkte. So setzte sich laut dem AFC-Issue-Monitor der Trend zu Meldungen über tatsächliche oder vermeintliche Missstände in der Nutztierhaltung unvermindert fort. Die negative Berichterstattung zu Haltungsformen, Tiertransporten und Tiergesundheit sorge dafür, dass die öffentliche Kritik um Tierwohl und an der Tierhaltung mit 20 % aller Meldungen auf Platz eins stehe. Mit 19 % der Issues folgten knapp dahinter kritische Veröffentlichungen zur politischen Diskussion um geplante oder bereits verabschiedete Gesetze wie zur Tierhaltungskennzeichnung und zu Lieferkettensorgfaltspflichten. Rund ein Zehntel aller Negativberichte bezog sich auf die Kritik an Treibhausgasen der Landwirtschaft und an deren Umweltverschmutzung. Für den Geschäftsführer der AFC Risk & Crisis Consult, Dr. Michael Lendle, zeigt der Monitoringbericht 2023, dass die Kritik vieler sogenannter Tierrechtler, Umweltaktivisten und Verbraucherschützer an der tatsächlichen Nachhaltigkeit der Agrar- und Ernährungsbranche nicht nur in den Medien, sondern auch in einer breiten Öffentlichkeit angekommen ist. „Inwieweit die Kritik berechtigt oder unberechtigt ist, muss indes an anderer Stelle diskutiert und geklärt werden“, betonte Lendle. Er rät den Wirtschaftsbeteiligten der Agrar- und Ernährungswirtschaft, sich frühzeitig und umfassend mit potentiellen Vorwürfen an einer nachhaltigen Wirtschaftsweise auseinanderzusetzen, um letztlich die eigene Reputation von Unternehmen und Marken sowie das Image einer gesamten Branche zu schützen. (AgE)
Milchmarkt: Frühlingserwachen der Nachfrage
Die Nachfrage nach Milcherzeugnissen hat sich vor den Pfingstfeiertagen etwas belebt. Insbesondere bei Blockbutter war laut der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten ein größerer Bedarf bei den Kunden festzustellen. Die amtliche Notierung in Kempten wurde am 24. Mai im Spannenmittel um 9 Cent auf 4,55 Euro/kg bis 4,70 Euro/kg angehoben. Bei der kontraktgebundenen Päckchenbutter änderte sich hingegen an den Preisen nichts. Dem Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) zufolge hat bisher die eher nasskühle Witterung den üblichen Zusatzabsatz von Butter in der Spargel- und Erdbeerzeit gebremst. Die vorhergesagt wärmere Witterung könnte das nun ändern. Die Kemptener Börse stufte die Nachfrage bereits als gut ein. Unverändert blieben vergangene Woche die Notierungen für Hart- und Schnittkäse. Die Notierungskommission in Hannover sprach von einer „sehr guten Nachfrage“; zuvor war der Markt noch als ausgeglichen beschrieben worden. Bei Magermilchpulver liefen laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) die Geschäfte dagegen zuletzt nicht mehr so flott wie zuvor, was auch auf den Pfingsturlaub manches Händlers zurückgeführt wurde. Kaufinteresse von Kunden im EU-Binnenmarkt und auch aus Südostasien und dem Mittleren Osten bestehe aber weiter. Im unteren Preissegment wurden laut Kemptener Börse von den Verkäufern höhere Forderungen gestellt. Der untere Spannwert für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität stieg um 3 Cent auf 2,37 Euro/kg, der für die Futtermittelware um 2 Cent auf 2,18 Euro/kg. Die von der Börse festgestellten Spitzenpreise blieben hingegen unverändert. Auf dem recht ausgeglichen Markt für Vollmilchpulver änderten sich die Verkaufspreise der Hersteller bei ruhigem Geschäftsverlauf hingegen nicht. Bei Molkenpulver in Lebensmittelqualität waren nach Angaben der ZMB die Anbieter mit dem Exportgeschäft meist zufrieden; bei Abschlüssen für spätere Liefertermine konnten hier teilweise Aufschläge erzielt werden. Das Kilogramm lebensmitteltaugliche Ware wurde zwischen 0,80 Euro und 0,92 Euro verkauft; im Spannenmittel waren das 2 Cent mehr als in der Vorwoche. Bei den Futtermittelqualitäten hob die Kemptener Börse nur den unteren Spannenwert um 1 Cent auf 0,59 Euro/kg an. (AgE)
Deutsche Umwelthilfe will Fleisch und Milch teurer machen
Durch die konventionelle Haltung von Tieren für die Fleisch- und Milchproduktion und den damit verbundenen Umweltbelastungen entstehen in Deutschland jährlich externe Kosten von bis zu 22 Mrd Euro, die nicht im Produktpreis enthalten sind. Zu dieser Schätzung gelangt eine Studie des Wissenschaftsinstituts CE Delft im Auftrag der True Animal Protein Price Coalition (TAPP), in der sich unter anderem Gruppen von Tierschützern, Vegetariern, Klimaaktivisten oder Unternehmen wie Beyond Meat zusammengeschlossen haben. Bei der Vorstellung der Studienergebnisse am 23. Mai in Berlin forderte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit den anderen Organisationen von Bundesfinanzminister Christian Lindner, die externen Kosten direkt in den Preis für Fleisch und Milchprodukte zu integrieren. Mindestens aber müsse der derzeit „künstlich niedrige“ Mehrwertsteuersatz von 7 % auf den Regelsteuersatz von 19 % steigen. Gleichzeitig sollte die Umsatzsteuer auf Obst und Gemüse auf Null gesenkt werden. Der Studie zufolge liegen die externen Umweltkosten – unter anderem für die globale Erwärmung, die Eutrophierung von Böden und Gewässer, den Verlust von Artenvielfalt oder Ammoniakemissionen – bezogen auf ein Kilogramm für Rindfleisch bei 10,16 Euro, für Schweinefleisch bei 1,89 Euro und für Geflügelfleisch bei 1,36 Euro. Zudem seien Umweltkosten von 0,97 Euro je Kilogramm Eier, 2,25 Euro/kg für Goudakäse und 0,29 Euro je Liter Milch nicht im Preis enthalten. „Die externen Kosten des Verbrauchs von tierischen Erzeugnissen lassen sich am wirksamsten bekämpfen, wenn Verbraucher dafür aufkommen“, heißt es in der Studie. Dies würde den Verbrauch tierischer Erzeugnisse verringern und auf pflanzliche Produkte umleiten, die über eine Senkung der Mehrwertsteuer oder andere Maßnahmen, beispielsweise Lebensmittelgutscheine, preiswerter würden.
Laut der Studie kann eine Fleischabgabe in Höhe der externen Kosten dem Staat jährlich bis zu 16 Mrd Euro einbringen und die Treibhausgasemissionen in der gesamten Wertschöpfungskette im Jahr um etwa 17 Mio t verringern. Ein Wegfall der Mehrwertsteuervergünstigung für Fleisch wäre leichter umzusetzen, würde die externen Kosten des Konsums aber nicht vollständig abdecken. Aus diesem Grund könnten zusätzliche Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Laut DUH hat eine „Stimmungsabfrage“ im Auftrag der TAPP ergeben, dass eine Mehrheit von 57,6 % der Verbraucher in Deutschland dazu bereit sei, mehr für Fleisch zu zahlen, wenn dafür gesunde pflanzliche oder biologisch erzeugte Lebensmittel günstiger würden. „Schon viel zu lang werden diese externen Kosten tatenlos in Kauf genommen. Die neue Studie zeigt nun, wie wir wirksam gegensteuern können und dass auch Verbraucherinnen und Verbraucher Tier- und Umweltschutz wollen“, erklärte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Erst wenn Fleisch „nicht mehr billig verramscht, sondern für genau den Preis angeboten wird, der alle Kosten und Auswirkungen einbezieht“, werde es auch wieder mit mehr Wertschätzung konsumiert. (AgE)
Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 24. Mai
Das Milchaufkommen in Deutschland bewegt sich derzeit um die Saisonspitze, die möglicherweise bereits erreicht ist. Ab Ende Mai werden die Milchmengen erfahrungsgemäß saisonal zurückgehen. In der 19. Woche sind laut Schnellberichterstattung der ZMB 0,3 % weniger Milch angeliefert worden als in der Vorwoche. Die Vorjahreslinie wurde damit noch um 1,3 % übertroffen. Aus Frankreich wurde ein Rückstand im Vergleich zur Vorjahreswoche von 4,0 % gemeldet. Die Preise für flüssigen Rohstoff haben zuletzt bei geringerer Verfügbarkeit kräftig angezogen. Industrierahm, Magermilchkonzentrat und Rohmilch wurden in der vergangenen Woche zu deutlich höheren Preisen gehandelt und tendieren weiter fest. Der Markt für Magermilchpulver ist kurz vor den Pfingsttagen von einer stabilen Situation gekennzeichnet. Nach der Belebung in der Vorwoche sind die Aktivitäten wieder etwas zurückhaltender geworden. Diese Entwicklung wird darauf zurückgeführt, die viele Marktteilnehmer in Urlaub sind oder an einer derzeit stattfindenden Messe teilnehmen. Es besteht weiter Kaufinteresse von Händlern und aus der europäischen Industrie. In gewissem Umfang liegen auch weiter Anfragen aus Drittländern vor, insbesondere aus Südostasien und dem Mittleren Osten. Schwerpunktmäßig wird nun für das dritte Quartal verhandelt. Die Angebotslage bei den Herstellern ist nach wie vor etwas uneinheitlich und damit auch das Preisgefüge. Die Preise für Lebensmittelware haben sich auf dem Niveau der Vorwoche stabilisiert. Die Abgabebereitschaft der Hersteller für das dritte Quartal ist derzeit dem Vernehmen nach eher zurückhaltend, zumal höhere Preisforderungen auf Widerstand stoßen. Die Nachfrage nach Futtermittelware ist weiter ruhig bei unveränderten Preisen. Bei Vollmilchpulver ist ebenfalls eine stabile Situation zu beobachten. Die Aktivitäten sind feiertagsbedingt ruhig. Es besteht weder eine hohe Nachfrage, noch werden größere Mengen angeboten. Die Preise bewegen sich weiter auf dem Niveau der Vorwochen. Der Markt für Molkenpulver bewegt sich weiter in unveränderten Bahnen. Futtermittelware trifft für kurzfristige Termine auf eine ruhige Nachfrage. Die Preise bewegen sich für vordere Lieferungen weiter in der Bandbreite der Vorwochen, während für spätere Lieferungen gewisse Aufschläge erzielt werden. Lebensmittelware wird weiter zu uneinheitlichen Preisen gehandelt, wobei man mit dem Exportgeschäft nicht unzufrieden ist. Weiterhin ist ein umfangreiches Angebot an Molkenkonzentrat bei sehr schwachen Preisen vorhanden.(Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)
Müller schließt Standort Köln
Wie u. a. der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, schließt die Unternehmensgruppe Theo Müller den Standort in Köln. Nachdem Müller zum 1. April 2023 übernahm u.a. die Markenrechte und Produkte der Marken Landliebe und Tuffi inklusive der Produktionsstandorte Köln, Heilbronn, Schefflenz (Baden-Württemberg) vom Konkurrenten Royal FrieslandCampina übernommen hatte, wurde die Übernahme vom Bundeskartellamt geprüft. Es wurde zur Auflage gemacht, dass die Marke Tuffi verkauft wird. Sie ging deshalb an die Hochwald Foods GmbH mit Sitz in Thalfang (Rheinland-Pfalz). Müller schließt nun die Molkerei, in der Tuffi-Produkte produziert werden. Von der Entscheidung sind laut „ Kölner Stadt-Anzeiger“ mindestens 200 Beschäftigte in Köln betroffen. Die Unternehmensgruppe Theo Müller habe ihnen Jobs an anderen Standorten angeboten.
Schweiz: Biobranche sucht wieder Umsteller
Weil der Absatz von Bioprodukten in der Schweiz steigt, sucht der Verband Bio Suisse jetzt wieder umstellungswillige Betriebe. Neue Chancen gebe es vor allem für Milchproduzenten und für Betriebe mit Ackerbau. Auch in Anbetracht der Altersstruktur der aktuellen Betriebsleiter, die im Mittel über 50 Jahre alt seien, werde nach neuen Milcherzeugern gesucht, teilt der Verband auf Anfrage der Elite-Redaktion mit. In den letzten zehn Jahren habe man die Biomilch-Erzeugung und die Verwertung stetig steigern können. Zwar habe es 2022 beim Absatz von Trinkmilch und Butter etwas rückläufige Zahlen gegeben, das Niveau von 2019 wurde allerdings noch übertroffen. Vor allem Bio-Käse sei gefragt. Aktuell erhalten die Schweizer Biomilch-Erzeuger im Mittel 9,5 Rappen pro kg mehr ausbezahlt als die konventionellen Milchbauern. Im März erhielten sie 85,4 Rappen/kg Milch. Das sind umgerechnet rund 82 ct/kg. Zum Vergleich: Die konventionellen Milchbauern bekamen im gleichen Monat 70,63 Rappen (rd. 72 ct/kg). Im vergangenen Jahr einigten sich die Marktpartner laut Bio Suisse auf zwei Preiserhöhungen. Das jetzige Niveau soll das ganze Jahr über gehalten werden. Die Inflation ist in der Schweiz gegenüber Deutschland deutlich niedriger. Zur stabilen Marktentwicklung bei Bio dürfte aber auch das Kaufverhalten der Schweizer und die geringere Marktbedeutung von Discountern beigetragen haben.
Eiden: Wir sind in allen Bereichen breiter und stärker aufgestellt
Eine positive Bilanz nach 13 Jahren an der Spitze der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zieht deren Präsident Dr. Hanns-Christoph Eiden. „Die BLE ist „heute in allen Bereichen breiter und stärker aufgestellt“, betont Eiden im Gespräch mit AGRA-EUROPE kurz vor Eintritt in den Ruhestand zum Monatsende. Als „sehr markant“ beschreibt der Bonner die Entwicklung der Projektträgerschaft. Neue Aufgaben seien hinzugekommen im Bereich Künstlicher Intelligenz oder im Klimaschutz. Der „klassische“ Marktordnungsbereich sei nicht geschrumpft, sondern habe sich weiterentwickelt. Prägend in seiner Zeit als Behördenchef war für Eiden, dass der „Laden“ immer in Bewegung gewesen sei. Es sei immer darum gegangen, dass sich Dinge verändert hätten sowie Aufgaben weggebrochen oder neu hinzugekommen seien. Zu den zentralen Herausforderungen zählt der scheidende BLE-Präsident die Integration des Infodienstes Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz (aid) und die Corona-Zeit. Deutlich verändert hat sich nach Eidens Wahrnehmung seit seiner Amtsübernahme 2010, dass die BLE größer geworden, breiter aufgestellt sowie digital unterwegs ist. „Wir sind heute auch deutlich sichtbarer. Zum Beispiel ist die BLE auf den Öko-Feldtagen oder den DLG-Feldtagen präsent“, unterstreicht Eiden. Als neue Aufgabenbereiche für die BLE nennt er das Programm zum Umbau der Tierhaltung und die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten. „Das ist eine EU-Gesetzgebung mit richtig großen, neuen Aufgaben, die auf uns zukommen“, so der Behördenchef. Einen weiteren Bereich mit größeren Entwicklungen sieht er in der Vernetzung von Akteuren vor dem Hintergrund der Transformation der landwirtschaftlichen Betriebe.
Im Zusammenhang mit der Transformation stellt sich für den BLE-Präsidenten die Frage der Komplexität dieses Thema. Angesichts des Ukraine-Krieges seien im Zusammenhang mit der Transformation Schwerpunkte wie Resilienz und Sicherheit zu den Herausforderungen der Klimakrise hinzugekommen. „Natürlich wollen wir alle mehr Tierwohl. Aber wie wir dazu beitragen, genau darin liegt die Herausforderung“, sagt Eiden. Die Entwicklung vernetzter Strukturen sei ein besonderer Auftrag der BLE. Als „höchst relevantes“ Ministerium ordnet Eiden das Bundeslandwirtschaftsministerium ein, das nach seiner Einschätzung weiterhin eigenständig bleiben wird. Damit sei erst recht durch den Digitalisierungsschub aufgrund von Corona zu rechnen. Die Pandemie habe die Standortfrage in ihrer Bedeutung deutlich verringert. „Höchst relevant“ ist für den BLE-Präsidenten ein taugliches System im Fall einer Krise nationalen Ausmaßes. Gleichzeitig sieht er durchaus Bedarf zu üben und die Strukturen zu verbessern, und zwar in technischer, logistischer und organisatorischer Hinsicht. Eiden wird nach eigenen Worten weiterhin in Agrarkreisen zu sehen sein, „aber nicht auf jeder Party“: „Ich werde auf Brüsseler Ebene im Schlichtungsorgan für den EU-Rechnungsabschluss tätig werden. Auf diese Aufgabe freue ich mich.“ (AgE)
Serbische Bauern demonstrieren für bessere Milchpreise
In der 20. Kalenderwoche traf der serbische Präsident Aleksandar Vučić mit Vertretern des Verbands der Milcherzeuger des Bezirks Mačva unter der Leitung von Goran Vasić und des Verbands der Viehzüchter Zentralserbiens unter der Leitung von Milija Palamarević zusammen. Landwirte in ganz Serbien haben zwei Tage lang gegen die niedrigen Milchpreise demonstriert. Vertreter mehrerer landwirtschaftlicher Verbände waren zuvor mit Regierungsvertretern zusammengetroffen.
Die Landwirte berichteten über die Probleme und Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, und brachten vor allem ihre Unzufriedenheit mit der Lage auf dem Milchmarkt zum Ausdruck, indem sie konkrete Vorschläge zur Lösung der Probleme vorstellten. Zu den ersten Maßnahmen, die der Staat zur Erleichterung der Geschäfte der Landwirte einführen wird, wies der Präsident darauf hin, dass die Abgabe für Hartkäse auf 300 Dinar (2,5 €) pro Kilogramm angehoben werden soll. Außerdem wird eine Abgabe auf Kondensmilch in Höhe von 300 Dinar (2,5 €) eingeführt. Er fügte hinzu, dass die Subventionen pro Tier für die Zucht von Milchkühen von 30.000 auf 40.000 Dinar (255 € auf 341 €) erhöht werden sollen. Vučić erklärte, dass der Gesamtbetrag der Erhöhung sich auf 2,3 Mrd. Dinar (19,6 Millionen €) belaufe, und im Jahr 2023 für diese Maßnahme insgesamt 14,3 Mrd. Dinar (122 Millionen €) gezahlt würden. Er fügte hinzu, dass die Maßnahme für alle Milchkühe gelten werde.
Die Prämien für Milch werden im zweiten, dritten und vierten Quartal von 15 (0,13 €) auf 19 Dinar (0,16 €) pro Liter erhöht. Außerdem wurde eine Margengrenze vereinbart.
Nach dem Treffen erklärten sie, sie seien mit dem Gespräch unzufrieden, da die Regierung auf keine ihrer Forderungen eingegangen sei.
Die Proteste mehrerer landwirtschaftlicher Verbände in ganz Serbien gingen weiter. Die serbische Regierung teilte zuvor mit, dass sie bei den Verhandlungen mit den Landwirten immer wieder betont habe, dass sie lediglich keinen garantierten Milchpreis anbieten könne, da dies bei den Kosten eines jeden Produkts nicht möglich sei. (euroactive.de)
Österreich: MGN übernimmt weitere zehn Prozent NÖM AG-Anteile von Raiffeisen-Holding
Die Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien gibt zehn Prozent ihrer Anteile an dem Molkereiunternehmen NÖM AG an die MGN Milchgenossenschaft Niederösterreich ab. Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien hält künftig 65 Prozent der NÖM-Anteile und bleibt somit weiterhin Mehrheitseigentümerin. Niederösterreichs Milchbauern halten nun 35 Prozent der Anteile an dem Molkereiunternehmen mit Sitz in Baden.
MGN-Obmann Martin Steiner zufolge trage die Erhöhung der Beteiligung der MGN am Milchverarbeitungsunternehmen NÖM AG zur Vertiefung der langjährigen strategischen Zusammenarbeit bei. Die Mitglieder, Niederösterreichs Milchbäuerinnen und-bauern, übernehmen damit zukünftig noch mehr Verantwortung bei der Milchverarbeitung und der Milchvermarktung.
Raiffeisen-Holding NÖ-Wien Generaldirektor Michael Höllerer sieht in diesem Schritt ein wichtiges Signal für eine starke, ökonomisch nachhaltige Kooperation: „Wir sind seit rund 30 Jahren Eigentümer der NÖM AG und damit auch wesentlicher Partner der niederösterreichischen Milchbauern – uns ist es wichtig, dass regionale Produktion und ländliche Räume eine sichere Zukunft haben.“ (topagrar.com)
Großbritannien fürchtet „Käseblockade“
Seit dem Brexit hat sich die Lebensmittelindustrie in Großbritannien verändert. Im Februar und März wurde das frische Gemüse in den Supermärkten knapp, weil die Ernten in Marokko und Spanien schlecht waren – und für Großhändler weniger Kosten entstehen, wenn sie auf das europäische Festland liefern, wie ein Sprecher der britischen Bauernverbandes BGA im Gespräch mit „Euronews“ erklärte. Ab dem 1. November 2023 soll es als Resultat des Brexits zusätzliche Grenzkontrollen in Großbritannien geben. Das könnte zu Problemen bei dem Import u. a. von Rohmilchkäse, fürchtet Shane Brennan, Vorstandsvorsitzender der Cold Chain Federation – einem Importverband für gekühlte Lebensmittel – im Gespräch mit dem „Telegraph“. Brennan zufolge würden ab dem 1. November viele Importeure aus der EU ihre Bestellungen aus Großbritannien zum Weihnachtsgeschäft nicht einhalten können, es könne zu einer Käseblockade kommen. Einige Produkte würden vermutlich nicht erhältlich sein – und wenn, dann zu deutlich erhöhten Preisen.
(t-online.de)
EU: Pflanzenmilch soll nicht ins EU-Schulprogramm
Mit großer Mehrheit ist Anfang Mai vom Europäischen Parlament der Initiativbericht zur künftigen Umsetzung des Schulprogramms für Obst, Gemüse und Milch angenommen worden. Laut der Berichterstatterin und Europaabgeordneten Carmen Avram wird darin gefordert, „zusätzliche Mittel für die Beschaffung alternativer, diversifizierter Produkte im Rahmen des Programms bereitzustellen“, um deren Verträglichkeit im Fall von Ernährungseinschränkungen bei Kindern zu gewährleisten. Das derzeitige Programm biete beispielsweise nur Milchprodukte an, weshalb Kinder mit Laktoseintoleranz keine angemessenen Produkte verzehren könnten, so Avram gegenüber dem Nachrichtenportal „Euractiv“. Die Aufnahme von pflanzenbasierten Milchersatzdrinks in das EU-Schulprogramm wurde von den Parlamentariern allerdings mehrheitlich abgelehnt, da laktosefreie Milch als Alternative zur Verfügung stehe. Einig war sich das EU-Parlament darin, nur weitgehend naturbelassene Lebensmittel zu fördern, darunter auch Bioprodukte. Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) begrüßten die Annahme des Berichts. Sie forderten die Kommission auf, sich nun genau anzusehen, worauf sich die Abgeordneten geeinigt hätten und eine entsprechende Überarbeitung des Programms vorzubereiten. Diese soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen (LV Milch) wies darauf hin, dass auch Bildungsmaßnahmen, die das Wissen um die Produktion der Grundnahrungsmittel vertiefen sollen, wichtiger Bestandteil des EU-Schulprogrammes seien. Dazu gehörten unter anderem Bauernhofbesuche oder auch Unterrichtsangebote, wie sie die LV Milch im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen durchführe. (AgE)
Britische Freihandelsabkommen: Neuseeland Molkereiverband frohlockt
Neuseelands Molkereiverband (DCANZ) feierte das Inkrafttreten des Abkommens als Übergang zu einem vollständig zollfreien Zugang zum britischen Markt. „Nach dem 1. Januar 2028 werden die neuseeländischen Exporteure auf dem britischen Markt für alle Milchexporte die gleichen Bedingungen haben wie ihre europäischen Konkurrenten“, hob DCANZ-Geschäftsführerin Kimberly Crewther hervor. Dies sei wirklich ein hochwertiges Freihandelsabkommen, das diesen Namen verdiene. Großbritannien sei weltweit einer der größten Importmärke, auf dem Neuseeland bisher wegen der Zollnachteile nur einen Anteil von 0,1 % der wertmäßigen Molkereieinfuhren gehabt habe. „Die Abschaffung der Zölle wird den Kunden und Verbrauchern im Vereinigten Königreich die gleiche Möglichkeit geben, sich für hochwertige neuseeländische Milchprodukte zu entscheiden, wie für die europäischen Produkte, die derzeit den Handel dominieren“, so Crewther.
Lactalis Puleva verliert Großteil seiner Lieferanten
Wegen des Absenkens des Milchpreises hat der Molkereikonzern Lactalis Puleva in Südspanien jetzt einen Großteil seiner langjährigen Lieferanten an einen Konkurrenten verloren. Auslöser war, dass Lactalis Puleva den Milchpreis pro Liter laut Angaben des Bauernverbandes COAG um 9 Cent auf nun 51 Cent gesenkt hat. Kostendeckend könnten die Betriebe aber nur bei mindestens 58 Cent arbeiten, so COAG. Die Produktionskosten in der Milchviehhaltung seien massiv gestiegen und lägen in Spanien über dem EU-Durchschnitt. Besonders starker Widerstand kam von der Genossenschaft Alba Ganaderos, die in Andalusien gemäß eigenen Angaben pro Jahr etwa 130 Mio l Kuhmilch erzeugt und damit bisher 60 % der Rohstoffversorgung im Lactalis Puleva-Werk in Granada sicherstellte. Sie verwies auf das spanische Lebensmittelkettengesetz, demzufolge ein nicht kostendeckender Verkauf verboten ist, und unterstrich ihren Protest mit dem Entleeren von Milchtanks. Lactalis betonte, dass sein Auszahlungspreis im internationalen Vergleich weiterhin hoch sei. Außerdem habe man bei der Kalkulation die Kosten der Landwirte berücksichtigt. Eine Einigung zwischen den beiden Parteien kam nicht zustande. Wie die Genossenschaft nun mitteilte, haben ihre Mitglieder inzwischen in der andalusischen Genossenschaft Lácteos Covap nördlich von Córdoba einen neuen Abnehmer gefunden. Diese setzt bei der Werbung für ihre Produkte vor allem auf die Aspekte Regionalität und Qualität. Informationen dazu, welchen Erzeugerpreis Lácteos Covap für Kuhmilch zahlt, wurden nicht herausgegeben. Der Konsumentenpreis liegt im Internetshop der Genossenschaft bei etwas mehr als 1,40 Euro/l. Für 1 l Kuhmilch von Puleva muss der Kunde im Laden etwa 1,10 Euro bezahlen. Spaniens gesamte Milcherzeugung befindet sich infolge der gestiegenen Produktionskosten und der Dürre seit einigen Monaten in der Krise. Nachdem sich die Erzeugungsmenge laut Angaben des Milchindustrieverbandes Fenil in den neun Jahren bis 2021 von 6,31 Mio t auf 7,49 Mio t stetig erhöht hatte, brach sie 2022 ein und erreichte nur noch 7,32 Mio t. (AgE)
Ernährungsindustrie: Leichter Absatzrückgang und gemischte Stimmung
Die deutsche Ernährungsindustrie hatte im Februar 2023 leichte Absatzverluste zu verzeichnen. Laut dem am 8. Mai in Berlin veröffentlichten Konjunkturreport der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) nahm der Absatz der Lebensmittelhersteller ‑ verglichen mit dem Vorjahresmonat ‑ insgesamt preisbereinigt um 1,4 % ab. Mit einem Minus von 2,8 % war der Rückgang beim Auslandsgeschäft deutlicher als im Inland, wo der Absatz um 0,6 % sank. Demgegenüber steigerten die Unternehmen ihren Umsatz im Vergleich zu Februar 2022 um 17,2 % auf 18,3 Mrd Euro. Als Hauptgrund für diese Entwicklung nannte die BVE die gestiegenen Preise. Treiber ist vor allem das Inlandsgeschäft. Hier erwirtschaftete die Ernährungsbranche einen Umsatz von 11,7 Mrd Euro und baute damit das Vorjahresergebnis um nominal 20,3 % aus. Mit einem Plus von 12 % betrug der Umsatzgewinn im Ausland nominal 6,5 Mrd Euro. Nachdem sich in den letzten Monaten die Stimmung der Branche vom Rekordtief im Herbst 2022 stetig gebessert hatte, fallen die neuesten Daten zum ifo-Geschäftsklimaindex uneinheitlich aus. Während die aktuelle Geschäftslage nun überwiegend positiv bewertet wird, hat sich der BVE zufolge die Geschäftserwartung für die nächsten sechs Monate gegenüber dem Vormonat deutlich verschlechtert: 34,2 % der Befragten erwarten im Zeitraum schlechtere Geschäfte, wohingegen nur 10,3 % von einer Verbesserung ausgehen. (AgE)