Zwei deutsche Molkereien weiterhin unter den globalen Top 20

Dem aktuellen Ranking der Rabobank für das Jahr 2019 zurfolge rückte das Deutsche Milchkontor (DMK) mit einem Umsatz von rund 5,8 Mrd. € vom 13. Platz im Vorjahr auf den elften Rang vor. Derweil verteidigte der Müller-Konzern mit einem Umsatz von schätzungsweise 4,4 Mrd. € den 20. Platz. Die Schweizer Nestlé und die französische Lactalis führen nach Angaben der niederländischen Banker mit einem Gesamtumsatz von 19,7 Mrd. € beziehungsweise 18,8 Mrd. € – wie in den Vorjahren unangefochten – auch das Ranking 2019 an, die US-Genossenschaft Dairy Farmers of America (DFA) verbesserte sich mit einem Erlös von 18 Mrd. € um drei Plätze auf den dritten Rang. Dazu hat vor allem die Übernahme des Unternehmens Dean Foods beigetragen, das 2018 noch auf dem elften Platz rangierte. In der Folge rutschte der französische Konzern Lactalis mit einem Erlös von 16,3 Mrd. € auf den vierten Rang.
Unterdessen rückte das chinesische Molkereiunternehmen Yili mit einem Umsatz von 11,6 Mrd. € vom achten auf den fünften Platz vor und verdrängte hier die niederländische FrieslandCampina mit einem Erlös von 11,3 Mrd. € auf den siebten Platz. Die neuseeländische Fonterra verschlechterte sich mit 11,8 Mrd. € um zwei Ränge auf Platz sechs. Dagegen rückte die chinesische Mengniu mit 10,3 Mrd. € um zwei Plätze auf den achten Rang vor. Es folgt die dänisch-schwedische Arla Foods mit 10,5 Mrd. €, die zuvor noch Platz sieben belegt hatte. Auch die kanadische Saputo stieg ab, und zwar mit 10,1 Mrd. € auf den zehnten Platz. Neu in der Rangliste der weltgrößten Molkereiunternehmen ist die indische Gujarat Co-operative Milk Marketing Federation, die ihren Umsatz 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf 4,9 Mrd. € steigerte und damit auf dem 16. Platz landete. Nach Angaben der Rabobank hat die Genossenschaft ihre Milcheinkäufe und Verarbeitungskapazitäten in den vergangenen Jahren stetig ausgeweitet, neue Märkte erschlossen und neue Produkte lanciert.
Wie die niederländischen Fachleute weiter ausführen, erhöhten sich die gesamten Erlöse der Top-20-Molkereien im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2018 um 6,5 Prozent auf 188,9 Mrd. €. In Dollar gemessen habe sich aber nur ein „moderates“ Plus von 1,3 Prozent ergeben. Dazu hätten Wechselkurseffekte, Preissteigerungen und ein gebremstes organisches Wachstum der wichtigsten Produktkategorien beigetragen. Gleichzeitig habe sich die Zahl der Unternehmensfusionen und Übernahmen im gesamten Sektor nur um drei auf 115 erhöht. Davon seien allein 64 auf Europa entfallen. Im ersten Halbjahr 2020 seien indes nur 52 Geschäfte zustandegekommen, was auf die Corona-Krise zurückgeführt wird. In der Folge dürfte sich das Umfeld für Übernahmen und Fusionen 2021 verbessern. Allerdings erwartet die Rabobank für das kommende Jahr nur ein unterdurchschnittliches Wachstum der Milchproduktion in den meisten der wichtigen Exportländer. Diese Einschätzung begründen die niederländischen Fachleute mit höheren Erzeugungskosten durch strengere Umweltanforderungen. Erschwerend hinzu kämen ein schwächeres Wirtschaftswachstum in China und eine coronabedingte weltweite Rezession. Deshalb bestehe für die Unternehmen die Gefahr sinkender Gewinne. (AgE)

Arla liefert in Corona-Zeiten starkes Halbjahresergebnis

Die Corona-Pandemie hat auch die europäische Molkereigenossenschaft Arla Foods vor große Herausforderungen gestellt, doch zeigen die Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2020, dass das Unternehmen die Krise bestens gemeistert hat. Wie Arla am 3. September mitteilte, legte der Erlös gegenüber den ersten sechs Monaten 2019 um 145 Mio. € oder 2,8 Prozent auf 5,38 Mrd. € zu. Maßgeblich dafür sei der mengenbasierte Umsatzanstieg von 10,4 Prozent bei den Marken im Einzelhandel gewesen, da Verbraucher im Lockdown mehr zu Hause gegessen hätten. Dies habe Verluste im Food-Servicegeschäft mehr als ausgeglichen. Der Halbjahresüberschuss belief sich auf 166 Mio. €; das waren 37 Mio. € oder 28,7 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Gleichzeitig verbesserte sich die Rentabilität durch einen Anstieg des Nettogewinnanteils am Umsatz von 2,3 Prozent auf 3,0 Prozent. „Die vergangenen Monate waren wirklich absolut außergewöhnlich. Die Corona-Pandemie ist eine der schwerwiegendsten Krisen, die ich als CEO von Arla erlebt habe“, erklärte Hauptgeschäftsführer Peder Tuborgh. Der Corona-Shutdown habe bei den Verbrauchern eine sehr schnelle Veränderung der Essgewohnheiten bewirkt. Arla habe umgehend Milch aus dem wegbrechenden Gastronomie-Geschäft in den Einzelhandelsbereich umgeleitet und dank der Mitarbeiter erfolgreich die Versorgung mit nachgefragten Produkten aufrechterhalten. „Das zeigt, wie robust und agil unsere Genossenschaft für unsere Milchbauern tatsächlich ist“, betonte Tuborgh. Zu den positiven Entwicklungen im ersten Halbjahr 2020 gehört laut Arla auch, dass im Rahmen des Transformations- und Kosteneinsparprogramms „Calcium“ mit 69 Mio. € mehr Geld eingespart werden konnte als erwartet. Zudem habe trotz weltweit schwieriger Marktbedingungen an die Genossenschaftsmitglieder ein stabiler und wettbewerbsfähiger Milchpreis ausgezahlt werden können. Der Milch-Leistungspreis habe mit 37,0 Cent/kg sogar um 0,9 Cent über dem Niveau des ersten Halbjahres 2019 gelegen.
In den einzelnen Bereichen beziehungsweise Regionen wies das internationale Geschäft außerhalb Europas mit einem Umsatzplus von 22,1 Prozent auf 1,02 Mrd. € im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr das stärkste Wachstum auf. Hauptreiber dafür war laut Arla die Region Naher Osten und Nordafrika, wo der Lockdown zu einer stärkeren Nachfrage der Privathaushalte führte. In Europa fiel der Erlösanstieg mit 0,9 Prozent auf 3,18 Mrd. E€ moderat aus. Zudem wuchs das Geschäftsfeld Zutaten um 2,4 Prozent auf 360 Mio. €, während im Bereich Handel wegen cornabedingt eingeschränkter Geschäfte und gefallenen Rohstoffpreisen der Umsatz um 8,3 Prozent auf 790 Mio. € sank. Mit dem Deutschlandgeschäft zeigte sich Arla zufrieden, da hierzulande das Geschäft mit den eigenen Marken um 9,3 Prozent zulegte. Als Risikofaktoren für die zweite Jahreshälfte sieht Arla die ungewissen Folgen der Corona-Krise und nachteilige Brexit-Verhandlungen. Laut Tuborgh muss das Unternehmen langfristig so aufgestellt werden, dass es „erfolgreich durch die erwartete globale Rezession navigiert“ werden kann. Dafür müsse der Molkereikonzern agil und widerstandsfähig sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Trotz der unsicheren externen Faktoren geht Arla davon aus, die Ziele für das Gesamtjahr 2020 zu erreichen. Die Umsatzprognose für den Gesamtkonzern beläuft sich auf 10,4 Mrd. € bis 10,8 Mrd. €, der Nettogewinnanteil soll zwischen 2,8 Prozent bis 3,2 Prozent des Umsatzes liegen. Dazu beitragen soll ein mengenbasiertes Umsatzwachstum durch strategische Marken von mehr als sechs Prozent und eine Kostensenkung von 90 Mio. € bis 100 Mio. € im Calcium-Programm. (AgE)

Guter Inlandsabsatz lässt Umsatz der Ernährungsindustrie steigen

Nach den coronabedingten Rückgängen in den Vormonaten sind die Erlöse der Ernährungswirtschaft im Juni erstmals wieder im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am 31. August in ihrem Konjunkturreport mitteilte, verzeichnete die Branche im Berichtsmonat gegenüber Juni 2019 einen Umsatzanstieg von 3,6 Prozent auf 14,97 Mrd. €. Das Wachstum ist laut BVE auf die um 6,7 Prozent gestiegenen Absatzzahlen im Inland zurückzuführen; gleichzeitigt befestigten sich die Erzeugerpreise am heimischen Markt um 0,5 Prozent. Der mengenmäßige Export von Lebensmitteln nahm dagegen im Vorjahresvergleich um 2,7 Prozent ab, was bei leicht abgeschwächten Verkaufspreisen zu einem Minus bei den Ausfuhrerlösen von 3,5 Prozent auf 4,80 Mrd. € führte. Wie schon in den Monaten zuvor zeigten sich der BVE zufolge auch im Juni die negativen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Produktion. Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex verringerte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,0 Prozent. Bezüglich der Beschaffungskosten von Agrarrohstoffen war zuletzt für die Lebensmittelproduzenten eine leichte Entspannung zu verzeichnen, denn im Juli 2020 gab der Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Prozent nach und lag bei 86,5 Punkten. Im Vorjahresvergleich sank der Index um 3,8 Prozent. Derweil hat sich die Stimmung der Branche etwas eingetrübt, denn der dafür maßgebliche Indikator des ifo-Geschäftsklimaindex ging im August erstmals seit April wieder zurück, und zwar im Vormonatsvergleich im Saldo um 6,4 Punkte auf 5,5 Punkte. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fiel dabei positiver aus als im Juli; sie stieg auf insgesamt 11,4 Punkte. Die Geschäftserwartung der nächsten Monate spricht laut BVE hingegen für einen pessimistischen Blick in die Zukunft. Der Indikator sank um 17,4 Punkte auf einen Saldo von insgesamt minus 0,2 Punkte. (AgE)

Italien bekräftigt Ablehnung gegen Nutri-Score

Italien hat seinen Widerstand gegen die Einführung der Nährwertampel Nutri-Score auf europäischer Ebene nochmals bekräftigt. Wie Landwirtschaftsministerin Teresa Bellanova anlässlich des informellen Agrarratstreffens in dieser Woche in Koblenz klarstellte, wird ihr Land weiterhin den Weg der eigens entwickelten Kennzeichnung „NutrInform Battery“ verfolgen. Dieses System berücksichtige den täglichen Bedarf an Nährstoffen und biete dem Verbraucher nützliche Informationen, um ihn bei einer gesünderen Ernährung zu unterstützen, so die Ressortchefin. Die „NutrInform Battery“ gibt die Kalorien sowie die Gehalte an Fett, gesättigten Fetten, an Zucker und Salz an und setzt diese ins Verhältnis zum täglichen Bedarf.
Laut der Sozialdemokratin besteht in dieser Frage unter anderem mit Frankreichs Landwirtschaftsminister Julien Denormandie keine Übereinstimmung, da Paris die Nährwertampel bevorzuge. Bellanovas Klarstellung dürfte die Bemühungen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner nach einem einheitlichen EU-weiten Vorgehen bei der Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln erschweren.
Die Italienerin kritisiert unter anderem die Nutri-Score-Einstufung traditioneller Nahrungsmittel und will daher Erzeugnisse mit geschützter Herkunftsangabe von einer Kennzeichnungspflicht ausnehmen. Wichtige Bestandteile der traditionellen Ernährung wie extra natives Olivenöl dürften nicht mit einer roten Ampel versehen werden, betonte Bellanova.
Große Übereinstimmung besteht der römischen Ministerin zufolge allerdings bei der Forderung nach einer verpflichtenden Angabe des Ursprungslandes. In dieser Frage sei man sich unter anderem mit Frankreich einig. Nach einem bilateralen Gespräch mit Denormandie erklärte Bellanova, dass man die EU-Kommission in dieser Frage so schnell wie möglich „zu mutigen“ Entscheidungen auffordern wolle. Auch Klöckner ließ auf dem Agrarratstreffen Sympathien für transparentere Angaben zum Ursprungsland erkennen. AgE

Allgäu Milch Käse eG: Generalversammlung unter freiem Himmel

245 Mitglieder folgten trotz der widrigen Bedingungen aufgrund der Pandemie der Einladung von Vorstandsvorsitzenden Hermann Breher und erscheinen zur 59. ordentlichen Generalversammlung.
Hierfür wurden in der Freilichtbühne Altusried 3.900 von 4.300 Sitzplätzen abgesperrt, sodass 400 Mitglieder mit ausreichend Sicherheitsabstand an der Versammlung hätten teilnehmen können. Beim Einlass wurde streng kontrolliert, dass Masken getragen und der Mindestabstand eingehalten wird. Ebenso gab es in diesem Jahr erstmalig ein Verpflegungspaket für die Landwirte.
Im Jahr 2019 wurde der Allgäu Milch Käse eine Milchmenge von 450 Mio. kg angeliefert. Davon wurden in Kimratshofen 358 Mio. kg verwendet, der Rest verteilt sich auf die Tochterunternehmen der Genossenschaft. Insgesamt verwertet die Genossenschaft fünf verschiedene Milchsorten: Konventionelle Milch, Heumilch, Bio-Milch, Bio-Heumilch und Bergbauernmilch.
Der durchschnittliche Milchpreis der Molkerei inkl. aller Zu- und Abschläge ohne MwSt. betrug im Jahr 2019 39,4 Cent/kg. Der Umsatz stieg auf 228 Mio. €. Das Investitionsvolumen betrug in den letzten 10 Jahren 40 Mio. €. Insgesamt beschäftigt die Genossenschaft 150 Mitarbeiter und bildet in 2 Ausbildungsberufen aus. (topagrar.com)

Verkauf australischer Molkerei an Chinas Mengniu Dairy gescheitert

Die zunehmenden politischen und handelspolitischen Spannungen zwischen Australien und China haben jetzt die geplante Übernahme der australischen Molkerei Lion Dairy & Drinks durch den chinesischen Molkereigiganten Mengniu Dairy zum Platzen gebracht. Der Deal war bereits im vergangenen Jahr mit dem japanischen Eigentümer von Lion, dem Getränkekonzern Kirin, eingefädelt worden; damals war ein Kaufpreis von 600 Mio A$ (365 Mio Euro) vereinbart worden. Die Übernahme war auch von der australischen Wettbewerbs- und Verbraucherkommission (ACCC) und dem Rat für Auslandsinvestitionen (FIRB) befürwortet worden. Nun grätschte jedoch Australiens Finanzminister Josh Frydenberg dazwischen und erklärte, dass „dieser Verkauf gegen das nationale Interesse verstoßen würde“. Nach einer kürzlichen Änderung des Auslandsinvestitionsgesetzes hat der Minister das letzte Wort und kann die Entscheidung der Wettbewerbshüter überstimmen. Der japanische Getränkehersteller Kirin und die chinesische Großmolkerei Mengniu rechnen nun nicht mehr mit einer Genehmigung des Übernahmedeals und haben diesen nach eigenen Angaben aufgegeben. Politische Beobachter sehen einen Zusammenhang mit den zunehmenden Spannungen beider Länder. Nachdem Australien eine unabhängige Untersuchung des Corona-Ausbruchs in China gefordert hatte, reagierte die Volksrepublik mit Drohungen gegen das Land, die auch den Agrarhandel betrafen. Seitdem hat Peking im Mai die Einfuhr von australischer Gerste wegen angeblichem Dumping mit einem prohibitiven Einfuhrzoll belegt und zudem vier großen Rindfleischexporteuren den Marktzugang versagt. Mitte August wurde eine Antidumpinguntersuchung gegen australischen Wein angekündigt. Vergangene Woche wurde schließlich mit John Dee in Queensland einem fünften australischen Rindfleischproduzenten die Ausfuhr nach China verboten, weil in dessen Fleisch Chloramphenicol gefunden worden sei (Umrechnungskurs: 1 A$ = 0,6078 Euro). (AgE )

Lebensmittelverband warnt vor paternalistischer Ernährungspolitik

Der Lebensmittelverband Deutschland hat die vom Wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) geforderte stärkere Ausrichtung von Lebensmittelerzeugung und -konsum anerkannt, warnt aber vor zu starken Eingriffen in das Konsumverhalten. Mit Blick auf das am 21. August vom WBAE vorgelegte Gutachten „Politik für eine nachhaltigere Ernährung“ betont der Verband, dass sich die deutsche Lebensmittelwirtschaft ausdrücklich zu ihrer Verantwortung bekenne, einen aktiven Beitrag für eine noch nachhaltigere Erzeugung, Veredlung, Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln zu leisten. Kritisch sieht der Lebensmittelverband Deutschland allerdings die bei der Präsentation des Gutachtens zum Ausdruck gekommenen Ansätze einer staatlichen Lenkung des Konsumverhaltens. „Die Aussagen, dass die ‚individuelle Handlungskontrolle‘ des Verbrauchers überschätzt würde und der Staat stärker gestalten müsse, zeigen eine paternalistische Lenkungsvorstellung, die den Geist des Obrigkeitsstaates atmet“, monierte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Christoph Minhoff. Er warnte, dass der Verbraucher hier von einem souveränen Bürger zum Objekt politischer Verhaltenssteuerung gemacht werden solle. Aus Sicht des Lebensmittelverbands darf das wichtige Thema einer nachhaltigeren Ernährung nicht missbraucht werden. Freiheit und Souveränität von Verbrauchern und Wirtschaft dürften nicht unter dem Deckmantel einer gut gemeinten „Fürsorge“ ausgehebelt werden. Vielmehr müsse an den richtigen Stellen angesetzt werden, um den Verbrauchern durch Bildung das notwendige Werkzeug für eine nachhaltige Kaufentscheidung an die Hand zu geben. Insbesondere die Legitimation staatlicher Ernährungssteuerung müsse kritisch geprüft werden, mahnte der Lebensmittelverband. Unzulässige Eingriffe in die individuelle Entscheidungsautonomie seien nicht zielführend und würden auch beim Verbraucher auf Akzeptanzprobleme stoßen. (AgE)

Ernährungsindustrie favorisiert beim Lieferkettengesetz europäische Lösung

Für eine europäische Lösung anstatt eines nationalen Lieferkettengesetzes spricht sich die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) aus. „Unser Ziel bleibt ein gesetzlicher Rahmen auf europäischer Ebene, der eine Bemühungs- und keine Erfolgspflicht für Unternehmen begründet“, erklärte BVE-Geschäftsführerin Stefanie Sabet anlässlich der Veröffentlichung eines Positionspapiers der Bundesvereinigung zu Eckpunkten für die Prüfung regulatorischer Maßnahmen zur Umsetzung der VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Sabet warnte davor, Staatsverantwortung auf Unternehmen zu verlagern. Ziel müssten verbindliche Standards für erwartete Verhaltensweisen und Verfahren sein, nicht jedoch Vorgaben zu von den Unternehmen sicherzustellenden Ergebnissen. Darüber hinaus müsse klargestellt werden, wann und womit Unternehmen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachkommen. Schließlich müssten der Anwendungsbereich klar geregelt und doppelte Berichtspflichten vermieden werden. Kritisch bewertet die BVE-Geschäftsführerin auch die Pläne zur Einführung einer Haftungspflicht. Die direkte oder indirekte Einführung einer zivilrechtlichen Lieferkettenhaftung würde ihrer Auffassung nach im klaren Widerspruch zu den UN-Leitprinzipien stehen, die eine Risikoverlagerung auf Unternehmen ausdrücklich ausschließen. Zu befürchten seien Verzerrungen in den Lieferketten zulasten der vielen Kleinbauern in Entwicklungsländern. Insgesamt seien die bisher diskutierten Vorschläge zur Umsetzung der UN-Leitprinzipien noch unkonkret und auslegungsbedürftig, wenn es um den Anwendungsbereich und um unternehmerische Verhaltensmaßstäbe gehe, so Sabet. Das schaffe Rechtsunsicherheit für Unternehmen und könne im schlimmsten Fall auf eine Vielzahl unterschiedlicher juristischer Einzelfallentscheidungen hinauslaufen. (AgE)

Verbände warnen vor Schwächung der Lebensmittelüberwachung

Eine gravierende Schwächung der Lebensmittelüberwachung in Deutschland befürchten der Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT), der Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure Deutschlands (BVLK) und die Verbraucherorganisation foodwatch. In einer gemeinsamen Pressekonferenz am 28. August in Berlin forderten die Verbände die Länder auf, die vom Bundeslandwirtschaftsministerium angestrebte Neufassung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift Rahmen-Überwachung (AVV-Rüb) Mitte September im Bundesrat zu stoppen. Begründet wird die Forderung mit einer geplanten deutlichen Verringerung von Pflicht-Lebensmittelkontrollen in den Betrieben und einer weiteren Verschärfung der ohnehin angespannten Personalsituation in den Ämtern. „Bei einer voraussehbaren Reduzierung der Plankontrollen um bis zu 30 % ist von einem Rückschritt beim vorbeugenden gesundheitlichen Verbraucherschutz auszugehen“, warnte BbT-Präsident Dr. Holger Vogel. Die jetzt vorgesehene Fokussierung auf Anlasskontrollen bedeute, den Lebensmittelrechtsverstößen und damit der Gefährdung der Verbraucher hinterherzulaufen. Nach den Worten des stellvertretenden BVLK-Vorsitzenden Maik Maschke sollte eine Verringerung der Kontrollhäufigkeit dem Ergebnis einer guten Unternehmerleistung, nicht jedoch der „Kassenlage der öffentlichen Hand“ geschuldet sein. Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker warf Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner vor, sie täusche die Öffentlichkeit, indem sie ihre Reform als Stärkung der Kontrollen verkaufe. Hingegen sei „das glatte Gegenteil“ der Fall. Die Lebensmittelüberwachung benötige unabhängige Strukturen, Transparenz, einen konsequenten Vollzug und endlich die nötigen Stellen, um ihren Aufgaben nachkommen zu können. (AgE)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 26. August

Die hohen Temperaturen in Deutschland haben die Milchanlieferungen Mitte August stärker zurückgehen lassen. Laut Schnellberichterstattung der ZMB wurden in der 33. Woche 2,5 % weniger Milch erfasst als in der Vorwoche. Die Vorjahreslinie wurde damit um 1,9 % unterschritten. Dem Vernehmen nach haben auch die Gehalte an Inhaltsstoffen spürbar nachgelassen. Für die vergangene Woche berichten die Molkereien über einen weiteren deutlichen Rückgang des Milchaufkommens.
Die Hitzewelle hat zu einer verringerten Rohstoffverfügbarkeit und gleichzeitig einem erhöhten Bedarf für die Herstellung von Milchfrischprodukten geführt. In der Folge haben die Preise für Industrierahm und Magermilchkonzentrat im Laufe der vergangenen Woche kräftig angezogen. Aktuell sind sie auf dem hohen Niveau stabil.
Am Markt für Magermilchpulver in Deutschland haben sich festere Tendenzen durchgesetzt. Mit dem nahenden Ende der Sommerpause haben sich die Aktivitäten zuletzt belebt. Es hat sich aber noch kein normales Niveau eingestellt. Es gehen wieder mehr Anfragen bei den Werken ein, die teilweise auch zu Abschlüssen führen. Auch vom Weltmarkt kommen Anfragen, obwohl aus den USA günstigere Offerten vorliegen. Offensichtlich besteht aber teilweise eine Präferenz für europäische Ware. Die Verfügbarkeit von freier Ware ist begrenzt.
Durch den starken hitzebedingten Rückgang des Milchaufkommens in den letzten Wochen hat sich das Angebot zuletzt zusätzlich verringert. Die Werke haben bereits vor der Hitzewelle über eine gute Auftragslage verfügt und waren entsprechend zurückhaltend mit Angeboten. Diese Entwicklung hat sich nun noch verstärkt. Die niedrigsten Preise der vergangenen Wochen sind inzwischen Vergangenheit. Bei aktuellen Anfragen werden höhere Preise gefordert. Für Lebensmittel- und für Futtermittelware werden festere Preise erzielt. Das Kaufinteresse für Futtermittelware ist weiter vergleichsweise ruhig.
Der Geschäftsverlauf bei Vollmilchpulver ist von geringen Umsätzen gekennzeichnet. Die Produktion ist derzeit gering, da andere lukrativere Verwertungsoptionen bestehen. Es kommen kleinere Abschlüsse am Binnenmarkt und vereinzelt auch kleinere Exportgeschäft zu Stande. Die Preise bewegen sich weiter auf dem Niveau der Vorwochen.
Bei Molkenpulver ist ein ruhiges Marktgeschehen zu beobachten. Lebensmittelware trifft auf eine ruhige Nachfrage. Die Preise bewegen sich weiter in der Bandbreite der Vorwoche. Futtermittelware wird zu stabilen Preisen ruhig gehandelt. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/proplanta)

Konflikt bei Alpenhain

Das Verhältnis zwischen der Molkerei Alpenhain aus Pfaffing im Landkreis Rosenheim und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ist derzeit etwas angespannt. Nachdem das Auto eines Gewerkschaftssekretärs angeblich von der Molkerei per Parkkralle stilllgelegt wurde, wirft die Gewerkschaft dem Unternehmen unlautere Mittel vor.
Wie der Bayerische Rundfunk erfahren hat, soll sich der Vorfall am Dienstag bei einem Besuch eines Gewerkschaftssekretärs beim Betriebsrat des Käseherstellers ereignet haben. Geschäftsführer Robert Winkelmann soll gesagt haben, man müsse „die Gewerkschaft von den Mitarbeitern fernhalten. Dann geht es ihnen besser“, meldet der BR.
Während die Gewerkschaft das als Einschüchterungsversuch wertete, hat sich die Molkerei auf Anfrage des Senders verteidigt. Zum einen sei die oben genannte Aussage des Alpenhain-Geschäftsführers so nicht gefallen und „sinngemäß aus einem größeren Zusammenhang konstruiert.“ Der Geschäftsführer habe darauf hingewiesen, dass das Vorgehen der NGG gerade in Corona-Zeiten verantwortungslos sei und mehr Schaden als Nutzen anrichte. Deswegen habe Geschäftsführer Winkelmann gesagt, er sehe es als seine Pflicht, die Mitarbeiter vor einer „aus seiner Sicht zerstörerischen Haltung der Gewerkschaft zu schützen.“
Zum anderen habe man das Auto des Gewerkschaftssekretärs mit der Parkkralle festgesetzt, um ihn auf die rechtliche Situation hinzuweisen. Seit September vergangenen Jahres gelte ein richterlicher Beschluss, demnach der Gewerkschaftssekretär das Gelände nur nach Anmeldung betreten dürfe oder zu Sitzungen des Betriebsrates sowie Betriebsversammlungen. Nichts davon habe beim gestrigen Besuch zugetroffen, so das Unternehmen. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat von Alpenhain fordern schon länger einen Tarifvertrag für die rund 450 Beschäftigten am Standort Pfaffing. Zuletzt haben sie den Druck auf das Unternehmen erhöht, vor wenigen Wochen 24 Stunden lang das Werk bestreikt. Das Unternehmen lehnt einen Tarifvertrag mit der Begründung ab, dass sich gute Arbeitsbedingungen „am besten innerbetrieblich gestalten“ ließen. (Topagrar.com)

Halbjahresbilanz: Deutsche Milchexporte besser als erwartet

Fast 650.000 t deutscher Käse sind im ersten Halbjahr dieses Jahres außerhalb der deutschen Grenze abgesetzt worden, erklärt die Export-Union für Milchprodukte (EXU). In den beiden Vorjahren waren es etwa 630.000 t. Dabei haben Drittländer für einen ordentlichen Schub gesorgt und fragten fast 10 % mehr nach als im Vorjahr. Das sind mittlerweile 112.400 t Käse, die die EU aus Deutschland heraus verlassen. In Nordafrika fragten insbesondere Algerien (2.000 t) und Libyen (2.800 t) deutschen Käse nach, während sich Südafrika (-49 %) bedeckt hielt. Auch Chile hat dieses Jahr bisher mit einer Menge von knapp 4.200 t rund 10 % weniger geordert. Als möglichen Grund nennt die EXU die diesjährigen inneren politischen Auseinandersetzungen.
Der Butterabsatz erreichte im Betrachtungszeitraum sehr gute Ausfuhrmengen. Nach jetzigem Stand exportierte Deutschland rund 76.000 t Butter, was dem Ergebnis aus den beiden sehr guten Jahren 2015 (76.600 t) und 2016 (77.700 t) entspricht. Die EU-Nachbarn haben mit 67.500 t erheblich mehr (+18 %) als im Vorjahr bestellt. Saudi-Arabien hat in diesem Jahr offenbar besonderen Bedarf und erhöhte die Menge um rund 900 t, erklärt die EXU. Allerdings bewegt sich Saudi-Arabien mit derzeit 1.100 t auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, ist aber wichtigster Drittlandspartner. Südkorea erhöhte die Einfuhrmengen an deutscher Butter von 430 t auf 870 t, sowie das Vereinigte Königreich (+13 %/ 584 t). Im Gegensatz dazu Japan, hier gingen die Mengen von 1.100 auf knapp unter 500 t zurück.
Molkenpulver ebenfalls über Vorjahr
Auch Molkenpulver bleibt mit 166.000 t rund 10.000 t über dem Vorjahr. Wie die EXU berichtet, gingen zum einen erhebliche Mengen mehr in die Niederlande (16.000 t), zum anderen hat auch China wieder mehr Interesse gezeigt. Für Molkenkonzentrat, das eigentlich nur mit Nachbarländern in der EU gehandelt wird, weist die Statistik ein Plus von 20.000 t aus.
Währenddessen gingen die Ausfuhren von Milch und Rahm in Kleinpackungen in die EU-Nachbarstaaten um 30 % zurück, gleichzeitig wurde außerhalb der EU 15 % mehr abgesetzt. Bemerkenswert sind nach Angaben der EXU die um 22 % gestiegenen Ausfuhren von Trinkmilch nach China (157.800 t), obwohl es im Kontext der Corona-Pandemie zu logistischen Problemen kam. Das Handelsdefizit für diese Kategorie insgesamt beläuft sich in Summe auf 8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die rückläufige EU-Nachfrage bei Trinkmilch ist aber keinesfalls ein durch Corona bedingtes Ergebnis. Schon seit mehreren Jahren sind die Mengen, insbesondere nach Frankreich, den Niederlanden und Italien, stark rückläufig. Dieser Trend hat sich in diesem Jahr fortgesetzt. Wie die EXU vermutet, spielt dabei die Herkunftskennzeichnung eine Rolle, die von einigen Mitgliedstaaten patriotisch gehandhabt wird, während Deutschland weiterhin auf die EU-Herkunft setzt.
Auch die Ausfuhren von Tankmilch in die EU-Nachbarstaaten (-7,6 %) haben dieses Jahr deutlich abgenommen, u.a. nach Italien (-20 %). Stabil blieben die Tankmilchausfuhren in die Niederlande. Dänemark fragte 40 % mehr nach, blieb aber unter 40.000 t.
Auch für deutsche Kondensmilch (ungezuckert) lief es nicht so gut: 5 % weniger Absatzmenge in der EU und 37 % weniger in Drittländern führten dazu, dass das Vorjahresergebnis insgesamt um rund 20.000 t (-13,7 %) verfehlt wurde. Das Volumen in Drittländern macht rund ein Fünftel der gesamten Menge aus. In der EU war es vor allem Portugal, das noch schlechtere Zahlen verhindert hat. Mit 32.000 t wurden dorthin 6.500 t mehr als im ersten Halbjahr 2019 geliefert. Der asiatische Raum blieb mit 11.000 t etwa 4 % hinter dem Vorjahr zurück, was aber ein deutlich besseres Ergebnis ist als noch in den Vormonaten dieses Jahres, so die EXU. Kumuliert in den ersten drei Monaten belief sich der Rückgang auf knapp 36 %.
Weniger Nachfrage nach Magermilchpulver
Magermilchpulver wurde bislang nicht in dem Maße nachgefragt wie im ersten Halbjahr 2019. Verglichen zum Vorjahr führte Deutschland bisher rund 30.000 t weniger aus. Mit rund 190.000 t ist das Halbjahresergebnis von 2015 (187.000 t) erreicht. In den vergangenen drei Jahren überschritten die ausgeführten Mengen immer die Linie von 200.000 t, nicht zuletzt durch hohe Produktionsmengen und den Abbau von Beständen aus der Intervention.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die deutschen Molkereien und ihre Handelspartner vor große Herausforderungen gestellt, erklärt die EXU. Der internationale Handel mit Milchprodukten ist trotz der massiven negativen ökonomischen Effekte weitgehend stabil geblieben. Jedoch mussten Milchverarbeiter Produkte durch den Wegfall der Foodservice-Kunden im In- und Ausland günstiger verkaufen als noch vor einem Jahr. Der Wettbewerb zwischen Molkereien ist und bleibt auch in der Coronakrise hart. Unter dem Strich konnten die Milchmengen aus Deutschland zwar dank des starken Absatzes in Drittländern insgesamt gut bewältigt werden, aber in der Kasse der Molkereien ist leider deutlich weniger geblieben, heißt es weiter. Das spiegeln auch die niedrigeren Auszahlungspreise der deutschen Molkereien wider.
Die Pandemie ist nicht beendet und wird auch weiter die globalen Warenströme beeinflussen. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, zunehmender Zahlungsrisiken im Exportgeschäft sowie bedingt durch die schwache Währungsrelation zum Dollar und niedrigen Ölpreisen geht die EXU davon aus, dass die Situation für die Molkereiwirtschaft auf absehbare Zeit schwierig bleibt. (Topagrar.com)

Milchprodukte in Deutschland preisstabil gehandelt

Auch wenn die Schulferien in mehreren Bundesländern bereits zu Ende gegangen sind, verlief der Handel mit Standardmilchprodukten Mitte August in sommerlich eher ruhigen Bahnen. Die Absatzsituation wurde dabei von Analysten, zumindest im Inland, meist als gut beschrieben. Die amtlichen Notierungen für Butter sowie für Hart- und Schnittkäse änderten sich am 19. August  in Kempten und Hannover nicht. Am Fettmarkt waren Marktbeobachtern zufolge Sahne und abgepackte Butter fortgesetzt sehr gut gefragt, während die Verkäufe von Blockbutter noch im Sommerloch verharrten. Der Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) erwartet, dass sich im September die Nachfrage mit dem Ende der Ferienzeit und dem höheren Bedarf der Lebensmittelindustrie für die lose Ware wieder belebt. Die verschiedenen Käsesorten, insbesondere Schnittkäse, ließen sich laut Analysten gut im Markt platzieren, und auch der Absatz an den Großhandel und im Export hat nach dem Ende des Corona-Lockdowns merklich zugelegt. Nach Angaben der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) hat sich der Markt für Magermilchpulver zur Monatsmitte leicht belebt; es gebe wieder mehr Verkaufsgespräche. Etwas Unsicherheit herrsche angesichts der knappen Futtervorräte über die zukünftige Rohstoffverfügbarkeit. Die billigsten Offerten für Magermilchpulver seien mittlerweile vom Markt verschwunden. Die lebensmitteltaugliche Ware tendierte der Süddeutschen Butter- und Käsebörse zufolge preislich etwas fester; der maximal erzielbare Preis lag mit 2,20 Euro/kg um 2 Cent über dem Vorwochenniveau. Für Vollmilchpulver, wie auch Molkenpulver, gab es laut ZMB zuletzt nur eine verhaltene Nachfrage bei ausreichendem Angebot. Höhere Verkaufspreise blieben deshalb aus. Lediglich Süßmolkenpulver in Lebensmittelqualität ließ sich laut Kemptener Börse mit geringen Aufschlägen zwischen 1 Cent und 2 Cent in einer Spanne von 0,77 Euro/kg bis 0,86 Euro/kg verkaufen.Etwas mehr Preisbewegung als in Deutschland gab es zuletzt am Weltmarkt für Milcherzeugnisse. Bei der Auktion auf der Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) am Dienstag vergangener Woche (18.8.) gab der gewichtete Index aller sechs verkauften Milchprodukte gegenüber der Versteigerung von Anfang August um 1,7 % nach; das war die dritte Handelsrunde mit Abschlägen in Folge. Lediglich Magermilchpulver konnte sich der negativen Preistendenz entziehen und erlöste im Mittel aller Kontrakte und Fälligkeiten mit 2 608 $/t (2 200 Euro) gegenüber der vorherigen Auktion 1,1 % mehr Geld. Vor allem für die prompte Lieferung im September mussten die Käufer tief in die Tasche greifen: Der Preis stieg um 11,1 % auf 3 156 $/t (2 663 Euro), was deutlich über dem Niveau in der Europäischen Union liegt. Das umsatzstärkste GDT-Produkt Vollmilchpulver verzeichnete dagegen bei der jüngsten Auktion einen durchschnittlichen Preisabschlag von 2,2 % auf 2 936 $/t (2 477 Euro); damit wurde das vergleichbare Vorjahresniveau um gut 5 % verfehlt. Auch Butter konnte seinen Verkaufswert nicht halten, der gegenüber der Auktion vor zwei Wochen um 2,0 % auf 3 370 $/t (2 843 Euro) sank. Damit wurde ein neues Jahrestief 2020 erreicht. Zudem brachte der Verkauf von wasserfreiem Milchfett den Anbietern 2,9 % geringere Erlöse ein; Laktose verbilligte sich um 3,3 %. Den stärksten Preisabschlag verzeichnete Cheddarkäse mit 3,6 % auf 3 442 $/t (2 904 Euro); auch bei diesem Produkt wurde damit ein neuer Jahrestiefwert erreicht. (Umrechnungskurs: 1$ = 0,8437 Euro). (AgE)

Milcherzeugerverbände fordern Umsteuern in der Agrarpolitik

Im Rahmen des „Milchdialogs“, zu dem der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) eingeladen hatte, haben sich mehrere Erzeugerverbände und Organisationen auf ein gemeinsames Positionspapier verständigt. Wie der BDM am 20. August mitteilte, sind in diesem wichtige politische Zielsetzungen und Handlungsnotwendigkeiten zusammengefasst, um die Erzeuger zu stärken und in die Lage zu versetzen, die großen betrieblichen und politischen Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Dazu gehört unter anderem eine Abkehr der EU-Agrarpolitik von der Ausrichtung auf eine globale Wettbewerbsfähigkeit über Billigpreise, eine Stärkung der Marktstellung von Milchviehhaltern, existenzsichernde Marktpreise sowie eine angemessene Entlohnung von Umwelt- und Tierwohlleistungen. Bei internationalen EU-Handelsabkommen müssten die hiesigen hohen Standards gelten. Unterzeichnet wurde das Positionspapier vom BDM, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Land schafft Verbindung Deutschland (LsV), European Milk Board (EMB), den Freien Bauern und den großen Milcherzeugergemeinschaften MEG Milch Board, MEG NRW und MEG Rheinland-Pfalz sowie der neu gegründeten Bauern und Land Stiftung. „Wir freuen uns, dass es uns – bei all unseren unterschiedlichen Ansätzen – gelungen ist, uns auf diese wesentlichen Punkte zu einigen“, erklären die Teilnehmer des Milchdialogs. Bei der anstehenden EU-Agrarministerkonferenz oder den Sitzungen der Zukunftskommission Landwirtschaft sowie weiteren Anlässen werde über die Ausgestaltung der Zukunft der Landwirtschaft entschieden. Da sei die gemeinsame Positionierung der Interessensvertretungen der Landwirte mit Blick auf die kommenden politischen und betrieblichen Herausforderungen ein wichtiges Signal aus dem Berufsstand an die Politik. Dem AbL-Bundesvorstandsmitglied Elisabeth Waizenegger zufolge verdeutlicht das Papier, dass „die Bäuerinnen und Bauern einen Umbau in der Agrar- und Außenhandelspolitik wollen, die die Billigstrategie durchbricht und den Höfen ein existenzsicherndes Einkommen ermöglicht“. Die Landwirte seien bereit, gesellschaftliche Anforderungen für mehr Tierwohl, Klimaschutz, Artenvielfalt, Gewässerschutz und Luftreinheit zu erfüllen, wenn die zusätzlichen Leistungen honoriert würden. (AgE)

Auswertungsergebnisse von QM-Milch zeigen Stärken und Schwächen

Das Qualitätssicherungssystem für die Milcherzeugung (QM-Milch), das 2017 mit einem Modul in eine dreijährige Pilotphase gestartet ist, hat nun die Daten von 7 500 daran teilnehmenden Milcherzeuger ausgewertet. Wie QM-Milch am 21. August mitteilte, zeigen die Ergebnisse, dass die Betriebe im Hinblick auf Nachhaltigkeit mehr Stärken haben als angenommen; bei einigen Kriterien gebe es allerdings Optimierungsbedarf. Die Milcherzeuger konnten mit einer guten Ausbildung überzeugen; mehr als ein Drittel hatte höhere Bildungsabschlüsse, und gut die Hälfte nutzte Fortbildungen und Beratungen. Mit 93 % wird der Großteil der Milchkühe in Laufställen gehalten; Kuhkomforteinrichtungen für mehr Tierwohl sind weit verbreitet. Im ökonomischen Bereich gaben 54 % der Milcherzeuger an, auch in zehn Jahren noch Milchproduktion zu betreiben; 27 % wollen jedoch austeigen. Damit verbunden ist, dass über die Hälfte der Betriebe mit der wirtschaftlichen Situation nicht zufrieden ist. Nachholbedarf gibt es laut QM bei einigen Landwirten beispielsweise beim Risikomanagement. Vor dem Hintergrund volatiler Preise und extremer Wetterereignisse werde dieser Bereich zukünftig immer wichtiger. Nachdenklich sollte die Aussage stimmen, dass fast jede fünfte Betriebsleitung die eigene Arbeitsbelastung als dauerhaft sehr hoch und dabei oft auch über das persönliche Limit hinausgehend einschätzt. Trotz des hohen Zeitaufwandes engagierten sich 67 % der Betriebe ehrenamtlich, womit zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in ländlichen Regionen beigetragen werde. Unter ökologischen Gesichtspunkten ist QM zufolge positiv hervorzuheben, dass Landschaftselemente, ökologisch wertvolle Flächen und extensives Grünland mit einem Anteil von 3 % auf den Betrieben stärker verbreitet sind als erwartet. Optimierungsbedarf gebe es noch beim Nährstoff- und Güllemanagement, wie Kenntnisse über die Nährstoffgehalte der Gülle. Positiv sei, dass jeder zweite Milcherzeuger „grüne Energie“, insbesondere Solarenergie, erzeuge. Der Vorstandvorsitzende des QM-Milch, Bernhard Krüsken, wies darauf hin, dass sich vor einigen Jahren bewusst für die Erarbeitung und Umsetzung des QM-Nachhaltigkeitsmoduls entschieden worden sei. „Damit wollen wir als Milcherzeuger zeigen, dass wir uns längst auf den Weg gemacht haben, Entwicklungen anzugehen“, erläuterte Krüsken. Wie die Ergebnisse zeigten, könnten dabei enorme Stärken vorgewiesen werden. „Mit dem Nachhaltigkeitsmodul haben wir ein zusätzliches Monitoringinstrument, mit dem das hohe Niveau in der Milcherzeugung gegenüber den Abnehmern im Markt sowie gegenüber der Gesellschaft dargestellt werden kann“, betonte der QM-Vorstandsvorsitzende. Wichtig sei es, die Wertschätzung dafür zu erhöhen und einen angemessenen Preis für hochwertige und nachhaltig produzierte Produkte zu erzielen. Im Juli wurde bekanntgegeben, dass das Projekt „QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch“ aufgrund der positiven Resonanz für weitere drei Jahre unter dem Titel „QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch 2.0“ fortgesetzt wird. Dabei werden mindestens 27 Molkereien das in Kooperation mit dem Thünen-Institut (TI) für Betriebswirtschaft geführte Modul weiter anwenden. Da die Finanzierung durch das Bundeslandwirtschaftsministerium ausgelaufen ist, wird das Folgeprojekt nun von den teilnehmenden Unternehmen selbst finanziert. (AgE)

Neuseelands Milchbauern melden sich vor Parlamentswahl zu Wort

Die Parlamentswahl in Neuseeland ist coronabedingt auf den 17. Oktober verschoben worden, doch die Milchbauern haben bereits jetzt ihre wichtigsten politischen Anliegen für die neue Regierung formuliert. Dafür hatte der Milcherzeugerverband (DairyNZ) die Farmer im ganzen Land befragt. „Bei dieser Wahl wollen wir den Anliegen und Prioritäten der Milchbauern Ausdruck verleihen, damit die Politiker die Probleme, die sich auf die Landwirte auswirken, besser verstehen können“, erläuterte DairyNZ-Geschäftsführer Tim Mackle. Bei der Umfrage „Blick aus dem Kuhstall“ kam heraus, dass 42 % Prozent der Landwirte eher über staatliche Vorschriften, als über den Klimawandel oder finanzielle Schwierigkeiten besorgt sind. Ein laut DairyNZ erschreckender Anteil von 62 % gab an, dass sie oder jemand auf ihrer Farm im letzten Jahr psychische Probleme hatte. Dabei wurden verschärfte Produktionsauflagen, finanzielle Probleme sowie die schlechte Wahrnehmung der Milchproduktion in den Medien und der Öffentlichkeit als Hauptursachen genannt. Die Hälfte der Befragten klagte zudem über einen nicht vorhanden Breitband-Internetanschluss oder schlechten Mobilempfang auf den Höfen. Skeptisch beurteilen die Milcherzeuger auch die Entwicklung des Wertes ihrer Milchfarm; 74 % rechnen mit einem Wertverlust. Weitere 64 % erwarten auch Verschlechterungen in ihrer Kommune. Mackle wies darauf hin, dass es aber auch viele positive Einschätzungen gebe. So hätten 94 % der Teilnehmer angegeben, stolz auf ihre Arbeit als Milcherzeuger zu sein, und zwei Drittel würden diesen Beruf auch ihren Kindern empfehlen. Umwelt- und Klimathemen spielen laut Umfrage auch auf den Höfen eine große Rolle, wobei die große Mehrheit der Erzeuger schon Maßnahmen in Bereichen zum Wasserschutz, Schädlingsbekämpfung oder Düngereinsparung ergriffen hat. Da 63 % der Landwirte in den vergangenen zwölf Monaten von Dürre betroffen waren, wünschen sich diese eine nationale Wasserspeicherstrategie. Die auf Grundlage der Umfrage formulierten politischen Forderungen an die neue Regierung beinhalten unter anderem Investitionen in Forschung und Entwicklung, die am Primärsektor ausgerichtet sind und Landwirte dabei unterstützen, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern ohne auf Gewinnsteigerungen verzichten zu müssen. Großer Wert wird auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit der Regierung mit dem Sektor gelegt, beispielsweise um den Bedarf an in- und ausländischen Arbeitskräften durch Schulung und Rekrutierung zu decken oder eine bessere Netzabdeckung im ländlichen Raum zu erreichen. Zudem wünschen sie sich für Neuseeland ein weltweit führendes Biosicherheitssystem gegen die Einschleppung und Verbreitung von Krankheiten. Die nationalen Anstrengen für mehr Umwelt- und Klimaschutz werden von den Landwirten unterstützt, wenn sie mit Augenmaß erfolgen und auf wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnissen beruhen. Im Bereich der Maßnahmen zur Sicherstellung der Wasserqualität, beispielsweise mit Verschärfungen der Düngevorschriften, müsse die künftige Regierung sicherstellen, dass diese fair und in der Praxis mit pragmatischen Übergangszeiträumen umsetzbar seien, fordert DairyNZ. Im Bereich des Klimaschutzes müssten die Reduktionsziele für Methan mit einer Spanne von 24 % bis 47 % überdacht und konkretisiert werden, da sie am oberen Ende über die internationalen Verpflichtungen und wissenschaftlichen Empfehlungen hinausgingen. (AgE)

Upländer Bauernmolkerei erhält 7,5 Mio. € Förderung vom Land

Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz hat der Upländer Bauernmolkerei in Willingen-Usseln eine Förderung von 7,5 Mio. € überreicht. Damit unterstützt das Land den geplanten Neubau, der die Verarbeitungskapazität auf bis zu 60 Mio. Liter Milch pro Jahr steigern wird.
„Damit können weitere Milchbauern aufgenommen werden, die von der Molkerei einen fairen Preis für ihre Milch erhalten. Die Verbraucher können sich ebenfalls freuen, da die Upländer Bauernmolkerei mit dem Neubau auch in Zukunft in der Lage sein wird, die steigende Nachfrage nach Bio-Produkten zu bedienen“, erklärte die Grünen-Politikerin bei ihrem besuch.
Die Upländer Bauernmolkerei ist die einzige Bio-Molkerei in Hessen. Sie wird von den Bio-Bauern der Region selbst geführt. Geschäftsführerin Karin Artzt-Steinbrink nahm den Bescheid in Empfang: „Ich freue mich, dass wir in diesem Jahr mit dem Neubau unserer Molkerei starten können und dabei auch von der EU und dem Land Hessen Unterstützung bekommen. Gerade in den letzten Monaten ist die Nachfrage nach unseren Biomilchprodukten deutlich gestiegen. Das Bewusstsein für eine regionale und umweltschonende Land- und Lebensmittelwirtschaft wächst bei vielen Menschen.“
Ministerin Hinz überreichte außerdem das Siegel „Bio aus Hessen“.
Im Anschluss an die Bescheidübergabe überzeugte sich die Politikerin von der Milcherzeugung vor Ort auf dem Biolandhof der Familie Göbel in Deisfeld. 2005 hat die Familie ihren Betrieb auf eine ökologische Landwirtschaft umgestellt und beliefert die Upländer Bauernmolkerei seit 2006 mit Bio-Milch. Die Nähe zur Molkerei und die Möglichkeit, über das Geschehen mitzubestimmen, macht die Upländer Bauernmolkerei für Familie Göbel zum idealen Partner. Insgesamt leben auf dem Hof 60 Milchkühe der Rasse Fleckvieh, die in einem Stall außerhalb des Dorfes untergebracht sind. Von dort haben sie direkten und freien Zugang zu großzügigen Weideflächen.
„Mit der ökologischen Landwirtschaft können Landwirte einen wichtigen Beitrag für mehr Tierwohl und den Klimaschutz leisten. Ich freue mich, dass die Familie Göbel diese Form der Bewirtschaftung gewählt hat und sich für eine nachhaltige Landwirtschaft einsetzt. Unser Ziel in Hessen ist es, dass bis 2025 die ökologisch bewirtschaftete Fläche von derzeit 15,6 % auf 25 % ansteigen wird. Wir sind auf einem guten Weg!“, so Hinz abschließend. (Topagrar.com)

Russland: Milchexporte deutlich rückläufig

Die ukrainische  Milchwirtschaft hat im ersten Halbjahr 2020 Einbußen im Export hinnehmen müssen. Wie der stellvertretende Direktor des Instituts für Agrarökonomie, Nikolaj Pugatschew, berichtete, habe die  Auslandsvermarktung von Milchprodukten  im Halbjahresvergleich wertmäßig um 32 % auf 74,3 Mio Euro abgenommen. Besonders stark verringerte sich dabei der Export von Butter sowie von Kondensmilch und Sahne. Die Außenhandelsbilanz der Ukraine mit Milcherzeugnissen war zuletzt negativ. Grund dafür ist der seit Jahren anhaltende Abbau der Milchkuhbestände beziehungsweise der Rohmilcherzeugung. (AgE)

Preise für Milchpulver und Molkenpulver vom 12. August

Die Milchanlieferung an die deutschen Molkereien ist Ende Juli saisonal bedingt weiter gesunken. Laut Schnellberichterstattung der ZMB erfassten die deutschen Molkereien in der 31. Woche 0,5 % weniger Milch als in der Vorwoche. Die Vorjahreslinie wurde im Schnitt um 2,3 % übertroffen. In Frankreich bewegte sich das Milchaufkommen gleichzeitig um 2,5 % über dem Vorjahresniveau. Für die laufende Woche ist aufgrund der tropischen Temperaturen mit einem stärkeren Rückgang der Rohstoffverfügbarkeit zu rechnen.
Witterungsbedingt ist das Angebot an flüssigem Rohstoff abnehmend, während gleichzeitig die Nachfrage für die Herstellung von Frischprodukten zunimmt. Dies gibt den Preisen an den Spotmärkten Auftrieb, der bei Industrierahm stärker ausgeprägt ist als bei Magermilchkonzentrat.
Am Markt für Magermilchpulver wird aktuell über eine Belebung der Gespräche zwischen den Marktbeteiligten berichtet. Vor allem für Exportware gehen wieder mehr Anfragen ein. Ob kurzfristig auch mehr Abschlüsse daraus resultieren werden, bleibt im Moment noch abzuwarten. Die Gebote der Interessenten liegen meist etwas unter den letzten Abschlüssen.
Aufgrund der Schwäche des US-Dollars hat sich die Wettbewerbsfähigkeit von EU-Ware im internationalen Vergleich verschlechtert. Am Binnenmarkt ist die Lage weiter ferienbedingt ruhig, zumal in mehreren europäischen Ländern die Urlaubszeit aktuell in ihrer Hochphase ist. Dennoch werden bereits Gespräche für das vierte Quartal geführt. Hier sind die Verkäufer eher abwartend, da die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern weiterhin auseinanderliegen. Die Verkaufsbereitschaft der Anbieter ist etwas unterschiedlich, insgesamt aber begrenzt, da für die nächste Zeit umfangreiche Aufträge vorhanden sind.
Die Preise für Magermilchpulver sind uneinheitlich und bewegen sich in einer weiten Spanne. Im Schnitt haben sie zuletzt etwas nachgegeben. Futtermittelware wird bei ruhiger Nachfrage etwas schwächer gehandelt.
Bei Vollmilchpulver sind die Aktivitäten ferienbedingt weiter ruhig. Es kommen aber immer wieder kleinere Abschlüsse am Binnenmarkt zu Stande, während die Exportmöglichkeiten begrenzt sind. Die Preisforderungen tendieren in Deutschland stabil, zumal die Erlösmöglichkeiten am Rohstoffmarkt derzeit anziehen.
Die Lage am Markt für Molkenpulver ist von ruhiger Nachfrage bei etwas schwächeren Preisen gekennzeichnet. Die Preise für Futtermittelware haben in der vergangenen Woche bei ausreichendem Angebot erneut etwas nachgegeben. In den letzten Tagen hat eine Stabilisierung auf dem niedrigerem Niveau stattgefunden. Bei Lebensmittelware ist das Kaufinteresse ebenfalls vergleichsweise gering und es wird von leicht schwächeren Preistendenzen berichtet. (Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten (Allgäu)/proplanta.de)

 

LEH: Milchpreis ist dem Weltmarkt angepasst

Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel kann die Preise von Molkereierzeugnissen nicht einfach selber bestimmen, sondern folgt dabei auch den Entwicklungen am Weltmarkt. Dies ist ein Ergebnis einer neuen Studie von Prof. Jens-Peter Loy und Dr. Thomas Bittmann der Universität Kiel. Sie untersuchten, mit Unterstützung der Edmund-Rehwinkel-Stiftung der landwirtschaftlichen Rentenbank, die Preis- und Kostentransmission bei Butter- und Milch entlang der Wertschöpfungskette.
Die Autoren stellen fest, dass die Preissetzung des Lebensmitteleinzelhandels von Teilen der Gesellschaft, sowie der Landwirtschaft kritisch gesehen wird. Denn in Deutschland gelten hohe Produktionskriterien, welche hohe Kosten verursachen. Selten werden diese von den Produktionserlösen gedeckt. Diese Einstufung des Handels als Preisbildender ist den beiden Autoren jedoch zu kurz gegriffen.
Die empirische (wissenschaftlich stichhaltige) Analyse der Kostenweitergabe in der Wertschöpfungskette verdeutlicht, dass die Preissetzung des Lebensmitteleinzelhandels erheblich von den Entwicklungen am Weltmarkt abhängt.
Die Veränderungen bzw. Impulse am Weltmarkt würden auf der einen Seite durch die Molkereien direkt an die Milcherzeuger weitergegeben werden. Auf der anderen Seite stellen sie die Verhandlungsgrundlage der Molkerei mit dem Lebensmitteleinzelhandel dar.
• Dies zeigt sich durch Preisverläufe der Handelsmarken, welche sich fast identisch zum Weltmarkt verhalten, denn diese Marken sind leicht substituierbar.
• Herstellermarken haben dagegen oft einen größeren preispolitischen Spielraum, da sie oft über Alleinstellungsmerkmale verfügen und sich so von Handelsmarken abgrenzen können.
• Will ein Milcherzeuger von den größeren Preisspielräumen profitieren, muss er entweder Einfluss auf eine Marke haben oder sogar im Besitz der Marke sein bzw. Anteile an dieser halten. Beispielsweise durch individuelle Eigenschaften der Rohmilch. Dabei genügen jedoch nicht mehr Merkmale wie „Weidemilch“ oder „gentechnikfrei“, denn diese seien inzwischen austauschbar.
Man müsse Produktnischen entwickeln und neue Vermarktungsstrategien verwenden, um aus den Preisvorgaben des Weltmarktes zu entkommen, stellten die beiden Agrarökonomen fest.
Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass die Gründung einer eigenen Marke mit hohen Kosten und viel Know-How verbunden sei. Auch sei es schwierig eine eigene Marke aufrecht zu erhalten, dass sähe man am Beispiel von „Die faire Milch“, welche in Deutschland bisher nur sehr gering etabliert sei. In Österreich wurde diese Marke im Juli 2020 eingestellt (mehr dazu unter: „Ende der A faire Milch“ ).
Wichtig zu erwähnen ist seitens der Wissenschaftler, dass eine solche Nischen-Strategie nicht für die breite Masse der Milcherzeuger anwendbar ist. Da die größte Nachfrage der Verbraucher eben bei Handelsmarken bestehe und diese Nachfrage bedient wird. (AgE)