Internationale Milchpreise erneut gestiegen

Der Durchschnittspreis über alle Produkte und Zeiträume auf der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade legte in dieser Woche um 1,8 % auf 3.614 $/t zu. Der Global Dairy Trade-Preisindex stieg um 20 auf 1.136 Punkte. Das ist der sechste Preisanstieg in Folge. Während der Preis für Magermilchpulver leicht zurückging (-1,5 % auf 3.198 $/t), stiegen alle anderen Produkte im Preis: Vollmilchpulver (+2,3 % auf 3.458 $/t), Butter (+6,2 % auf 5.028 $/t), Cheddar (+2,3 % auf 4.178 $/t), Buttermilchpulver (+10,7 % auf 3.180 $/t), wasserfreies Milchfett (+1,3 % auf 5.463 $/t) und Laktose (+3,8 % auf 1.217 $/t). Süßmolkenpulver wurde nicht gehandelt. Die gehandelte Menge lag mit 28.707 t unterhalb des Niveaus der vergangenen Auktion (29.606 t). (Topagrar.com)

Christian Oppitz wird Ehrmann-Marketingchef

Ab 1. März wird Christian Oppitz neuer Geschäftsführer Marketing und Vertrieb DACH des Molkereiunternehmens aus Oberschönegg im Allgäu. Oppitz kommt von der Molkerei Gropper in Bissingen, wo er 15 Jahre tätig war – zuletzt als Geschäftsführer Marketing und Vertrieb. Bei Ehrmann übernimmt er den Posten von Kurt Hardt, der das Unternehmen Ende März auf eigenen Wunsch verlässt und als Sprecher der Geschäftsführung zu der Molkerei Alois Müller wechselt.
(w&v)

Biomilchpreise 2020 leicht gestiegen

Die Erzeugerpreise für Biomilch sind nach moderaten Rückgängen 2018 und 2019 im vergangen Jahr wieder etwas gestiegen. Wie der Verband Bioland auf Grundlage einer Erhebung bei bundesweit 40 Ökomolkereien kürzlich mitteilte, lag nach vorläufigen Daten der durchschnittliche Auszahlungspreis für ein Kilogramm Ökomilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof einschließlich einer geschätzten Nachzahlung im Jahresmittel bei 48,3 Cent/kg; das waren 0,7 Cent oder 1,5 % mehr als 2019. Der bisherige Höchstpreis wurde 2017 mit 49,1 Cent/kg erreicht. Laut Bioland haben die gute Absatzentwicklung von Biomilchprodukten und eine weniger stark zunehmende Erzeugung das Preisplus begünstigt. Nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) nahm die Anlieferung von ökologisch erzeugter Kuhmilch an die Molkereien in Deutschland von Januar bis November 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,2 % auf 1,13 Mio t zu. Die gesamte Jahresmenge dürfte laut Bioland bei rund 1,2 Mio t liegen und es damit auf einen Anteil von 3,9 % an der Gesamtanlieferung gebracht haben. Im Jahr 2019 war die erfasste Menge an Biomilch noch um 6 % und 2018 sogar um 19 % gestiegen. Auch in den Nachbarländern seien die Zuwächse bei der angedienten Biomilch teils deutlich kleiner als in den Vorjahren ausgefallen, berichtete Bioland. Dem Verband zufolge hat der Absatz von Biomilcherzeugnissen im vergangenen Jahr zum Teil im zweistelligen Prozentbereich zugenommen. Die Nachfrage sei gut gewesen, vor allem bei Produkten wie H-Milch, Quark oder verschiedenen Käsesorten, die in vielen Läden des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) neu gelistet worden seien. Der Rohstoff Biomilch sei deshalb eher knapp, zumal die Biomolkereien nur behutsam Anlieferungszusagen für neue Betriebe geben würden, um Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht zu halten. Das nun wieder erhöhte Niveau der Ökomilchpreise sollte laut Bioland 2021 Bestand haben. Den moderat gestiegenen Biomilchpreisen standen im konventionellen Bereich geringere Auszahlungsleistungen der Molkereien gegenüber. Laut Schätzung von Bioland dürften 2020 für konventionelle Milch im Jahresmittel 32,9 Cent/kg gezahlt worden sein, womit das Vorjahresniveau um 0,8 Cent oder gut 2 % verfehlt worden wäre. Der Preisabstand zwischen Milch aus ökologischer und konventioneller Erzeugung hätte sich nach diesen vorläufigen Daten vergrößert und zwar auf 15,4 Cent/kg. Ein Jahr zuvor waren es 13,9 Cent/kg gewesen. (AgE)

Milcherzeugung in Neuseeland auf Rekordkurs

In Neuseeland ist 2020 eine Rekordmenge an Milchinhaltsstoffen verarbeitet worden. Laut Daten des neuseeländischen Molkereiverbandes (DCANZ) nahm die Produktion des aus den Trockengehalten von Fett und Eiweiß gewonnenen Milchfeststoffs im vergangenen Jahr gegenüber 2019 um 0,8 % auf 1,903 Mio t zu. Bezogen auf das Kalenderjahr lag der bisherige Rekordwert 2018 bei 1,894 Mio t. Die vergleichsweise guten Witterungs- und Weidebedingungen in der zweiten Jahreshälfte 2020 haben die Milchproduktion auch insgesamt zunehmen lassen; sie stieg im Vergleich mit 2019 um 85 000 t oder 0,4 % auf 21,87 Mio t. Hier blieb der Rekord aus dem Jahr 2018 mit fast 21,95 Mio t aber bestehen. In Neuseeland steht allerdings nicht so sehr das Kalenderjahr, sondern das von Juni bis Mai laufende Milchwirtschaftsjahr im Vordergrund. In den ersten sieben Monaten der Saison 2020/21 belief sich die Rohmilchanlieferung auf 13,60 Mio t; was gegenüber Juni bis Dezember 2019 einen Zuwachs von 105 000 t beziehungsweise 0,8 % bedeutete. Bei den verarbeiteten Milchinhaltsstoffen war im gleichen Zeitraum ein Anstieg um 0,7 % auf 1,136 Mio t zu verzeichnen. Der große Molkereikonzern Fonterra ging im Dezember davon aus, in dieser Saison mit 1,525 Mio t etwa 0,5 % mehr Milchfeststoff als im vergangenen Milchwirtschaftsjahr zu verarbeiten. Analysten der ANZ-Bank hielten zuletzt ein Produktionsplus gegenüber 2019/20 von 1 % für realistisch. Damit deutet vieles darauf hin, dass 2020/21 eine Rekordsaison werden könnte, auch wenn die Zuwächse moderat ausfallen dürften. (AgE)

Kieler Rohstoffwert gesunken

Während die Preise für Milchprodukte zuletzt oft fester tendierten, gab es beim Kieler Rohstoffwert für Milch im Januar einen Abschlag. Wie aus Berechnungen des Kieler Instituts für Ernährungswirtschaft (ife) hervorgeht, lag der Rohstoffwert für ein Kilogramm Standardmilch ab Hof mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß im Januar 2020 bei 31,3 Cent. Gegenüber Dezember ging der Wert damit um 0,4 Cent/kg oder 1,3 % zurück; im Vergleich zum Januar 2020 war ein deutliches Minus von 4,9 Cent oder 13,5 % zu verzeichnen. Verantwortlich für den Rückgang des Rohstoffwerts gegenüber Dezember war vor allem die schlechtere Fettverwertung beziehungsweise die vom LEH erzwungene Senkung der Abgabepreise für Päckchenbutter. Die durchschnittliche Butternotierung an der Kemptener Börse gab binnen Monatsfrist um 22,00 Euro oder 6,1 % auf 340,00 Euro/100 kg nach. Dies konnte nur teilweise durch einen Preisanstieg bei Magermilchpulver ausgeglichen werden. Dessen Durchschnittsnotierung legte an der Kemptener Börse im Januar gegenüber dem Vormonat um 9,10 Euro oder 4,2 % auf 224,10 Euro/100 kg zu. Die aktuellen Futurekurse für Butter und Magermilchpulver am Terminmarkt European Exchange (EEX) in Leipzig lassen für die nächsten Monate aber einen Anstieg des Rohstoffwerts Milch und damit voraussichtlich auch der Milcherzeugerpreise erwarten. Gemäß dem Stand vom 28. Januar dürfte der über die EEX-Kurse ermittelte Rohstoffwert im zweiten Quartal 2021 über der Marke von 33 Cent/kg liegen. (AgE)

Tierwohlmilch muss mindestens 10 Cent teurer sein

Welche Kosten die Einhaltung höherer Tierwohlstandards bei Erzeugern und Verarbeitern verursacht und welcher Aufschlag im Einzelhandel für die Kompensation dieser Aufwendungen nötig wäre. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass die Preise für solch eine „Tierwohltrinkmilch“ zwischen 10 Cent und 20 Cent je Liter angehoben werden müssten. Wie die ife mitteilte, wurden die betrieblichen Mehrkosten über eine Befragung von 235 Milchbetrieben in acht Bundesländern erhoben. Auf deren Basis berechneten die Forscher, welche Investitionen notwendig wären, um höhere Tierwohlstandards zu erreichen. Als Referenz nutzten sie das Tierwohllabel „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbunds, das nach ihrer Analyse die höchsten Standards an die Haltung von Milchkühen setzt und in eine Einstiegs- und eine Premiumstufe unterteilt ist. In der Einstiegsstufe betragen die Mehrkosten für die Betriebe laut Studie im Durchschnitt 2,28 Cent/l, in der Premiumstufe 2,64 Cent/l pro Liter. Dabei gebe es – je nach betrieblicher Voraussetzungen – große Unterschiede bei den Zusatzkosten. Für die Molkereien wurde eine Mehrkostenspanne von 6,7 Cent bis 18,9 Cent pro Liter berechnet. Wesentliche Faktoren für höhere Kosten bei den Verarbeitern seien geringere Absatzmengen und Vermarktungssicherheit der Tierwohlmilch, erläuterten die Experten aus Kiel. Das separate Einsammeln, Verarbeiten und Vermarkten von Milch mit höheren Tierwohlstandards mit geringer Chargengröße sei aufwändiger und teurer. „Eine nach höheren Standards produzierte Milch müsste im Endeffekt mindestens 10 Cent bis 20 Cent mehr kosten“, fasste der Agrarökonom Prof. Holger Thiele von der Fachhochschule Kiel zusammen. Dies wollten aber viele Verbraucher nicht zahlen, obwohl sie sich höhere Tierwohlstandards wünschten. Ein Grund dafür sei auch in der geringen Bekanntheit einzelner Tierwohllabels zu suchen. Der Mehrwert durch die Einhaltung von Tierwohlstandards müsse deshalb klar nachvollziehbar und vertrauenswürdig dargestellt werden, hieß es in der Studie. Dies könne zum Beispiel durch ein einheitliches und leicht verständliches staatliches Tierwohllabel erreicht werden. Eine gesetzlich verpflichtende Kennzeichnung aller tierischen Produkte würde außerdem sicherstellen, dass das Label schnell einen hohen Bekanntheitsgrad erlange.  (AgE)

Biofach mit „mehr als 1.200 Ausstellern“

Für die kommende Biofach, die in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie als digitales „eSpecial“ stattfindet, haben sich bereits „mehr als 1 200 Aussteller“ registriert. Das berichtete Petra Wolf vom Veranstalter NürnbergMesse bei der Auftakt-Pressekonferenz am 28. Januar. Sie erwartet bis zum Startschuss am 17. Februar noch weitere Anmeldungen. Auch in diesem Jahr ist das Teilnehmerfeld international aufgestellt; laut Wolf haben sich bereits Unternehmen aus 81 Ländern angekündigt. Die Absage einer Präsenzveranstaltung bezeichnete Wolf als richtige Entscheidung. Man werde der Branche mit dem eSpecial zum Netzwerken und für den Wissenstransfer eine gute Alternative bieten. Das Format werde alle Kernaspekte der gewohnten Präsenzveranstaltung mit begleitendem Kongress in die digitale Welt übertragen. Laut dem Vorsitzenden vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, will die Branche im Rahmen der Veranstaltung ausleuchten, wo die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure gut funktioniert, wo sie noch ausgebaut werden muss und wo noch neue Potentiale für Gemeinsamkeiten stecken. Dann könne die in der Gesellschaft spürbar gewachsene Veränderungsbereitschaft genutzt werden. In den letzten Monaten habe ein großer Teil der Menschen in Deutschland ebenso wie rund um den Globus gespürt, wie verwundbar die Gesellschaft und die Wirtschaftssysteme seien. Es sei deutlich geworden, dass mit den Lebensgrundlagen anders umgegangen werde müsse und die eingesetzten Finanzmittel auch dem Umbau dienen müssten. (AgE)

Untersuchung möglicher Kartellverstöße durch Mondelēz

Die Europäische Kommission hat ein förmliches Kartellverfahren gegen den Lebensmittelkonzern Mondelēz eingeleitet. Konkret gehe man dem Verdacht nach, wonach das Unternehmen den Wettbewerb auf einer Reihe nationaler Märkte für Schokolade, Kekse und Kaffee dadurch eingeschränkt habe, in dem es den grenzüberschreitenden Handel mit diesen Erzeugnissen unter Verstoß gegen das EU-Kartellrecht behindert habe, erklärte die Behörde am 28. Januar in Brüssel. Mondelēz werde verdächtigt, den zwischen Mitgliedstaaten erlaubten „Parallelhandel“ mit seinen Schokolade-, Keks- und Kaffeeprodukten mittels Vereinbarungen und einseitigen Handelspraktiken beschränkt zu haben. Grundsätzlich, so die Kommission, versuchten Händler und Einzelhändler Produkte in Mitgliedstaaten einzukaufen, in denen die Preise niedriger seien, um sie dann in anderen Ländern mit höheren Preisen wieder zu verkaufen. In der Regel würden dadurch die Verbraucherpreise sinken. Beschränkungen dieses Parallelhandels können der Kommission daher dazu führen, dass Hersteller oder Anbieter auf einem nationalen Markt zum Nachteil der Verbraucher höhere Preise durchsetzen könnten. Ferner bestünde die Gefahr, dass auch die Produktvielfalt leide. Konkret wird dem US-Konzern unter anderem vorgeworfen, die auf Verpackungen verwendeten Sprachen eingeschränkt zu haben, wodurch der Verkauf in bestimmte EU-Mitgliedstaaten erschwert worden sei. Auch geht Brüssel davon aus, dass Mondelēz sich geweigert hat, bestimmte Händler zu beliefern, um die Einfuhren auf verschiedenen Märkten einzuschränken. Des Weiteren bestehe der Verdacht von Vereinbarungen mit Abnehmern, im Gegenzug für Zahlungen oder andere Ausgleichsleistungen vom Parallelhandel abzusehen. Nach Angaben der Kommission ist Mondelēz einer der größten Hersteller von Schokolade-, Keksen- und Kaffeeprodukten in der EU. Das Unternehmen erwirtschafte mit diesen Erzeugnissen Jahresumsätze in zweistelliger Milliardenhöhe. Im Jahr 2019 erzielte der Konzern mit Hauptsitz in Deerfield im US-Bundesstaat Illinois einen Gesamtumsatz von 25,9 Mrd Euro. (AgE)

Studie zu verbesserten Lieferbeziehungen zwischen Molkereien und Milcherzeugern

Die Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und ihren Molkereien werden flexibler, was die Bindungsfristen angeht, und sind geprägt von zunehmend freiwilligen Angeboten von festen Preisen und Mengen an die Milcherzeuger. Diese Aussage kann man der Studie „Lieferbeziehungen zwischen Rohmilcherzeugern und Milchverarbeitungsunternehmen in Deutschland im Jahr 2020“ des ife-Instituts für Ernährungswissenschaft Kiel von Prof. Dr. Holger Thiele entnehmen.
Die Kurzstudie erfasst den Stand der angewendeten Preisliefermodelle für rund 33.800 bzw. 56 % der Milchlieferbeziehungen zwischen Rohmilcherzeugern und Milchverarbeitungsunternehmen in Deutschland Ende des Jahres 2020. In die repräsentative Erhebung sind die Daten von 52 % der Molkereien und 79 % der Milchmenge in Deutschland eingeflossen. Der Vergleich der aktuellen Zahlen mit den Lieferbeziehungen im Jahr 2018 zeigt eine hohe Dynamik im Bereich der Festpreismodelle und geringe Änderungen im Bereich der Zwei- und Mehrpreismodelle. Die Festpreismodelle für die Lieferanten sind freiwillig, die Teilnahmebereitschaft ist daher abhängig von dem jeweiligen Preisniveau und der Risikoeinstellung der Milcherzeugungsbetriebe. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hatte vor zwei Jahren bereits eine Erhebung beim ife-Institut in Auftrag gegeben, die nun im Auftrag des Milchindustrie-Verbandes, Berlin aktualisiert und mit dem Stand 2018 verglichen wird.
Hintergrund sind Überlegungen der Politik, gesetzlich Einfluss auf die Vertragsfreiheit zu nehmen. Die Regelungen der europäischen Gesetzgebung aus Brüssel bieten das den Mitgliedstaaten optional an. „Wir glauben aber nicht, dass der Staat durch andere gesetzliche Regelungen zu den Lieferbeziehungen Einkommensverbesserungen auf den Höfen erreichen wird“, sagt Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des Verbandes in Berlin. Die Studie zeigt deutlich, wo sich in den letzten Jahren die Vertragsbeziehungen verändert hatten und werden. Die Studie selber ist auf der Website des MIV einsehbar. (lifepr)

BDM will Neuausrichtung der Agrarpolitik

In einem Brief an die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner fordert der BDM eine Neuausrichtung der Agrarpolitik.
Die wirtschaftliche Situation der Erzeuger auf landwirtschaftlichen Betrieben sei schlecht und die Zukunftssorgen würden wachsen. „Jeder schiebt die Verantwortung von sich weg, hin zu einem anderen. Wir drehen uns im Kreis“ heißt es in dem Brief. Manche Landwirte sehen laut BDM den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) in der Verantwortung. Dieser verweise jedoch auf die Politik und von dort aus gehe es zurück zum LEH und den Verbrauchern.
Verarbeiter in der Pflicht
Die Verarbeitungsbranche falle bei den Streitigkeiten um die Verantwortung aus dem Blickfeld. Den Verarbeitern komme jedoch eine hohe Verantwortung zu. Der BDM verweist dafür auf eine Untersuchung des Bundeskartellamts: Es bestehe wenig bis kein Interesse der Molkereiunternehmen an höheren Milcherzeugerpreisen. Das gelte auch für genossenschaftlich strukturierte Molkereien.
„Die Marktstellung der Landwirtschaft braucht eine deutliche Verbesserung gegenüber ihren Marktpartnern, den Verarbeitungsunternehmen“, fordert der BDM. Da komme die Agrarpolitik ins Spiel.
Die Umsetzung der UTP-Richtlinie, der gemeinsame Verhaltenskodex, die nationale Herkunftskennzeichnung und das Preiswerbeverbot für Fleisch seien dazu dienlich. Aber es brauche eine Neuausrichtung der Agrarpolitik, die in erster Linie nicht das Ziel haben sollte, die Verarbeitungs- und Ernährungsindustrie mit günstigen Rohstoffen zu versorgen. Dazu würde auch die BDM-Sektorstrategie beitragen. (Topagrar.com)

Keine Kostendeckung bei der Rohmilcherzeugung

Auf die anhaltend prekäre Situation der Milcherzeuger hat das European Milk Board (EMB) anlässlich der Internationalen Grünen Woche (IGW) erneut hingewiesen. „Aktuelle Studien zeigten, dass, sowohl bei konventioneller als auch Biomilch, über ein Viertel der Produktionskosten durch die Preise nicht gedeckt sind“, stellte die niederländische EMB-Vorsitzende Sieta van Keimpema am vergangenen Mittwoch (20.1.) fest. Dies habe für die konventionelle Milcherzeugung 2018 umgerechnet einen durchschnittlichen Stundenlohn von 4,02 Euro für den Betriebsleiter und seine mitarbeitenden Familienmitglieder bedeutet. Im Jahr 2019 seien die Preise sogar so niedrig gewesen, dass die Bauern gar kein Einkommen aus der Milcherzeugung hätten erzielen können. „Nicht nur niedrige Preise drücken unsere Einkommen, sondern auch davon galoppierende Kosten durch steigende Auflagen oder den Klimawandel selbst“, stellte der EMB-Vorstandsvertreter Elmar Hannen ergänzend fest. Aus Sicht des EMB ergebe sich daraus, dass die umfassende Deckung der Produktionskosten der erste Schritt zu mehr Nachhaltigkeit sei. Keimpema rief die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, die Vorschläge des Europaparlaments für einen faireren Rahmen in der Wertschöpfungskette Milch zu unterstützen. Insbesondere das angedachte temporäre Rückfahren der Milchmenge in Krisenzeiten könne helfen, sehr schwere Krisen und eine schädliche Überproduktion zu vermeiden. (AgE)

Butterpreise in Bewegung

An der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten ist es am vergangenen Mittwoch (20.1.) erneut zu Korrekturen bei der Butternotierung gekommen. Dabei wurde der obere Notierungswert für Päckchenbutter um 50 Cent auf 3,50 Euro/kg gesenkt, nachdem dieser zwei Wochen zuvor um 56 Cent herabgesetzt, die Woche darauf aber wieder um 56 Cent angehoben worden war. Letztlich muss dies als Spätfolge der jüngsten Kontraktverhandlungen der Hersteller mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) gesehen werden. Bei diesen kam eine deutliche Senkung der Abgabepreise für das Einstiegssegment heraus, was auch im höherpreisigen Segment Anpassungen nach sich zog. Grundsätzlich ist die Nachfrage für Päckchenbutter im LEH, auch wegen des Lockdowns, Analysten zufolge gut. Nach Angaben des Verbandes der Milcherzeuger Bayern (VMB) zog zuletzt auch der Bedarf für Blockbutter an. Die Kemptner Börse sprach von einer „sehr guten Nachfrage“ und setzte ihre betreffende Notierung um 8 Cent auf 3,38 Euro/kg bis 3,48 Euro/kg nach oben. Sie ist damit im Notierungsmittel nun etwas teuer als abgepackte Ware. International zog der Butterpreis bei der Auktion an der Global Dairy Trade (GDT) vergangene Woche weiter an. Im Mittel aller gehandelte Kontrakte ging es dabei um 4,8 % auf 4 735 $/t (3 925 Euro) nach oben, wobei die im Februar zu liefernde Butter sogar 4 821 $/t (3 996 Euro) erlöste. Damit lag das Preisniveau an der GDT um rund 18 % über dem aktuellen Niveau der Kemptener Börse. Im Bereich Käse blieben die amtlichen Notierungen in der vergangenen Woche dagegen unverändert; lediglich bei der Spezialität Emmentaler aus Rohmilch wurde der obere Spannenwert um 1,25 Euro auf 6,00 Euro/kg zurückgenommen. Analysten zufolge ist der Absatz von Hart- und Schnittkäse über den LEH auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Durch die Verlängerung des Lockdowns wird sich nach Einschätzung des VMB daran nichts ändern, weshalb die Hersteller bei den Verhandlungen zum Monatswechsel höhere Preise für Februar fordern.
An der GDT wurde Milchpulver in der vergangenen Woche, auch aufgrund der guten Nachfrage aus China, mit teilweise deutlichen Preisaufschlägen gehandelt. Hierzulande tendierte der Markt ebenfalls fester. Bei den Werken gingen immer wieder Kaufanfragen für Magermilchpulver ein, insbesondere für kurzfriste Lieferungen oder für Exporte auf den Weltmarkt, berichtete die Zentrale Milchmarkt Berichterstattung (ZMB). Dabei stehe der Nachfrage ein begrenztes Angebot gegenüber, weil ein Großteil der Produktion schon verkauft sei. Hinzu komme, dass die Rohstoffverfügbarkeit wegen der eher verhaltenen Milchanlieferungen begrenzt sei. Nach Angaben der Kemptner Börse ließ sich Magermilchpulver in Lebensmittelqualität in der vergangenen Woche mit Zuschlägen zwischen 5 Cent und 7 Cent verkaufen; das Kilogramm wurde in einer Spanne von 2,27 Euro und 2,37 Euro gehandelt. Bei der Futtermittelware ging es mit den Preisen im Vorwochenvergleich zwischen 5 Cent und 8 Cent nach oben; der Abgabepreis lag zwischen 2,18 Euro/kg und 2,23 Euro/kg. Für Molkenpulver mussten die Einkäufer ebenfalls tiefer in die Tasche greifen. Ware in Lebensmittelqualität erzielte Aufschläge von durchschnittlich 3 Cent und wurde zwischen 0,88 Euro/kg und 0,91 Euro/kg notiert. Das Kilogramm Futtermittelware wurde in einer Bandbreite von 0,85 Euro und 0,87 Euro verkauft; das waren im Mittel 4 Cent mehr als in der Vorwoche. Im festeren Marktumfeld stiegen auch die Preise für das eher ruhig nachgefragte Vollmilchpulver, und zwar um 3 Cent auf 2,76 Euro/kg bis 2,86 Euro/kg (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8289 Euro). (AgE)

Internationale Preise für Milchprodukte weiter im Aufwind

Nach festeren Kursen zum Jahresauftakt sind die Preise für Standardmilchprodukte an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) auch zur Monatsmitte weiter gestiegen. Bei der Auktion am Dienstag vergangener Woche (19.1.) konnten alle gehandelten Standardprodukte, mit Ausnahme von Cheddarkäse, Zugewinne verbuchen. Der zusammenfassende Preisindex legte gegenüber der Versteigerung von Anfang Januar um 4,8 % zu und kletterte mit 1 116 Punkten auf den höchsten Stand seit Mai 2014. Der hierzulande heiß diskutierte Butterpreis stieg im Mittel aller Kontrakte gegenüber Anfang Januar um 4,6 % auf 4 735 $/t (3 925 Euro); mehr Geld mussten die Käufer für das Milchfett an der GDT zuletzt vor 19 Monaten im Juni 2019 zahlen. Maßgeblich für den Aufschwung des Gesamtindex war jedoch die weiter feste Entwicklung bei den umsatzsatzstarken Milchpulverprodukten. So schoss der durchschnittliche Auktionspreis für Magermilchpulver gegenüber der vorangegangenen Handelsrunde um 7,0 % auf 3 243 $/t (2 688 Euro) nach oben und markierte ein neues Mehrjahreshoch. Vollmilchpulver erlöste je Tonne 3 380 $ (2 802 Euro) und war damit so teuer wie zuletzt im Dezember 2016. Tagessieger an der GDT war jedoch wasserfreies Milchfett mit einem Preisplus von 17,2 % auf 5 398 $/t (4 474 Euro). Zudem waren die Käufer bereit, mehr Geld auch für Laktose auszugeben, dessen Preis im Vergleich zur Auktion vor zwei Wochen um 6,6 % auf 1 173 $/t (1 054 Euro) stieg. Lediglich Cheddarkäse hinkte hinterher und erzielte über alle Liefertermine hinweg mit durchschnittlich 4 082 $/t (3 384 Euro) ein um 0,3 % schwächeres Ergebnis als bei der Auktion von Anfang Januar. Analysten zufolge traf bei der jüngsten GDT-Runde ein nicht zu großes Angebot auf eine rege Nachfrage der Käufer, die vor allem in Asien beziehungsweise China ihren Sitz hatten (Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8289 Euro). (AgE)

Forderung nach kräftiger Rohmilchpreisanhebung unrealistisch

Morgen werden wieder Landwirte vor die Tore von Molkereien und Schlachtereien ziehen und angesichts ihrer wirtschaftlich angespannten Situation höhere Erzeugerpreise fordern. Die von den im „Milchdialog“ zusammengeschlossenen Organisationen verlangte Anhebung des Rohmilchpreises um mindestsens 15 Cent/kg hält der Milchindustrie-Verband (MIV) jedoch für unrealistisch. „Wir verstehen die Situation der der Landwirte, aber es wird keine Wunder geben“, erklärte MIV-Vorsitzender Peter Stahl heute bei einer Pressekonferenz des Verbandes. Er wies daraufhin, dass Deutschland über seine Ein- und Ausfuhren eng mit anderen Märkten verbunden sei und das Erzeugerpreisniveau hierzulande auf EU-Niveau liege. „Es wäre eine Illusion zu glauben, dass sich daran massiv etwas ändern könnte“, so Stahl.
Der MIV-Vorsitzende wies zudem darauf hin, dass die Corona-Situation nicht nur die Landwirte, sondern auch die Molkereien mit Kostensteigerungen und geringerer Rentabilität fordere. So hätten Fertigungslinien wegen des Wegfalls von Absatzkanälen umgestellt, Hygienemaßnahmen eingeführt oder den Mitarbeitern Zuschläge gezahlt werden müssen. Darüber hinaus seien die Kosten für Verpackungen und Bürokratie gestiegen. Stahl stellte zudem klar, dass die geforderte konzertierte Anhebung der Molkereiabgabepreise nach deutschem und europäischem Kartellrecht nicht möglich sei.
Molkereien und die Landwirte müssten gemeinsam darauf hinarbeiten, die Vermarktung und die Kommunikation für die Milch zu stärken. „Konfrontation oder Blockaden lösen das Problem nicht, nur der Dialog“, betonte Stahl. Ein Baustein, um die Situation zu entspannen, sei aus Sicht des MIV die Exporte weiter zu fördern, um Märkte zu sichern und damit auch langfristig einen guten Milchpreis sicherzustellen. Denn Handelskriege, wie mit den USA oder Russland, schadeten der Milchvermarktung. Erschwerend komme der drohende Brexit hinzu.
Der stellvertretende MIV-Vorsitzende Hans Holtorf merkte an, dass die „Milchproduktion auf Corona nicht reagiert hat“ und der Mengenabfluss über Exporte erfolgt sei, ohne die es einen noch stärkeren Einbruch der Verwertungen gegeben hätte. „Die Exportmärkte sind nicht nur die schlechten“, machte Holtorf klar und erinnerte daran, dass diese durchaus auch schon für höhere Auszahlungspreise gesorgt hätten. Für den Jahresmilchpreis 2020 sei ein durchschnittliches Niveau von 32,50 Cent/kg zu erwarten, was 1 Cent weniger als im Vorjahr und sicher nicht auskömmlich für die Milchbauern sei. Doch angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen durch die Corona-Krise sei das immer noch eine „hervorragende Leistung der Molkereiwirtschaft“. (AgE)

Milchpreis: 14,05 Cent fehlen zur Kostendeckung

Für den Zeitraum Juli bis Oktober 2020 lagen die Produktionskosten in Deutschland bei 46,69 ct/kg Milch und der durchschnittliche Auszahlungspreis bei 32.64 ct/kg.
Milcherzeugern in Deutschland fehlten bei einem durchschnittlichen Milchpreis von 32,64 ct/kg zwischen Juli und Oktober 2020 rund 14,05 ct zur Kostendeckung. Das berichten European Milk Board und MEG Milch Board.
Die Preis-Kosten-Ratio lag damit bei 0,7. Das hießt, dass das die Produktionskosten zu 70 % über den Milchpreis gedeckt sind. 2019 betrug der Wert 71 %.
Der Milch-Marker-Index (MMI) zeigt Kostenentwicklung der Milchproduktion im Vergleich zum Jahr 2015. Der MMI hatte im Oktober 2020 einen Wert von 113, d.h. dass die Produktionskosten um 13 % gestiegen sind. Das EMB schlägt zur Abhilfe ein sogenanntes „Marktverantwortungsprogramm“ als Kriseninstrument vor.

NRW: Corona stärkt Trinkmilch

Die Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW (LV Milch) hat auf ihrer Jahrespressekonferenz u.a. darüber berichtet, wie sich Corona im Jahr 2020 auf den Milchmarkt in Nordrhein-Westfalen ausgewirkt hat:
• In den Supermärkten haben die Verbraucher mehr Butter, Joghurt, Käse, Quark und erstmals seit längerem auch wieder mehr Konsummilch nachgefragt. Insbesondere Biomilch legte von Januar bis Oktober um 15,5% zu; bei Weidemilch waren es 17,3%.
• Im Gastronomie- und Foodservice-Bereich brach der Absatz um 75% ein. Das konnte auch der Mehrabsatz im LEH nicht vollständig auffangen.
• Milchimitate wie Soja- oder Hafermilch stiegen um 60% auf etwa 180 Mio. l an. Die LV Milch mahnt, dass z.B. Hafermilch weniger werthaltig für die menschliche Ernährung sei als Kuhmilch und auch kein sonst nicht nutzbares Grasland veredele.
Der durchschnittliche Milcherzeugerpreis in Nordrhein-Westfalen belief sich im vergangenen Jahr auf rund 33,3 Cent/kg (4% Fett, 3,4% Eiweiß); 0,4 Cent oder 1,2 % weniger als 2019. Obwohl deutlich mehr Umwelt-, Klima- oder Tierschutzauflagen zu erfüllen sind und auch die Anforderungen des Handels angestiegen sind, hat sich das Preisniveau in den vergangenen Jahrzehnten nicht nennenswert erhöht, kritisiert die LV Milch. Zusätzlich übten Futterknappheit durch Dürrejahre und Kritik aus der Gesellschaft Druck aus, sodass 2020 rund 4% der Milcherzeuger aufgegeben hätten.  (Elitemagazin)

Hochland-Molkerei ändert Werbung

Der Allgäuer Käsehersteller Hochland steht aufgrund seiner Werbung für den „Grünländer Käse“ mit „Freilaufkühen“ noch immer in der Kritik. Das Unternehmen erhielt bereits im September 2020 den „Goldenen Windbeutel“ von der Verbraucherorganisation Foodwatch als Negativpreis für die dreisteste Werbelüge des Jahres. Hochland ließ sich davon bis jetzt allerdings nicht beeindrucken, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Der Vorwurf von Foodwatch: Der Begriff „Freilaufkühe“ führt den Verbraucher in die Irre. Die Hochland-Molkerei täusche dem Kunden ein Weideidyll vor, obwohl die Kühe im Stall gehalten werden.
Erst nachdem sich der Verband Sozialer Wettbewerb (VSW) eingeschaltet und Hochland eine Abmahnung erteilt hat, erklärte sich der Milchverarbeiter bereit, die Werbung zurückzuziehen. Der VSW versteht sich nach eigenen Angaben als Hüter des Wettbewerbsrechts und gilt als sehr angriffslustig. Er habe sich bei der Abmahnung auf das deutsche und europäische Lebensmittelrecht bezogen,. Daraufhin verpflichtete sich Hochland, die Werbung nach einer Umstellungsfrist bis zum 10. Januar 2022 zu unterlassen. (Topargra.com)

Prof. Spiller will Klimalabel für Lebensmittel

Ein Bundesbürger emittiert pro Jahr etwa 9 t CO2, rechnen Wissenschaftler vor. Davon entfallen etwa 2 t auf die Ernährung. Da die EU bis 2050 die Klimaneutralität anstrebt, ist für Prof. Dr. Achim Spiller von der Universität Göttingen völlig klar, dass auch der Ernährungsbereich seinen Beitrag dazu leisten muss. „Bei den Unternehmen hat der Klimaschutz mittlerweile ein große Bedeutung“, stellte der Wissenschaftler bei der Digitalveranstaltung der Uni Vechta am Donnerstag klar. Das Thema: „Noch ein Label? Klimalabel! Gestaltungsempfehlungen für ein Klimalabel auf Lebensmitteln“
„In den nächsten Jahren werden immer mehr Unternehmen aus dem Ernährungsbereich Kennzeichnungen zur Klimawirkung auf ihre Produkte drucken“, ist Spiller überzeugt. Hersteller wie Arla Foods oder die Wiesenhof-Gruppe treten damit bereits offensiv an die Verbraucher heran. Es sei deshalb falsch, sich dem zu verschließen. Man sollte die Diskussion stattdessen aktiv mitgestalten.
Spiller beobachtet bei den Verbrauchern eine große Unsicherheit und Unwissenheit bei Klima und Ernährung. „Ist der Apfel aus Chile wirklich klimafreundlicher als Geflügelfleisch aus Deutschland?“, fragte der Wissenschaftler. Hinzu kämen große Spannweiten bei der Treibhausgasbelastung bei ein und demselben Produkt. 1 kg Tomate könne im besten Fall 500 g CO2-Äquivalent (CO2eq) bedeuten oder aber auch 5 kg CO2eq, wenn es ungünstig liefe.
Eine realistische Einschätzung der Klimawirkung einzelner Lebensmittel sei für Konsumenten derzeit kaum möglich, meint Spiller. Ein Klimalabel könne die Transparenz für klimabewusste Verbraucher erhöhen und auch in der Lebensmittelwirtschaft für mehr Aufmerksamkeit in Bezug auf den Klimaschutz sorgen. Der Effekt kann groß sein. Nach Spillers Daten hat der Ernährungsstil einen großen Einfluss auf die Klimabelastung. Von 1t CO2eq pro Jahr bis über 3 t CO2eq sei alles möglich.
Bei der Form des Labels gibt es nach Aussage des Wissenschaftlers viel Spielraum. Er plädiert für ein mehrstufiges Label, dass durch eine Farbskala den Verbraucher führt. Gleichzeitig solle aber auch der Treibhausgasausstoß in kg CO2eq pro kg Produkt erwähnt werden, um bei den Unternehmen die Motivation zur Verbesserung zu gewährleisten. Um den Start zu erleichtern, sollte man zudem mit Durchschnittwerten beginnen, die mittlerweile für viele Produkte verfügbar seien.
Einzelne Unternehmen könnten sich dann mit einem validierbaren System im Branchenvergleich besser stellen können. So ein Label sollte zudem alle Lebensmittel erfassen und auch Großverbraucher und die Systemgastronomie mit einschließen. Spiller denkt außerdem an ein staatliches und verpflichtendes Label.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, wie komplex das Thema ist. Zuhörer gaben zu bedenken, dass es zum Teil Zielkonflikte geben dürfte, z.B. beim Thema Tierschutz und Klimaschutz. „Das Fleisch von der extensiv gehaltenen Mutterkuh schneidet vermutlich nicht besonders gut ab“, meinte ein Zuschauer.
Dem Vorschlag das Klimalabel zurückzustellen und zunächst auf das Thema Tierwohllabel zu schauen, um auch die Landwirte nicht zu überfordern, erteilte Spiller eine Absage. „Diese Zeit haben wir nicht.“ Die gesellschaftlichen Diskussionen liefen parallel und der Klimawandel sei im vollen Gange. (Topagrar.com)

Auch Lebensmittelhersteller von Corona-Pandemie betroffen

Auch wenn die Bilder von Hamsterkäufen im ersten Corona-Lockdown womöglich ein anderes Bild suggerierten, sind längst nicht alle Lebensmittelhersteller mit vollen Auftragsbüchern oder ohne Blessuren durch die bisherigen Pandemiemonate gekommen. Wie der Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Deutschland und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungswirtschaft (BVE), Christoph Minhoff, am 14. Januar in Berlin berichtete, konnten beispielsweise die Hersteller von Mehl, Nudeln oder Tiefkühlprodukten im vergangenen Jahr zeitweise zwar große Umsatzzuwächse verbuchen. Diesen seien jedoch oft ebenso große Einbrüche bei der Nachfrage gefolgt, da nach der Bevorratung lange wenig Nachfrage nach diesen Erzeugnissen bestanden habe, stellte Minhoff fest. Vor weitaus größeren Problemen stehen nach Darstellung des Geschäftsführers der beiden Branchenorganisationen allerdings die Lebensmittelhersteller, deren Kundenkreis im Wesentlichen aus der Gastronomie stammt. Der zweite und nun womöglich weitere zwölf Wochen anhaltende Lockdown habe für drastische Nachfrageverluste bei diesen Unternehmen geführt. Minhoff geht auch nicht davon aus, dass sich der Absatz im Gastronomiebereich nach dem Ende der pandemiebedingten Schließungen so bald erholen wird. Er befürchte jedenfalls „dramatische Veränderungen“ in der Restaurantlandschaft, sollte der Lockdown noch lange anhalten, warnte der Geschäftsführer. (AgE)

Milcherzeugung ist ein Minusgeschäft

Die deutschen Milcherzeuger müssen weiterhin ohne kostendeckende Erlöse arbeiten. Darauf hat am 15. Januar die Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board aufmerksam gemacht und auf entsprechende Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie & Landwirtschaft (BAL) zum Milch Marker Index verwiesen. Demnach lagen im Oktober 2020 die durchschnittlichen Produktionskosten für ein Kilogramm Milch im Bundesgebiet bei 46,69 Cent, während sich der mittlere Milcherzeugerpreis nur auf 32,64 Cent/kg belief. Zur Vollkostendeckung fehlten den Milchbauern somit 14,05 Cent/kg oder 30 Prozent. „Die Milcherzeugung in Deutschland ist für die meisten Betriebe ein Minusgeschäft und gefährdet sie in ihrer Existenz“, beklagte der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board, Frank Lenz. In der Gesprächsbereitschaft des Handels und ersten zögerlichen Preiszugeständnissen sieht er jedoch einen ersten Erfolg. „In der Sache besteht eine starke Einigkeit: Die Preise müssen hoch“, betonte Lenz. Über den Weg dahin werde noch diskutiert, obwohl es dazu bereits ausgefeilte Konzepte gebe. Die Verhandlungsebene müsse jetzt dringend auf die Stufe der Verarbeiter verschoben werden. Denn wenn diese bei der nächsten Preisrunde wieder einknickten, purzelten die Preise. Bei Butter habe man dies bereits in diesen Tagen schmerzhaft beobachten können. „Für eine nachhaltige Milchpreisgestaltung reicht es nicht mehr aus, die Preise punktuell zu verhandeln. Vielmehr müssen Kontrakte für einen bestimmten Lieferzeitraum abgeschlossen werden“, betonte der MEG-Vorsitzende. Diese müssten neben dem Preis und der Laufzeit selbstverständlich auch die Liefermenge beinhalten. „Wir können fordern und verhandeln so viel wir wollen. Wenn die Menge der Nachfrage nicht angepasst ist, sind keine höheren Preise für uns zu erwarten“, erklärte Lenz. Erschreckend finde er, dass viele junge Betriebsleiter über die rechtlichen Möglichkeiten nicht Bescheid wüssten. „Die Urproduktion ist vom Kartellverbot befreit. Wir dürfen uns zusammenschließen, als Vermarktungseinheit gegenüber den Molkereien auftreten und genau diese Kontrakte einfordern“, hob Lenz hervor. Während bei den Privatmolkereien zumindest in der Theorie vertragliche Vereinbarungen hinsichtlich Menge und Preis bereits möglich wären, zerstöre die 100-prozentige Andienungspflicht der genossenschaftlichen Milcherzeugern jeglichen Verhandlungsspielraum. Diese gehöre deshalb ausgesetzt. (AgE)